Die Niagarafälle im Winter sollen ja besonders reizvoll sein. Zumindest kann man das häufig lesen. So kam es also nicht von ungefähr, dass wir uns für unseren zweiten Besuch hier nicht den Sommer, sondern den eher frühlingshaften April ausgesucht haben. Unser Plan war, dass wir vielleicht noch Schneereste vorfinden. Das würde bestimmt toll aussehen. Das in diesem Jahr der Winter hier aber bis in den Mai hinein dauern sollte, dass hatten wir nicht wirklich vorhergesehen.
Und so kamen wir unverhofft in die missliche Lage, dass kaum etwas hier geöffnet gewesen ist. Klar, die Niagarafälle selbst lohnen logischerweise immer einen Besuch. Aber wenn man schon mal hier ist, will man ja vielleicht auch ein bisschen was von dem machen, was hier angeboten wird. Egal, ob Januar, Februar, März, April oder Mai, hier kann tatsächlich immer noch Schnee liegen!
Niagarafälle im Winter
Relativ schnell stellte sich heraus: Die Niagarafälle im Winter sind nur recht begrenzt eine Aufenthalt wert. So gut wie alle „Attraktionen“ sind Schneebedingt nämlich geschlossen Die Cave of the Winds – Tour konnte man zum Beispiel getrost vergessen, der Grund dafür ist auf dem Foto hier unten leicht zu erkennen.
Der Eingangsbereich neben den Bridal Veil Falls, dort wo sonst Menschentrauben stehen, war schlicht unter mehrere Meter hohen Schneemassen versunken. Man kann gut den roten Holzpfad zum Eingang erkennen, der sich dann irgendwo im Schnee verliert.
So zog sich das wie ein roter Faden durch die zwei Tage unseres Aufenthaltes. Bis auf Journey behind the Falls hatten sämtliche „Attraktionen“ geschlossen. Wobei bei der Journey auch nur die obere Plattform geöffnet gewesen ist. Die untere war durch den Schnee nur noch so gerade eben zu erahnen. Der Eintritt wäre trotzdem genauso teuer gewesen wie im Sommer, wenn alles geöffnet hat – und das haben wir dann irgendwie auch nicht wirklich eingesehen.
Wir haben daher versucht, das Beste aus der Situation zu machen. Schließlich hatten wir ja beide Kids im Gepäck und die möchten natürlich auch ein bisschen was erleben. Also sind wir mit dem Sky Wheel gefahren (eine Alternative wäre der Skylon Tower gewesen), waren beim Adventure Golf oder auch mal im Adventure Dome, was quasi gleichzusetzen ist mit der Disney Quest in Disney Springs in Orlando.
Soll heißen, es gibt jede Menge interaktiven Quatsch – äh, interaktive Spiele meine ich natürlich. Außerdem musste das Wachsfigurenkabinett dran glauben. Wir haben schon bessere Wachsfiguren gesehen, was aber auch unter Garantie daran gelegen hat, dass dies hier in Niagara nicht original von Madame Tussauds sind.
Sehr cool war übrigens der nächste Morgen mit unfassbarem Nebel. Je näher man zum Wasser gekommen ist, umso weniger konnte man sehen. Das war gleichermaßen genial wie unheimlich und gerade im Niagara Park war die Atmosphäre ähnlich wie in einem dieser alten Edgar Wallace Filme.
Des Spruch des Tages, wenn nicht sogar des gesamten Urlaubes, kam dann auch passend zum Nebel von Danielle. „Niagarafälle im Winter. Heute nicht nur geschlossen, heute sogar WEG !!“ *lol* Joa, so sieht das also aus, wenn jemand die Wasserfälle geklaut hat.
Aus den höher gelegenen Zimmer der hochpreisigen Hotel, wie zum Beispiel dem Embassy Suites, ist dieses Nebelspektakel eine absolute Wucht. Aber von hier unten ist es reichlich suboptimal.
Auf der amerikanischen Seite der Fälle konnte man dann sehr gut sehen, WIE hoch der Schnee hier tatsächlich liegt. Die Besucherplattform an den Horseshoe Falls auf Goat Island war gar nicht erst zugänglich. Aus der Nähe konnte man erkennen warum. Der Schnee lag hier noch geschätzte 180cm hoch. Orientieren konnte man sich dabei an den überall feste am Boden montierten Ferngläsern, wo man 25 Cent Coins rein schmeißen muss. Diese sind circa so groß wie ich und waren nicht zu sehen.
Ganz vereinzelt hat mal die Oberseite aus dem Schnee heraus geschaut, mehr aber auch nicht. Auch hier war es also nur sehr beschränkt möglich überhaupt irgendetwas zu machen, geschweige denn einen Fuß dort hin zu setzen
Wenigstens die Aussichtsplattform auf der amerikanischen Seite, wo man sonst auch mit dem Aufzug hinunter zur Maid of the Mist – Tour fahren kann, hatte geöffnet. Der Eintritt zur Plattform war kostenlos, da der Aufzug auf Grund der Schneemassen unten außer Betrieb gewesen ist.
Erst beim Größenvergleich mit ein paar menschlichen „Statisten“ auf dem Bild wird das eigentliche Ausmaß der Wasserfälle deutlich! Schon beeindruckend.
Irgendwo konnte man dann auch nachlesen, warum die Bootstouren zur Zeit nicht stattfinden. Es besteht wohl einfach die Gefahr, dass ein größerer Schnee oder Eisklumpen sich löst, abbricht und dann eines der Boote trifft.
Verständlich, dass man dieses Risiko nicht eingehen möchte. Auch wenn es natürlich schade für die ganzen Touristen hier vor Ort ist. Manch einer kommt ja vielleicht auch nicht öfters, sondern nur einmal hier hin und erfüllt sich einen Lebenstraum. Der schaut dann jetzt leider in die Röhre.
Wie lange sollte man an den Niagarafällen bleiben?
Die Zwei Tage haben wir, trotz der winterlichen Umstände, ganz gut herum bekommen ohne das uns langweilig geworden ist. Jetzt waren wir im Gesamten schon 6 Tage hier, wenn man den letzten Urlaub mit einrechnet und irgendwie finden wir immer noch Dinge die wir nicht gemacht haben.
Daher der Rat an einige, die sich immer fragen wie viel Zeit man für hier einplanen sollte: Bleibt auf jeden Fall länger als nur einen Tag/Nacht! Und bucht vor allen Dingen eines der besseren Hotels MIT Fallsview-Zimmer !! Es gibt nichts schöneres, als abends auf dem Zimmer zu sitzen, den Kamin anzuschmeißen und es sich vor bodentiefen Fenstern gemütlich zu machen und auf die Wasserfälle zu gucken. Allerdings gilt das nur für die Sommermonate bzw. dann, wenn auch tatsächlich alles hier geöffnet hat.
Die Niagarafälle im Winter sind nämlich definitiv nur recht bedingt und eingeschränkt zu empfehlen finde ich. Zu viele der Attraktionen sind leider nicht zugänglich und einige DER Gründe, die einen Besuch hier lohnenswert machen, sind schlicht und ergreifend zugeschneit. Und bei unserem „winterlichen“ Besuch hier war es immerhin schon Mitte April. Kaum auszumalen, wie das also beispielsweise erst im Februar aussehen mag.
Um es kurz zu machen:
- Zeitaufwand für die Niagarafälle im Winter 1 Tag
- Zeitaufwand für die Niagarafälle im Sommer 2-3 Tage
Wenn Du Fotograf bist und lediglich ein paar winterliche Eindrücke festhalten möchtest, es Dir also es relativ Schnurze ist ob einzelne Attraktionen geschlossen sind, dann würde ich trotzdem ein Übernachtung hier einplanen. Die illuminierten Wasserfälle am Abend im Zusammenspiel mit dem Schnee sind schon ein tolles Fotomotiv.
Und auch sonst finden Fotografen hier bestimmt zahlreiche Gelegenheiten für außergewöhnliche Aufnahmen, wie zum Beispiel die vereisten Bäume links und rechts des Wassers. Für alle anderen reicht aber bei Eis und Schnee tatsächlich ein einziger Tag völlig aus hier.
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Welche Unterkunft sollte man buchen?
Bei unserem ersten Aufenthalt hier haben wir in einer Fallsview Suite im Embassy Suites gewohnt. Teuer, aber jeden Cent wert. Das Frühstück dort zählt zum besten was ich jemals drüben in all den Jahren gegessen habe und ist im preis mit inklusive.
Bei unserem zweiten Aufenthalt hier haben wir ursprünglich das Skyline Inn gebucht. Dort sind wir aber am ersten Tag gleich wieder freiwillig ausgezogen und haben das Geld für die Übernachtung verfallen lassen. Stornieren war nämlich nicht mehr möglich. Der Grund: Es ist eines dieser Hotels, wo man ständig diesen üblen Chemiegeruch in der Nase hat und welche Karreeförmig aufgebaut sind. Das heißt, die Zimmer haben FAST alle nur ein Fenster zum überdachten Innenhof – und das ist etwas, wo ich persönlich mich einfach mal so gar nicht wohl fühle.
Dazu kam dann noch, dass der ursprüngliche Grund für meine Buchung hier, die Nutzung des Wasserparks, nicht möglich gewesen ist. Laut Aussage am Front Desk hat der Park nur am Wochenende geöffnet, und als wir ihn nutzen wollten war Dienstag. Nur blöd, dass auf keiner einzigen Webseite darauf hingewiesen wird, sonst hätte ich den Schuppen gar nicht erst gebucht. Aber hinterher ist man immer schlauer und irgendeiner muss ja mal kommen und diesen Tipp weitergeben … was ich an dieser Stelle gerne mache.
Also: NICHT das Skyline Inn buchen wenn man beabsichtigt von Montags bis Freitags dort zu nächtigen UND vor hat den Wasserpark zu besuchen – es hat schlichtweg keinen Wert, da dies nicht möglich ist. Besser noch: Diesen Schuppen GAR nicht buchen, es gibt so tolle Hotels hier an den Niagarafällen, das hier gehört definitiv nicht dazu – auch wenn die (gefakten?) guten Bewertungen das Gegenteil vermuten lassen.
Wir sind dann umgezogen ins Country Inn & Suites Hotel. Absolut empfehlenswert, ebenfalls mit gratis Frühstück und tollen, geräumigen Zimmer.
Amerikanische Seite oder Kanadische Seite der Wasserfälle?
Ich würde schauen, das ich IMMER auf der kanadischen Seite ein Hotel bekomme zum übernachten. Die Unterkünfte dort sind meistens günstiger, sie liegen strategisch einfach besser und man kann vor allen Dingen auch von sehr vielen Hotels direkt auf die Wasserfälle blicken. Von der amerikanischen Seite aus ist dies von keinem einzigen Hotel aus möglich.
Ein letzter Gruß noch von den am Abend beleuchteten American Falls. Ich hab diverse Belichtungszeiten durchgespielt von 2 bis 60 Sekunden und bin dann unterm Strich bei knapp 30 Sekunden zufrieden gewesen mit dem Ergebnis.
Die illuminierten Fälle gibt es übrigens jeden Abend, am besten fotografiert man sie dann von der kanadischen Seite aus – sonst sieht man nicht wirklich viel von den beleuchteten Wasserfällen.
Tipps für die Umgebung
Wenn Du auf dem Weg mit dem eigenen Mietwagen zu den Niagarafällen bist, dann beschäftige Dich unbedingt einmal mit den Finger Lakes. Diese Region liegt quasi genau auf dem Weg von New York nach Niagara. Die meisten Leute fahren dort vorbei ohne anzuhalten. Ein riesengroßen Fehler, wie ich finde. State Parks wie Watkins Glen, Letchwortch, Taughannock oder auch Stony Brook warten nur darauf erkundet zu werden.
Über 1000 Wasserfälle gibt es in dieser Gegend. Und es gibt nicht einen ersichtlichen Grund, einfach so an ihnen vorbei zu fahren.
Daher mein Tipp: Plane minimum eine Übernachtung bei den Finger Lakes ein. Geeignete Orte dafür sind Ithaca oder auch Watkins Glen. Bei beiden gibt es zahlreiche lohnenswerte Ziele in der Umgebung. Näheres dazu findest Du in meinem Reiseführer zur Finger Lakes Region
Und jetzt Du
Bist Du selber schon an den Niagarafällen im Winter gewesen? Wie waren Deine Erfahrung hier vor Ort? Vielleicht warst Du ja auch im Sommer vor Ort oder beabsichtigst demnächst erst dort hin zu fahren? Dann hinterlasse mir doch einen kurzen Kommentar, ich würde mich freuen.
Lieber Andreas,
sobald Fernreisen wieder möglich sind, wollen wir nach Toronto und an die Niagara-Fälle. Da bin ich bei Deinem Beitrag gelandet. Im Winter also eher kein Reisetipp – lieben Dank Dir. Wir werden wohl eher bis kommenden Sommer warten.
Herzliche Grüße von Sanne
Hi Susanne. Ich sag mal so, beim ersten Besuch würde ich definitiv den Sommer vorziehen. Wenn man dann schon alles kennt, lohnt aber durchaus auch mal ein Abstecher im Winter. Der Kontrast ist schon sehr beeindruckend
Hallo Andreas!
ich war im Januar an den Niagarafällen und hatte unglaubliches Glück mit dem Wetter! Es hatte circa 15° (nicht wie sonst um die Jahreszeit -20) und wir hatten den ganzen Tag strahlenden Sonnenschein.
Ich habe von Toronto aus einen ein Tagesausflug mit einer kleinen Gruppe gemacht und es hat mir unheimlich gut gefallen. Wir haben auf der Fahrt dorthin noch Zwischenstopps zum Wine Tasting und ein paar kleineren Städtchen gemacht. Das Highlight war dann die Niagara Fälle, für welche wir über 4 Stunden Zeit hatten. Wir kamen gegen 16:00 Uhr an und konnten somit die Wasserfälle noch bei vollem Tageslicht und später dann auch noch illuminiert sehen. Ich kann dir beipflichten, das sicherlich ein bis zwei Tage die richtige Dauer für die Wasserfälle sind.
Auf meinem Blog hat ein Freund auch darüber geschrieben (er war im Sommer da): https://www.empfehlbar.de/die-groessten-wasserfaelle-der-welt/
Herzliche Grüße,
Oliver
Joa, zwei Tage sind glaube ich ganz gut, um einen ersten Eindruck zu bekommen von den ganzen Möglichkeiten, die es dort gibt :-)
Lieber Andreas,
ein toller Beitrag und wahnsinnig schöne Fotos! Wir waren im vergangenen Sommer an den Niagara Fällen und haben im Souvenir Shop massig toll bearbeiteter Postkarten von den Fällen im Winter bestaunt. Wie es dann aber wirklich ist, weiß man als Tourist leider nicht. Ich finde deine authentische Beschreibung sehr hilfreich! Vielen Dank!
Liebe Grüße
Steffi | Reiselust und Fernweh
Winter ist halt völlig anders dort irgendwie. Ich kenne ja sowohl den Sommer als auch den Winter dort – beides hat auf alle Fälle seinen Reiz und beides kann man sich ruhig am antun finde ich :-)
Hallo Andreas,
Wahnsinn, die Niagarafälle im Winter. Sieht schon toll aus mit dem Schnee! Wir waren damals im Spätsommer da, war auch richtig schön :-)
Liebe Grüße
Kathrin