Hurra, wir haben dem Jetlag anscheinend ein Schnippchen geschlagen und sind bereits um kurz vor 6 Uhr fertig zur Abreise in Richtung Lancelin und Nambung National Park. Auf beides habe ich mich besonders gefreut! Da heute Samstag ist, sind die Straßen zum Glück fast absolut leer zu dieser frühen Stunde. Sollte ich also aus Versehen mal einige Flüchtigkeitsfehler beim Fahren machen, dürfte das hoffentlich glimpflich ausgehen.
Nach nur wenigen Minuten passiert dann tatsächlich auch das unvermeidbare. Ich lande beim Links abbiegen HINTER der Verkehrsinsel und bin auf einmal mitten im Gegenverkehr! Zwei Autos kommen unmittelbar auf uns zu und betätigen wild die Lichthupe. Beim Vorbeifahren grüßen uns beide Fahrer und grinsen sich einen. Anscheinend kennt man solche Situationen im touristengeplagten Perth !?
An der nächsten Einfahrt drehe ich schnell und wir tun möglichst so, als ob nichts gewesen wäre. Hat keiner gesehen, interessiert also auch keinen. Als wir kurze Zeit später auf dem Highway sind, geht dann alles ganz schnell. Bereits nach wenigen Minuten haben wir Perth hinter uns gelassen und fahren auf der Wannaroo Road Richtung Norden gen Lancelin.
Weißen Dünen in Lancelin
Vorbei geht die Fahrt an den ersten gelben Warnschildern mit den Koalas drauf. Es ist unheimlich toll diese dann endlich auch mal live und nicht immer nur in Deutschland an diversen Autoscheiben hängen zu sehen. Die Fahrt geht in Richtung Lancelin.
Der Ort war uns beiden bis vor kurzem eigentlich nicht wirklich ein Begriff – bis der um die Welt reisende Matt dann einen Stopp dort eingelegt und in den Dünen sein Tänzchen abgehalten hat. Bereits einige Zeit bevor man den eigentlichen Ort erreicht kann man von weitem die gewaltige Dünenlandschaft sehen.
Leider Gottes war das Wetter aber nicht ganz so schön, wie es das oben links auf dem Bild vermuten lässt. Der wenige blaue Himmel, den man erkennen kann, war auch so ziemlich das letzte bisschen für einen längeren Zeitraum. Dumm gelaufen irgendwie, denn so verlieren die schneeweißen Dünen irgendwie an Anziehungskraft.
Trotzdem ist alleine der Anblick dieser Menge Sand direkt neben dem Ort und knapp 100 m vom Strand entfernt irgendwie beeindruckend. Einige Zeit bleiben wir hier und beobachten einige Freaks auf Ihren Quads, die wie von Sinnen durch dieses „weiße Meer“ heizen. Das scheint auf jeden Fall Spaß zu machen!
Da weit und breit keine Sonne zu sehen ist, beschließen wir weiterzufahren. Vielleicht haben wir ja weiter nördlich etwas mehr Glück!
Für den weiteren Weg zu den Pinnacles fahren wir in Richtung Brand Highway, den wir nach kurzer Zeit erreichen. Dieser „Highway“, der entlang der westlichen Küste Australiens verläuft, hat gerade einmal eine Fahrspur für jede Richtung. Von den üblichen Schnellstraßen, wie man sie aus Deutschland oder gar den USA gewohnt ist, muss man sich also schnellstens verabschieden.
Alternativ zum Highway kann man auch – ein 4WD-Fahrzeug vorausgesetzt – am Strand entlang von Lancelin zu den Pinnacles fahren. Achtung: Hierbei MUSS man sich auf jeden Fall vorher nach den Gezeiten erkundigen. Ansonsten kann dieser Spaß auch ganz schnell nach hinten losgehen und man kann sein Auto freischaufeln oder abschleppen.
Nambung National Park
Knappe zwei Stunden später erreichen wir Cervantes. Dieser Ort ist quasi das Tor zu den Pinnacles im Nambung National Park. Der Ort Cervantes an sich ist eher nichtssagend. Es gibt eine Tankstelle, ein paar Shops für das Nötigste und ein Best Western Hotel, was aber generell ausgebucht zu sein scheint. Vermutlich übernachten sämtliche Busrundreisen hier könnte ich mir vorstellen.
Die Zubringerstraße von Cervantes zum Park ist komplett asphaltiert, erst im Park selber wird es sandig. Am Rangerhäuschen am Parkeingang besorgen wir uns erst einmal den Holiday Park Pass, der für die meisten der Westaustralischen Nationalparks gültig ist. 35 Au$ kostet der Spaß, besucht man mehr als drei Nationalparks rechnet sich das schnell.
Bereits nach wenigen Metern auf der sandigen Piste im Nationalpark sind wir total gefangen von dieser Zauberwelt der Zacken und Zinnen. Keine paar Meter sind wir gefahren und nichts hält uns mehr im Auto. Raus, raus, raus … nur noch raus !!
Wieso man in Internet fast immer die gleichen langweiligen Bilder von hier sieht kann ich spätesten in dem Moment nicht mehr begreifen, es ist hier wesentlich abwechslungsreicher als man es vermuten mag. Kein Pinnacle gleicht dem anderen, hinter jeder Kurve betritt man eine neue Welt.
Über die Entstehung der aus Kalksandstein bestehenden Pinnacles gibt es viele Theorien. Bis vor kurzem war eigentlich überhaupt nicht klar, wie sie eigentlich ihre jetzige Form bekommen haben. Die Vermutungen reichen von Kalkablagerungen angeschwemmter Muscheln bis hin zu versteinerten Wurzeln ehemaliger Vegetation.
Klar ist: Früher war der Sand hier viel höher und hat alles unter sich begraben. Durch Wind und Wetter wurde er im Laufe der Zeit jedoch weggeweht – was übrig blieb waren die härteren Säulen, die heutigen Pinnacles.
Der Oneway-Loop der sich durch die Pinnacles schlängelt, ist gute 4km lang und bei trockenem Wetter problemlos mit eigentlich jedem PKW zu fahren. Manchmal wird es in einigen Kurven etwas eng, mit Wohnmobilen kann es also hier und da eine fummelige Angelegenheit werden um die Zinnen herum zu lenken. Zu große Wohnmobile müssen leider auf dem Parkplatz stehen gelassen werden und man ist gezwungen zu Fuß durch den Park zu laufen. Das sollte man aber so oder so machen, um einen vernünftigen Eindruck zu bekommen.
Ab und zu sieht man einige Ghalas auf den Spitzen der Pinnacles sitzen, das ist eine zu den Papageien gehörende Kakadu-Gattung, die man sehr häufig hier in Westaustralien vorfinden wird. Immer wieder haben sie uns im Laufe des Urlaubes tolle Momente beschert!
Interessanterweise kann man sich den Tieren hier im Park bis auf wenige Meter nähern. Selbst als eine Horde Asiaten angesprintet kommt fliegen sie nicht weg, sondern bleiben ganz ruhig sitzen. Zum Thema Asiaten sag ich an dieser Stelle besser mal nix, sonst quillt mir gleich wieder der Hals über. Ein Glück das Australien so groß ist ! Themawechsel.
Mit ein wenig Fantasie lassen sich recht merkwürdige Gebilde aus den Sandsteinen erkennen. Die Interpretationsmöglichkeiten gehen von Schlössern, Dämonen, Vögeln, Elefanten, Aliens, Schwertern bis hin zu Nashörnern. Und das alles ohne einen Tropfen Alkohol, ich bin begeistert.
Der höchste existierende Pinnacle ist übrigens knappe 5m hoch. Der höchste den WIR gesehen haben war vermutlich so um die 4m würde ich schätzen. Frauchen hat sich mal daneben postiert zum Größenvergleich.
Die schönsten und außergewöhnlichsten Steinformationen im Nambung National Park gibt es übrigens ungefähr nach der Hälfte des Loops, kurz nach der T-Kreuzung hinter dem Desert View Lookout. Die beste Zeit zum Fotografieren ist übrigens der Sonnenauf – und Untergang. Dann kann man – wenn man ganz leise ist – mit erleben wie sich die Pinnacles schlafen legen ….
Ne, Blödsinn. Dann sind natürlich die Schatten schön lang und fotogen und die warmen Farben lassen die Säulen in einem goldenen Licht erscheinen. Leider war es uns fahrtechnisch ja nicht möglich abends hier zu sein. Wie gesagt, das Best Western Hotel war bereits lange im Vorfeld ausgebucht.
So haben wir uns entschieden in den sauren Apfel zu beißen und bis ins 270 Kilometer entfernte Geraldton durchzufahren. Nicht gerade ein Katzensprung. Aber das hat den Vorteil, dass die Fahrtstrecke am nächsten Tag recht kurz ist und wir somit bereits schön früh in Kalbarri sein können. Unser gesetztes Ziel ist es die Pelikanfütterung dort zu sehen, die jeden Morgen gegen 8.45 Uhr stattfindet.
Vorbei an zahllosen Wildblumen am Straßenrand kommen wir schließlich um kurz vor 17 Uhr im 20.000 Einwohner-Städtchen Geraldton an, wir checken kurz ein und machen uns gleich wieder auf den Weg. Erster Stopp: Die St.Francis Xavier Cathedral. Mit dem Bau der Kirche wurde 1916 begonnen, bis zur endgültigen Fertigstellung dauerte es sage und schreibe über 20 Jahre.
Geraldton
Wir fahren weiter zum HMAS Sydney WA Memorial auf dem Mount Scott. Fotos davon gibt es auf dem Rückweg noch, jetzt ist erst mal Vorräte einkaufen angesagt. Zum Glück finden wir sogar noch einen Supermarkt der geöffnet hat.
In aller Regel schließen die Geschäfte in ganz Westaustralien nämlich bereits um 17 Uhr. Dann kann man sehen, wo man bleibt. Das ist extrem gewöhnungsbedürftig und jeder der glaubt, Escalante im GSNEM wäre eine Ausnahme mit den frühzeitig hochgeklappten Bürgersteigen wird spätestens nach DIESEM Urlaub eines Besseren belehrt. Eine Ausnahme ist hier der Freitag, dann ist in der Regel alles bis 21 Uhr geöffnet.
Zum Abschluss des Tages fahren wir noch ein Stück den Scenic Drive in der Stadt ab und schauen uns an Point Moore den Sonnenuntergang an. Der Strand hier gilt übrigens auch als Hotspot für Surfer und Kiter, da eine kontinuierlich steife Brise weht.
Morgen geht es dann weiter nach Kalbarri, da freuen wir uns beide riesig drauf … bis dann.
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