Wir schreiben den 8.3.2017, an dieses Datum werde ich mich wohl noch lange zurückerinnern. Es sollte einer DER Tage sein werden, die später zu den schönsten meines Lebens zählen werden. Es ist nämlich Crystal Cave Eishöhlentag und sollte unterm Strich einer der bildlastigsten Tage des gesamten Urlaubs werden. Hinterher werde ich NACH dem Sortieren der Fotos zu Hause immer noch 110 Bilder haben, zwischen denen ich mich hier im Bericht entscheiden muss *uff*
Heute sind wir jedenfalls quasi mittendrin statt nur dabei. Der Besuch einer Eishöhle war ja der eigentliche Grund dafür, warum wir überhaupt jetzt Anfang März hier sind. Der Blick aus dem Fenster heute Morgen ist jedenfalls erst einmal gewöhnungsbedürftig, es ist nämlich tatsächlich kaum eine Wolke am Himmel. Fast zu schön um wahr zu sein an solch einem Tag.
Nach dem sehr guten Frühstück machen wir uns allerdings vor der gebuchten Tour um 10.15 Uhr erst noch einmal auf zum Diamond Beach. Die Chance, das ganze jetzt DOCH endlich mal ohne Regen zu sehen, wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen.
Und da ist er wieder, dieser Moment wo mir durch den Kopf geht „Ach, soooooo sieht das hier bei gutem Wetter aus?“. Danke lieber Wettergott, Du meinst es wirklich gut mit uns heute.
Man weiß gar nicht, wo man so wirklich anfangen soll gerade. Die an den Strand gespülten Eisklumpen sind teilweise riesig und die unglaubliche Menge an Eis lässt mich geradezu mit offenem Mund davor stehen. Verglichen mit heute war die letzten beiden Male hier ja quasi gar nichts los.
Diamond Beach
Windstill ist es heute Morgen auch noch. DIE Gelegenheit also, auch wieder ein paar Bilder von oben zu machen.
Es macht unheimlich Spaß an diesem Morgen hier einfach nur in aller Ruhe durch die Luft zu fliegen. Und auch Robert und Krisztina werden von mir dabei „heimlich“ als Motiv missbraucht *höhö*
Was Robert da gerade fotografiert könnt Ihr Euch hier anschauen …
Eine gute Stunde halten wir uns hier auf, dann müssen wir uns im wahrsten Sinne des Wortes „loseisen“, da man 30 Minuten vor Beginn der Crystal Cave-Tour am Treffpunkt sein soll. Zähneknirschend gehen wir also zurück zum Auto, wir wären gerne noch länger geblieben.
Crystal Cave
Recht pünktlich kommen wir schließlich am Gebäude von Localguide of Vatnajökull an. Außer uns hat noch eine Gruppe Holländer die Tour heute gebucht. Da wir nur zu dritt sind, dürfen wir allerdings im Hilux mitfahren und die anderen „müssen“ den überdimensionierten SuperJeepBus nehmen. Beides wird sicher ein Spaß, mit solch einem Gefährt wollte ich ja immer schon mal fahren.
Für den Anbieter Localguide hatte ich mich im Vorfeld übrigens ganz bewusst entschieden. Das Unternehmen kann auf 20 Jahre Erfahrung zurückblicken und ist damit der Vorreiter aller Eishöhlentouren. Die erste Eishöhle überhaupt hier vor Ort wurde seinerzeit vom Gründer des Unternehmens entdeckt. Aron, sein Sohn, ist heute Besitzer der Firma. Inzwischen gibt es an die 15 weitere Unternehmen, die mit dem „Geschäft Eishöhle“ Ihr Geld verdienen. Keines davon kam für mich aber auch nur ansatzweise in Betracht, da ich es lieber familiär und ursprünglich mag.
Unser Guide heute ist Guðný. Sie wohnt gleich gegenüber der Firma auf einem Bauernhof, ist hier aufgewachsen und quasi mit dem Unternehmen groß geworden. Sie steuert den Hilux und erzählt uns unterwegs jede Menge Wissenswertes über die Geschichte der Eishöhlen und zu Island selbst natürlich. Die Fahrt zur Crystal Cave dauert knapp 45 Minuten. Die Hälfte der Zeit geht es über die Ringstraße, bis wir dann kurz vorm Beginn des Jökulsarlon links in eine zugeschneite Gravel Road abbiegen.
Bereits nach wenigen Metern wäre hier mit jedem normalen SUV Schluß. Die Piste ist in solch üblen Zustand, dass wir erst einmal den Hinweis bekommen auch rechtzeitig Bescheid zu geben, wenn wir uns übergeben müssen. Aber alles gut, statt das uns übel ist, freuen wir uns alle wie kleine Kinder über die holprige Fahrt. Alleine dafür hätte ich schon Geld bezahlt *lach*
Egal was ich bis zum heutigen Tag dachte an Straßen, Pisten oder Wegen gefahren zu sein … SO etwas habe ich bisher noch nicht erlebt. Der Wagen kippt teilweise 40° schief zur Seite. Würde man das Fenster aufmachen, könnte man den Arm rausstrecken und den Schnee anfassen. Durch das Geruckel gelingen nur wenige Fotos aus dem fahrenden Auto heraus, trotzdem möchte ich Euch dieses „Erlebnis“ nicht vorenthalten.
Sollte jetzt jemand auf die Idee kommen die Straße trotzdem mit dem eigenen Fahrzeug zu fahren … vergesst es. Nach einem Kilometer gibt es eine Art Kontrollhäuschen, wo jeder der nicht zu einer geführten Tour gehört umgehend wieder zurückgeschickt wird!
Die Crystal Cave selber ist geschätzte 100 Jahre „jung“ und interessanterweise jedes Jahr nicht immer exakt an derselben Stelle. Nachdem es im Frühjahr zu gefährlich wird für die Touren, weil die Höhlen zu instabil werden und irgendwann einbrechen, bilden sich im frühen Winter wieder durch unterirdische Wasserläufe neue Höhlen – oftmals nicht allzu weit von der alten entfernt.
Bis vor 20 Jahren war der Zugang zur Crystal Cave übrigens noch über 1 km weiter vorne. Diese Entfernung legt man jetzt ebenfalls mit dem Hilux zurück. Man fährt den letzten KM also quasi durch die alte Eishöhle durch.
An unserer Parkposition angekommen erhalten wir Helm und Spike-Überzieher für unsere Schuhe, beides ist von elementarer Wichtigkeit. Wobei ich den Helm fast noch wichtiger finde als die Spikes – mehrmals hat er mich vor einer Beule bewahrt. Außer uns scheinen noch zwei andere Touren gerade hier vor Ort zu sein, jedenfalls sind einige Männlein und Weiblein im Inneren der Höhle. Die Dame hier unten links auf dem Foto ist unser Guide Guðný.
Einige der Besucher hier machen die obligatorischen Selfies, andere berühren fassungslos das kristallklare Eis, wieder andere stehen einfach nur ehrfürchtig in der Gegend herum. So etwas sieht man in der Tat nicht alle Tage und wir beginnen einen Fotoexzess der von mir aus niemals enden könnte.
Dank ND-Filter und langer Belichtung erscheint das Ganze später auf den Fotos dann auch gar nicht mehr so voll wie es anfangs gewesen ist. Wir haben allerdings auch etwas Glück, nach ungefähr 10 Minuten in der Crystal Cave wurde es deutlich leerer und man konnte anfangen, das ganze noch einmal deutlich mehr zu genießen.
Zaghafter Versuch eines Selbstporträts …
Wenn man Lust hat, kann man auch draußen ein wenig auf dem Gletscher herumspazieren, allerdings NUR unter Aufsicht und Begleitung einer unserer Guides. Der Grund dafür leuchtet schnell ein und lautet „Gletscherspalte“. Diese können immer und überall sein und als Unwissender sieht man sie nicht durch den darüber liegenden Schnee.
Vor einiger Zeit ist in einer anderen Höhle hier bei einem Kontrollgang auch ein toter Körper gefunden worden, welcher vermutlich durch eine Gletscherspalte viele Meter nach unten gestürzt ist. Schaurige Vorstellung.
Viel zu schnell verfliegt die Zeit in der Crystal Cave leider. Warum vergeht diese an schönen Orten eigentlich immer so schnell und wenn man sich irgendwo langweilt dauert es eine gefühlte halbe Ewigkeit? Einstein hatte Recht mit seiner Relativitätstheorie.
Auf dem Rückweg halten wir noch kurz an einem schönen Aussichtspunkt von welchem man einen hervorragenden Blick auf den Breiðárlón hat. Wirklich beeindruckend.
Zurück am Localguide Stützpunkt heißt es dann Abschied nehmen. DANKE für dieses wirklich einmalige Erlebnis und die garantiert bleibende Erinnerung daran.
Falls Du durch die Crystal Cave jetzt etwas Blut geleckt haben solltest, dann schau doch auch in meinen Reisebericht von 2018. Auch in diesem Urlaub waren wir nämlich in zwei Eishöhlen, der Treasure Island Icecave und der Lightroom Icecave. Und wenn Du vielleicht selber solch eine Tour machen möchtest, dann ist eventuell mein Info-Artikel zu Eishöhlen in Island ganz hilfreich.
Fjallsárlón
Da das Wetter uns immer noch freundlich gesonnen ist, nutzen wir den Rest des Tages nun für Fjallsárlón, Jökulsárlón und Diamond Beach. Damit dürfte der Tag gut gefüllt sein. Und genauso war es dann auch. Am Fjallsárlón sind die neuen Gebäude unten am Parkplatz inzwischen fast fertig. Dort sollen ein Café und Toiletten entstehen sowie ein Gebäude für die Zodiac-Touren.
Jede Menge Schnee liegt hier noch. Die Lauferei bis runter zum See schlaucht dadurch ganz schön, obwohl die Entfernung vom Parkplatz aus eigentlich nicht wirklich weit ist. Unten angekommen ist es immer noch völlig windstill und es ergeben sich dadurch zahlreiche Spiegelmotive im Wasser. Einfach nur ein Traum.
Ein Albtraum hingegen sind für mich einige Vollpfosten (Sorry, aber anders kann ich es nicht ausdrücken), die schätzungsweise 200m aufs Eis hinausgelaufen sind, um irgendeinem Eisberg persönlich guten Tag zu sagen oder dämliche Posen zu machen. Wie bescheuert muss man eigentlich sein, sich selber und dann später etwaige Helfer dermaßen unnötig in Lebensgefahr zu bringen?
Jeder sollte sich darüber im Klaren sein, dass ein Eisberg oder eine Eisscholle sich innerhalb von Sekunden komplett um 180° drehen kann. Island mag ja das Land der Trolle sein, aber für solche menschlichen Trolle hab ich keinerlei Verständnis.
SOLCHE Urlauber sind es, die mit Unachtsamkeit, Respektlosigkeit und Ihrem törichten Verhalten dafür den Grundstein legen das immer mehr Verbotszonen, Absperrungen und Gesetze nötig sind. Nicht nur hier, sondern auch in jedem anderen Land der Welt. Ein Funken gesunder Menschenverstand wäre ausreichend, um einfach am Ufer zu bleiben. Aber nein … anscheinend ist das zu schwierig. Vielleicht kommen einige auch einfach ohne Verstand auf die Welt, ich weiß es nicht.
Charles Darwin spricht ja hier von Natural Selection und den sarkastischen Darwin Award, von dem man in letzter Zeit immer häufiger liest, gibt es ja nicht grundlos. Die dümmsten selbstverschuldeten tödlichen Unfälle werden hier gekürt. Außerhalb Islands bräuchte man gar nicht zu suchen eigentlich, hier gibt es dermaßen viele „schlaue Köpfe“ unter den Touristen, dass man sich manchmal fragen muss, was in deren Hirn eigentlich vorgeht.
Aus reinem Interesse wie die Resonanz ist, habe ich die beiden Fotos im Übrigen mal in der größten Facebookgruppe gepostet die es gibt, wenn man sich mit Island beschäftigt. Das man sich über rein GAR nichts mehr zu wundern braucht, was das Verhalten von einigen Urlaubern angeht, zeigen die absolut unterschiedlichen Reaktionen, die ich so in der Art nicht erwartet hätte. Von absolutem Verständnis und Kopfschütteln bis hin zu Unverständnis, warum ich so etwas überhaupt fotografiere, weil nichts Komisches daran erkennbar wäre war wirklich alles dabei.
Ich wurde gelobt, weil ich versucht habe durch solche Fotos andere von einem möglichen Unheil zu bewahren und ich wurde beleidigt, weil ich selber ja das Foto von einer Klippe aus geschossen habe und mich dabei in Gefahr begeben hätte – was völliger Blödsinn ist, das Bild ist vom Ufer aus gemacht worden. Dieses Posting zeigt mir aber, dass Aufklärungsbedarf besteht. Offensichtlich ist für einige eben NICHT logisch, das man eine Eisscholle nicht betreten oder das man Warnschilder am Strand von Reynisfjara befolgen sollte.
Wie sagte Einstein so schön? Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber beim Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.“ Wie Recht er offensichtlich damit hat.
Ich halte es persönlich für einen schlechten Scherz, wenn mir jemand schreibt, dass ich mich nicht in das Leben von anderen einzumischen habe. Es sei doch schließlich egal was sie da draußen machen, sie haben Spaß bei dem was sie tun und es hat mich nicht zu interessieren. Nun, genau genommen stimmt das sogar und genau SO lebe ich eigentlich auch … was andere machen interessiert mich nicht. Wenn sich jemand selber in Gefahr bringen möchte, soll er das gerne machen, jeder braucht halt einen anderen Adrenalinkick oder muss andere Sachen machen, die ihn befriedigen.
Der Haken bei der Sache ist nur, in Island gibt es ehrenamtliche Rettungsteams, welche im Zweifelsfalle dann einschreiten und solche lebensmüden Menchen retten. Diese Rettungsteams hatten früher – vor drei, vier Jahren – circa einen (!) Einsatz im Monat. Heute müssen sie fast täglich raus. Und das nicht nur einmal, wenn es schlecht läuft. Die meisten Meldungen bekommt man hier in Deutschland ja überhaupt nicht mit und auch über Social Media wird nur das wichtigste weitergegeben von den isländischen News-Seiten.
Die Mitglieder der Rettungsteams werden jedes Mal aus Ihrem Alltag mit Ihren Familien und Ihrem Job gerissen und einige haben bereits Probleme auf der Arbeit, weil sie immer öfter nicht in der Firma sind. Und warum das alles? Weil wieder einmal irgendwo irgendein Mensch nicht in der Lage gewesen ist seinen gesunden Menschenverstand zu benutzen. Schilder und Absperrungen sind IMMER aus einem bestimmten Grund vorhanden – auch wenn der vielleicht für den einzelnen nicht immer ersichtlich sein mag.
Und auch wenn am Fjallsárlón unten kein Schild stehen mag was das Betreten der Eisfläche verbietet … mal ehrlich, das muss es auch gar nicht. Die Lagune ist über 200m tief und jeder, der schon mal gesehen hat WIE schnell sich eine Eisscholle, ein Eisberg oder ein Gletscher in Bewegung setzen kann und man darunter begraben wird, würde niemals auch nur ansatzweise auf die Idee kommen einen Fuß dorthin zu setzen.
Um zu verdeutlichen, dass es „sicheres“ Eis nicht wirklich gibt, kann sich ja jeder gerne einfach mal den kurzen Zusammenschnitt „Chasing Ice“ ansehen. Auch damit würde man wohl kaum rechnen.
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Wer einfach mal nur „Iceberg + flipping over“ bei YouTube eingibt erhält etliche Beispiele von Situationen, die einem im wahrsten Sinne des Wortes dem Atem stocken lassen.
Aber das nur am Rande … ihr wollt ja in der Hauptsache bestimmt ein paar Fotos sehen?
Es ist die ganze Zeit windstill, die Sonne scheint, es sind kaum Menschen hier … Zeit also für einen kurzen Rundflug. Damals war das noch erleubt, inzwischen ist es leider verboten hier.
Nach einer guten Stunde und endlos vielen Fotos von oben und unten machen wir uns wieder gemütlich auf den Weg zum Auto und fahren in Richtung Jökulsárlón, wo wir den restlichen Tag jetzt Zeit haben uns auszutoben. Es sollte noch ein ganz besonderer Tag werden, das wussten wir zu diesem Zeitpunkt nur noch nicht.
Als Erstes fahren wir erneut runter zum Diamond Beach. Die Bedingungen sind jetzt optimal um sich an einigen Fotos zu versuchen, wo das Wasser mit etwas längerer Belichtung um die großen Eisklumpen herum fließt. Das klappt allerdings nicht immer. Dazu sollte es erstens natürlich halbwegs trocken sein von oben, zweitens keinen zu starken Wellengang haben und drittens ist es von Vorteil, wenn nicht zufällig gerade Flut ist.
Wenig Wind wäre auch schön … und rein zufällig ist all das heute Nachmittag der Fall. Ich weiß gar nicht genau womit wir das verdient haben, vielleicht liegt es daran das wir unsere Frühstücksteller alle brav leer gegessen habe.
Jökulsárlón
Hin wie her sind wir einfach nur dankbar für den Tag bisher. Aufgrund meiner bisherigen Besuche hier weiß ich ja, dass dieses geniale Wetter definitiv keine Selbstverständlichkeit und eher eine Ausnahme ist. Nach gefühlten 20.000 Fotos, von denen einige Mal mehr mal weniger gut gelingen, fahren wir schließlich noch rüber zur Lagune.
Hier waren wir ja eigentlich noch nicht wirklich in diesem Urlaub, obwohl wir bereits mehrmals daran vorbeigefahren sind. Umso beeindruckender ist auch für mich der Anblick mit der Spiegelgatten Wasseroberfläche. So habe ich das bisher noch nie erlebt.
Es ist sogar SO spiegelglatt, dass mir die Idee kommt, aus Spaß mal einen Stein hinein zu schmeißen – macht sich ganz gut später auf dem Foto *lach*
Man könnte endlos lange hier stehen und unten am Ufer oder oben auf dem Hügel den See entlang laufen, es würde niemals langweilig werden glaube ich. Auch wenn der See natürlich immer derselbe ist, die Motive ändern sich alle paar Meter und man findet wieder etwas neues Faszinierendes, wo es sich lohnt kurz innezuhalten.
Aufgrund der immer noch recht lockeren Bewölkung kommt mir irgendwann die Idee, mal in die App zu schauen, welche für die Aurora-Vorhersage zuständig ist. KP2 ist vorhergesagt, das ist nichts Halbes und nichts Ganzes irgendwie. Aber immerhin auch besser als Nichts.
Da es noch zu früh ist, um jetzt hier zu warten bis es dunkel wird, beschließen wir kurz zur Unterkunft zurückzufahren, etwas zu essen und danach noch einmal hierher zurückzukommen.
Auf dem Weg zum Fosshotel kommen mir Zweifel, ob es sich wirklich lohnt noch einmal loszufahren später. Die dicken Wolken sind nicht von schlechten Eltern in Richtung Westen.
Oberes Foto: Panorama mit meinem iPhone 6+, unteres Foto: So sieht es mit einer D850 aus.
Hinter uns sind trotzdem immer noch recht wenig Wolken zu erkennen. Spätestens jetzt erweist sich die Entscheidung, hier in der Nähe vom Jökulsárlón zu übernachten, als goldrichtig. Mal eben zum Hotel und wieder zurück, das hat einfach nur Vorteile. Auch wenn „mal eben“ hier in dem Fall gerne 25 Minuten Fahrt bedeuten. Aber so ist das halt auf Island.
Letztes Jahr im September hatten wir ja im Hali Country Hotel übernachtet. Das wäre zwar noch einmal etwas näher gewesen, macht den Braten aber heute auch nicht wirklich fett.
Den Blick gen Himmel gerichtet fahren wir bei einbrechender Dunkelheit schließlich wieder gut gelaunt zurück zur Gletscherlagune.
Polarlichter am Jökulsárlón
In der Unterkunft haben wir alle nötigen Voreinstellungen an den Kameras vorgenommen, so dass wir hier und jetzt quasi den ganzen Quatsch nur noch aufbauen und warten müssen auf die Dinge, die da kommen mögen – oder eben nicht. Irgendwann machen wir aus Jux ein Test-Foto, um zu schauen, wo der Schärfepunkt und die Unendlichkeits-Einstellungen der Kameras liegen. Und plötzlich taucht ein grüner Streifen am Himmel auf dem Display auf.
Mit bloßem Auge ist dieser nicht zu erkennen. Man würde meinen, es sei eine längliche Wolke die da am Himmel ist. Aber der Kamerasensor ist nun einmal deutlich empfindlicher als das menschliche Auge und offenbart uns etwas, was wir uns zwar erhofft haben, aber wovon wir nicht wirklich zu träumen gewagt hätten glaube ich. Unsere ersten Polarlichter. Zwar nicht visuell direkt für uns sichtbar, aber das ist uns ganz egal gerade.
Da wir fototechnisch betrachtet glauben an einer eher blöden Stelle stehen fahren wir mit dem Auto kurz auf die andere Seite der Brücke und postieren uns oberhalb der Lagune. Im besten Fall besteht so die Chance in der immer noch spiegelglatten Wasseroberfläche eine Reflexion zu erhaschen. An was man nicht alles denkt in solch einer Situation *lach*
Die ersten paar Minuten stehen wir jedenfalls noch recht alleine hier auf weiter Flur. Irgendwann postiert sich ein deutsches Pärchen rein zufällig neben uns, mit welchem wir ins Gespräch kommen und kurz darauf kommt dann auch eine Busladung „Aurora-Touristen“ … oder wie immer man sie nennen mag.
Perfekt ausgestattet, ohne Stative, dafür aber mit jeder Menge Selfiesticks und tollen Aurora-Smartphone-Fotomaschinen. Ich weiß nicht, warum man sich solch eine viel zu überteuerte, geführte Tour bucht und dann nicht einmal mit brauchbaren Equipment unterwegs ist. Aber nun gut, so ist das halt.
Obwohl also nun jede Menge Leute hier wie an einer Perlenschnur gezogen nebeneinander stehen ist es fast mucksmäuschenstill. Man kann die Spannung förmlich spüren, die in der Luft liegt und möchte sie am liebsten zerschneiden, damit irgendetwas passiert. Und dann … ja dann geht es plötzlich los. Unverhofft und knapp zwei Stunden lang.
Ich habe niemals zuvor so etwas gesehen, ein Jugendtraum erfüllt sich gerade und ich bin live mit dabei. Ich habe Gänsehaut und mir ist gleichzeitig warm. Ein Gefühl, welches sich nicht wirklich beschreiben lässt, glaube ich.
Es ist schwierig für mich die Gefühle von diesem Abend überhaupt in Worte zu fassen, ich habe vorher immer aus Spaß gesagt „wenn ich so etwas mal tatsächlich erlebe, muss ich bestimmt weinen“. Tja, was soll ich sagen *hust*
Aber ich halte jetzt einfach mal inne und lasse ein paar Bilder sprechen …
Gott sei Dank hatte ich ausreichend Taschenwärmer eingepackt. Diese waren wirklich angenehm und die paar Euro definitiv wert. Mal eben seine Hände in die warme Jackentasche zu stecken ist wirklich unbezahlbar, wenn man einige Zeit in der Kälte steht.
Einige Leute scheinen diesbezüglich übrigens völlig abgehärtet zu sein, ein paar Meter neben uns liegen zwei Männlein auf dem nackten Erdboden und schauen sich das Spektakel an. Ich möchte mir nicht einmal ansatzweise ausmalen, wie man das die ganze Zeit aushalten kann bei Temperaturen um den Gefrierpunkt, aber egal. Jeder Jeck ist anders.
Amüsant zu beobachten war mal wieder wie einige „Selfiestickakrobaten“ versucht haben das ganze mittels Smartphone oder iPad zu fotografieren … am besten noch mit sich selbst dabei im Vordergrund auf dem Foto. Noch amüsanter war dann, dass irgendwelche Asiaten ständig um uns herum wuselten um bei uns auf den Displays zu sehen wie Fotos aussehen KÖNNTEN … wenn man nicht nur ein Smartphone dabei hätte ;-) Na ja, wie auch immer.
Dieser Abend war jedenfalls wie der Abschluss eines eh schon perfekten Tages. Das ich so etwas mal hier in Island sagen würde, hätte ich auch nicht für möglich gehalten. Und da das Beste ja Bekanntlich zum Schluss kommt, hier nun eine kleine Auswahl von „richtigen“ Fotos, die Robert aufgenommen hat und nicht ich.
Vollkommen durchgefroren, dafür aber mit einer stattlichen Portion Glückshormonen, fahren wir jedenfalls zurück zum Hotel. Alles, was jetzt noch kommt an den restlichen Tagen, kann eigentlich nur noch ein Bonus für uns sein. DAS war einfach nur grandios, einmalig, unvergesslich und atemberaubend heute.
Und, weil es bisher der schönste Tag von allen gewesen ist, den ich hier auf dieser Insel erlebt habe, kommt zum Tagesabschluss das schönste Aurora-Video von allen, was ich kenne … Ozzo sei Dank.
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Wer danach noch nicht reif für die Insel ist und unbedingt mal Polarlichter sehen möchte wird es wohl auch nicht mehr werden. Gute Nacht, schlaft gut. Wir werden es mit 100%iger Sicherheit tun heute. Es war immerhin einer der schönsten und aufregendsten Tage meines Lebens bisher. Und das sage ich ganz ohne Übertreibung.
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