Als wir die Vorhänge aufziehen kommt es uns vor wie ein Déjà-vu. Es ist mal wieder bewölkt, die Sonne scheint irgendwie im Urlaub zu sein. Für heute haben wir uns vorgenommen nach Repulse Bay zu fahren. Das liegt am südlichen Zipfel von Hong Kong Island sowie dem Ocean Park einen Besuch abzustatten.
Als Erstes fahren wir deshalb wieder mit der Star Ferry rüber auf die andere Seite. Auf der Überfahrt kommen wir an einer kleinen Nussschale vorbei, die irgendwie sehr skurril aussieht vor der modernen Skyline. Ich wundere mich, das sowas überhaupt schwimmt.
Am Star Ferry Pier auf der anderen Seite angekommen gehen wir weiter zum Busbahnhof nach Admirality und steigen in die Linie 629. Die fährt – vorbei am Happy Valley – mit einigen Zwischenstopps direkt bis nach Repulse Bay und noch weiter bis nach Stanley.
Wir steigen aber in Repulse Bay am Strand aus und gehen erst mal sonnen. Zumindest hatten wir uns das so vorgestellt, denn daran war natürlich heute nicht zu denken. Stattdessen ertönt, als wir noch keine 5 Minuten hier sind, eine Stimme aus den Lautsprechern (die man hier überall an den Laternenmasten findet) die eine Unwetterwarnung ausspricht. Die Leute werden dazu auffordert das Wasser zu verlassen und den Aufenthalt im Freien nach Möglichkeit zu vermeiden. Die Durchsage kommt auf Chinesisch und zum Glück auch auf Englisch. Sonst hätten wir vermutlich gar nicht verstanden was los gewesen ist.
Da es im Moment aber noch nicht regnet gehen wir erst mal den Strand entlang und schauen uns – unter anderem – das Haus mit dem Loch von dort aus an. Immer wieder taucht das ja in diversen Berichten und auf Bildern auf. Obwohl es ja eigentlich gar nicht sonderlich spektakulär ist und man – in Miami zum Beispiel – ein fast identisches Gebäude finden kann.
Die Temperatur ist inzwischen wieder jenseits von Gut und Böse, 27°C bei Bewölkung morgens um 8 Uhr und gefühlten 99% Luftfeuchtigkeit muss man auch erst mal verkraften *uff*
Irgendwo hier soll es ja auch noch ein nettes Kloster geben, was auf den Namen Tin Hau hört. Das haben wir aber leider nicht gefunden – warum auch immer.
Stattdessen statten wir der Tempelanlage am Ende des Strandes einen Besuch ab, wo wir dem dicken Buddha erst einmal beide über den Bauch streicheln – da soll Glück bringen. Ob es was geholfen hat? Keine Ahnung, bis jetzt haben wir weder im Lotto gewonnen noch eine Goldmine unter unserem Haus gefunden, aber vielleicht kommt das ja noch.
Auch ich finde übrigens, wie viel andere anscheinend auch, das dieser Tempelkomplex hier eher an einen Rummelplatz als einen religiösen Ort erinnert.
Zum Glück bleibt es während unseres Aufenthaltes hier trocken und wir können uns ein wenig in Ruhe umsehen. Nachdem wir das ausgiebig gemacht haben, gehen wir zu einer Bushaltestelle, von wo aus wir in Richtung Aberdeen fahren wollen.
Nicht der Hafen dort ist allerdings unser Ziel, wir wollen dem Ocean Park einen Besuch abstatten. Nur wenig Berichte dazu findet man im Netz, wir wissen aber das es dort eines der größten Aquarien weltweit geben soll und natürlich auch zwei der seltenen Pandas dort leben … diese beiden Tatsachen reichen uns für einen Besuch aus.
Sicherheitshalber fragen wir den Busfahrer noch beim Einsteigen, ob das wirklich der richtige Bus ist. In einem gebrochenem Englisch erklärt er uns, das wir genau richtig bei ihm sind und er uns auch Bescheid sagt, wo wir aussteigen müssen, wenn wir zum Ocean Park wollen. Außer uns sind nur noch Asiaten im Bus, irgendwie merkwürdig.
Die Fahrt geht die Küste entlang und dauert nur knapp 10 Minuten, denn schon eine Bucht weiter befindet sich der südliche Eingang der Freizeitparks. Eine ältere Frau spricht uns an und fragt uns „Ossn Pakk?“ … „Yes“ … „Ten yu hav tu get aut nexttop“ …”Thank you” … Als wir dann aussteigen wollen hält uns der Fahrer aber noch davon ab, weil er meint, dass es eine Haltestelle weiter besser und näher sei. Achselzuckend und zu der alten Frau blickend fahren wir also noch eine Station mit, bis wir schließlich die Haltestelle erreichen.
Ocean Park
Genau in dem Moment als wir aussteigen fängt es an zu regnen. Erst nur ein wenig, dann auf einmal immer stärker! Es ist, als wenn jemand einen Knopf gedrückt und sich eine Schleuse geöffnet hat. Da wir nicht genau wissen und nicht ersichtlich ist, WO GENAU nun dieser blöde Eingang eigentlich sein soll, fragen wir einen Bauarbeiter, der wenige Meter an der Straßenecke steht.
Er versteht aber lustigerweise kein Englisch und auch der Name Ocean Park scheint für ihn ein Fremdwort zu sein. So harren wir einen Moment unter ein paar dichten Bäumen aus und versuchen den Regentropfen auszuweichen. Irgendwann hält aber auch der dichteste Baum nicht mehr dicht und wir werden – wie sagt man so schön – nass bis auf die Unterwäsche.
Genial, genau SO ETWAS hat uns gefehlt. Wir wollten ja eh eigentlich heute schwimmen gehen!
Ein netter Mann mit einem Schirm (mir geht kurz durch den Kopf ihn K.O. zu schlagen und den Schirm „auszuleihen“) weist uns dann den richtigen Weg und wir finden schließlich den lang ersehnten Eingang zum Park. Der macht just genau in dem Moment auf, es scheint also gerade einmal 9 Uhr zu sein. Patschnass besorgen wir uns die Eintrittskarten und kaufen uns an einem Shop erst einmal zwei Ganzkörper-Kondome.
Zumindest kommt es einem so vor, wenn man diese Regencapes anzieht. Besser spät als nie lautet also die Devise. Der nächste Regen kann somit kommen – wir sind bewaffnet und gefährlich dieses Mal !!
Erste Station für uns ist das Panda-Gehege, welches einen Großteil der unteren Ebene des Parks einnimmt. Hier leben Le Le & Ying Ying, die in ganz China eine regelrechte Sensation sind und damals mit einem riesigen Brimborium hier in den Park umgesiedelt worden sind.
Im großen Innenbereich des Geheges ist es gut klimatisiert und mit unseren nassen, am Körper klebenden Klamotten fühlt es sich so kalt an, als wenn hier gleich irgendwo Pinguine um die Ecke biegen müssten. Es kommt uns auf jeden Fall absolut eisig vor hier! „Das ist bestimmt gut, wenn man eine Erkältung haben möchte“ denk ich noch so bei mir und wir sind froh, als wir wieder draußen sind, 27°C können ja auch ganz schön sein.
Wir überlegen kurz, ob wir nicht jeder ein T-Shirt hier kaufen sollen und direkt anziehen, dann wäre wenigstens der Oberkörper trocken … aber Frosch, Fisch – und Bärenshirts sind nicht so wirklich unser Fall. Nach dem Erkunden der unteren Ebene fahren wir mit der eigenen Parkseilbahn hoch zur Upper Area. Hier sind die meisten der Fahrgeschäfte sowie viele der großen Aquarien.
Wir gehen als Erstes zum Jelly Fish Tank, richtig große Quallen wollten wir immer schon mal in einem Aquarium sehen. Und tatsächlich befinden sich hier einige Exemplare, die uns ganz schön ins staunen versetzen. Ich hätte nicht gedacht, wie elegant es aussieht, wenn so ein „Ding“ sich unter Wasser fortbewegt.
Angetan von soviel Grazie und Anmut gehen wir weiter zum Reef Atoll. Hierbei handelt sich um eines der größte Aquarien weltweit. Mehrere Millionen Fische gibt es hier, von der Makrele über den Barsch bis hin zum Mantarochen findet man fast alles. Highlight ist definitiv der Unterwassertunnel …
In dem riesigen Wassertank hier glauben wir auch, einen weißen Hai auszumachen. Das wäre allerdings erst das zweite Mal weltweit, das so einer in einem Aquarium gehalten wird. Einmal hat man das bereits in Monterey versucht, musste ihn allerdings nach einigen Monaten wieder auswildern, weil er angefangen hat seine Beckenmitbewohner anzunagen.
Wir haben zwar versucht, das putzige Kerlchen fotografisch festzuhalten, ich muss aber mal sehen, ob ich die Bilder irgendwie noch vernünftig Nachbearbeiten kann. Man erkennt nämlich leider so gut wie nix, da es ziemlich düster gewesen ist.
Auf einer Infotafel ist zwar auch ein weißer Hai abgebildet, allerdings sucht man ihn auf der Karte mit den Fischen welche hier im Wasser leben vergeblich. Und trotzdem sind wir beide uns FAST 100%ig sicher, dass es einer war. Der typisch weiße Bauch sowie der Überbiss samt spitzen Zähnen lassen eigentlich keinen Zweifel zu!
Was hat der Park sonst noch so zu bieten? Natürlich gibt es neben den ganzen Tieren ja auch noch einige Fahrgeschäfte. Die Attraktionen reichen von der Wildwasserbahn über mehrere Achterbahnen bis hin zum Observation Tower, von dem man eine grandiose 360°- Aussicht nach Repulse Bay, Aberdeen und auf das chinesische Meer hat.
Bei schönem Wetter wäre alleine dieser Blick schon den Besuch des Parks wert! Aber auch so hat man auf dem gesamten Park immer wieder einen erstklassigen Blick auf die umliegenden grünen Hänge der Insel, auch den Hafen von Aberdeen samt Freßboot Jumbo kann man – trotz schlechter Sich heute – gut sehen …
Es heißt ja, dieser Park hier sei landschaftlich der Schönste der Welt. Das kann sogar gut sein, solche Ausblicke wie hier hat man alle naselang …
… direkt an den Berg getackert hat man vermutlich weltweit nur selten eine schönere Aussicht in einem Freizeitpark als hier. Und die Fahrt mit der Achterbahn ist wirklich einmalig, da sie teilweise quasi direkt über dem chinesischen Meer fährt!
Alles in allem lohnt sich ein Besuch hier in meinen Augen mehr als ein Besuch im Disneyland. Wenn man sich also zwischen einem von beiden entscheiden müsste hier würde ich den Ocean Park vorziehen. Außerdem wird hier im Moment noch ziemlich viel gebaut. In einigen Jahren dürfte die Auswahl an Tiergehegen und Attraktionen sich also noch einmal vergrößert haben. Außerdem gibt es natürlich (jetzt schon) viele Shows.
ls wir uns auf den Rückweg machen ist es bereits später Nachmittag. Wir fahren wieder mit dem Bus, nehmen dieses Mal allerdings die Nonstop-Verbindung durch den Tunnel. Das ist wesentlich schneller als heute Morgen und man hält nicht dauernd zwischendurch an.
Am frühen Abend machen wir uns noch auf dem Weg zur Festival Walk Mall. Hier gibt es unter anderem eine Eisbahn mitten im Einkaufszentrum. Aus den USA sind wir ja bereits einiges gewohnt, aber so was haben wir selbst dort noch nicht gesehen.
Zufällig findet dort auch gerade noch so eine Art Juniorenmeisterschaft statt, die wir uns eine Zeit lang ansehen. Aber auch sonst ist die Mall ziemlich beeindruckend. Und vor allem ziemlich groß. Mehr als 200 Läden findet man hier! Am einfachsten ist es, die grüne MTR zu nehmen und an der Station Kowloon Tong auszusteigen (Exit C).
Anschließend geht es zurück zum Hotel. Die Koffer müssen langsam aber sicher wieder für den Rückflug am nächsten Tag gepackt werden. Und da wir für morgen noch eine Art „Tempel-Tour“ geplant haben machen wir das lieber heute schon mal.
Wir sehen uns dann auf der nächsten Seite …
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