Viele Urlauber stellen sich vor Ihrer ersten Reise die Frage, ob sie Island im Sommer oder lieber im Winter besuchen sollten. Mal abgesehen davon, dass es laut den Isländern eh nur diese beide Jahreszeiten gibt, haben beide definitiv Ihren Reiz. Hier soll es aber speziell um Deine Reise nach Island im Sommer gehen.

Was genau erwartet Dich? Warum gerade der Sommer? Und welche Monate fallen auf Island eigentlich darunter? Wann beginnt der „Sommer auf Island“? Diese Fragen und die besten Gründe, die für einen Island Urlaub im Sommer sprechen, wollen wir hier zusammen einmal kennenlernen.

 

Die fünf besten Gründe für Island im Sommer

Gründe, um Island im Sommer zu bereisen, gibt es zugegebenermaßen relativ viele. Gutes und beständiges Wetter ist allerdings keiner davon. Denn, obwohl einige der Meinung sind, dass zu dieser Zeit des Jahres auch das beste Wetter auf Island sein muss, ist dem nicht unbedingt so. Es gab schon Sommer, die waren komplett verregnet. Genauso gab es aber schon Sommer, die überwiegend von einer Schönwetterperiode bestimmt wurden. Das ist nicht anders, als bei uns. Einzig die Temperaturen auf Island sind im Sommer mit durchschnittlich 10-15 Grad etwas wärmer als im restlichen Jahr.

Doch in welchen Monaten ist auf Island nun eigentlich Sommer? Dieser Zeitraum beginnt im Prinzip Ende Mai und geht dann bis Ende August. Wobei der touristische Höhepunkt im Juli und August liegt. In diesen zwei Monaten ist mit den meisten Touristen zu rechnen und auch die Preise für Unterkünfte und Mietwagen liegen deutlich höher, als es im restlichen Jahr der Fall ist. Wer das ein wenig umgehen möchte und nicht zwingend auf die Schulferien angewiesen ist, für den eignet sich der Juni ganz gut als Reisemonat. Wobei große Teile des Hochlands dann in aller Regel noch nicht zugänglich sind.

Du siehst, die „eierlegende Wollmilchsau“ gibt es nicht beim Reisemonat. Island ist ein Ganzjahresziel und jeder Monat, egal ob im Sommer oder Winter, hat seinen speziellen Reiz.

Doch hier soll es ja um die Gründe gehen, warum sich Island im Sommer besonders für Deine Reise eignet.

 

 

1) Papageitaucher

Papageitaucher sind für viele tatsächlich mit einer der Hauptbeweggründe, im Sommer nach Island zu reisen. Die ersten von ihnen kommen jedes Jahr gegen Mitte Mai wieder zum Brüten zurück nach Island, nachdem sie die Wintermonate auf dem Meer verbracht haben.

Mehrere Orte gibt es auf Island, wo man die putzigen kleinen Gesellen beobachten kann. Allen voran natürlich Látrabjarg im äußersten westlichen Zipfel der isländischen Westfjorde. Die Steilklippen dort beherbergen jährlich die größte Kolonie Papageitaucher auf Island. Bis auf wenige Meter kann man sich den Tieren hier nähern, die Ihre natürliche Scheu vor Menschen im Laufe der Jahre verloren zu haben scheinen.

Zur Brutsaison, welche im Juni beginnt, sind an den Hot Spots die Bruthöhlen tagsüber für Besucher abgesperrt, sodass man die Tiere nicht allzu sehr stört.

Weitere bekannte Orte auf Island, um Papageitaucher zu beobachten, sind Kap Dyrholaey im Süden, Bakkagerði im Osten und zum Beispiel die Region bei Husavik im Norden. Einen umfangreichen Artikel dazu mit allen Locations, Karte, Tipps und Infos zum beobachten sowie Verhaltensregeln habe ich im Artikel Papageitaucher auf Island – Wann und wo kannst Du sie sehen zusammengefasst.

Papageitaucher in den Klippen von Látrabjarg, tief in den Westfjorden

Papageitaucher in den Klippen von Látrabjarg, tief in den Westfjorden

 

 

2) Hochland

Bist Du nicht im isländischen Hochland gewesen, dann bist Du nicht in Island gewesen. Das liest man immer wieder mal. Aus eigener Erfahrung kann ich allerdings sagen, das ich selbst nach 6 Reise nach Island bisher nicht wirklich im Hochland gewesen bin. So pauschal sollte man das also nicht stehenlassen.

Trotz alledem ist der Besuch des Hochlands natürlich für viele mit einer DER Gründe überhaupt, warum sie Island im Sommer besuchen. Kaum irgendwo sonst findet man schließlich solch eine Landschaft wie dort.

Das Zeitfenster für einen Besuch ist recht klein, es reicht grob von Mitte Juni bis Mitte September. Wobei die Straße nach Þórsmörk jetzt im Jahre 2020 bereits am 18. Mai wieder geöffnet wurde. Die durchschnittlichen Öffnungszeiten der bekanntesten F-Pisten sehen folgendermaßen aus:

F 26 – Sprengisandur – 01.07.
F 35 – Kjölur – 15.06.
F 88 / F894 zur Askja – 21.06.
F 206 – Laki-Spalte – 20.06.
F 208 – Sigalda-Landmannalaugar – 17.06.
F 208 – Landmannalaugar-Eldgja – 28.06.
F 208 – Skaftartunga-Eldgja – 08.06.
F 210 – Keldur-Hvanngil-Skaftartunga – 05.07.
F 225 – Landmannaleid (Domadalur) – 19.06.
F 550 – Kaldidalur – 16.06.

Du siehst, vor Mitte Juni brauchst Du üblicherweise also keine Tour ins Hochland zu planen. Die Straßen sind dann bis circa Mitte September geöffnet, dann schließen auch sämtliche Hochlandhütten wieder.

Der Sigöldugljúfur Canyon liegt quasi am Anfang des südlichen Hochlands in Island

Der Sigöldugljúfur Canyon liegt quasi am Anfang des südlichen Hochlands in Island

 

 

3) Mitternachtssonne

Die Tage auf Island sind lang zur Sommersonnenwende Mitte Juni. Sehr lang sogar. Dann, wenn die Sonne nicht mehr untergeht, hat man gefühlt endlos lange Zeit, um die Insel ganz für sich allein zu erkunden.

Wenn man halbwegs antizyklisch reist und die Orte zu Zeiten besucht, an denen die meisten andere schlafen, erlebt man Island, wie viele es vor 20 Jahren zum letzten Mal gesehen haben. Ganz allein vorm Skogafoss zu stehen oder den Geysir ohne Oh’s und Ah’s etlicher anderer Touristen ausbrechen zu sehen, hat heutzutage Seltenheitswert.

Bereits ab Mitte Mai werden die Tage so lang, dass es kaum noch dunkel wird. Diese Phase geht dann bis Anfang Juli, danach wird es langsam wieder dunkel Nachts. Gerade für Fotografen ist diese Zeit ein Traum. Sonnenuntergänge, die mehrere Stunden dauern und eine Ruhe, wie man sie sonst nur noch selten findet, bestimmen den Tag.

Grillen bei Mitternachtssonne am Ulfljotsvatn

Grillen bei Mitternachtssonne am Ulfljotsvatn

 

 

4) Lupinen

Die Isländer hassen Lupinen inzwischen und bezeichnen diese gerne einmal als lästiges Unkraut. Ich persönlich finde die Blumen allerdings traumhaft schön. Vermutlich liegt es einfach daran, dass sie bei uns zu Hause nicht einfach so überall zu finden sind.

Ursprünglich gab es auf Island gar keine Lupinen. Sie wurden – neben der sibirischen Lärche – eingeführt, um die Bodenerosion unter Kontrolle zu bekommen. Da Lupinen nämlich ein sehr dichtes Wurzelgeflecht ausbilden, wird diese dadurch ganz gut verhindert.

Da Lupinen recht anspruchslos sind und gut in Sandböden gedeihen, verdrängen sie allerdings immer mehr die einheimischen Pflanzen. Und genau das stößt vielen Isländern inzwischen sauer auf. Zum Füttern eignen sich Lupinen zudem auch nicht, da die Samen zu viele Bitterstoffe enthalten.

Fotografen und Urlauber hingegen lieben die Lupinen, welche fast auf jedem Foto ein tolles Motiv abgeben. Die ersten Blüten fangen bereits Mitte Mai an zu sprießen. Allerdings lässt sich das nicht pauschal für jeden Landesteil sagen. In manchen Regionen blühen sie früher als in anderen. In voller Blütenpracht sind die Pflanzen dann in aller Regel erst gegen Anfang Juni zu bewundern. Großartig suchen muss man sie nicht, man findet sie quasi überall auf Island im Sommer.

Jede Menge Lupinen auf dem Glymur Trail

Jede Menge Lupinen auf dem Glymur Trail

 

 

5) Camping

Wenn Du nicht nur in Hotels oder Gasthöfen übernachten möchtest, hast Du in den Sommermonaten auf knapp 170 Campgrounds die Möglichkeit Dein Zelt aufzuschlagen. Islands Campingplätze zählen landschaftlich zu den schönsten der Welt, daher ist Camping auf Island auch recht beliebt.

Wild campen ist jedoch seit einiger Zeit auf Island streng verboten und wird auch kontrolliert, beschäftige Dich also im Vorfeld mit der Lage und den Kapazitäten der Campingplätze.

Eine Ausnahme ist das Hochland, dort ist wild campen in einem handelsüblichen Zelt noch erlaubt. Wichtig: Befindest Du Dich innerhalb eines Nationalparks, ist wild campen VERBOTEN. Und da große Teile des Hochlands zum Vatnajökull National Park zählen, solltest Du stets gut informiert sein, wo genau Du Dich befindest.

Falls Du mit einem Allradcamper unterwegs bist und beabsichtigst im Auto zu übernachten, stellt sich die Frage gar nicht erst, ob Du wild campen darfst oder nicht. Mit einem motorisierten Fahrzeug musst Du auch im Hochland die ausgewiesenen Campingplätze dafür nutzen.

Generell zu beachten, wenn Du auf Island campen möchtest, sind folgende Dinge

  • Zelten auf unbewohntem Brachland ist generell erlaubt, sofern Du keine Spuren hinterlässt. Müll und alles weitere wird also selbstverständlich mitgenommen und an geeigneter Stelle entsorgt
  • Auf Privatgelände oder Farmland darfst Du NUR mit ausdrücklicher Genehmigung des Eigentümers übernachten
  • Eine Genehmigung benötigt Du auch, wenn Du länger als eine Nacht bleiben oder mehr als drei Zelte errichten möchtest
  • In allen Nationalparks ist zelten prinzipiell VERBOTEN! Dasselbe gilt für den Süden Islands.

Eine Zusammenfassung auf Englisch bekommst Du noch einmal hier.

Die durchschnittlichen Kosten pro Person und Nacht auf einem Campingplatz belaufen sich im Durchschnitt auf etwa 12 – 15 EUR. Extras, wie zum Beispiel Duschen, Strom, Wäsche waschen etc. kosten in aller Regel einen kleinen extra Betrag (meistens 200 und 500 ISK)

Campen in Þórsmörk bei perfekten Bedingungen

Campen in Þórsmörk bei perfekten Bedingungen

 

 

Neben diesen fünf Gründen gibt es natürlich noch einige andere, die für eine Reise nach Island im Sommer sprechen. Einer davon sind Wale bzw. eine damit verbundene Whale Watching Tour. Denn nur in den Sommermonaten hat man die Chance, 11 unterschiedlichen Gattungen vor den Küsten Islands anzutreffen. Das soll allerdings nicht darüber hinweg täuschen, dass es auch im Winter viele Möglichkeiten für Sichtungen gibt – allerdings nicht in dieser Artenvielfalt.

Im Norden hat man im Sommer gute Chancen Blauwale anzutreffen, vor Snæfellsnes findet man zu dieser Jahreszeit häufig Pottwale und sogar Orcas. Touranbieter gibt es einige, sollte man ohne Sichtung bleiben während einer Tour, so erhält man in aller Regel im Anschluss einen Gutschein, der mehrere Jahre einlösbar ist.

Ein weiterer Grund für einen Besuch im Sommer sind die Westfjorde in Island. Diese Region im nordwestlichen Zipfel der Insel ist nur in dieser Zeit problemlos befahrbar. Eine großer Prozentsatz der Straßen in dieser Region ist immer noch nicht asphaltiert. Daher machen Schnee auf den Pässen und unterspülte Straßen einen Besuch bis weit in den Mai hinein in aller Regel schwierig bis unmöglich. Erst ab Anfang Juni solltest Du daher ein Abstecher in diesen – für viele schönsten – Teil der Insel planen.

 

 

Nachteile, wenn Du im Sommer nach Island reist

Wo es Vorteile gibt, da gibt es in aller Regel auch Nachteile. Das ist hier nicht anders. Komprimiert könnte man das auf die Schnelle folgendermaßen zusammenfassen:

  • Island im Sommer ist verdammt teuer
  • Es ist sehr voll
  • Es gibt keine Polarlichter und auch keine Eishöhlen

Wenn Du diese Punkte außer Acht lässt, dann erwartet Dich allerdings ein unvergesslicher Urlaub. In jedem Falle solltest Du damit rechnen, dass die Preise für Übernachtungen und auch für einen Mietwagen zwischen Anfang Juni und Mitte September deutlich teurer sind, als es im Rest des Jahres der Fall ist. Möglichkeit für Rabatte gibt es in dieser Zeit kaum.

Dazu kommen die nicht wirklich günstigen Kosten für einen Restaurantbesuch. Eine Woche Aufenthalt auf Island im Sommer kann somit schnell mal jenseits der 2500 Euro und mehr kosten. In meinem Artikel Kostenfalle Island Urlaub gebe ich Dir Tipps, wie sich die Kosten trotzdem in einem überschaubaren Rahmen halten.

Nicht wegdiskutieren lässt sich auch, dass es im Sommer in aller Regel – trotz der höheren Preise – voller ist als im Rest des Jahres. Gerade, wenn Du im Süden der Insel und am Golden Circle unterwegs sein solltest, gibt es kaum noch einen bekannten Ort, wo Du mal für Dich allein bist. Erst Richtung Osten und Norden wird es dann ein wenig leerer. Auch falls Du Dich für die Westfjorde entscheiden solltest, wirst Du feststellen, dass es dort noch relativ einsam ist – selbst im Sommer.

Falls Du Dir nicht so ganz sicher bist, welches für Dich der optimale Monat für Deine Islandreise ist, dann habe ich dazu den Artikel Die beste Reisezeit für Island geschrieben, der Dir vielleicht weiterhelfen kann.

Island im Sommer ist vielleicht gar nicht so Dein Ding und Du möchtest lieber im Winter verreisen? Dann lege ich Dir meinen Artikel 7 Gründe für Island im Winter ans Herz.


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Und jetzt Du, warst Du schon auf Island im Sommer?

Falls ja, dann berichte mir doch davon in den Kommentaren. Bist Du vielleicht mit dem Camper unterwegs gewesen oder hast einen Abstecher ins Hochland gemacht? Vielleicht hast Du ja auch die wunderschönen Westfjorde besucht? Und was war für Dich der ausschlaggebende Punkt, das Du Dich für Island im Sommer entschieden hast? Hinterlasse mir doch einen kurzen Kommentar dazu, ich würde mich sehr darüber freuen.

 

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