Der Tag beginnt mit einem milchig blauen Himmel, das kann alles und nichts verheißen hier auf Island. Aber da wir in diesem Urlaub anscheinend mehr Glück als Verstand haben nehme ich mal vorweg, dass wir heute keinen einzigen Regentropfen sehen werden. Wieder einmal, langsam wird einem das unheimlich.
Beste Voraussetzungen also für den Besuch beim Hobbit Hole heute Nachmittag. Wir wissen alle, dass solch ein Wetter nicht selbstverständlich ist hier und kennen auch die Kehrseite. Von daher genießen wir es einfach nur und können es oftmals kaum glauben.
Álftafjörður
Heute auf der Etappe liegen einige Fjordumrundungen vor uns und gerade diese sind bei gutem Wetter natürlich ein absoluter Traum. Als Erstes fahren wir den Álftafjörður ab, an dessen Nordspitze sich von einem Aussichtspunkt ein fantastischer Blick zurück bietet. Die kleine Ortschaft unten ist Sudavik, wo wir ja übernachtet haben.
Es folgt der Hestfjörður, wo es absolut windstill zu sein scheint und die Wasseroberfläche SO spiegelglatt ist das die komplette Umgebung darin reflektiert wird. Wow, Fotoherz was willst du mehr?
So klappern wir Kilometer um Kilometer diese schöne Ecke ab, genießen jede einzelne Sekunde und hoffen einfach, dass das Wetter heute so bleibt.
Skötufjörður
An einer Stelle im Skötufjörður, kurz vor Eyrarhvammur, stoppen wir bei einer Art vorgelagerter Robbenbank. Da ich ja mit maximal 70mm Brennweite bei den Objektiven die ich mit habe nicht wirklich optimal für solche Entfernungen ausgestattet bin, muss ein Foto mit dem Camcorder her halten. Die Robben scheinen den Tag genauso zu genießen wie wir und wälzen sich auf den Felsen in der Sonne.
Am Parkplatz hier, wo wir gestoppt haben, hat ein Farmer Obst und Gemüse aufgetischt. Bei Interesse kann man in einer Box Geld hinterlegen und sich etwas mitnehmen. Hier in den Westfjorden funktioniert das noch.
Der Skötufjörður entpuppt sich als Traum, dieses einmalige Westfjord-Feeling hat man hier irgendwie besonders finde ich. An einem Picknickplatz halten wir erneut kurz und kommen mit jungen Männern aus Israel ins Gespräch die drei Wochen lang die Insel umrunden. Es war ein Lebenstraum von ihnen. Das kann ich mir gut vorstellen.
Eigentlich hatte ich mit den Westfjorden gestern bereits geistig abgeschlossen, weil ich nicht davon ausgegangen bin, dass heute noch großartig etwas kommen könnte was mich begeistert. Aber die Ecke hier oben ist einfach nur wunderschön und ich würde mich am liebsten einfach nur so langsam wie eben möglich fortbewegen. Ein Wunschtraum, weil wir natürlich heute noch einige Kilometer vor uns haben.
Arngerðareyri Kastallin
Im Rahmen der Vorbereitung für diesen Urlaub ist mir Arngerðareyri Kastallin, auch bekannt als „the old Castle“, aufgefallen. Es ist ein sogenannter „Lost place“ hier oben im Isafjörður … welcher gleichzeitig für uns auch den Abschluss unserer Tour durch die Westfjorde ist.
Das Gebäude wurde 1928 gebaut und 1966 verlassen, seitdem rottet es vor sich hin. Das Schloss ist eigentlich auch gar keins gewesen, sondern es handelt sich lediglich um ein Farmhouse.
2010 wurde es von einem deutschen Ehepaar gekauft, welches sich bei ihrem Trip um die Insel sofort in diesen Platz verliebt hat. Seitdem wird versucht es wieder herzurichten. Bei unserem Besuch war davon irgendwie nicht wirklich viel zu sehen. Immerhin hat das Gebäude aber eine eigene Facebook-Seite und es wurde schon eine Dokumentation darüber gedreht. Hier ein kurzer Trailer dazu …
Das Haus bildet wie gesagt für uns den Abschluss der Westfjorde, die mir persönlich noch lange in Erinnerung bleiben werden. Mehr dazu später im Fazit. Jetzt geht es erst einmal wieder gen Süden, der Tag ist schließlich noch lang. Sicherlich hätten wir noch nach Osten in Richtung Djupavik oder auch weiter nach Norden Richtung Hornstrandir fahren können, aber wir sind ja nur eine Woche hier im Gesamten und wollen es relaxed angehen lassen.
Es folgt die Fahrt über die 440m hohe Steingrímsfjarðarheiði, wo sich immer noch einige Schneefelder und zugefrorene Seen befinden. Auf der anderen Seite geht es wieder runter nach Holmavik. Dort könnte man das Icelandic Sorcery & Witchcraft Museum besuchen, das interessiert uns aber nicht wirklich.
Halbinsel Klofningsnes
Im Prinzip fahren wir dann ohne großartige Stopps und Zwischenfälle weiter bis zum Abzweig auf die Halbinsel Klofningsnes. Der Tipp hier herzufahren kam letztes Jahr von Jon in Vik, der meinte es wäre landschaftlich schön zu fahren. Und, wenn ein Isländer schon sagt, das auf der Insel etwas schön zu fahren sei, dann muss man sich das natürlich mal näher anschauen *lach*
Als Erstes stoppen wir bei der Staðarhólskirkja, welche schön idyllisch auf einer kleinen Anhöhe liegt. Das fängt ja schon mal gut an.
Weiter geht es über den knapp 60 km langen Schotterabschnitt, immer schön an der nördlichen Küste entlang.
Die Sicht ist so gut, dass wir im Norden wieder die südlichen Ausläufer der Westfjorde erkennen können. Was für ein Wahnsinn, wenn man bedenkt wie viele Kilometer dazwischen liegen. Im Südwesten der Halbinsel, am Berg Klifningur, macht die Straße dann schließlich wieder einen Schlenker nach Osten und führt zurück auf die #60.
Hier unten hat man einen unfassbaren Blick über die etlichen kleinen Inseln die zwischen dieser Halbinsel hier und Snaefellsnes liegen. Ein Picknicktisch wurde hier platziert, der steht garantiert nicht ohne Grund hier. Es gibt deutlich schlechtere Orte für eine Pause.
Einige Lupinen am Straßenrand versüßen uns die Fahrt. Ich glaube, zu Hause im heimischen Garten muss ich auch mal ein paar davon anpflanzen …
Irgendwann trifft die Schotterpiste wieder auf Asphalt und man hat die Halbinsel einmal umrundet. Lohnt sich der 60km lange Umweg hier auf die Halbinsel? Ich würde sagen ja.
Schließlich erreichen wir Snaefellsnes, die Fahrerei hier geht mir irgendwie recht leicht von der Hand inzwischen und theoretisch kann das Navi ab jetzt aus bleiben. Beim Berg Straumsfell stoppen wir an dem Scenic Point, von hier aus kann man jetzt wiederum auf der gegenüber liegenden Seite die Halbinsel Klofningsnes sehen, wo wir eben noch gewesen sind. Es sieht so nah aus, zwischen beiden Punkten liegen aber zwei Stunden Fahrtzeit und 113km Fahrtstrecke.
Hobbit Hole
Erster richtiger Stopp hier auf Snaefellsnes ist dann schließlich das Hobbit Hole. Mehrere Anläufe waren nötig um endlich Auge in Auge diesem Wasserfall gegenüber zu stehen, beim vierten Mal hat es nun endlich geklappt. Und was soll ich sagen, es war für mich wie eine Liebe auf den ersten Blick. Die Fotos, die ich bisher davon gesehen hatte, waren schon toll. Real schaut das ganze allerdings nochmal ungleich schöner aus.
Die einzelnen Kaskaden, die grün bemoosten Steine, die Schafe oben in der Höhle und das Wasser rutsch irgendwie den Hang dort herunter … von jetzt auf gleich hat der Wasserfall den Bruarfoss in meiner persönlichen Top Ten der schönsten Wasserfälle auf Island auf den zweiten Platz verdrängt. Wenn man sich irgendwie vorkommt wie in einem Herr der Ringe Film im Auenland, dann definitiv hier.
Die Aussicht vom Hobbit Hole aus hinein in die Landschaft über den Selvallavatn sucht ebenfalls ihresgleichen. Wer näher dort eintauchen möchte, kann auf einer Gravel Road durch das Berserkjahraun Lavafield fahren. Dafür sollte man an die 2 Stunden einplanen laut diversen Seiten im Netz. Ob es stimmt, werde ich sicherlich mal irgendwann selber nachprüfen *hust*
Hier und heute reiht uns aber der Besuch des Hobbit Hole, es war ein langer Fahrtag bis hier her und jetzt noch Stunden durch ein Lavafeld zu gurken muss einfach nicht mehr sein.
Wir fahren daher weiter nach Grundarfjördur, wo wir im G4 Apartment einchecken. Den Schlüssel dafür holen wir uns aus einer Keybox neben der Türe, von welcher wir vor dem Urlaub den PIN-Code per Mail zugeschickt bekommen haben.
Auf einer Kommode liegt ein Hinweiszettel mit einer Telefonnummer, die wir kurz anrufen. Nur wenige Minuten später steht Signý in der Türe, die Vermieterin des Appartements … und wir begleichen den fälligen Geldbetrag in bar. Danach gibt es noch lecker Abendessen von Michaela – sie hat die Küche missbraucht – und danach fahren wir in aller Ruhe zum Kirkjufellfoss.
Kirkjufellfoss
Das Wetter passt, windstill ist es auch, alles perfekt also. Letztes Jahr im September hat es bei unserem Aufenthalt hier geregnet und gestürmt. Heute ist das alles gar kein Vergleich zu damals. Da ich langsam nicht mehr weiß was ich zu dieser Location noch großartig schreiben soll – ich war wohl zu oft hier in letzter Zeit – folgen einfach mal ein paar Fotos …
Ich glaube langsam, es ist völlig egal zu welches Tages oder Nachtzeit oder zu welcher Jahreszeit man hierher kommt, es ist quasi unmöglich von diesem Ort Fotos zu machen die nicht schön aussehen.
Heute kommt zwar die Mitternachtssonne nicht SO raus, wie ich mir persönlich das erhofft hatte, es reicht aber trotzdem aus für ein paar Aufnahmen, die ich so oder in ähnlicher Form schon lange einmal machen wollte.
Es folgt ein Bild, was ich auf dem Rückweg zum Auto gemacht habe. Die Fotografen waren alle längst weg und ich war völlig alleine vor Ort. Ein Moment, der mir noch lange in Erinnerung bleiben wird, so ganz alleine steht man hier ja nicht alle Tage.
Der Himmel hat sich zwar nicht – so wie erhofft – schön dramatisch verfärbt, dafür war er aber dermaßen kitschig rosa das es fast schon unwirklich gewesen ist. Einfach mal drauf halten …
Der Tag ist um halb zwei Nachts zu Ende, aber was spielt Zeit hier schon für eine Rolle im Sommer. Die Tage und Nächte verschmelzen hier im Juni miteinander und jegliches Zeitgefühl geht irgendwann sowieso verloren.
Vermutlich wäre es gar nicht so schlecht, wenn man abends um 7 Uhr aufsteht, die Nacht dazu nutzt, um die Dinge zu machen, die man sonst tagsüber machen würde und sich dann morgens um 7 Uhr wieder hinlegt zum schlafen. Antizyklisches reisen für Fortgeschrittene – oder für Schichtarbeiter. Gute Nacht …
Hallo,
Wo genau liegt der Wasserfall
The Hobbit Hole ?
Ich kann ihn in Google
Maps nicht finden. Danke für
eine Antwort.