Eigentlich sollte es heute zügig weiter nach Page gehen. Letzte Woche hat es jedoch auf der US-89 circa 30 Meilen VOR Page einen heftigen Bergrutsch gegeben. Die einzige Zufahrtsstraße aus südlicher Richtung ist daher bis auf Weiteres gesperrt. Es bleibt mir also nichts weiter übrig, als den Umweg über Tuba City zu nehmen. So bin ich auf die Idee gekommen noch einmal kurz am Upper Coal Mine Canyon zu halten, welcher nur wenige Meilen von Tuba City entfernt liegt.
Upper Coal Mine Canyon
Als ich vor einigen Jahren hier war, herrschte quasi Sandsturm. Dadurch war man kaum in der Lage den Ort vernünftig auf sich wirken zu lassen. Heute war alles anders. Angenehme Frühlingstemperaturen und kaum eine Wolke am Himmel lassen den Ort direkt in einem ganz anderem Licht erscheinen.
Ich versuche auch dieses Mal wieder, wie schon beim letzten Mal, irgendwo eine Möglichkeit zu finden IN den Canyon hinabzusteigen. Irgendwann breche ich aber ab. Die Erfolgsaussichten sind recht gering ohne sich eventuell in eine missliche Situation zu bringen.
Es wäre sicherlich möglich, ich weiß aber nicht genau, ob man auf Grund des losen Gerölls dann später auch wieder nach oben kommen würde. Und da ich alleine bin und so schnell hier auch nicht unbedingt jemand vorbeikommt begnüge ich mich auch dieses Mal wieder mit einigen Bilder oben vom Rim aus.
Ein cooles Video vom Coal Mine Canyon findet man inzwischen auch im Netz der Netze …
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Fahrt nach Page
Als ich genug gesehen habe mache ich mich auf den Rückweg in Richtung Tuba City und tanke noch kurz voll.
Apropos tanken: In Tuba City habe ich jetzt in diesem Urlaub das erste Mal eine ZIP eingeben müssen an einer Tankstelle. Versuchsweise habe ich hierzu mal meine Deutsche Postleitzahl eingebe. Und es hat tatsächlich funktioniert. Oft genug habe ich früher immer 90210 oder einfach 00000 eingetippt. Mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. Aber in diesem Urlaub hat JEDES MAL die Eingabe des eigenen ZIP funktioniert.
Alternativ habe ich, rein interessehalber, einfach 2x versucht mit der normalen EC-Karte zu tanken. Auch das hat wunderbar geklappt. Debit-Button drücken, den normalen Karten-PIN eingeben – fertig! Es gab somit nicht ein einziges Mal ein Tankproblem in diesem Urlaub. Mal abgesehen von einem Mal wo nach Eingabe der ZIP die Zapfsäule gesperrt wurde und auch der Typ am Counter diese nicht wieder entriegelt bekommen hat. Aber da war evtl. auch einfach das Teil kaputt, nichts genaues weiß man nicht. Egal.
Der Umweg via Coal Mine Canyon und Tuba City „kostet“ mich jedenfalls eine gute Stunde mehr an Zeit. Erst am späten Vormittag erreiche ich schließlich Page. Irgendwie komme ich immer gerne hierher, obwohl die Stadt als „Stadt“ ja recht hässlich ist. Da ich zum Sunset heute gerne zur Great Wall möchte, fahre ich als Erstes zum Lechee Chapter House, um mir dort eine Permit zu besorgen.
Dort ist aber CLOSED, es ist niemand zu erreichen. Im Fenster hängt aber ein Schild, Permits könnte man sich am Kassenhäuschen zum Upper Antelope Canyon besorgen. Also nichts wie dort hin. Der Typ dort (es war derselbe, der eigentlich immer dort ist, er hört auf den Namen Dalvin) erklärt mir aber, das im Moment keine Permits vergeben werden auf Grund der Sperrung der US89 und man einfach so dort hingehen könnte.
Leicht ungläubig über diese Aussage ziehe ich von dannen und überlege, was ich jetzt eigentlich den Tag über machen soll. Ich fahre als erste Mal in Richtung Horseshoe Bend. Ganz einfach um zu testen, ob eine Weiterfahrt bis zur Great Wall überhaupt möglich ist im Moment. Bereits am Ortsausgang von Page dann aber die Ernüchterung in Form einer Straßensperre mit geschätzten 10 Polizeifahrzeugen und einigen Bauarbeiter-PickUps.
Jeder der den Ort verlässt wird kontrolliert und gefragt, wohin er will. Ich frage, ob es möglich sei zum Horseshoe Bend und zum Waterholes Canyon zu fahren. Horseshoe Bend sei okay, aber alles dahinter ist definitiv zur Zeit NUR für Anwohner zu befahren. Soll heißen, die Weiterfahrt zum Waterholes Canyon ist NICHT erlaubt. Alles hinterm Parkplatz Horseshoe Bend wird verstärkt kontrolliert! Na klasse, der geplante Sonnenuntergang fällt also aus wegen is nicht, ich muss mir etwas anderes überlegen.
New Wave
Jetzt fahre ich aber erst einmal zurück in Richtung Staudamm und biege hinter der Rechtskurve in die erste Straße links ab. Hier soll es – unweit der Straße – eine Formation geben namens New Wave. Und ich Idiot dachte bisher immer dabei handelt es sich um eine Musikrichtung, so kann man sich täuschen.
Aber ernsthaft, Namen sind wie Schall und Rauch und egal wer sich „New Wave“ ausgedacht hat, war definitiv besoffen oder vorher noch nie bei der echten Wave in den Coyote Buttes gewesen. Im Prinzip könnte man dann nämlich jede zweite Steinformation hier in Page „New Wave“ nennen.
Wie auch immer … SO sieht sie aus. Toll, woll?
Ich bin schließlich HINTER der New Wave noch eine gute Stunde durch das Gelände gekraxelt. Es ist mal mehr, mal weniger interessant.
The Nautilus
Zurück am Auto mache ich mich auf den Weg zur Nautilus, oder auch „White Wave“, wie es einige nennen. Irgendwie ein sehr wavelastiger Tag stelle ich gerade fest, ohne eine einzige Welle eigentlich zu sehen. Beim letzten Mal war hier nicht wirklich gutes Wetter und die Nautilus kam mehr schlecht als recht rüber. Heute war quasi Kaiserwetter.
Und plötzlich wirkt auch dieser Ort völlig anders auf mich. Ich tobe mich regelrecht hier aus und stromere durchs Gelände, ohne großartig auf die Zeit zu achten. Ach, was ist das schön, wenn man sich einfach mal treiben lassen kann, ohne unter Druck zu sein, heute noch bestimmte Dinge sehen zu „müssen“.
Die Barriere zu Beginn des Trails (sie bestand aus Stacheldraht und Dornbüschen) ist inzwischen übrigens nicht mehr vorhanden. Die Kletterei über den Zaun entfällt also.
Die Latscherei durch den Wash wird dadurch zwar trotzdem nicht weniger nervig, aber zum Glück sind es ja nur wenige Meter und man ist bereits am Ziel. Ich weiß nicht, ob ich blind gewesen bin beim letzten Mal, aber die Location bietet wirklich gute Fotomotive und so kommt es, das ich mich fast 1.5 Stunden hier aufhalte.
Sehr gut gefällt mir das von mir so getaufte „Heart of Stone“. Endlich kann ich auch mal Namen verteilen, ich komme mir gleich viel wichtiger vor.
Irgendwie finde ich immer neue lohnenswerte Motive.
Da ich dieses Mal genau zur richtigen Tageszeit hier bin und die Sonne von einem wolkenlosen Himmel strahlt, leuchtet der kleine „Slot“ – oder wie immer man es auch bezeichnen soll – der Nautilus in sämtlichen braun – und goldtönen die man sich nur vorstellen kann.
Zurück gehe ich dieses Mal nicht wieder durch den Wash, sondern einfach auf der anderen Seite den Berghang entlang. Auch hier gibt es einiges an Fotomotiven. Die leicht geknickte Fußhaltung, die man dabei an den Tag legen muss, erinnert einen irgendwie an den Weg zur Wave. Wenn man nicht durch den Wash, sondern oben herum geht, ist das ganz ähnlich. Knickefuß ole!
Trotzdem ist es gefühlt etwas weniger anstrengend als durch den Wash und man hat zudem eine schöne Aussicht nach unten. Kurz bevor man wieder die Gravel Road und das parkende Auto erkennen kann kommt man schließlich noch an eine Stelle, die ebenfalls recht fotogen ist.
Nein, wir sind hier nicht bei den White Domes, sondern immer noch bei der Nautilus!
Im Auto angekommen muss ich erstmal die den Sand aus den Schuhen kippen, schon irre was sich in so kurzer Zeit alles in ein Paar Schuhe ansammeln kann *kopfkratz*
Auf dem Rückweg nach Page halte ich unterwegs noch an der komischen Steinformation, die sich markant am Wegesrand platziert hat. Jeder ist schon mal daran vorbeigefahren und hat sich bestimmt gefragt, ob es da auch was zu sehen gibt. Ich könnte wetten, das ist auch der Fall. Es gibt aber im Prinzip keine Möglichkeit den Zaun zu überqueren, um auf die andere Seite zu kommen.
Lake Powell
Ich hab einige Minuten rechts und links gesucht, aber leider nichts gefunden :-( So fahre ich weiter, und halte erst einmal am Beach zum Lone Rock. Hier war ich noch nie, wieso weiß ich selber nicht genau.
Wieder einmal bin ich mutterseelenallein, nur einige wenige Reifenspuren im Sand verraten das hier ab und zu auch ein paar Autos unterwegs sein müssen. Der Lone Rock thront gigantisch vor mir im Wasser und ich sitze einfach nur so da und genieße die Ruhe.
Weiter geht die Fahrt, ich halte nochmal am Waheap Marina Overlook …
… bevor ich mich schließlich langsam aufmache Richtung Sunset am Horseshoe Bend. Die meisten Leute sind ja eigentlich morgens oder Mittags dort, wenn die Flussschleife schön ausgeleuchtet und kein Gegenlicht ist. Ich hatte aber irgendwann einmal einige Bilder gesehen mit untergehender Sonne, die mir sehr gefallen haben. Das wollte ich auch unbedingt einmal selber miterleben.
Zwar hat man abends totales Gegenlicht, trotzdem wollte ich unbedingt den Sonnenuntergang heute hier erleben, nachdem es mit der Golden Wall ja nicht geklappt hat. Und es hat sich richtig gelohnt. Die Felsen ringsherum fangen immer mehr an in einem rot-orange zu glühen was seinesgleichen sucht.
Gleichzeitig darf man aber nicht den Moment verpassen, wo die Sonne hinter dem Gebirge am Horizont verschwindet. Es fällt FAST schon richtig schwer sich hier nur einem einzigen Motiv zu widmen. Aber letzten Endes bin ich ja wegen dem Horseshoe Bend hier!
Hätte ich einen Sternfilter für die Kamera oder einen guten Grauverlaufsfilter wäre es vermutlich ein Traum. Beides hab ich aber leider nicht. Deshalb schaffe ich es auch nicht annähernd, solche beeindruckenden Fotos zu machen wie jene, die mich überhaupt erst veranlasst haben, zum Sunset hierher zu kommen.
Letztendlich schneide ich die Sonne einfach ab am oberen Bildrand, wenn der Sonnenuntergang sich dem Ende neigt. Wenige Minuten später ist das grandiose Farbenspiel der gold – und brauntöne vorbei. Es ist trotzdem ein tolles Erlebnis und bestimmt nicht weniger sehenswert als es die Great Wall gewesen wäre!
Für morgen war eigentlich geplant eine geführte Tour zur White Pocket zu machen. Die Dodsons haben aber außer mir keinen Interessenten für den Tag gehabt und so hätte eine private Tour mit 250 US$ zu Buche geschlagen. Kein Stein der Welt und keine sonstige Gebirgsformation sind mir soviel wert, sorry.
Da die Bootstour zur Rainbow Bridge zur Zeit in der Nebensaison auch nur Samstags stattfindet, habe ich also recht viel Zeit morgen. Ich werde daher einfach mal schauen was ich so anstellen kann. Irgendwas findet man ja immer hier. Vielleicht suche im mal die Rimrock Hoodoos, mal sehen.
Mein Hotel an diesem Tag sollte jedenfalls das Comfort Inn & Suites Page at Lake Powell sein, welches sich quasi fußläufig zum Wal Mart befindet und seinerzeit noch recht neu gewesen ist. Tolle große Zimmer, ein wirklich prima Frühstück und auch der Rest passt. Eine gute Wahl also.
Gute Nacht …
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