Der Tag beginnt mit einem lachenden Auge – weil ich weiß, dass es später nach Stokksnes gehen wird – und einem weinenden Auge. Der Grund ist einfach: Das Frühstück heute Morgen ist wieder ganz vorzüglich und ich weiß jetzt schon das ich es vermissen werde. Außerdem ist Abschied nehmen angesagt, ich hasse sowas. Aber es nützt ja nichts.
Nachdem unsere Taschen zusammengepackt sind, darf ein kurzes Gruppen- und Erinnerungsfoto dieses Mal aber nicht fehlen. Es wird wohl einen Ehrenplatz bekommen irgendwo und wird mich immer erinnern an eine wunderschöne Zeit hier auf Island. DANKE Jon, für alles einfach. Und auch wenn wir uns im Juni vermutlich nicht treffen werden, ich freue mich trotzdem Eure Unterkunft am See mit Michaela und Burckhard beziehen zu dürfen.
Jetzt heißt es aber Aufbruch mit erstem Stopp bei Dverghamrar, auch wenn das Wetter sich nicht wirklich von seiner guten Seite zeigen möchte.
Immerhin versucht es uns unterwegs mit einem netten Regenbogen versöhnlich zu stimmen. Dass dieser gleichzeitig einen mehrtägigen Wetterwechsel für uns bedeuten würde, konnten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wirklich ahnen.
Im Nachhinein war er aber quasi so etwas wie das Tor zum Glück – danach hat es nämlich den restlichen Urlaub (bis auf heute Nachmittag) eigentlich gar nicht mehr geregnet. Mehr noch, es war überwiegend sogar richtig schön. Das allererste Mal überhaupt für mich während eines Aufenthaltes hier auf dieser Insel. Mehrmals ertappe ich mich dabei, wie ich im Auto sage „Ach soooo sieht das hier aus, wenn man was sieht“.
So fahren wir also die Ringstraße entlang und halten an diesem Morgen an einer Stelle, die ich gestern im Vorbeifahren schon gesehen habe … eine Sandurfläche mitten im Nirgendwo. Ein Foto von oben muss her, was darauf zu sehen ist, seht Ihr hier.
Fotografiert man senkrecht nach unten könnte man fast meinen man hat es mit abstrakter Kunst zu tun …
Dverghamrar
Erstaunt über diese Fotos fahren wir schließlich weiter und halten zum ersten Mal überhaupt wieder an den Basaltsäulen von Dverghamrar. Hier liegt allerdings auf dem Fußweg nach unten noch SO viel und hoch Schnee, dass nicht daran zu denken ist, überhaupt auch nur ansatzweise zu den Säulen zu gelangen. Ein Foto von oben muss daher heute reichen …
Der nächste Stopp wäre eigentlich der Fossálar, aber auch hier besteht keinerlei Möglichkeit den Wagen irgendwo abzustellen auf Grund der Schneemassen links und rechts der Straße. Ich habe nicht einmal erkannt, wo überhaupt der Parkplatz gewesen wäre – obwohl ich genau weiß, wo dieser sich befindet.
Nupsstadur sparen wir uns für den Rückweg auf, so dass wir erst wieder am Lómagnúpur halten … jener gewaltigen Landmarke, in die alle 3 Monument Valley Buttes übereinander gestapelt hineinpassen würden. Und der Lómagnúpur wäre trotzdem noch größer.
Sagenhaft, man kann sich das kaum vorstellen, wenn man direkt davor steht. Heute sowieso nicht, denn man sieht nur den dicken Bauch vom dem Knaben – seinen oberen Teil möchte er uns nicht zeigen an diesem Tag. Aber auch DAS hat irgendwie etwas, so Nebelverhangen wirkt das ganze richtig unheimlich.
Hier lässt sich auch wieder dieser ominöse Lemming-Effekt beobachten … kein Auto stand dort als wir angehalten haben, nach wenigen Minuten allerdings war der ganze Straßenrand mit Autos zugeparkt.
Es ist schon merkwürdig, als wenn die Leute meinen Sie würden etwas verpassen. Irgendjemand fotografiert irgendetwas, also muss man anhalten, um dies ebenfalls zu fotografieren – ganz gleich, ob man weiß worum es sich dabei handelt oder nicht. Na ja …
Svinafellsjökull
Am Skaftafell Visitor Center machen wir eine kurze Pipipause und fahren dann anschließend zum Svinafellsjökull Gletscher. Es ist schön, diesen Ort auch mal bei halbwegs trockenem Wetter zu besuchen. Bisher hatte ich hier nicht wirklich Glück was das angeht. Die blaue Färbung vom Eis kommt heute auch aus einiger Entfernung schon irgendwie deutlicher zur Geltung als die anderen Male.
Für Bilder aus der Luft ist es leider zu windig und ab und zu nieselt es auch leicht … von daher verzichte ich heute darauf. Aber wir kommen auf dem Rückweg ja noch einmal hier vorbei, vielleicht sieht das Ganze dann schon wieder anders bzw. besser aus.
Nächster Stopp ist die extrem fotogene Hofskirkja bei Hof 1, welche auch heute noch als Gemeindekirche dient.
Wenige Kilometer weiter ist es dann wieder so weit. Wir kommen zu DEM Ort, wegen dem vermutlich die meisten Menschen zum ersten Mal mit dem Gedanken spielen, auch einmal in Island Urlaub zu machen. Dem Jökulsárlón samt angrenzendem Diamond Beach.
Die eigentliche Lagune heben wir uns für später auf und statten als Erstes dem Strand einen Besuch ab. Im Vergleich zu letzten September ist das Wetter eine Steigerung von 100%.
Okay, das ist auch nicht wirklich schwer, letztes Mal war ich klatschnass vom Dauerregen und habe fotografieren abgebrochen, weil meine Kamera völlig feucht gewesen ist und mir fast die Finger abgefroren wären. Das alles ist heute in Vergessenheit geraten, es ist zwar zugezogen aber regnet immerhin nicht.
…. NOCH nicht, denn bereits nach wenigen Augenblicken werden wir doch vom Regen eingeholt und ziehen uns ins Auto zurück. Das Foto hier oben ist dann auch das einzige was ich mitnehme.
Langsam kann ich das kaum noch glauben. Da bin ich nun zum dritten Mal hier an dieser Stelle und zum dritten Mal regnet es. Es scheint fast so, als wenn es Orte gibt, die partout nicht möchten das ich sie mal mit vernünftigem Wetter erlebe.
Stokksnes
Da es in Richtung Höfn noch „relativ hell“ aussieht und die Bewölkung auch nicht so stark zu sein scheint, beschließen wir spontan nach Stokksnes zu fahren. Ich hatte diese Location als besonderes Schmankerl im Hinterkopf, ohne wirklich damit zu rechnen, dass es in unsere Pläne passen würde. Umso erfreuter war ich dann, dass wir nun doch dorthin fahren können.
Je weiter wir gen Osten kommen, umso düsterer wird es allerdings, obwohl wir unterwegs auf der Fahrt eigentlich sogar recht häufig Sonne gehabt haben. Als wir kurz vor Höfn links abbiegen und der Ringstraße weiter folgen erreichen die Wolken allerdings fast den Boden und es fängt wieder kräftig an zu schütten. Ne oder? Aber was soll’s, jetzt sind wir halt schon mal hier, jetzt fahren wir auch weiter.
Am Viking Café angekommen entrichten wir einen kleinen Obolus für den Eintritt und machen uns dann auf in Richtung Dünen, wo wir den Wagen abstellen. Außer uns hat sich nur noch eine Handvoll Fotografen hierher verirrt. Ich glaube, Robert und Krisztina fragen sich anfangs beide, was wir hier eigentlich wollen bei dem „tollen“ Wetter. Als wir uns abends gemeinsam die Fotoausbeute ansehen, waren aber alle Fragen geklärt denke ich.
Stokksnes ist ein einmaliger Ort, der für mich auf Fotos irgendwie immer magischer aussieht, als wenn man gerade live hier steht. Sieht man sich den Berg Vestrahorn an ist der zwar recht nett, schaut man ihn sich aber durchs Display der Kamera an, passiert etwas mit ihm, wovon ich nicht weiß wie man es erklären kann. Es ist schlichtweg nicht möglich hier ein Foto zu machen, was nicht in irgendeiner Form gut aussieht.
Der Ort ist dermaßen fotogen finde ich, dass man einen ganzen Tag hierbleiben könnte, ohne Langeweile zu bekommen. Und ich glaube, das ist einer der Punkte der uns zum Beispiel von vielen anderen Touristen unterscheidet. Viele kommen hierher, machen Fotos und hampeln vor ihrem Selfiestick herum … haben aber gar kein Auge für irgendwelche Details.
Husch, husch, schnell ein paar Aufnahmen machen, um der Welt zu zeigen, wo man überall schon gewesen ist und weiter geht’s. Sie waren dann zwar hier, aber sie waren nicht WIRKLICH hier. Ich denke, man versteht was ich damit sagen möchte.
Trotz eher durchwachsenem Wetter und dem ein oder anderen saftigen Schauer zwischendurch verbringen wir den kompletten frühen Nachmittag hier, die Auswahl an Motiven ist schier endlos und ich finde es abermals faszinierend wie winzig man sich zwischen diesen riesigen Dünen vorkommt.
Auf dem unteren Foto sieht man wie ich versucht habe das Bild mit der Spiegelung etwas weiter oben aufzunehmen … etwas tricky, da man immer nur kurz Zeit hat, so lange das Wasser sich zurückzieht.
Da aber zwei Mal in der Minute eine sehr langsam herein rollende Welle den ganzen Strand hinauf rollt, hat man nie wirklich viel Zeit zum Fotografieren. Mit ins Meer gezogen wird man hier nicht, man bekommt maximal nasse Füße.
Irgendwann schlägt das Wetter das um und es wird ungemütlich, in Richtung Westen kämpft die Sonne mit den dicken Wolken und es gibt eine Art Blue Hour, allerdings viel zu früh von der Tageszeit her … faszinierend. Ich kann mich nicht wirklich entscheiden welches Foto ich auswählen soll hier, ihr müsst daher mit ein paar mehr Vorlieb nehmen.
Nachdem sich die Sonne schließlich hinter dem letzten noch verbleibenden Silberstreif am Horizont verkrümelt hat und das Wetter in der Tat auch nicht mehr besser zu werden scheint heute, machen wir uns schließlich wieder auf den Rückweg in Richtung Gletscherlagune.
Unterwegs halten wir an einem kleinen Teich, welcher durch seine glatte Oberfläche den Berg dahinter wie ein Spiegelbild erscheinen lässt. Wow! Es ist schon erstaunlich dieses Mal, wie häufig wir solche tollen Motive in spiegelglatten Oberflächen vorfinden … wie oft habe ich davon geträumt, wenn ich hier gewesen bin.
Es wäre allerdings nett gewesen, wenn der Regen gewartet und nicht just in dem Moment stärker angefangen hätte als wir ausgestiegen sind. Die Tropfen im Wasser auf dem letzten Foto kann man ja unschwer übersehen.
Jökulsárlón
Zurück an der Gletscherlagune scheint es so, als wenn sich das Wetter hier die ganze Zeit während unserer Abwesenheit nicht wirklich verändert hat, wir haben also anscheinend alles richtig gemacht einfach spontan nach Stokksnes zu fahren und das ganze hier nicht auszusitzen.
„Warte einfach 5 Minuten, wenn dir das Wetter auf Island gerade nicht passt“ hätte heute also anscheinend nicht funktioniert. Für einen kurzen Schuss von oben und zwei Fotos von unten reicht es gerade noch …
… dann fängt es wieder an zu regnen und der Tag neigt sich eh langsam dem Ende. Daher beschließen wir einfach zur Unterkunft zu fahren und es heute einmal entspannt ausklingen zu lassen.
Die Aussichten für Morgen sehen deutlich besser aus, wozu also heute noch etwas übers Knie brechen hier. Das Fosshotel Glacier Lagoon ist jedenfalls ganz nett, leider erhalten wir ein Zimmer nach hinten raus zum Parkplatz und nicht nach vorne zur Straße … dann hätte man wenigstens eine schöne Aussicht gehabt. Aber man kann eben nicht alles haben.
Immerhin ist die hintere Seite nach Norden ausgerichtet – SOLLTE es also plötzlich wolkenlos sein, hätte man bestimmt eine 1A Gelegenheit zum Polarlichter fotografieren. Ja, ich weiß, hätte hätte Fahrradkette. Gute Nacht …
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