Heute: Stefan von schwerti-on-tour.de

„Auf meinem Blog geht es um meine Leidenschaft, das Reisen. Ich bin allerdings keiner, der Top-Listen erstellt mit den „besten Orten, die Du gesehen haben musst“. Ich berichte über meine eigenen Reisen, von mir selbst geplant und auch selbst bezahlt. Hauptsächlich wird es um Abenteuer-Reisen, Trekking und Roadtrips gehen. Also Touren, bei denen man etwas erlebt und möglichst viele schöne Orte sieht.“

Erzähl doch mal ein bisschen was über Deinen Reiseblog, wann hat er das Licht der Welt erblickt und wie hat sich das dann alles entwickelt?

Angelegt habe ich meinen Blog Anfang 2015. Der erste Artikel ging dann Mitte Mai online. Seitdem veröffentliche ich unregelmäßig Berichte über meine Reisen. In der Regel schreibe ich diese Berichte wie ein Tagebuch, weil ich glaube, dass die Leser sich so am ehesten auf die Reise mitgenommen fühlen. Jedenfalls bekomme ich dieses Feedback am häufigsten.

So richtig entwickelt hat sich das ganze allerdings nicht. Mein Blog ist nach wie vor ein Hobby, welches mir sehr viel Spaß macht, vor allem das Schreiben und Recherchieren für die Artikel. Da ich aber von SEO und Werbung machen keine Ahnung habe, bin ich noch nie über 400 Besucher pro Monat gekommen. So zumindest die Angaben von Google Analytics, welches ich im Zuge der DSGVO abgeschafft habe. Bei so geringen Zahlen macht das Zählen der Zugriffe keinen Sinn.

Wie bist Du auf den Namen für den Blog gekommen?

Ich wollte meinen Blog ursprünglich „op Jück“ nennen. Das ist der kölsche Begriff für „unterwegs sein“ und trifft auf meine Art zu reisen genau zu. Leider war der Name und Variationen davon damals vergeben. Aus irgendeinem Grund habe ich mich dann für den englischen Begriff „on tour“ entschieden, in Kombination mit meinem Spitznamen Schwerti. Heute würde ich gründlicher über den Namen nachdenken und vermutlich den Anglizismus vermeiden.

Welcher Deiner Artikel liegt Dir besonders am Herzen?

Alle. Ich lasse mir viel Zeit für jeden Artikel, um ungeschönt zu berichten und den Lesern wertvolle Informationen zu bieten. Diese beiden Punkte liegen mir vor allen anderen besonders am Herzen. Wenn ich einen auswählen muss, ist es wohl der über den Arctic Circle Trail in Grönland – das ist nicht nur einer meiner längsten Artikel, sondern auch so ziemlich der emotionalste. Es war eine echt krasse Tour!

Welcher Reisetyp bist Du, wie reist Du am liebsten? Hotels oder Camping? Mietwagen oder Wohnmobil? Teuer oder günstig etc. ?!

Hier kann ich mich gar nicht richtig festlegen, denn ich habe die meisten Arten schon ausprobiert. Alle haben so ihre Vor- und Nachteile. Ich liebe Roadtrips und diese nehmen auch immer mehr Platz auf meinem Blog ein. Man kann einfach viele schöne Dinge in kurzer Zeit erleben und ist meistens sehr flexibel. Ob das jetzt im Auto, Camper oder Wohnmobil ist, ist eigentlich nebensächlich. Aber auch wandern oder längeres Trekking mache ich sehr gerne. Ich liebe die Berge und da kommt man oft nicht mit dem Auto rauf.

Was ich nicht mag, ist das Fliegen. Leider ist es meist die schnellste Art, an mein Ziel zu kommen. Oder viel eher an den Start meiner Tour. Ein notwendiges Übel sozusagen. Nagel mich nicht drauf fest, aber eine Kreuzfahrt will ich niemals machen. Das ist für mich die Art von Reisetyp, die mich überhaupt nicht interessiert.

Deine beeindruckendsten oder verrücktesten Erlebnisse auf Reisen waren … ??

Am meisten beeindruckt haben mich folgende Erlebnisse:

  • Zum ersten Mal einen Wal sehen beim Whale watching in Kaikoura, Neuseeland.
  • Meinen inneren Schweinehund überwinden und nicht aufgeben auf dem Arctic Circle Trail in Grönland.
  • Ganz alleine zu einer 3-monatigen Weltreise aufzubrechen.

Also tatsächlich in den Flieger zu steigen. Die Erlebnisse unterwegs waren beinahe allesamt sehr beeindruckend. Zuletzt ist da noch der Moment, als ich zum ersten Mal den höchsten Berg der Erde, den Mount Everest, gesehen habe, beim Trekking in Nepal.

An verrückte Erlebnisse kann ich mich so spontan gar nicht erinnern. Oft wird mir gesagt, aus einem Flugzeug zu springen oder auf tosenden Flüssen zu raften sei total verrückt. Ich mag das Adrenalin in diesen Momenten und finde das in gewissem Maße noch kontrolliert. Wirklich verrückt hingegen war die Art, wie ich im 1. Hostel in Australien von drei komplett tätowierten Fischern im gemeinsamen Zimmer begrüßt wurde. Ist absolut nicht jugendfrei, ich kann nur sagen, dass die drei ihren Spaß hatten und ich völlig verdattert aus der Wäsche geguckt haben muss.

Ist irgendwann einmal etwas so richtig schief gelaufen auf einer Reise oder hast Du es sogar schon einmal mit der Angst zu tun bekommen?

Bisher hatte ich immer Glück, schätze ich. Erst 1-2 Mal wurden Flüge um etwa 2-3 Stunden verspätet, was ich noch nicht so schlimm finde. Ansonsten lief eigentlich immer alles reibungslos, was mich besonders auf meiner 3-monatigen Weltreise total überrascht hat. Angst hatte ich mindestens schon zwei Mal: Während dem Sprung aus einem Flugzeug in Queenstown, Neuseeland. Was ja der Sinn der ganzen Aktion war, bzw. diese Angst zu meistern.

Und noch etwas mehr Angst hat mir gemacht, dass mein Körper wie eine Alarmanlage losgegangen ist, als ich in Nepal eine Höhe von 4000 Metern erreichte. Das war schon abgefahren, wie plötzlich Symptome wie Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit ausbrachen und mir sagten – Nein, mich anschrieen – ich solle sofort wieder runter gehen und nicht weiter. Zum Glück war mein Guide echt klasse und hat mir in dieser Situation sehr geholfen!

Dein schönstes Erlebnis mit Tieren war … ??

Da gibt es wirklich viele. Ich hatte schon sehr viel Glück in meinem Leben, was Tiersichtungen angeht. Woran ich immer gerne zurück denke, ist der wunderschöne, sonnige Nachmittag auf einer kleinen Insel vor Vancouver Island. Wir konnten nicht auf´s Wasser raus und saßen deshalb auf einem Felsen oberhalb vom Strand. Plötzlich, ohne Vorankündigung, durchbrach ein Buckelwal ca. 15 Meter vom Ufer entfernt die Wasseroberfläche und war wenige Augenblicke später schon wieder verschwunden.

Gibt es etwas, was Dich persönlich auf Reisen eher nervt?

Oh ja. Rücksichtslose Menschen. Es gibt sie in allen Ausführungen, leider. Sie drängeln sich in den Warteschlangen vor, drängeln sich an Aussichtsplattformen ins Bild, um selbst ein Foto zu machen usw. Ok, über die Sorte kann ich noch amüsiert lächeln. Richtig schlimm sind die, die rücksichtslos der Natur gegenüber sind. Die trampeln Aussichtspunkte kaputt, steigen über Absperrungen, zerstören einfach die Natur, spucken auf Booten über Bord. Da scheint einfach kein Menschenverstand zu herrschen. Diese Leute nerven mich total.

Genau wie diejenigen, die sofort aufspringen, sobald das Anschnallzeichen im Flieger erlischt. Das sind meist auch die selben, die ganz eng am Gepäckband stehen und so die Sicht behindern und niemanden durchlassen, der an sein Gepäck ran will. Und was auch langsam nervt, sind die immer gleichen Unterhaltungen in Hostels, wenn man neue Leute kennenlernt.

Da ich oft alleine reise, sind Hostels gut, um evtl. Reisepartner zu treffen oder zumindest einen netten Abend zu verbringen. Damit einher gehen aber auch die üblichen Unterhaltungen „Woher kommst Du, wohin willst Du, wie lange bist Du hier, warst Du schon dort…“ Aus all diesen Unterhaltungen sind tatsächlich nur eine handvoll Leute geblieben, mit denen ich noch Kontakt habe.

Hast Du eine Art Herzensziel, einen sogenannten „Happy Place“? Also einen Ort oder eine bestimmte Location, wo Du dich Besonders wohl fühlst und wo es Dich immer wieder hin zieht?

Da kommen ab und zu neue Orte dazu. Ich glaube, Kanada werde ich noch sehr oft besuchen. Aber wo ich mich am wohlsten fühle, wo ich am liebsten auf unbestimmte Zeit leben würde, ist die Südinsel von Neuseeland. Ich liebe Queenstown einfach, weil es einen coolen Vibe hat und es alles gibt, was mich interessiert. Auch dorthin werde ich hoffentlich noch oft fahren!

Gab es auch schon mal ein Reiseziel oder einen Ort, der Deine Erwartungen NICHT erfüllt hat? Oder wovon bist Du sogar schon einmal richtig enttäuscht gewesen?

Enttäuscht nicht wirklich. Manchmal denke ich über bestimmte Orte einfach nicht nach oder recherchiere nicht genug. Dann baut sich insgeheim die Hoffnung auf, dass es bestimmt großartig wird. In der Realität bin ich dann schon mal etwas enttäuscht. Ich mag zB. gar nicht den Lärm, den Dreck und das Gedränge in Städten wie Bangkok oder Kathmandu. Das ist mir alles zu viel und ich verkrieche mich dann lieber im Hotel.

Deine für Dich persönlich beste Unterkunft bisher, ganz gleich welcher Art, war … ??

… mein Campervan auf der Tour durch Neuseeland, während meiner Weltreise 2016.

Wenn Geld und Urlaubstage keine Rolle spielen würden, wäre Deine nächste Reise nach … ??

Darf man nur ein Land auswählen ? ;) In dem Falle Kanada, weil es so riesig ist und auch nicht gerade günstig.

Und tatsächlich lautet Dein nächstes Reiseziel … ?

USA. Ich will einen Roadtrip in Alaska machen. Das hat sich erst vor kurzem ergeben, ein Freund aus New York hat Interesse angemeldet und jetzt fahren wir wahrscheinlich zusammen. Aktuell bin ich schon dabei, eine grobe Route auszutüfteln und so im Herbst wird dann für nächstes Jahr im Sommer gebucht.

Gibt es ein Reiseziel, welches die meisten gar nicht auf dem Schirm haben und welches Du anderen Reisenden gerne mal näherbringen würdest?

Schwieriges Thema aktuell. Einerseits möchte ich immer alle meine Erlebnisse teilen und den Lesern empfehlen. Wenn sie empfehlenswert sind, natürlich. Aber auf der anderen Seite möchte ich den bestimmten Ort auch lieber für mich behalten, damit er nicht vielleicht dem Tourismus zum Opfer fällt.

Was das für Auswirkungen haben kann, sieht man ja am Beispiel Island gerade. Da wird rücksichtslos alles niedergetrampelt, weil das Land nicht hinterher kommt mit der Infrastruktur. Oder man könnte auch sagen, dass Island vielleicht auf den Verstand der Touristen gesetzt hat. Leider ist diese Rechnung nach hinten los gegangen.

Im Übrigen habe ich gar keine ausgefallenen Reiseziele, glaube ich. Jeder kennt doch Kanada, die USA, Australien oder Neuseeland. Und wo Nepal und Grönland liegen, dürften die meisten auch wissen ;)

Mit welchem Kamera-Equipment bist Du unterwegs? Oder brauchst Du das gar nicht und fotografierst hauptsächlich mit dem Smartphone?

Ich benutze seit einer Weile eine Canon EOS M10. Ist so eine Einsteigerkamera. Ich habe Null Interesse an den Einstellungen bei Fotoapparaten und benutze immer den Automodus. Diese Kamera macht es mir sehr leicht, sie ist klein und schießt brauchbare Bilder. Das reicht mir.

Ab und zu benutze ich dann noch das Handy oder meine GoPro Hero 1. Allerdings sehe ich für die Verwendung der vielen kurzen Videos schwarz, da ich keine Zeit und Lust habe, daraus ein brauchbares Filmchen zu schneiden.

Deine (max.10) Lieblingsfotos von unterwegs sind … ??

Nugget Point Lighthouse

2013 war ich zum ersten Mal in Neuseeland und habe mich sofort verliebt. Bis heute ist es auf jeden Fall mein absolutes Lieblingsland. Es ist so vielseitig wie quasi ganz Europa, aber auf ganz kleinem Raum komprimiert. Dieses Bild vom Nugget Point Lighthouse ist mein schönstes von dieser Reise, rein zufällig entstanden. Damals habe ich mir über Perspektiven und Motive noch keine Gedanken gemacht.

Johnstone Strait bei Vancouver Island

Mit dem Kayak über die Johnstone Strait bei Vancouver Island zu paddeln war auch ein tolles Erlebnis, das ich so schnell nicht vergessen werde.

Eisfjord Ilulissat

Mehr Eis hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch nie gesehen, glaube ich. Der Eisfjord im grönländischen Ilulissat war ein toller Abstecher nach dem gemeisterten Arctic Circle Trail.

Buckelwale

Wieder am Meer. Oder eher auf dem Meer. Am Ende meines Roadtrips von Toronto nach Boston war ich noch auf einer Whale watching Tour und hatte riesiges Glück, als einige Buckelwale direkt neben dem Boot auftauchten.

Ayers Rock

Der Klassiker, wenn man an Australien denkt, oder? Für mich aber auch tatsächlich eines der schönsten Motive, die sich auf meiner Tour geboten haben.

Rohan in Neuseeland

Dass ich nach Neuseeland zurück kehren würde, war mir klar. Dass es schon 2016 geschehen würde, eher nicht. Alleine im Campervan bin ich zu all den Orten gefahren, die ich bei der ersten Tour nicht geschafft habe. So wie hier, am Drehort der „Goldenen Halle von Rohan“ aus „Der Herr der Ringe – Die Zwei Türme“.

Mount St.Helens

Ich liebe die Berge. Im Laufe der Jahre habe ich einige sehr schöne Exemplare gesehen. Dieser hier, der Mount St. Helens in Washington, ist mein absoluter Lieblingsberg. Dem Thema habe ich sogar eine eigene Blogparade gewidmet ;)

Hvitserkur in Island

Island hat mich schwer begeistert mit seiner ursprünglichen, wilden Natur. Auf meinem Blog verarbeite ich gerade meinen Roadtrip entlang der Ringstraße. Hier zu sehen: Hvitserkur.

Vulkan Aqua

Morgens in aller früh aufstehen und diesen Ausblick aus dem Zelt haben? Das ging im April dieses Jahr noch. Der Vulkan Agua hüllte sich halb in Wolken und Nebel und bescherte mir dieses schöne Foto.

Wenn Du Deine Reisen planst, wie genau gehst Du da eigentlich vor und wie viel Zeit steckst Du dann in die Vorbereitungen? Oder bist Du eher spontan und legst nicht viel Wert auf Planung?

Dazu habe ich seinerzeit mal einen Artikel geschrieben. Ich investiere schon viel Zeit in die Planung, das macht mir nämlich fast genauso viel Spaß wie die Tour an sich. Es steigert meine Vorfreude, wenn ich im Internet die Orte anschaue, die ich selbst bald sehen werde. Und wenn ich dann weiß, wo man in der Nähe gut futtern oder übernachten kann, brauche ich unterwegs nicht mehr Zeit mit der Suche vergeuden.

Ich lasse aber auch oft ganz bewusst Lücken in der Planung, um auch mal spontan den Plan über den Haufen werfen zu können. Übernachtungen buche ich zB. nur bei Orten vor, wo ich weiß, wann ich da sein will. Ansonsten entscheide ich das lieber spontan am Abend vorher.

Stichwort Bucket List! Was möchtest Du Dir unbedingt in nächster Zeit davon erfüllen?

Ich arbeite gerade daran, mir den obersten Punkt meiner Bucket Liste zu erfüllen: Grizzly Bären beim Lachse fangen beobachten. Wenn ich Bilder oder Videos sehe, wie diese tollen Tiere in reißenden Flüssen stehen und nach den Fischen schnappen, das bewegt irgendeinen Urinstinkt in mir, da muss ich hin. Wenn alles gut geht, bin ich also nächsten Sommer in Alaska. Drückt mir die Daumen!

Wenn Du nicht gerade unterwegs auf Reisen bist, was machst Du da eigentlich ??

Ich arbeite ganz normal Vollzeit als Lagerist. In meiner Freizeit verbringe ich natürlich einen guten Teil damit, am Blog zu werkeln, also Texte zu schreiben. Dann plane ich irgendwie immer schon am nächsten Urlaub, was ebenfalls Zeit braucht. Und am Wochenende verbringe ich Zeit mit Familie und Freunden, am liebsten bei gutem Wetter auf dem Fußballplatz.

Gibt es etwas, was Du abschließend den Lesern sagen möchtest?

Lasst Euch nicht erzählen, dass ihr gewisse Sachen nicht machen könnt. Zieht los und versucht es einfach. Zu scheitern ist keine Schande, sondern eine Erfahrung! Wenigstens habt ihr es versucht. Das ist schon mehr, als viele andere Menschen überhaupt getan haben.

Wenn Dir das Interview gefallen hat, dann besuche Stefan doch mal auf dem Blog und stöbere ein bisschen auf den Seiten dort!

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Ganz lieben Dank von meiner Seite aus an Stefan, der mir Rede und Antwort gestanden hat. Wenn Ihr selber noch ein paar Fragen haben solltet an Ihn, dann gerne ab damit in die Kommentare.

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