Heute Morgen ist der Blick aus dem Fenster zum ersten Mal seit Tagen wieder recht ernüchternd. Es regnet. Irgendwie ist Grundarfjördur kein gutes Pflaster für uns. Nach einem guten, selbst zubereiteten Frühstück machen wir uns aber trotzdem guter Dinge auf den Weg. Auf der anderen Seite der Insel kann das Wetter dank Snaefellsjökull und diversen anderen Gebirgsketten ja immerhin völlig anders sein, das habe ich ja letzten März schon miterlebt.
Snaefellsnes ist besonders, vom Wetter her und von allem einfach irgendwie. Heute sollte es sogar SO besonders werden, dass wir den kompletten Snaefellsjökull zu Gesicht bekommen. Das konnten wir so früh am Morgen aber noch nicht ahnen.
Kirkjufell
Erneut stoppen wir jedenfalls kurz am Kirkjufellfoss, zu dieser frühen Stunde sind wir die einzigen Besucher hier. Ein ungewohntes Bild hier mal keine Menschen vorzufinden.
Road #54
Beim Abzweig auf die #54 biegen wir ab ins Gebirge und es deutet sich an was wir uns erhofft haben … die Wolkendecke beginnt aufzureißen. Ein Traum, sofort ist man wieder völlig in den Bann der Landschaft gezogen.
Auf der anderen Seite, an den diversen Scenic Points, wenn sich die Straße wieder nach unten windet, bietet sich uns das gewohnte Bild – ein Ausblick entlang der Südküste der Halbinsel Snaefellsnes. Einfach atemberaubend.
Unser erster Anlaufpunkt hier im Süden ist dann – fast schon obligatorisch könnte man inzwischen sagen – die Budirkirkja. Schlicht, schwarz und immer wieder einfach unheimlich fotogen.
Danach wollte ich uns eigentlich zum Strandabschnitt bei Hraunlandarif bringen, leider haben wir aber keine Möglichkeit gefunden dort irgendwie in die Nähe des Strandes zu kommen. Irgendwann endet der Weg nämlich vor einem Zaun. Sollte irgendjemand wissen, WIE man dort hinkommt, kann er mich gerne einmal anschreiben.
Auf dem Weg zurück folgt dann trotzdem noch ein kurzer Stopp, die fotogenen Rhyolite Mountains befinden sich direkt vor uns.
Ein bisschen erinnert das ganze an der Artists Palette im Death Valley, nur das es hier 30 Grad kühler ist und die Landschaft etwas grüner *grins*
Am Parkplatz zur Rauðfeldsgjá Gorge halten wir heute nicht. Ich wüsste nicht einmal wo man parken sollte, so viele Autos stehen dort. Dass man hier jemals die Besucher wie die Ameisen den Berg hinauf laufen sehen würde, hätte ich im März auch noch nicht gedacht. Wie so oft fing das Unheil vermutlich mit dem kleinen Holzschild am Straßenrand an, vor zwei Jahren war das nämlich noch nicht dort.
Ein kurzer Blick von oben die Küste entlang, danach fahren wir spontan und als Alternative zur Rauðfeldsgjá Gorge hinauf zum Snaefellsjökull.
Snaefellsjökull
Die Straße ist laut einem Hinweisschild unten nicht durchgängig befahrbar. Wir wollen aber zumindest mal sehen wie weit wir kommen und arbeiten uns Meter für Meter die steile Schotterpiste nach oben …
An einem ersten Aussichtspunkt halten wir dann, hier befindet sich auch die Höhle Sönghellir. Besondere Echos soll es hier drin geben. Zwar habe ich nichts dergleichen gehört, dafür aber die besondere Aussicht genießen können.
Die Fahrt geht weiter, bis es irgendwann nicht mehr geht und uns ein Gesperrt-Schild an der Weiterfahrt hindert. Zwar ist erst einmal nicht ersichtlich warum es hier steht, einige Superschlaumeier die an dem Schild vorbeifahren kommen aber bereits nach wenigen Minuten wieder zurück … es steht also wohl nicht ohne Grund hier.
Hier oben hat man eine unglaubliche Aussicht in mehrere Richtungen. Nach oben zur Spitze des Berges, nach unten auf den 521m hohen Stapafell oder auch auf die Wintersportausrüstung hier oben.
Alleine dafür hat es sich schon gelohnt hier hoch zu kommen. Und wann sieht man schon mal die Spitze des Snaefellsjökull so klar und aus der Nähe??
Djúpalónssandur
Als Nächstes geht es nun weiter nach Djúpalónssandur. Im März hatte ich mich mit Robert und Krisztina hier eine halbe Ewigkeit aufgehalten und die Wellen fotografiert, umso gespannter war ich was uns hier heute erwarten würde.
Wellen waren es zumindest nicht, als wir eintreffen ist nämlich wieder Low Tide und das Wasser hat sich zurückgezogen. Dazu ist es noch völlig windstill. Kaum zu glauben, aber ich ziehe meine Jacke aus und am liebsten würde ich mir eine kurze Hose anziehen, so warm ist es.
Zufällig hab ich den Kopter mitgenommen, WENN mal irgendwann perfekte Bedingungen hier an diesem Strand zum fliegen sind dann definitiv heute. Also nichts wie ab damit in die Luft und einige Aufnahmen von oben gemacht.
Zwar halten wir uns hier heute nicht so lange auf wie im März, trotz quasi nicht vorhandenem Wellengang glüht der Auslöser der Kamera aber. Schon irre, wie viele Motive es hier an diesem Ort gibt.
Hellnar
Als Nächstes fahren wir schließlich nach Hellnar. Low Tide würde bedeuten, das man heute auch bis vorne zu Baðstofa Cave gehen kann. Und genau so ist es dann auch. Letztes Mal stand das Wasser bis weit über die Steine und man konnte nicht wirklich nah an die Höhle herankommen. Heute war das kein Problem. Dann, und NUR dann, gelingen auch Fotos wie das untere der dreien hier.
Ich kann nur jedem eindringlich raten, NICHT bei Flut zu versuchen nach vorne zu gehen. Die Wellen hier sind unberechenbar und die Steine zudem extrem rutschig.
Von Hellnar aus könnte man jetzt den Wanderweg nach Arnarstapi nehmen, das kommt aber auf die To-do-Liste für irgendeinen nächsten Besuch. Wir fahren daher komfortabel mit dem Auto rüber nach Arnarstapi, allerdings nicht ohne vorher noch die Hellnarkirkja abzulichten. Ebenfalls fotogen wie immer …
Arnarstapi
Bei Arnarstapi angekommen merkt man sofort eine Veränderung. Neue Appartements werden hier gebaut sowie eine größere Besuchertoilette – war vorher überhaupt eine vorhanden? Man merkt halt das hier sämtliche Reisebusse halten. Der gute Mensch am Fish+Chips Stand hat jedenfalls alle Hände voll zu tun und sämtliche Bänke sind besetzt davor. Eine simple Geschäftsidee im Jahre 2017, hier auf Island funktioniert sie noch.
Ich hatte persönlich nur ein Ziel hier heute. Nachdem ich im März zum vierten Mal einen bestimmten Arch nicht gefunden hatte, war ich mir heute – nach etlichen Stunden Recherche im Netz – ziemlich sicher, wo er sich befindet. Genau so war es dann auch. Keine Ahnung warum, wieso, weshalb ich ihn bisher nicht gesehen bzw. immer übersehen hatte. Er hört jedenfalls auf den Namen Miðgjá.
In unmittelbarer Nähe zu dem Arch gibt es noch ein Blowhole, hier schießt das Wasser fontänenartig nach oben bei starkem Seegang. Das habe ich ja schon mal ansatzweise in Westaustralien im Torndirrup National Park erlebt. Wer mal Gelegenheit hat so etwas zu beobachten, sollte das unbedingt machen. Es ist sehr beeindruckend.
Michaela und Burckhard wandern jetzt noch weiter, ich gehe via Gatklettur langsam zurück zum Auto und sortiere mich mal neu. Als die beiden zurückkommen, beschließen wir noch einmal zum Hobbit Hole zu fahren, weil es uns gestern so gut dort gefallen hat.
Ytri-Gardar
Auf dem Weg folgt ein erneuter Versuch, irgendwo an einen der wenigen vorhandenen Strandabschnitte zu gelangen. Und dieses Mal gelingt das auch. Bei Ytri-Gardar besteht nämlich die Möglichkeit an der Pferdefarm vorbei auf den Parkplatz vom Golfplatz zu fahren und von dort aus dann schätzungsweise 300m zum Strand zu laufen. Die Aussicht von dort ist heute genau so, wie ich es mir erhofft hatte.
Ich hab vor langer Zeit mal ein Foto gesehen, wo jemand einen Strand hier auf Snaefellsnes geknipst hatte und wo man dann im Hintergrund den schneebedeckten Snaefellsjökull sieht. Und genau SO etwas wollte ich auch unbedingt einmal schaffen. Und von hier aus funktioniert das tatsächlich.
Wüsste ich es nicht besser, könnte man fast meinen man wäre gerade irgendwo anders und nicht auf Island. Sehr schade, dass wir in den Westfjorden bei den Stränden nicht solch ein Wetter gehabt haben, das wäre wohl kaum auszuhalten gewesen *ächz*
Hobbite Hole AKA Sheeps Waterfall
Wir fahren weiter und als wir am Hobbit Hole Parkplatz ankommen ist dieser fast leer. Glück gehabt also. Im Gegensatz zu gestern haben wir den Wasserfall heute die ganze Zeit für uns alleine. Wir machen aus allen möglichen und unmöglichen Positionen Fotos und auch mit dem Kopter fliege ich dieses Mal ein wenig durch die Gegend.
Auch beim zweiten Mal heute entführt der Wasserfall mich gedanklich irgendwo hin weit weg von hier. Nur selten habe ich etwas idyllischeres und schöneres gesehen. Hoffen wir das es noch lange so bleibt. Die Chancen stehen bisher ganz gut, man kann den Wasserfall nämlich schlichtweg nicht googeln.
Nachdem wir uns hier wirklich satt gesehen und das alles richtig genossen haben schlendern wir langsam zum Auto zurück, der Parkplatz ist immer noch leer. Wunderbar! Für den Rest des Tages ist jetzt gemütliches fahren in Richtung Unterkunft angesagt.
Gebucht hatte ich für uns in Akranes das Akra Guesthouse … DACHTE ich zumindest *hust* … denn es ist mir etwas passiert, was mir in all den Jahren überhaupt noch nie passiert ist. Ich habe mich in der Jahreszahl vertan bei der Buchung und das ganze zwar für das heutige Datum, allerdings erst ein Jahr später, gebucht. Öhm. Okayyyyyyy.
Das Haus war dementsprechend natürlich – wie sollte es auch anders sein – ausgebucht und es war kein Zimmer mehr frei heute. Was nun? Schnelles handeln ist angesagt, wir haben schon spät und irgendwo würden wir ja ganz gerne auch schlafen heute. Also schnell per Handy bei Booking.com nachgeschaut, ob noch irgendwo in der Nähe etwas verfügbar ist zu bezahlbaren Preisen. Das günstigste Dreibettzimmer hier in Akranes war mit rund 350€ nicht ansatzweise eine Überlegung wert, also haben wir den Suchradius erweitert und sind beim Hotel Hafnarfjall fündig geworden.
165€ für ein Dreibettzimmer, also 55€/Person, sind ein guter Kurs für solch eine spontane Buchung und ich kenne das Haus ja bereits von letztem März, wo ich ebenfalls dort übernachtet habe. Das Frühstück ist gut und die Lage auch, es hätte uns also deutlich schlechter treffen können. Zwar müssen wir jetzt noch einmal 20 Minuten in die entgegengesetzte Richtung zurückfahren, aber das ist das kleinste Problem.
Interessanterweise erinnert sich die junge Dame am Empfang sogar an meinen Namen. Ich hingegen erinnere mich nicht einmal daran, sie überhaupt gesehen zu haben letztes Mal. Ich glaube, ich werde alt. Das Dreibettzimmer befindet sich nur eine Tür neben der Ferienwohnung von letztem Mal, es ist also fast so, als würde ich tatsächlich zurückkommen.
Den Rest des Abends verbringen wir noch mit Essen und ein bisschen Tagesgeschehen aufzuarbeiten. Da keinerlei Wolken mehr am Himmel sind, fällt die Mitternachtssonne eher unspektakulär aus und ich lege mich als letzter – so gegen halb 1 Uhr nachts – schließlich schlafen. Gute Nacht.
Hallo Andreas, mein Name ist Thomas und ich komme aus der Schweiz. Mit grosser Freude lese ich alle deine Reiseberichte über Island!
Im Juli dieses Jahres waren wir, meine Familie und ich jetzt endlich selber auf Island und es hat uns alle umgehauen von der Schönheit dieser Insel!!! Es hat uns so gut gefallen, dass wir nächstes Jahr im Juni gleich nochmal gehen und zwar in die Westfjorde. Jetzt meine frage an dich! Du zeigst und schreibtst von dem super schönen Hobbite Hole Wasserfall den wir auch sehr gerne sehen würden! Ist es möglich, dass du uns den Standort verrätst und kommt man da mit einem 8jährigen Kind hin?
Für deine Antwort ein Danke im Voraus und einen Gruss dazu😁
Hi … schau mal in meine Island POI-Karte und guck dann auf Snaefellsnes die Straße # 56. Im oberen Bereich ist nur ein Eintrag (Scenic Point Fossá & Selvallavatn AKA…). DAS ist der Wasserfall. Ist problemlos mit Nachwuchs zu erreichen, auch wenn man ihn von der Straße aus nicht sieht.