Am Übergang vom Ruhrgebiet zum Münsterland, bei Haltern am See, liegt der rund 60 Hektar große Naturwildpark Granat. Ich habe mich mit Sohnemann an einem Sonntagnachmittag einmal aufgemacht, um ihn zu besuchen.
Von unserem zu Hause in Recklinghausen sind es gerade einmal 25 Minuten Fahrt, dann sind wir auch schon vor Ort. Wir haben uns bewusst für den späten Nachmittag, zwei Stunden vor Schließung des Parks, bei unserem Besuch entscheiden. Hintergrund war eigentlich, dass wir gehofft haben, dass es dann vielleicht etwas leerer ist. Aber das war wohl ein Trugschluss. Der Parkplatz war fast bis auf den letzten Platz gefüllt, nur mit etwas Glück haben wir noch eine Lücke erwischt.
Naturwildpark Granat – der ganz andere Wildpark
Der Werbespruch vom Naturwildpark Granat lautet „Der ganz andere Wildpark“ und wir waren schon recht gespannt, inwiefern da tatsächlich etwas dran ist.
Auf einer gewaltigen Wald- und Freifläche von rund 600.000m² soll man als Besucher jede Menge Gelegenheit haben Tiere aus nächster Nähe zu beobachten. Und in der Tat kann man hier jede Menge Rot-, Dam-, Schwarz-, Sika- Muffelwild und Hängebauchschweine völlig frei herumlaufen sehen.
Majestätische Maralhirsche, Rothirsche, Davidhirsche, Axishirsche, Sikahirsche, Barasingahirsche und Dybovskihirsche beeindrucken mit ihren teilweise gewaltigem Geweih und sind für jeden Hobbyfotografen ein dankbares Fotomotiv. Die Tiere bewegen sich nämlich frei auf dem Gelände. Dabei hätten sie – zumindest rein subjektiv betrachtet – in den Wäldern durchaus Ihre Rückzugsmöglichkeiten, nutzen diese aber nicht wirklich. Warum sollten sie auch, schließlich rennen ja jede Menge Besucher mit Futter (Futterboxen kann man im Park für 50 Cent kaufen) durch die Gegend.
Auch Mufflons, Guanakos, Pfaue, Perlhühner, Enten und Gänse findet man auf dem großen Gelände. Der gesamte Tierbestand liegt dauerhaft bei ungefähr 400 – 500 Tieren. Gezählt haben wir die nicht wirklich, also nehmen wir es einfach mal so hin und glauben es.
Im Gegensatz zu allen anderen Tieren im Park befinden sich Kängurus, Wildschweine, Wölfe, Strauße und Luchse in großen und eingezäunten Freigehegen. Alleine den Luchsen steht ein ca. 3.600 m² großes Freigehege zu Verfügung. Leider waren sie bei unserem Besuch nicht wirklich wach, daher gibt es hier nur ein Foto von einem schlafenden Fellknäuel.
In einigen Volieren werden ferner noch Sittiche, Tauben, Fasane und Hühner vieler Rassen, Farben und Arten gehalten.
Rundgang durch den Naturwildpark Granat
Unser Rundgang beginnt logischerweise am Kassenhäuschen. Wir bekommen den Hinweis mit auf dem Weg, das aufgrund von Corona bitte bis zum ersten Holztor der Mundschutz getragen werden muss, weil sich in diesem Bereich die meisten Besucher aufhalten und man sich auch schlecht aus dem Weg gehen kann.
Gesagt, getan … nur fühlt sich das wieder einmal relativ absurd an, wenn alle reinkommenden Besucher sich daran halten, jeder der den Park wieder verlässt und uns entgegenkommt sich aber einen feuchten Kehricht drum zu scheren scheint. Menschliche Grundintelligenz in Zeiten von Corona ist ein Thema, über das ich inzwischen, glaube ich, ganze Bände von Büchern schreiben könnte, aber darum soll es hier ja gar nicht gehen – also lassen wir das.
Vorbei an einem ersten Wildschweingehege und den Volieren für die Sittiche gehen wir relativ zügig zum Hauptbereich des Naturwildparks, der riesigen Wald- und Freifläche, wo die Tiere frei herumlaufen. Spätestens hier zerstreuen sich die Besucher in alle möglichen Richtungen (eigentlich gibt es nur zwei, in die man gehen kann) und kleine wie große Fotografenkinder bekommen leuchtende Augen.
Was auf jedem Waldspaziergang zur Besonderheit wird, scheint hier relativ normal zu sein. Links ein Reh, rechts ein Hirsch, beide nur wenige Meter von einem entfernt und in bester Pose für ein herausragendes Foto. Was im Wald zur Herausforderung wird, nämlich tatsächlich ein Foto zu erhaschen während man sich an solch ein Tier möglichst leise heranpirscht, ist hier quasi Normalität.
Die Tiere haben keine großartige Scheu vor den Menschen. Im Gegenteil, sie kommen sogar bis zu einem gewissen Abstand relativ nah an einen heran. Hobbyfotografen und Tierfreunden geht da vermutlich das Herz auf. Ob und inwiefern so ein Verhalten noch „natürlich“ ist, sei mal dahingestellt.
Neben dem im Park erhältlichen Futter aus den aufgestellten Automaten (dort erhält man für 50 Cent eine Box mit Mais) darf man noch Möhren und Äpfel selber mitbringen und verfüttern.
Teilweise haben wir wirklich beobachten können, wie die Tiere den Leuten buchstäblich aus der Hand gefressen haben. Das ist selbstverständlich absolut kein natürliches Verhalten, aber für kleinere Kinder sicherlich trotzdem ein faszinierendes Erlebnis. Gleichwohl besitzen die meisten Tiere immer noch einen natürlichen Fluchtinstinkt und gehen einem aus dem Weg, wenn man sich ihnen nähert. Das ist aber auch gut so, finde ich.
Naturpark Granat Preise & Informationen
Erwachsene: 5,00 EUR
Kinder von 2 bis 12 Jahren: 3,00 EUR
Mit der Ruhr.Topcard ist der Besuch einmalig kostenlos
Parken ist generell kostenlos, auch ohne RuhrTopcard.
Beachten sollte man, das der Parkplatz vor Ort nicht übermäßig groß ist. An Wochenenden oder generell an Tagen, wo es relativ voll ist, kann man auf einigen Portalen nachlesen, das es dort daher mitunter recht chaotisch zugehen soll. Der Schotterplatz ist zudem auch noch recht eng ist, sodass viele Fahrzeuge wohl einfach am Rand der Zubringerstraße abgestellt werden.
Die Öffnungszeiten des Parks sind täglich von 10:00 – 18:00 Uhr, im Winter wird muss man bei Einbruch der Dämmerung den Park verlassen. Heiligabend und Silvester ist von 10:00 – 16:00 Uhr geöffnet.
Hunde dürfen NICHT mit in den Park. Ich denke aber, das versteht sich von selbst, da dort schließlich die meisten Tiere frei herumlaufen.
Anfahrt zum Naturwildpark
Anfahrt über die A 43, Abfahrt: HalternLavesum
Durch Lavesum und dann Richtung Reken – KleinReken. Von der Autobahn sind es ca. 4 km bis zum Park.
Anfahrt über die A 31, Abfahrt Dorsten – Lembeck
In Lembeck Richtung Reken – KleinReken und dann in KleinReken in Richtung Lavesum. Von der Autobahn sind es ca. 15 km bis zum Park.
Adresse fürs Navi:
Granatstraße 626
45721 Haltern am See
GPS-Koordinaten: 51.778833, 7.098692 / 51°46’43.8″N 7°05’55.3″E
Persönliche Hinweise für Familien mit Kindern
Als Papa mit Kind im Schlepptau (auch, wenn er inzwischen 9 Jahre ist), achtet man ja immer auf die merkwürdigsten Dinge. So sind mir ein paar Sachen aufgefallen, die ich hier gerne auch einmal anmerken möchte.
Für normale Buggys ist der angelegte Rundweg teilweise recht grenzwertig und stellenweise schwierig zu fahren. Abhilfe könnte ein Bollerwagen schaffen (ist explizit erlaubt) oder zumindest ein größerer Kinderwagen mit Luftgefüllten Reifen.
Sitzgelegenheiten gibt es zwar einige, aber an einem vollen Tag sind diese dann doch recht knapp. Wir hätten uns „mal eben so“ nicht unbedingt irgendwo hinsetzen können – die Bänke an den Tischen waren nämlich überall besetzt, weil viele Leute dort eine größere Brotzeit zu sich genommen haben. Das ist auch kein Wunder, eigene Verpflegung mitbringen ist explizit erlaubt und kein Problem. Viele Familien picknicken aus diesem Grund regelrecht im Park hat es den Anschein.
Eine Toilette gibt es NUR am Eingang. Unterstellmöglichkeiten gibt es im Naturwildpark leider KEINE. Man ist also gut damit beraten an einem trockenen Tag dorthin zu fahren.
Essen und Trinken vor Ort kann man an einem kleinen Kiosk erwerben. Es gibt allerdings nur ein überschaubares Angebot (Pommes, Bockwurst, Eis und einiges andere)
Das Hüpfkissen am Eingang steht in der prallen Sonne ohne jeglichen Schatten. Das könnte rein strategisch betrachtet sicherlich an einem geeigneteren Ort aufgestellt werden. Aufgrund der momentanen Corona-Situation ist das Hüpfkissen aber aktuell eh nicht nutzbar. Die Luft wurde abgelassen.
Zeitaufwand: Ich persönlich würde mal zwei Stunden für den Naturwildpark Granat einplanen. Das ist aber natürlich individuell immer unterschiedlich. Einige Kids könnten sicherlich schon 2 Stunden nur auf dem Spielplatz und Hüpfkissen verbringen. Wenn man den kompletten Rundkurs einmal laufen möchte (was ich durchaus auch empfehlen würde), benötigt man alleine dafür aber gut und gerne schon diese Zeit. Dazu kommt dann sicherlich noch das ein oder andere Foto etc., sodass ich zwei Stunden durchaus als Anhaltspunkt nehmen würde.
Unser Fazit für den Naturwildpark Granat
Uns hat es eigentlich ganz gut gefallen. Die angespannte Parkplatzsituation, von der man immer wieder lesen kann, war bei unserem Besuch zum Glück nicht vorhanden. Auch von schlecht gelaunten Mitarbeitern kann ich nicht wirklich berichten … vielleicht suche ich aber auch einfach nicht immer das Haar in der Suppe.
Klar, der Wildpark hat schon ein paar Jahre auf den Buckel und könnte hier und da sicherlich mal eine „neuen Anstrich“ vertragen. Aber vielleicht sollte man sich einmal fragen, warum man überhaupt in solch einen Park geht mit der Familie oder als Fotograf?
In erster Linie ist es der Kontakt mit Tieren, die man so nah vermutlich niemals in der freien Natur sehen wird. Und genau DAS klappt hier ganz wunderbar. Der Loop zum wandern ist naturbelassen und schön angelegt und von der Länger her optimal finde ich. Alles in allem kann ich einen Besuch im Naturwildpark Granat also durchaus empfehlen. Und auch Sohnemann würde gerne noch einmal dorthin.
Ziele in der näheren Umgebung
Für Familien lohnt sich der vermutlich der Kettler Hof (Rekener Str. 234, 45721 Haltern am See) am ehesten. Dieser befindet sich ganz in der Nähe vom Naturwildpark Granat, nur wenige Autominuten entfernt. Und auch das Maislabyrinth Terhardt ist für die Kids recht spannend.
Wer ein ähnliches Angebot sucht wie im Naturwildpark Granat, der wird vielleicht beim Wildpark Frankenhof (Frankenstr 32, 48734 Reken) fündig.
Für Fotografen ist zur Blütezeit von Ende Juli bis Mitte September die Westruper Heide (GPS: 51°43’53.3″N 7°14’23.0″E / 51.731477, 7.239714) bestimmt recht interessant. Und auch das Wasserschloss Lembeck (Schloss 2, 46286 Dorsten) liegt quasi in Wurfweite.
Noch mehr Ausflugsziele findest Du auf meiner Karte mit über 70 Sehenswürdigkeiten im Ruhrgebiet. Falls Dir das noch nicht reichen sollte, wie wäre es dann mit über 100 Sehenswürdigkeiten in Nordrhein-Westfalen, die auf Dich warten?
Und jetzt Du
Bist Du selber schon im Naturwildpark Granat gewesen? Wie hat es Dir gefallen und würdest Du sagen, man kann den Park eher empfehlen oder lieber nicht? Hinterlasse mir doch einen Kommentar dazu, ich würde mich sehr freuen.
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Klingt klasse – vor allem, wenn man sich zwischen all den Tieren bewegen kann. Fotos vom Spielplatz hätten mich noch interessiert.
Fotos vom Spielplatz hole ich beim nächsten Mal gerne nach. Stimmt, hab ich tatsächlich glatt vergessen :-(