Heute mussten wir uns entscheiden, ob wir uns irgendwo um den Golden Circle im Winter herum bewegen, oder ob wir nach Snaefellsnes fahren. Luxusprobleme, die in Anbetracht des Wetters allerdings nicht ganz unwichtig gewesen sind. Es war nämlich extrem starker Wind für heute angesagt mit Windstärken um die 80 km/h … kein Zuckerschlecken also.
Da die restliche Wettervorhersage für Snæfellsnes für beide Tage eher durchwachsen gewesen ist haben wir uns für den Golden Circle heute entschieden. Das Wetter hier sah im Moment noch ganz brauchbar aus und zum ersten Mal sehen wir im Hellen was wir gestern Abend überhaupt bei dem grünen Licht für eine Kulisse hatten.
Im Hintergrund erkennt man wieder die Hraungerdiskirkja.
Golden Circle im Winter
Unser erster Anlaufpunkt an der heutigen Golden Circle Tour war dann der Kerid-Krater, den wir bereits nach wenigen Kilometern Fahrt erreichen. Das Kassenhäuschen ist noch nicht besetzt zu dieser frühen Stunde und wir sind die einzigen Besucher im Moment, die sich hierher verirrt haben.
Als wir aussteigen wollen, wird auch schnell klar warum. Der Wind hier oben ist SO stark, dass man kaum die Autotüren auf bekommt *ächz*
Gemeinsam starten wir zur Umrundung des Kraters. Als Erster streiche ich allerdings nach wenigen Meter und nur einem einzigen Foto bereits wieder die Segel. Das ist mir deutlich zu windig hier und es wäre ja nicht so, das ich nicht schon die anderen Male ausgiebig hier Fotos gemacht hätte.
Als Nächstes hatte ich die fotogene Úlfljótsvatnskirkja herausgesucht. Sie liegt am Rande des Úlfljótsvatn, wo sich auch das zweite Gästehaus von Martina und Jón befindet, in welchem wir auf unserer Juni-Tour eine Nacht geblieben sind.
Der fotogene blaue Himmel verschwindet dann zusehends immer mehr und weicht einer eher ungemütlich ausschauenden Wolkendecke. Das hat ja nicht wirklich lange gedauert heute.
Wie auch immer, anstatt nun die Straße #36 zum Thingvellir National Park zu fahren, beschließen wir, die kleinere und unbekannte #360 zu nehmen. Wir sollten nicht enttäuscht werden. Zwei Autos treffen wir unterwegs, die Straße ist ein absoluter Traum und schlängelt sich durch das Gebirge wie man es sich wünscht.
Ein kurzer Stopp am Visitor Center von Nationalpark muss reichen, bevor wir uns danach aufmachen zum Öxararfoss. Fotogen wie immer und irgendwie völlig anders als ohne Schnee. Leider sind Drohnen hier verboten, sonst könnte ich jetzt auch noch mit ein paar Fotos von oben dienen.
Ein paar Tage nach unserem Besuch hier im Nationalpark gab es übrigens einen tödlichen Unfall beim Tauchen in der Silfra-Spalte.
Den Foss i Skillandsa haben wir dann trotz (vermutlich nicht korrekter) GPS-Koordinaten leider nicht ausfindig machen können. Dafür haben wir der Miðdalskirkja in der Nähe aber einen Besuch abgestattet.
Es ist eine von nur ganz wenigen schwarzen Kirchen hier auf Island und noch relativ unbekannt, obwohl sie fast vom Golden Circle aus zu sehen ist.
Nächster Stopp: Bruarfoss. Alleine der Name lässt viele sofort aufhorchen. Es ist für mich immer noch einer der schönsten und interessantesten Wasserfälle ganz Islands.
Im Hinterkopf habe ich heute natürlich den Fauxpas vom letzten Jahr, als ich ihn gar nicht gefunden habe und vorbeigelaufen bin im strömenden Regen. Und das, obwohl ich vorher schon 2x dort gewesen bin. DAS muss man auch erst mal schaffen *grins*
Ich greife mal etwas vorweg, heute finden wir zwar den Bruarfoss, allerdings nicht den korrekten Parkplatz und halten somit viel weiter weg als eigentlich nötig. Keine Ahnung was hier los ist an diesem Ort, der will mich irgendwie veräppeln glaube ich. Verfahren geht theoretisch gar nicht, wenn man weiß, wohin man muss.
Trotzdem schaffe ich selbst das. Na ja. Hin wie her kommen wir jedenfalls nach ein paar Minuten am Wasserfall an. Der Weg ist heute Gott sei Dank auch gut zu laufen, da der Boden noch recht gefroren zu sein scheint. Ladies and Gentlemen, da ist er also wieder … und zwar aus der Luft.
Eigentlich reichlich merkwürdig, dass sich seit meinem ersten Besuch 2014 hier so gut wie nichts verändert hat. Keine großen Parkplätze, keine Massen von Touristen, keine asphaltierten Wege … und das ist auch alles gut so. Hätte ich seinerzeit geahnt, wie sich das alles noch entwickeln würde hier, wären wir garantiert noch viel länger heute hier geblieben und hätten die Ruhe genossen.
Weiter geht es zum Geysir, wo wir einige Versuche brauchen um eine halbwegs brauchbare Blase abzulichten.
Alles unter erschwerten Bedingungen heute. Ein Teilbereich um den Geysir herum ist nämlich gesperrt, weil es dort komplett vereist und somit zu gefährlich für die Besucher wäre.
Weiter geht es zum Gullfoss. Der Aufenthalt hier dauert allerdings nur wenige Minuten. Durch den starken Sturm hier kann man kaum gerade stehen, um ein Foto zu machen und die Gicht wird von unten bis hoch zur Besucherplattform geweht. Ratzfatz ist die Linse also mit Sprühnebel voll.
Fotobedingungen, die man irgendwie so gar nicht gebrauchen kann. Und dabei war es vorhin am Bruarfoss noch weitestgehend windstill. Aber nun gut, da kann man nichts machen.
Es ist früher Nachmittag inzwischen und die To-do-Liste wäre noch endlos lang bei halbwegs vernünftigem Wetter, so aber fahren wir nur noch zu zwei weiteren Zielen … und zwar einmal dem Hjalparfoss und einmal der Þjóðveldisbærinn.
Am Hjalparfoss war es wieder oder immer noch dermaßen am Stürmen das es fast schon eine unlösbare Aufgabe gewesen ist wieder die Autotüren zu öffnen und überhaupt erst einmal auszusteigen.
Mit augenscheinlichen Bärenkräften schafft es Robert aber irgendwie runter zum Wasserfall zu kommen. Ich hingegen flüchte mich nach wenigen Metern, zwei Fotos und jede Menge durch die Luft gewirbelten Schotter zwischen den Zähnen wieder zurück zum Auto. Krisztina ist gar nicht erst mit ausgestiegen.
Meine Güte, WAS für ein „Wind“, Kyrill damals war gefühlt ein laues Lüftchen dagegen. Dabei ist der Wasserfall an sich echt schön. So wirklich genießen kann man den Anblick aber heute leider nicht. Schon komisch, wie Wind einem überall einen Strich durch die Rechnung machen kann, am Regnen war es die ganze Zeit nämlich nicht bisher.
Für mich als alter Game of Thrones – Fan war Þjóðveldisbærinn (wer denkt sich eigentlich immer solche Namen aus?) dann natürlich ein Pflichtstopp. Jeder, der die Serie verfolgt hat, wird die kleine Kirche sofort wiedererkennen. Dort fand ein regelrechtes Gemetzel statt, welches nur ein kleiner Junge überlebt hat.
Als Letztes für heute wollte ich – rein interessehalber – nochmal kurz nachschauen, wie die Zufahrt zum Haifoss aussieht, welche nur wenige Kilometer von hier entfernt ist. Dort angekommen geht allerdings rein gar nichts, es ist komplett zugeschneit und somit impassable und nur für Super Jeeps ansatzweise machbar im Moment.
Ein letztes Panorama in der Nähe des Haifoss-Abzweigs. Robert versucht rechts am Bildrand nicht umzufallen vom Wind *grins*
Da es wettertechnisch heute nicht mehr wirklich besser zu werden scheint, fahren wir abschließend zu unserer Unterkunft, dem Guesthouse Steinsholt. Es ist eine Art Pferderanch und wir sind – neben einem anderen Pärchen – die einzigen Gäste heute.
Recht geschlaucht von diesem doch recht anstrengenden Tag essen wir noch kurz etwas zu Abend in der Gemeinschaftsküche und gehen schließlich zu Bett. Mehrmals werde ich nachts allerdings wach, weil es sich angehört hat, als wenn das gesamte Dach weggeflogen wäre vom Sturm. Gott sei Dank ist das aber nicht der Fall gewesen. Gute Nacht.
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