Heute: Barbara von reisepsycho.com
„Mein Name ist Barbara und ich bin vom exzellenten Jahrgang 1986. Ich lebe und arbeite in Graz, meiner wunderschönen Wahlheimat. Von Beruf bin ich – dreimal dürft ihr raten – Psychologin. Und Pädagogin. Beides mit viel Freude und Leidenschaft. Aber weil arbeiten ja nicht alles ist im Leben, gibt es noch Hobbies. Zu meinen allerliebsten zählen Reisen, Outdooraktivitäten und Wellnessen. Am liebsten in Kombination.“
Erzähl doch mal ein bisschen was über Deinen Reiseblog, wann hat er das Licht der Welt erblickt und wie hat sich das dann alles entwickelt?
Also, erst mal das Allgemeine: auf Reisepsycho.com schreibe ich über Destinationen, die ich besucht habe – das sind vorwiegend Länder aus dem Süden Europas, weil es mich dort einfach immer wieder hinzieht. Dabei lege ich viel Wert auf authentische Berichterstattung und das herauspicken von den kleinen Schönheiten, die mir so untergekommen sind. Außerdem erfährt man etwas über die psychologischen Effekte des Reisens und die Wirkungen, die es auf mich hat.
Ich habe immer schon sehr gern geschrieben, und als ich selbst begann, immer mehr Blogs zu lesen, dachte ich mir: Warum eigentlich nicht selbst einen schreiben? Mit ein paar Startschwierigkeiten war es im Februar 2017 dann soweit, dass ich online gegangen bin. So gut ich mich mit Menschen auskenne, so wenig tat ich es aber mit Technik, Onlinegedöns und SEO. Daher brauchte es erstmal einige Zeit, bis alles wirklich Fahrt aufnahm. Seit Ende 2017 geht es aber bergauf und im Moment bin ich irre glücklich, dass ca. 15000 Leute im Monat den Weg auf meinen Blog finden.
Wie bist Du damals eigentlich auf den Namen für den Blog gekommen?
Das war ein langer kreativer Prozess. Ich wusste, was ich will, aber nicht, wie ich es nennen soll. Wie immer, wenn der Denkstress zu groß wird, tauch ich in meine Badewanne ein, um abzuschalten. Und dann blitzte der Name „Reisepsycho“ auf – das hat mir gefallen und ich hab mich entschieden!
Welcher Deiner bisherigen Artikel liegt Dir besonders am Herzen?
Puh, schwere Frage. Ich verbinde mit so vielen meiner Berichte unglaubliche Erlebnisse. Aber der emotionalste und vielleicht wichtigste ist jener über Trauer auf Reisen. Ich bin selbst ehrenamtlich im Kriseninterventionsteam tätig und habe viel mit dem Thema zu tun, daher weiß ich, wie wertvoll solche Infos im Falle des Falles sein können. Ich war froh, dass ich über das fachliche Know-how verfügte, als bei mir die Situation eintraf, dass meine Uroma starb, als wir unterwegs waren.
Welcher Reisetyp bist Du, wie reist Du am liebsten? Hotels oder Camping? Mietwagen oder Wohnmobil? Teuer oder günstig etc. ?!
Ich bin im Leben eine absolute Generalistin, und so auch beim Reisen. Ich steh auf Campen, aber auch auf Luxushotels. Man findet mich sowohl im Kanu als auch am Kreuzfahrtschiff. Zugreisen finde ich klasse, aber auch Roadtrips mit dem eigenen Auto. Je nach Reise bin ich budget-mäßig unterwegs oder gönne mir mal so richtig etwas. Ich kann mich für so ziemlich alles begeistern, außer für langes Busfahren – da macht mein Rücken nicht ganz mit und es ist mir meist zu unruhig. Wichtig auf meinen Reisen ist mir eher, mit Menschen in Kontakt zu kommen und das, was ich gerade mache, voll zu genießen.
Dein beeindruckendstes oder verrücktestes Erlebnis bisher auf Reisen war… ??
Da gibt es zwei Erlebnisse: zum einen war der Heiratsantrag, den ich im Sommer 2016 während einer Wanderung in den Cinque Terre von meinem Mann bekam. Er hatte da wirklich ein Händchen für den perfekten Moment und ich war komplett überrascht. Das andere, wirklich großartige Erlebnis hatten wir diesen Sommer auf den Azoren beim Whale Watching. Wir erblickten eine ganze Pottwalsippe, und ein junger Wal kam ziemlich nah an unser Boot. Später auf dieser Bootstour durften wir auch zu den Delfinen ins Wasser springen und mit ihnen schwimmen. Das war großartig und unbeschreiblich schön!
Ist schon einmal etwas so richtig schief gelaufen auf einer Reise oder hast Du es sogar schon einmal mit der Angst zu tun bekommen?
Haha, ja klar. Mehrmals. Ich muss vorweg dazu sagen, dass ich ziemlich tollpatschig bin, und daher Verletzungen auf Reisen selten ausbleiben. Allerdings sind die nie wirklich gravierend, das schlimmste war ein gebrochener Finger.
Richtiges Pech hatten wir mal in London, als plötzlich unser AirBnB-Vermieter nicht zu erreichen war, weder für uns noch AirBnB selbst. Vor der Wohnung am Gang lag ein leerer Feuerlöscher, der dort offenbar versprüht wurde, und der Schlüssel, der unter der Matte liegen sollte, war weg. Wir wissen nicht, ob der Vermieter vielleicht noch heute tot da drin liegt oder was da damals passiert ist, aber wir waren froh, die Nerven behalten und ein passendes Hotelzimmer gefunden zu haben.
Ebenfalls richtig schräg war´s in Perugia. Da war ich gerade alleine durch Italien unterwegs, und die Unterkunft stellte sich als wirklich furchtbar heraus. Schimmel, Überschwemmung im Bad, kein WLAN, kalt, und in der Wohneinheit über mir, nur durch ein Holzbrett an der Wendeltreppe getrennt, ein sehr seltsamer Mann. Als dann um 23:00 Uhr der Kirchenchor nebenan noch „Hosiana, Halleluja“ zu singen begann, konnte ich nicht mehr und tat das einzige, was in der Situation helfen konnte: ich rief meine Mama an :-D .
Dein schönstes Erlebnis mit Tieren war … ??
Wie oben beschrieben, das Beobachten der Wale und das Schwimmen mit den Delfinen auf den Azoren. Generell bin ich dem Element Wasser sehr zugetan, daher spielen sich die meisten schönen Erlebnisse von mir mit Tieren im Meer ab, wie auch das Schwimmen mit Schildkröten auf Barbados, das Schwimmen zwischen tausenden Fischen in Apulien oder das Beobachten von Muränen auf Guadeloupe.
Gibt es etwas, was Dich auf Reisen auch mal so richtig nervt?
Ja, drängelnde Menschenmassen, Leute, die ihren Müll nicht ordentlich entsorgen können und uninformierte Menschen, die sich am Markusplatz in Venedig einen Cappuccino holen und sich dann beschweren, dass es dort so teuer ist. Und mein absolutes Hassthema sind Leute, die absolut keine Bergerfahrung haben und dann in Sandalen oben herumspazieren. Die sollen auf unter 700 Meter Seehöhe bleiben, bitteschön. Du siehst, ich liebe als Psychologin auch nicht alle Menschen ;-)
Hast Du eine Art Herzensziel, einen sogenannten „Happy Place“? Also ein Land oder eine bestimmte Location, wo Du dich besonders wohl fühlst und wo es Dich immer wieder hin zieht?
Das ist bei mir ganz sicher Italien. Dieses Land, und vor allem die Gardaseeregion bzw. der Süden mit Neapel, Apulien und Sizilien lässt mein Herz sowas von höher schlagen. Es ist einfach das Essen, die Landschaft, das Temperament – das Land passt einfach zu mir. Aber Portugal macht Italien ganz schöne Konkurrenz! Ich habe das Land im letzten Jahr für mich entdeckt und bin von den Klippen der Westküste und den Azoren einfach begeistert. Und alleine wegen den Pasteis de Nata will ich wieder hin ;-)
Gab es auch schon mal ein Reiseziel, was Deine Erwartungen NICHT erfüllt hat? Oder bist Du sogar schon einmal richtig enttäuscht gewesen von einem Ort?
Auch das ist schon vorgekommen. Die karibischen Hauptstädte wie Castries auf Santa Lucia, aber vor allem Kingstown auf St. Vincent haben mich irgendwie erschreckt. Die Leute dort sind sehr arm, und es ist furchtbar schmutzig. Man sieht Öl auf alten Booten ins Meer rinnen und der Müll liegt echt überall. Da vergeht mir die Lust auf dieses „Paradies“. In Castries hatten wir aber wenigstens total nette Begegnungen mit Menschen und waren an einem schönen Strand außerhalb. In Kingstown fühlten wir uns nur abgezockt.
Die für Dich persönlich beste Unterkunft bisher, ganz gleich welcher Art, war … ??
Weniger aus ästethischen, aber aus sozialen Gründen muss ich da wohl ein etwas seltsames Hostel in Rom erwähnen. Auf meiner Goethe – Reise durch Italien lernte ich dort nämlich zwei Menschen kennen, die mir wirklich zu Freunden geworden sind. Wir drei sind noch immer viel in Kontakt und sehen uns hoffentlich bald mal wieder.
Wenns nach der schönsten Unterkunft geht, dass will ich hier das Kempinski Palace in Portoroz erwähnen. Durch ein glückliches Angebot buchten wir zwei Nächte in diesem absoluten Luxushotel zu einem echt gutem Preis – Himmel, war das schön! Ich fühle mich zwar mit meiner Jeans und dem Rucksack ein wenig fehl am Platz, aber der Glanz und der Prunk waren echt irre schön. Und weil gerade nicht so viel los war und der Rezeptionist sehr nett, durften wir einen Blick in die Präsidentensuite dort werfen – sowas hatte ich bis dato noch nie gesehen und war ziemlich beeindruckt.
Wenn Geld und Urlaubstage keine Rolle spielen würden, wäre Deine nächste Reise nach … ?? Tatsächlich lautet das nächstes Reiseziel allerdings … ?
Entweder eine Weltreise am Schiff (ich liebe Schiffe einfach), oder nochmal ein paar Wochen auf die Azoren und alle neun Inseln gründlich erkunden. Unser tatsächlich nächstes Ziel ist eine Überraschungsreise zum Hochzeitstag, ich darf also nicht verraten wohin es geht ;-)
Wenn Du Deine Reisen planst, wie genau gehst Du da eigentlich vor und wie viel Zeit steckst Du dann in die Vorbereitungen? Oder bist Du eher spontan und legst gar nicht so viel Wert auf Planung?
Ich liebe es, zu planen. Auch wenn ich schon recht gut spontan sein kann, so sind zumindest Anreise und Unterkünfte so gut wie immer fix geplant. Ich erkundige mich auch immer vorher schon umfassen, was es an dem Ort so alles gibt. Was wir dann genau unternehmen, entscheiden wir ganz oft aber erst beim Frühstück. Je nachdem, worauf wir eben gerade Lust haben. Mittlerweile kann ich Dinge auch echt gut liegen lassen – wenn ich was nicht sehe, sehe ich es eben nicht, so what. Das war nicht immer so. Aber das letzte was ich auf Reisen braucht ist Druck und Stress – da lass ich mich lieber treiben.
Dein Mann Harry ist ja für den fotografischen Part bei Euch zuständig, wie sieht das Foto-Equipment denn aus? Oder braucht Ihr das gar nicht und fotografiert überwiegend mit dem Smartphone?
Meistens, ja. Außer ich bin alleine oder mit jemand anderem unterwegs, dann übernehme ich seine Rolle ;-) . Er fotografiert mit einer Canon 100D und liebt sein Weitwinkelobjektiv sehr! Ich mag es lieber klein und handlich, daher kommt bei meinen Fotos die Canon G7XII zum Einsatz, eine tolle Profikompakte. Oft sind wir nur mehr mit der kleinen unterwegs. Damit kann ich die Fotos gleich via App auf Smartphone übertragen und auf Social Media stellen. Daher fotografiere ich nur wenig mit dem Handy. Harry zückt es eigentlich auch nur, um Fotos für Instagram zu schießen.
Deine (maximal 10) Lieblingsfotos von unterwegs sind … ??
Stichwort Bucket List: Du träumst ja in großen Dimensionen, möchtest alle Regionen Italiens, alle Länder und Hauptstädte Europas und alle Kontinente besuchen – aber gibt es auch Ziele, die dich so rein gar nicht interessieren?
Obwohl viele davon schwärmen, rührt sich bei mir bei Bali zum Beispiel gar nichts. Auch China interessiert mich nicht so, und am allerwenigsten die USA. Obwohl ich weiß, dass es dort faszinierende Landschaften gibt, steht es ganz weit hinten auf meiner „To-Go“ – Liste. Da fahr ich echt lieber mal wieder nach Griechenland, da gibt´s noch viele Inseln, die von mir entdeckt werden wollen.
Dein Traum wäre es, gemeinsam mit Harry mal eine Weltreise zu machen. Glaubst Du, das „heim kommen“ danach nicht unheimlich schwer ist … so rein psychologisch betrachtet? ;-)
Haha, ja klar! Das Heimkommen fällt mir ja schon nach zwei Wochen Italien irre schwer! Vor allem, wenn man Gefallen an verschiedenen Lebensweisen findet, die einfach anders sind als zuhause, ist der Kulturschock dann oft richtig unangenehm. Das Gute ist aber, dass sich der „Heimkomm-Schmerz“ mit der Zeit legt, vor allem, wenn man dann Dinge macht, die wirklich schön sind. Und schöne Ecken gibt´s daheim vor der Haustüre ja meistens auch genug.
Es ist halt einfach auch ein Trauerprozess, der durch Abschiede – eben auch von Orten – verursacht wird: am Anfang glaubst du, der Schmerz bringt dich um, es folgen Tage der Sehnsucht und des Weinens, doch auf unser Gehirn ist verlass: es lässt uns nicht lange in dem Zustand, und reguliert gegen (also bei gesunden Menschen, affektive Störungen mal ausgenommen). Man kann sich also darauf verlassen, dass es bald einmal von allein besser wird, und man wieder einen Blick für das Schöne daheim bekommt. Aber es ist völlig ok, eine Zeit lang einfach traurig zu sein. Das soll man schon zulassen dürfen.
Ab und zu verreist Du ja auch alleine. Was macht das mit Dir? Gibt es da nicht zwischendurch auch Momente wo Du denkst „Hm, eigentlich wäre ich jetzt doch lieber zu Zweit hier!“ ?
Ein wunder Punkt, lieber Andreas! Ich dachte vor meiner ersten Reise alleine echt, dass ich das nicht schaffen werde. Und war gefühlt 10cm größer, als ich es dann doch durchgezogen hab. Aber frag nicht, wie oft mich die Sehnsucht geplagt hat. Als ich Harry nach 6 Wochen wiedergesehen hab als er mich in Neapel besuchte, wollt ich keinen Zentimeter von seiner Seite weichen. Aber dennoch kann ich Momente alleine gut genießen, es tut nicht weh allein zu sein. Wenn ich ihn mal brauche, ist er ja eh telefonisch für mich da ;-) .
Ich war halt immer schon ein sehr mutiger Mensch. Habe immer das getan, was mir eigentlich Angst macht, um eben diese zu überwinden. Ich bin ein Jahr nach meinem schweren Snowboardsturz wieder aufs Brett, gehe trotz Höhenangst liebend gern Klettersteige und arbeite in Themenbereichen, von denen ich noch vor einigen Jahren gesagt hab „Sicher nicht!“. Deshalb wollt ich auch unbedingt alleine Reisen – weil ich von vornherein Angst davor hatte, und die auch echt heftig gespürt. Ängste haben ja die tolle Eigenschaft, dass sie verschwinden, wenn man sich ihnen stellt – ich therapier mich also quasi selbst ;-)
Wenn Du nicht gerade unterwegs bist, was machst Du dann eigentlich ??
Arbeiten, Haushalt und Einkaufen – Alltagsdinge eben ;-) . Also ich mag meine Arbeit gerne, vor allem, weil ich in drei Bereichen tätig bin. In einer Anstellung arbeite ich mit psychisch erkrankten Straftätern in der forensischen Nachsorge, selbstständig als klinische Psychologin mit Eltern und traumatisierten Kindern (Projekt www.krisen-kiste.com), und ehrenamtlich beim Roten Kreuz in der Krisenintervention. In der Freizeit geh ich dann gerne Sauna oder Klettern, oder wir machen einen Ausflug ins Umland. Da ich total auf gutes Essen stehe, findet man mich mit Freunden auch in sämtlichen Lokalen in Graz oder kochend meiner eigenen Küche. Außerdem lese ich sehr gerne, und ich liebe meine Badewanne! Mir wird also nicht langweilig ;-)
Gibt es etwas, was Du abschließend den Lesern sagen möchtest?
Es gibt einen Spruch, der mir sehr gut gefällt und den ich gern weitergeben möchte: „Reisen bedeutet, Grenzen zu überschreiten. Auch die eigenen“. Mir würde das Reisen für meine eigene Entwicklung nichts bringen, wenn ich nicht mal was Neues ausprobieren, mich meinen Ängsten nicht stellen oder mich nicht überraschen lassen würde. In den Dingen, von denen wir uns zunächst fern halten, steckt doch das meisten Entwicklungspotential.
Und: ich würde mich natürlich über einen Besuch auf meinem Blog freuen!
Wenn Dir das Interview gefallen hat, dann besuche Barbara doch mal auf dem Blog und stöbere ein bisschen durch die Seiten dort!
reisepsycho.com findest Du hier im Internet:
Ganz lieben Dank von meiner Seite aus an Barbara, die mir Rede und Antwort gestanden hat. Wenn Ihr selber noch ein paar Fragen haben solltet an sie, dann gerne ab damit in die Kommentare.
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