Den heutigen Tag hat Googlemaps mit 323 Meilen berechnet mit knapp über fünf Stunden Fahrtzeit. Relativ früh brechen wir deshalb von Las Vegas auf. Mittlerweile klappt zumindest DAS morgens früh so gut, das gegen 8 Uhr alles ins Auto verfrachtet ist und der Tag beginnen kann. Vorbei am menschenleeren Welcome to Las Vegas – Schild fahren wir schnurstracks in Richtung Old Route 66.
Die Strecke fahre ich mittlerweile praktisch schon wie im Schlaf. Halb dösend verpasse ich deshalb auch die Ausfahrt zum Parkplatz, von welchem aus man jetzt zu Fuß über den Hoover Dam Bypass gehen und auf den eigentlichen Damm hinab blicken kann. Da Finley hinten aber eh gerade eingeschlafen ist und wir ihn nicht schon wieder wecken wollen, fahren wir einfach ohne umzudrehen weiter. SO spannend wird das schon nicht gewesen sein. Je öfter man sich diesen Satz sagt, umso glaubhafter wird es irgendwann.
Old Route 66
Bis Kingman passiert dann wirklich rein gar nichts, nicht einmal die Anzahl der Harley-Fahrer nimmt zu. Auf dem kompletten Teilstück von Kingman bis Seligman haben wir vielleicht drei Stück gesehen, mehr nicht. Schon komisch irgendwie, bei der ersten Fahrt über die Route 66 im Jahre 2004 kamen einem alle naselang gleich mehrere Harley-Clubs entgegen !? Bei Hackberry bzw. beim dortigen General Store gab es eine Fotopause.
Das alte rostige Gerümpel und die Old Route 66 – Relikte sind einfach zu verlockend, um nicht mal kurz einen Blick darauf zu werfen! Allerdings muss man fast schon aufpassen, hier nicht einfach umbemerkt dran vorbeizufahren. Auf den ersten Blick sieht das Ganze nämlich nur aus, wie eine alte gammelige Tankstelle. Doch weit gefehlt …
Der General Store ist eigentlich mehr ein Museum denn ein „Store“. Ich glaube, nirgends entlang der Route 66 wird man mehr Geschichte zu dieser Straße finden als hier. Im Inneren des historischen Gebäudes findet man so ziemlich alles, was man als Route 66-Fan erwartet. Bilder von alten Hollywood-Stars die hier zu Gast waren, alte rostige Straßen – oder Nummernschilder, Bücher und Andenken jeder Art.
Alleine die rote 56’er Corvette vor dem Store hat eine ganz eigene Geschichte, sie gehört nämlich den Besitzern des Ladens, die Ende der 90er Jahre mit selbiger hier entlang fuhren und sich spontan entschlossen diesen Laden zu kaufen! Im Jahre 2017 wurde sie leider durch ein anderes Auto ersetzt, da der Besitzer des Ladens gewechselt hat und der Wagen zu teuer gewesen wäre für ihn.
Manche Leute mögen ja alten verrottenden Rostlauben rein gar nichts abgewinnen können (psst, unter uns … meine Beifahrerin auch *duck* ), ich jedoch hatte meine wahre Freude, hier über das Gelände zu wandern und mich fototechnisch auszutoben!
Nach einer guten halbe Stunde haben wir alles hier von der Old Route 66 gesehen und machen uns wieder auf den Weg. Als Nächstes soll es nun nach Prescott zum Watson Lake gehen. Das Navi hatte von hier aus eigentlich eine Route pfeilgerade nach Süden ausgespuckt, das war aber eine Dirt Road und die Fahrtzeit wurde länger angegeben, als wenn man die normale Route via Seligman gefahren wäre. Da ich keine Lust auf Schotterpisten-Experimente hatte, fuhren wir „außen rum“ und nicht quer durch und machen in Seligman noch einen weiteren Stopp.
Hier hatte ich beim letzten Mal auf dem Weg zum Grand Canyon zwar auch gehalten, es war aber in strömen am regnen und der Ort war durch mehrere Reisebusse regelrecht überfüllt. Ich bin damals gar nicht erst ausgestiegen, heute war das alles anders. Kein einziger Reisebus und nur wenige normale Autos halten am Straßenrand, der ganze Ort kommt gleich ganz anders rüber, als es beim letzten Mal der Fall gewesen ist …
Auch hier bleiben wir eine gute halbe Stunde, bevor wir uns nun aufmachen in Richtung Watson Lake. Diesen nur knapp 4 Meilen von Prescott befindlichen See erreichen wir schließlich kurz nach Mittag. Als ich zum ersten Mal vor einiger Zeit Bilder dieses Ortes gesehen hatte, war ich gleich hin und weg. Der in die Felslandschaft der Granite Dells eingebettete Watson Lake ist traumhaft schön und jeder, der gerne fotografiert, kommt hier definitiv auf seine Kosten.
Watson Lake
5 US$ Eintritt werden seinerzeit am Kassenhäuschen fällig, kassiert wird von einem alten Mann mit geschätztem 40cm langem Rauschebart. Jetzt weiß ich endlich, was der Weihnachtsmann in der Nebensaison so treibt.
Der Watson Lake ist nur einer von zwei Reservoirs hier in den Granite Dells, in der Nähe befindet sich ebenfalls noch das Willow Reservoir, welches aber weniger sehenswert sein soll. Der Watson Lake hat sich im Laufe der Jahre zu einem regelrechten Wochenend-Ausflugsziel für die Umgebung entwickelt und bietet neben Rock Climbing und Kayak fahren auch etliche Wanderwege an, der längste ist satte 9.8 Meilen lang.
Im Prinzip gibt es zwei Parkplätze in dem Areal von welchen aus man aufbrechen kann in die Wunderwelt der Felsen … einen am oberen Scenic Point und einen am unteren. Vom oberen hat man einen fantastischen Ausblick auf einen Großteil des Sees und kann mehrere Trails quer durch die Felsen in Angriff nehmen. Feste Wege gibt es dabei nicht, lediglich mit weißer Farbe aufgesprühte Markierungen weisen den Weg.
Vom unteren Parkplatz aus gelangt man zu DER Location die vermutlich die meisten schon auf Fotos gesehen haben, wenn es um den Watson Lake ging. Es handelt sich um zwei Felsen im Wasser, wo aus einem ein Baum heraus wächst und auf dem anderen ein großer runder Brocken unwirklich mitten oben drauf liegt. Das sieht schon sehr skurril aus irgendwie.
Wie gerne wären wir noch länger hier geblieben, gerade zur golden Hour ist der Watson Lake sicherlich ein ganz besonderes Erlebnis! Aber leider hatte ich den Tag heute von der Fahrtstrecke unterschätzt. Bis nach Sedona war es noch ein bisschen zu fahren und eigentlich standen für dort noch zwei kurze Wanderungen auf dem Programm.
Am Kreisverkehr bei der Ausfahrt des Watson Lake Parks tanke ich noch kurz voll. Erneut klappt das problemlos, ohne das ein ZIP-Code verlangt wird. Die Fahrt bis nach Sedona verläuft dann im Prinzip relativ unspektakulär. Das einzig Sehenswerte ist eigentlich das ehemalige Bergwerkörtchen Jerome.
Ich habe leider völlig versäumt bei der Durchfahrt hier auch nur ein einziges Foto zu machen, der Ort ist aber sicherlich mal einen Besuch wert irgendwann. Ich hatte auch bisher keine Ahnung, das es möglich ist, Wohnhäuser an Bergen mit gefühlten 80° Gefälle zu tackern. Teilweise sieht das absolut irre aus.
Außerdem scheinen sämtliche Harleyfahrer der gesamten Westküste hier ein gar nicht mal so geheimes Geheimtreffen abzuhalten. So eine gewaltige Anzahl Harleys kenne ich sonst nur aus Filmen. Auf jeden Fall ist es ziemlich voll in dieser Stadt, die eigentlich den Beinamen „Ghost Town“ trägt. Ein Kuriosum eigentlich, denn zum ersten Mal überhaupt im Urlaub stehen wir im Stau, weil die einspurige Straße durch den Ort mit Autos verstopft ist. Keine Ahnung, was die ganzen Leute ausgerechnet HIER HER zieht, aber ich werde der Sache definitiv einmal auf den Grund gehen und nachforschen.
Nachdem wir die unghostige Ghosttown hinter uns gelassen haben nähern wir uns mit großen Schritten Sedona, von hier ist es jetzt nicht mehr weit. Durch Sedona bin ich vor einigen Jahren bloß einmal durchgefahren und hatte mir damals bereits vorgenommen hier auch einmal irgendwann zu übernachten. Zu sehr hatte es mir seinerzeit hier gefallen. Die Umgebung inmitten der roten Felsen ist einfach nur traumhaft schön.
Leider schieben sich kurz vor Ankunft dicke Wolken vor die Sonne und beenden schlagartig die Planung für den restlichen Tag. Es ist kalt, es ist scheiß Wetter … abends fängt es noch an zu tröpfeln – was soll das? An wenigen Stellen hatte ich mir im Vorfeld des Urlaubes wenigstens HALBWEGS schönes Wetter gewünscht, Sedona war eine davon.
Alleine wegen Red Rock Crossing wollte ich schon hierher! Es ist der am meisten fotografierte Spot hier. Schon komisch, dass ich bis heute immer noch kein Bild davon habe. Irgendwie ist der Wurm hier drin an manchen Tagen.
So verläuft der Rest des Tages eher gemütlich. Wir schlendern durch Old Town und füllen auch etwas unseren Proviant auft. Sicherheitshalber besorgen wir auch schon einiges für den Grand Canyon, wo ja die Preis bekanntermaßen weit über dem Durchschnitt liegen.
Normalerweise schreibe ich ja nichts übers Essen, weil ich immer denke, dass ich vermutlich eh woanders hingehe und was anderes esse, als es irgendjemand macht, der den Text hier liest. Heute muss ich aber mal eine Warnung aussprechen. Die Schnapsidee nach Dominos Pizza zu gehen hatte ich bisher noch nie und hinterher wusste ich auch wieso. Ein dermaßen ekelige und vor Fett triefende Salami-Pizza hab ich mein Lebtag noch nicht gegessen, also bloß Finger weg davon und die 10$ zusätzlich in einem der vielen Steak-Restaurants investieren!
Jedenfalls passte die schlechte Pizza zum schlechten Wetter. Eigentlich kann Morgen alles nur besser werden möchte fast schon meinen. Dafür ist unser Hotel Arroyo Pinion aber wenigstens ein Volltreffer wie es scheint.
Vorm einschlafen checke ich im Internet noch den Wasserstand des Little Colorado Rivers, auf dem Weg nach Tusayan morgen früh hatte ich nämlich bei der Planung eigentlich die Grand Falls of the little Colorado mit aufgenommen. Die Meldung auf der Webseite, wo man die Wasserstände abfragen kann, war allerdings ernüchternd. „Much less than normal“ hieß es da, was für mich wiederum hieß „pfft, lohnt sich dann auch nicht wirklich“. Jetzt ist man schon mal im Frühjahr hier in der Ecke und im Normalfall wäre das die beste Jahreszeit für diesen Spot und dann so etwas. Vermutlich ist der sehr schneearme Winter dieses Jahr daran Schuld, wer weiß !?
Na ja, so ist dann Morgen wenigstens mehr Zeit für alles andere, wie zum Beispiel einen kurzen Abstecher zum Red Mountain. Außerdem haben wir locker 250km Fahrtstrecke dadurch eingespart. Trotzdem schade! Aaaaaber auch wieder ein Punkt mehr auf der Liste mit den offenen Rechnungen, langsam füllt die sich erschreckend schnell! Irgendwann kommt dann mal eine Tour, wo nur solche Locations angefahren werden, die mich mal verarscht haben …
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