Der Wetterbericht gestern Abend hat wolkenlosen Himmel für unsere Strecke via Hvitserkur nach Snaefellsnes bis zum späten Nachmittag heute vorher gesagt. Eigentlich unmöglich, wenn man den gestrigen Tag noch einmal Revue passieren lässt.
In der Tat staune ich nach dem Aufziehen der Vorhänge nicht schlecht. Irgendjemand hat die Wolken geklaut! Warum verdammt nochmal konnte das nicht schon einen Tag früher passieren? Es sieht gleich alles viel netter aus und zum ersten Mal können auch meine Mitreisenden sehen, WAS das hier oben eigentlich für eine schöne Ecke ist.
Der Mývatn ist nicht umsonst einer der am meisten angesteuerten Orte im Norden der Insel, nirgendwo hier oben wird man mehr Touristen vorfinden als hier. Vulkane, Krater, heiße Quellen, blaue Seen, mächtige Wasserfälle, Wandergebiete bis zum Abwinken … dazu noch die Nähe zu Husavik, wo die Möglichkeit besteht Wale oder auch Papageitaucher zu beobachten – was will man denn eigentlich noch mehr? ;-)
Höfði
Unser erster kurzer Stopp nach dem Frühstück heute Morgen führt uns zu einer kleinen Parkbucht bei Höfði, von welcher aus an wieder einen guten Blick auf den (endlich einmal) sonnigen Mývatn hat. Die Herbstfarben wollen auch noch einmal kurz zeigen, warum es sich lohnt hierher zu kommen. Alles klar, ist gebongt!
Skútustaðir
Als Nächstes halten wir kurz bei den Pseudokratern in Skútustaðir. Ich hatte vor kurzem eine Luftaufnahme davon gesehen und dachte mir „Hey, das kannst du ja jetzt auch“. Gesagt, getan.
So wirklich erkennen kann man sie in der Tat nur aus der Luft, es führt zwar ein kurzer Pfad in die Krater hinein, von unten wirkt das alles aber nicht wirklich.
Wiki-Wissen: Die Krater entstanden als aus dem nahen Krafla-Vulkansystem stammende Laven vor 3.600 bzw. 2.500 Jahren über die Gegend strömten und aufgrund des hohen Wassergehalts des sumpfigen Bodens phreatische Explosionen ausgelöst wurden. Die Krater haben keinen Zugang zu Dikes bzw. einem Magmareservoir im Erdinneren.
Goðafoss
Weiter geht es zum Goðafoss, wo wir uns heute auf die andere Seite beschränken wollen. Der Plan von gestern Abend, beide Seiten auf zwei Tage zu verteilen, war also schon mal nicht so verkehrt.
Es war nämlich noch angenehm leer, wobei man es „richtig“ leer hier wohl niemals vorfinden wird. Letztes Jahr hatte ich mit Burckhard hier im angrenzenden Fosshotel übernachtet und konnte ja halbwegs mitbekommen, was das hier für ein Kommen und ein Gehen ist am Wasserfall.
Wobei ich das persönlich ehrlich gesagt nicht nachvollziehen kann, der Wasserfall der Götter ist für mich eher unspektakulär und würde er nicht tatsächlich unmittelbar an der Ringstraße liegen hätte ich hier gar nicht noch einmal gestoppt extra. Aber so etwas ist natürlich immer Geschmackssache.
Kleines Highlight ist dann wenigstens ein Regenbogen, davon haben wir bisher auch irgendwie recht wenig gesehen … nämlich genau Null. Ich spule jedenfalls mein Fotoprogramm ab und wandere danach zurück zum Auto.
Wenn ich irgendwo vorher schon genau wusste, wo ich mich hin postieren wollte für ein Foto, dann garantiert hier. Ein Vorteil, wenn man hier quasi schon gewohnt hat im letzten Jahr und jede Menge Zeit hier verbracht hat.
Bis Akureyri passiert im Prinzip dann erst einmal nicht wirklich viel, so weit ist es ja auch nicht bis hierher. Heute sieht alles völlig anders aus als damals, wo die Berge alle noch mit Schnee bedeckt gewesen waren.
Damals hatte ich ja spontan gesagt „Wenn ich irgendwann einmal sterbe, streut meine Asche hier einfach in den Fjord“. SO ein schönes Fleckchen Erde habe ich selten gesehen und daran hat sich auch heute beim zweiten Mal nichts geändert. Die Stadt liegt fast schon unverschämt schön inmitten vom Eyjafjörður und man fühlt sich dort auf Anhieb wohl.
Das ging mir bisher nur in Perth und San Francisco so … und natürlich in Vik. Die meisten Städte muss ich mir erst „erarbeiten“ und ich muss mit ihnen warm werden. Das war mit Hongkong so, mit New York und auch mit Vegas.
Es gibt aber eben auch solche, wo ich gerne einfach einmal länger bleiben würde, einfach nur, weil ich sie schon beim Durchfahren schon schön gefunden habe. Sedona war damals auch so ein Beispiel. Gut, dort war ich inzwischen jetzt schon 2x länger. Akureyri gehört definitiv aber auch dazu. Zwei kurze Impressionen aus der Ecke…
… dann fahren wir weiter in Richtung Reykjafoss. Unterwegs kommen wir an einer Stelle vorbei, bei welcher wir schon beim letzten Mal spontan gehalten haben, weil sie uns sofort gefallen hat.
Auch dieses Mal erkennen wir sie sofort wieder und werden von der Natur genötigt kurz am Straßenrand anzuhalten. Einfach nur schöööööön….
Weiter geht es zum eben angesprochenen Reykjafoss. Den hatten wir beim letzten Mal nicht gefunden, zu Hause war später auch klar warum. Ich hatte nämlich völlig falsche GPS-Koordinaten davon. Dieses Mal waren diese definitiv richtig und EIGENTLICH gab es somit auch kein Vertun.
Wie gesagt, eigentlich. Bei meinen Koordinaten gab es nämlich weder die Möglichkeit zu parken noch konnte man irgendein rauschen eines Wasserfalls hören der hier irgendwo sein sollte. So wirklich verstanden habe ich das nicht in dem Moment, denn ein Blick auf Googlemaps zeigt uns als blauen blinkenden Punkt eigentlich nur wenige Meter Luftlinie davon entfernt.
Na ja, wie heißt es inzwischen so schön? „Man muss auch echt nicht alles haben“. Auf einen Wasserfall mehr oder weniger kommt es dann letztlich ja auch nicht an, auch wenn es noch nie einer von denen geschafft hat mich zwei Mal an der Nase herumzuführen. Eines Tages finde ich das Ding schon noch.
Víðimýrarkirkja
Wenige Kilometer weiter befindet sich jedenfalls die Víðimýrarkirkja, wo wir natürlich wieder einen Stopp einlegen. Fotogenes Ding. Baujahr war 1834.
Hinter Blönduós biegen wir schließlich nach rechts ab in den auf die Vatsness – Halbinsel in Richtung Hvitserkur. Die rund 26 Kilometer lange Gravel Road hatte ich ehrlich gesagt nicht so ruckelig in Erinnerung, das kann also gerne mal wieder gegradet werden *hust* Am Wegesrand würde noch Borgarvirki liegen, eine alte Festungsanlage mit toller Aussicht auf die Umgebung, da wir aber am Godafoss vorhin so getrödelt haben schenken wir uns diesen Abstecher.
Hvitserkur
Am Parkplatz vom Hvitserkur angekommen folgt erneut ein kurzer Schock. Hier steht ein Reisbus. Höööö? Alleine den Berg runter zum Parkplatz muss man selber mal gefahren sein um zu verstehen, warum sich Fragezeichen über meinem Kopf breit machen. Dazu die Ruckelpiste bis hier her. Aber ich habe auch schon Reisebusse voller Asiaten auf dem Scenic Drive im Monument Valley gesehen, von daher sollte mich so etwas eigentlich nicht mehr großartig überraschen.
Da es hier oben also voller ist als erwartet, beschließe ich spontan direkt nach unten zu gehen dieses Mal. Dort war ich bisher nicht und so kann man der Meute erst einmal aus dem Weg gehen. Von der Seite und von unten sieht der Basaltfelsen irgendwie komisch aus teilweise, man hat fast Angst das er umkippen könnte, wenn es mal etwas windiger ist, weil er nur so schmal ist.
Leider ist gerade noch keine Ebbe, sonst könnte man bestimmt tolle Bilder mit den Wellenstrukturen im nassen Sand machen. Ganz egal, „man muss ja auch echt nicht alles haben“.
Da einige Leute direkt hier an dieser Stelle unterhalb der Aussichtsplattform den Berg nach oben kraxeln schließen Michaela, die mit mir nach unten gegangen war, und ich uns an. So sparen wir uns den Rückweg, welcher zwar deutlich weniger steil gewesen wäre, aber dafür auch wesentlich länger gedauert hätte.
Als ich letztes Mal hier gewesen bin, gab es hier weder Trampelpfad noch irgendwelche Kletterspuren, das muss alles erst im Laufe des letzten Jahres passiert sein. Die Spuren des zunehmenden Tourismus sind halt überall spürbar. Ein letzter Blick in die sagenhafte Weite …
Snaefellsness
Weiter geht unsere Fahrt vom Hvitserkur aus gen Snaefellsness und im weiteren Verlauf passiert erst einmal ausnahmsweise nicht viel. Ich hatte zwar der Kolugljúfur noch mit auf der gedanklichen List der Orte, die wir uns anschauen können, aber zugunsten eines längeren Aufenthaltes beim Kirkjufell diesen kurzen Abstecher wieder verworfen. Erwähnenswert ist eigentlich erst wieder ein Teilstück der Straße # 59 von Borðeyri nach Búðardalur. Die Straße kann man als Abkürzung nutzen um auf die Halbinsel zu gelangen.
Dort wird allerdings gerade die alte, vorhandene Gravel Road asphaltiert. Anscheinend hat man gemerkt, dass ein Großteil der Touristen lieber hier entlang fährt, als den viel weiteren Weg unten herum zu nehmen. Alles schön und gut. Allerdings erleben wir quasi live und in Farbe wie aus großen und spitzen Steinklumpen Teer und Asphalt entsteht.
Soll heißen, ein Teilstück ist bereits fertig, dort wo das aber nicht der Fall ist, müssen wir über die für zum Asphaltieren vorbereitete Straße fahren … wobei kriechen der bessere Begriff wäre. Ich hab uns innerlich schon mit 4 platten Reifen an jedem Auto dort stehen sehen, noch nie zuvor bin ich solch eine Straße gefahren, wo solche scharfkantige und spitzen Steine auf etlichen Kilometern am Stück gewesen sind.
Im Normalfall sollte man meinen solch ein Teilstück wird dann einfach komplett für den Verkehr gesperrt für die Dauer der Asphaltarbeiten … anscheinend ist das hier aber nicht wirklich üblich.
Innerlich schweißgebadet (ja, das geht tatsächlich, ich wusste das bis zu diesem Tag auch nicht) erreichen wir nach einer gefühlten halben Ewigkeit wieder die normale Gravelroad, ich hätte nicht gedacht das ich mich über eine unbefestigte Straße mal so sehr freuen würde. Auf Snaefellsness angekommen erwarten uns wieder ein paar dickere Wolken. Das trägt fototechnisch betrachtet zwar viel zur Lichtstimmung bei, ist aber eigentlich nicht das, was wir eigentlich hier vorfinden wollten nach solch einem durchweg sonnigen Tag.
So kommt es auch das wir am Hobbit Hole Parkplatz gar nicht erst loswandern in Richtung Wasserfallhöhle. Es ist kalt, es ist leicht am Nieseln, … und es wird gleich schon dunkel.
Und ich habe wieder einmal keine Ahnung, wo der Tag überhaupt geblieben ist. Bei der Planung hätte ich schwören können, dass wir am frühen Nachmittag schon hier sein müssten.
Ja ja, hätte hätte Fahrradkette. Wieder einmal ein Beweis dafür das man hier nicht wirklich vom Fleck kommt, weil man einfach auch nur die Landschaft genießt, während man durch sie hindurch fährt.
Da wir hier also keine Fotos mehr gemacht haben war ein Bekannter so freundlich, ein Foto von seinem Besuch zur Verfügung zu stellen.
2017 im Juni war es dann aber endlich so weit und wir waren tatsächlich live und persönlich hier beim Hobbit Hole vor Ort.
In Grundarfjördur angekommen checken wir kurz im Hotel Framnes ein und fahren dann die paar Kilometer raus zum eigentlichen Endziel für heute, dem Kirkjufellfoss. Der kleine Parkplatz unten ist quasi bis zum Bersten gefüllt, wir fahren deshalb daran vorbei und parken irgendwo weiter oben in einer Einfahrt. Unfassbar :-(
Pünktlich als wir aus dem Auto aussteigen fängt es wieder an zu regnen, irgendwie kommt es mir so vor, als wenn die Natur sich gerade vor uns hinstellt und die Zunge rausstreckt. Getreu dem Motto: Ihr hattet jetzt aber auch genug schönes Wetter heute, nicht das Ihr noch vergesst, wie Regen aussieht. Keine Sorge, DAS vergessen wir nach diesem Urlaub bestimmt nie wieder!
Fotografieren wird damit wieder zur Herausforderung. Um den ganzen Leuten um den Wasserfall herum zu entgehen, kraxel ich irgendwo den Hang entlang zu einer kleinen Stelle wo genügend Platz für mein Stativ ist. Starker Wind und Regen machen es einem nicht ganz einfach, die Ergebnisse könnt Ihr hier ja sehen.
Als ich irgendwann fertig bin merke ich, das von den anderen bereits niemand mehr hier ist. Sie sitzen alle schon im trockenen in den Autos. Verständlich, Spaß macht es heute Abend hier nicht wirklich und dabei hatte ich mich so darauf gefreut wieder hierher zu kommen. Was haben wir nicht rumgesponnen in den letzten Tagen … den Kirkjufell mit Polarlichter fotografieren, jo, das wäre was so kurz vorm Ende.
Jo, DAS wäre was gewesen, wenn nur das Wörtchen Wenn nicht wäre. Die ganze Nacht ist nämlich Starkregen angesagt, der bis zum Frühstück andauern sollte. Was bleibt einen da noch großartig übrig … außer zu schlafen. Gute Nacht!
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