Heute war wieder einer dieser Tage auf die sich alle ganz besonders gefreut haben. Schaut man sich eine Karte der Westfjorde an, liegt heute zwar gar nicht wirklich viel auf dem Weg, aber die Ziele DIE man ansteuert schauen allesamt einfach umwerfend aus. Alleine für den Vogelfelsen Látrabjarg hatte ich den ganzen Nachmittag eingeplant. Und damit wir dort möglichst lange bleiben können, hatte ich eine Unterkunft in Patreksfjörður für heute gewählt.

Gegen 8.45 Uhr verlassen wir unsere Unterkunft in Bjarkalundur, nachdem wir sicherheitshalber noch an der Zapfsäule vorm Haus kurz vollgetankt haben. Hier oben sollte man jede Möglichkeit nutzen zum Tanken, wenn sich eine bietet. Wir arbeiten uns jedenfalls gemütlich in Richtung Westen vor. Fjord für Fjord, Kurve um Kurve, Pass für Pass lassen wir hinter uns. Die Aussichten zwischendurch sind einfach nur wunderschön.

Die ersten paar Kilometer in den Westfjorden erfüllen schon mal die hohen Erwartungen

Die ersten paar Kilometer in den Westfjorden erfüllen schon mal die hohen Erwartungen

 

Eindrücke von unserer Fahrt in die Westfjorde

Eindrücke von unserer Fahrt in die Westfjorde

 

Eindrücke von unserer Fahrt in die Westfjorde

Eindrücke von unserer Fahrt in die Westfjorde

 

Eindrücke von unserer Fahrt in die Westfjorde

Eindrücke von unserer Fahrt in die Westfjorde

 

Alte Hütte entlang des Patreksfjoerdur

Alte Hütte entlang des Patreksfjoerdur

 

 

Bucht Hagavaðall

Irgendwann erreichen wir die Bucht Hagavaðall bei Krossholl und ich persönlich bin zum ersten Mal richtig geflasht an diesem Tag, weil man so etwas auf Island überhaupt nicht erwarten würde.

Sicher, ich habe etliche Fotos von den Buchten und Stränden hier in den Westfjorden gesehen im Internet, aber wenn man selber hier steht ist es doch wieder etwas anderes.

Bucht Hagavaðall

Bucht Hagavaðall

 

Hagarvadal von oben

Hagavaðall von oben

 

Es ist zum Glück völlig windstill und das Wasser ist außerdem gerade zurückgewichen. Man möchte hier am liebsten einfach nur stehen und gucken. Schöööööön ….

Bis wir die Straße #62 über den Pass Kleifaheiði kurz vorm alten, rostigen Wrack BA64 kommen passiert dann erst einmal nicht wirklich viel. Ein steinerner „Wächter“ heißt uns hier oben auf der Passstraße willkommen. Er hört auf den Namen Kleifabúi und wurde damals von Straßenarbeitern errichtet. Ob er irgendeine tiefere Bedeutung hat habe ich bisher nicht wirklich herausfinden können. Ein bisschen erinnert aber auch er wieder an Herr der Ringe.

 

 

Schiffswrack Gardar BA64

Beim Wrack der Gardar BA64 halten wir schließlich kurz. Eine Art Pflichtstopp, wenn man hier in den Westfjorden unterwegs ist. So gut wie in jedem Bericht taucht davon ein Foto auf.

BA 48 Schiffswrack in den Westfjorden

BA 48 Schiffswrack in den Westfjorden

 

BA 48 Schiffswrack in den Westfjorden

BA 48 Schiffswrack beim Skápadalur Valley in den Westfjorden

 

Kurz etwas zur Story: Der ursprünglich als Walfänger gebaute Kahn wurde im selben Jahr zu Wasser gelassen, in dem die Titanic ihre erste und letzte Fahrt gemacht hat. Gebaut wurde das ursprünglich auf den Namen Globe IV getaufte Schiff 1912 in Norwegen. Der Rumpf wurde dabei speziell verstärkt, um Fahrten in vereisten Gewässern zu ermöglichen.

Verschiedene Besitzer hatte das Schiff im Laufe der Jahre, bevor es dann schließlich während des 2. Weltkrieges an einen Isländer verkauft und als Heringsfänger genutzt wurde. 1981 wurde es schließlich als zu unsicher deklariert und hier im Skápadalur Valley auf Grund gefahren. Da steht es nun bis heute und rottet langsam aber sicher vor sich hin. Es war und ist weiterhin das älteste Stahlschiff Islands.

Noch kurz ein Foto aus der Luft …

BA 48 Wrack aus der Luft

BA 48 Wrack aus der Luft

 

 

Rauðisandur

Eigentlich wären wir jetzt direkt nach Latrabjarg gestartet, aber die Tanknadel und unser Bauchgefühl zwingen uns kurz rüber nach Patreksfjördur zu fahren und noch einmal aufzutanken. Bis nach Látrabjarg gibt es dazu keinerlei Möglichkeit mehr und wir möchten nicht wirklich riskieren unterwegs irgendwo liegenzubleiben. Der Zeitverlust durch den kurzen Abstecher hält sich in Grenzen, keine 20 Minuten später sind wir wieder zurück am Schiffswrack und am Beginn der 50km langen Schotterpiste nach Látrabjarg.

Nach ein paar Kilometern biegen wir allerdings links ab auf die Straße #614, dem Raudasandsvegur, und arbeiten uns über den Berg vor in Richtung Rauðisandur.

Das Wetter ist für einen „Strandtag“ nicht wirklich der Brüller in den letzten Minuten. Auch die Hoffnung, das sich das hinter dem 534m hohen Berg Graenafell vielleicht ändern würde zerschlägt sich bereits nach kurzer Zeit, als wir auf der anderen Seite die gefühlten 20% Gefälle in Richtung Meer fahren.

Die Serpentinenartig angelegte Straße ist nichts für zartbesaitete Gemüter und erinnert ein wenig an den Moki Dugway nahe dem Monument Valley …

Die steile Schotterpiste runter nach Raudisandur

Die steile Schotterpiste runter nach Raudisandur

 

Unten angekommen folgt dann auch die Ernüchterung. Windstärke 6 oder 7 und es nieselt die ganze Zeit leicht. Na klasse, und dabei hatte ich mich gerade hierauf besonders gefreut. Aber so ist das halt. Wir versuchen logischerweise trotzdem, das alles auf uns wirken zu lassen und machen das Beste aus den gegebenen Umständen.

Der eigentlich wunderschöne Strand, auf den ich mich so wahnsinnig gefreut habe, sieht heute nur ansatzweise zum Verlieben aus. Bei halbwegs brauchbaren Wetter erwartet einen hier das *klick*

Raudisandur bei eher suboptimalen Wetterbedingungen

Raudisandur bei eher suboptimalen Wetterbedingungen

 

Die extrem fotogene schwarze Saurbæjarkirkja hat es mir hier besonders angetan.

Sauraejarkirkja in den Westfjorden bei Raudisandur

Sauraejarkirkja in den Westfjorden bei Raudisandur

 

Die Sauraejarkirkja ist eine von wenigen schwarzen Kirchen auf Island

Die Sauraejarkirkja ist eine von wenigen schwarzen Kirchen auf Island

 

So viele schwarze Kirchen gibt es nicht auf Island und mit dem Strand hier nebenan und in dieser menschenleeren Umgebung wirkt das ganze schon fast unwirklich. Ich rede mir ein, dass es vielleicht sogar besser ist, dass das Wetter gerade so bescheiden ist. Alles andere wäre vermutlich kaum auszuhalten gerade.

Die Kirche wurde übrigens nicht hier erbaut, sondern 1963 in Reykhólar und 1982 dann hier nach Saurbær gebracht. Wind und Regen machen uns das fotografieren jedenfalls nicht wirklich leicht und eine Wetterbesserung ist nicht in Sicht, daher halten wir uns hier deutlich kürzer auf als ich ursprünglich gedacht hätte. Wir sehen es positiv, umso mehr Zeit haben wir dann gleich bei den Papageitauchern.

Zurück auf der #612 fahren wir schließlich gemütlich in Richtung Látrabjarg. Die Straße ist mal mehr und mal weniger gut zu fahren, stellt im Gesamten aber auch für normale PKW nicht wirklich ein Problem dar, würde ich meinen. Einige Eindrücke von unterwegs …

Neuseeland? Nein, eine Momentaufnahme aus dem Patreksfjördur

Neuseeland? Nein, eine Momentaufnahme aus dem Patreksfjördur

 

Patreksfjördur Impression

Patreksfjördur Impression

 

Road to Latrabjarg

Road to Latrabjarg

 

Kurz vor Hnjótur kommt dann eine Stelle, die ich des Öfteren schon auf Fotos gesehen habe und welche bei geeignetem Wetter bestimmt einfach nur atemlos machen würde. Ich weiß nicht genau, ob der Strand oder die Bucht hier einen Namen hat, dieses Fleckchen ist aber einfach nur wunderschön.

Bucht auf dem Weg nach Latrabjarg

Bucht auf dem Weg nach Latrabjarg

 

 

Hnjótur

Kurze Zeit später erreichen wir schließlich das Museum von Hnjótur, wo man einiges an altem Gerümpel zu sehen bekommt. Unter anderem auch eines der drei Flugzeugwracks, welche quer über die Insel verstreut liegen. Das zweite Wrack in der Sólheimasandur bei Vik ist ja inzwischen zu einer Art Disneyland mutiert. Das dritte liegt zum Glück ebenfalls so weit weg vom Schuss, das wohl nur selten Fotos davon im Netz auftauchen dürften!

Wie auch immer, wir sind hier quasi alleine und erfreuen uns an dem irgendwann einmal von dem Isländer Egill Ólafsson zusammengetragenen rostigen Zeug. Sein komplettes Leben hat er damit verbracht solche Relikte zu sammeln und diese dann letztendlich auch auszustellen.

Hnjotur

Hnjótur

 

Hnjotur

Hnjótur

 

Hnjotur

Hnjótur

 

Altes Wrack bei Hnjotur

Altes Wrack bei Hnjótur

 

Ja, es handelt sich bei dem Flugzeug auf den ersten Bildern um das gleiche Model, was auch im Süden in der Sólheimasandur liegt. Nur hier in Hnjótur kommen halt 1000 Menschen am Tag weniger hin.

 

 

Vogelfelsen Látrabjarg

Von hier aus ist es jetzt nicht mehr weit bis Látrabjarg. Zwar begleitet uns die ganze Zeit ein ätzender Regen bis dort hin, dieser hört aber genau in dem Moment auf als wir auf den Parkplatz fahren und den Motor ausstellen. DANKE Island, du weißt wie du uns eine Freude machen kannst. Selbst hier ist nicht wirklich viel los. Hält man sich mal vor Augen, das so ziemlich jeder, der hier in den Westfjorden unterwegs ist, diesen Ort wohl auf seiner To-do-Liste haben dürfte, ist das schon erstaunlich.

Über 10 km Wanderwege entlang der Klippen gibt es hier, das kann also ein Spaß werden die Papageitaucher jetzt erst einmal zu finden. Aber es kommt alles ganz anders. Nur unweit vom Parkplatz, vielleicht 100m entfernt, hat sich bereits eine kleine Menschentraube versammelt. Vermutlich ein Zeichen das wir dort vorne bereits Erfolg haben könnten. Und genau so ist es dann auch. Ich hatte ja damals bei meiner ersten Islandreise bei Kap Dyrhólaey das Glück diese putzigen Tiere recht nahe beobachten zu können. Dass man hier aber bis auf einen Meter und noch weniger an die Tiere herankommt hatte ich zwar auf Fotos bereits gesehen, so richtig glauben konnte ich das aber nicht.

Papageitaucher bei Látrabjarg

Papageitaucher bei Látrabjarg

 

Papageitaucher bei Látrabjarg

Papageitaucher bei Látrabjarg

 

Umso überraschender und beeindruckender ist es, wenn man plötzlich fast schon Auge in Auge mit den Tieren auf dem Boden liegt. Die Versuchung ist oft groß die Hand auszustrecken und guten Tag zu sagen. Aber das macht man dann natürlich doch nicht, weil einen der Anstand und der gesunde Menschenverstand so etwas verbietet.

Es sind und bleiben wilde Tiere. Zwar welche, die nicht wirklich eine große Scheu vor uns Menschen zu haben scheinen. Trotzdem möchte man natürlich nicht durch Berührung oder ähnliches irgendwelche Krankheiten an die Tiere übertragen.

Daher hier meine eindringliche Bitte an alle, die das Lesen und vorhaben irgendwann einmal dort hinzufahren: Benehmt euch respektvoll. Den Tieren UND der Natur gegenüber! Der Rand der Klippen ist durch die Behausungen der Tiere oft meterweit unterhöhlt und nicht selten kommt es zu Felsabbrüchen.

Wer sich hier in Gefahr begibt und ZU nah an den Rand geht, dem kann im Zweifelsfalle auch der beste Schutzengel nicht mehr helfen. Die Tiere werden es euch danken! Und eure Lieben zu Hause auch. Bei Dyrhólaey ist es in letzter Zeit bereits zwei Mal zu massiven Felsabgängen gekommen und nur durch Glück wurde dort niemand verletzt!

Papageitaucher bei Látrabjarg

Papageitaucher bei Látrabjarg

 

Papageitaucher bei Látrabjarg

Papageitaucher bei Látrabjarg

 

Papageitaucher bei Látrabjarg

Papageitaucher bei Látrabjarg

 

Man könnte sich hier vermutlich stundenlang aufhalten und oben an den Klippen entlang gehen auf der Suche nach dem perfekten Motiv.

Irgendwie scheinen die meisten Papageitaucher sich heute aber auf den ersten 200-300m aufzuhalten. Zumindest haben wir danach erst einmal keine mehr gesehen und sind wieder umgedreht und zurückgegangen.

Ob das immer so ist, kann ich nicht beurteilen. Wir sind jedenfalls ein klein wenig froh, nicht erst 5km laufen zu müssen, bis wir die ersten von ihnen sehen heute. Es hat zwar aufgehört zu regnen vorhin als wir angekommen sind, so wirklich vertrauenerweckend sieht der Himmel aber trotzdem noch nicht aus.

Die gewaltigen Steilklippen von Látrabjarg

Die gewaltigen Steilklippen von Látrabjarg

 

Ich hab gar keine Ahnung, wie lange wir uns letzten Ende hier aufgehalten haben, dazu müsste ich mal in die EXIF-Daten der Bilder schauen. Als wir wieder fahren ist es jedenfalls später Nachmittag. Ursprünglich hatte ich 4-5 Stunden hier eingeplant, den kompletten Nachmittag also. Nun, so lange waren wir zwar jetzt nicht hier, bei besserem Wetter ist diese Zeit aber bestimmt durchaus realistisch.

Die Fahrt zurück den Fjord entlang geht ungleich schneller als der Hinweg, irgendwie ist das ja immer so. Hin zieht sich immer alles, zurück kennt man die Strecke und es kommt einen dann schneller vor. Am Schiffswrack halten wir nochmal kurz …

BA 48 Wrack

BA 48 Wrack

 

… dann geht es zu unserer Unterkunft nach Patreksfjördur. Wir übernachten dort im Guesthouse Stekkabol, einer privat geführten Unterkunft etwas oberhalb im Ort gelegen, von wo aus man einen erstklassigen Blick in den Fjord hinein hat. Morgen ist dann schon wieder so ein Tag wo ich mich ganz besonders drauf freue, es geht zum Dynjandi … einem der schönsten Wasserfälle von ganz Island! Gute Nacht.