Das Ruhrgebiet hat ja einige schöne Ecken zu bieten. Eine davon ist die Halde Hoheward zwischen Recklinghausen und Herten. Die Halde ist Teil der 400km langen Route Industriekultur und mit 107-110 Metern Höhe die dritthöchste ihrer Art im Ruhrgebiet. Sie wird nur durch die beiden Halden Oberscholven (140 m) und Haniel noch übertroffen, wobei erstere nicht für die Öffentlichkeit zugänglich ist.

Zusammen mit der Halde Hoppenbruch bildet die dadurch entstandene, sogenannte Großhalde mit 220 ha Fläche das größte Landschaftsbauwerk Europas.

Stattliche 30 Jahre lang wurde der Bau der Halde Hoheward bei Herten geplant. Es scheint sich gelohnt zu haben, denn heute ist sie ein beliebtes Ausflugsziel für Familien, Jogger, Walker, Inlineskater, Radfahrer, Fotografen, Modellflugfreunde, zum gassigehen mit dem Hund und noch vieles mehr.

 

Halde Hoheward

Wer die über 500 Stufen auf der sogenannten Himmelsstiege auf die Halde Hoheward zu Fuß in Angriff nimmt, der wird oben bei klarer Sicht mit einem grandiosen Rundumblick belohnt. Landmarken wie die Arena auf Schalke, den Tetraeder in Bottrop, der Gasometer in Oberhausen oder auch der 50 km entfernte Funkturm in Düsseldorf sind tatsächlich noch gut erkennbar.

Wenn man den Blick oben auf der Halde in Richtung Süden richtet, dann erkennt man den Pluto-Zechenturm, die Skyline der Städte Essen und Bochum sowie ein Gewirr aus Hochspannungsleitungen. Schaut man nach Osten, blickt man nach Hochlarmark samt Steag Kraftwerk. Auch die Kraftwerke in Datteln und Dortmund lassen sich erkennen, ebenso der Dortmunder Florianturm in weiter Ferne.

Wer die 500 Stufen scheut, der kann auch relativ gemütlich über den langsam ansteigenden, 3 Kilometer langen Serpentinenweg nach oben spazieren.

Und wer es noch bequemer möchte, der kann dazu auch eine der geführten Segway-Touren nutzen. Der Preis für solch eine 2-stündige Erkundungstour beträgt (Stand 06/2020) 58 EUR pP inkl.Helm. Das Mindestalter beträgt 14 Jahre. Mindestgewicht der Teilnehmer: 45 kg, Maximalgewicht 115 kg. Segway-Touren können auf der Webseite hoheward.rvr.ruhr angefragt werden.

Wer es etwas komfortabler haben möchte, der hat immer am ersten Sonntag im Monat um 14 Uhr die Gelegenheit an einer 2-stündigen Stadtrundfahrt im Open-Air Doppeldeckerbus teilzunehmen. Auch diese beinhaltet eine Fahrt hoch auf die Halde Hoheward. Stadtrundfahrten können auf der Webseite der Stadt Herten angefragt werden.

Die Sonnenuntergänge oben auf der Halde sind übrigens fast schon legendär. Kaum irgendwo kann man die Sonne schöner untergehen sehen als hier.

Sonnenuntergang auf der Halde Hoheward bei der Ewald Empore, dahinter befindet sich unten die Zeche Ewald

Sonnenuntergang auf der Halde Hoheward bei der Ewald Empore, dahinter befindet sich unten die Zeche Ewald

 

Blick von der Ewald Empore bei untergehender Sonne übers Ruhrgebiet in Richtung Westerholt

Blick von der Ewald Empore bei untergehender Sonne übers Ruhrgebiet in Richtung Westerholt

 

Horizontobservatorium

Die oftmals angegebenen 152 Meter Höhe der Halde Hoheward kommen durch das 45 Meter hohe Horizontobservatorium zustande, welches 2008 oben auf dem Kopf errichtet wurde. Es wird zwar aufgrund baulicher Mängel (in einem der Bögen hat sich ein Riss gebildet) seit kurz nach der Eröffnung von zwei Stahlträgern gestützt, das tut dem ganzen aber keinen Abbruch, wenn man vor den zwei gewaltigen Bögen steht.

Die beiden Bögen des Horizontobservatoriums repräsentieren übrigens Meridian und Himmelsäquator. Würde man sich nun genau in der Mitte der Fläche unter den beiden Bögen befinden, könnte man mit Hilfe von Peilmonumenten verschiedene astronomische Bewegungen, wie zum Beispiel Sonnenwenden, Mondwenden und astronomische Jahreszeiten beobachten.

Durch die Baumängel ist es aber leider nicht möglich, unter die Stahlkonstruktion zu gehen. Zahlreiche Informationstafeln erklären allerdings, wie die Horizontastronomie funktioniert. So erfährt man auch, dass das Horizontobservatorium eine moderne Version von prähistorischen Steinkreise und Bauwerken wie Stonehenge darstellen soll.

Die alles überspannenden Bögen teilen den Himmel in Ost- und Westhälfte sowie in Nord- und Südhalbkugel. Sie können somit tagsüber als Sonnenkalender dienen und nachts, mit Hilfe einer selbstleuchtenden Skala, als Orientierungshilfe am Sternenhimmel.

Die beiden gewaltigen Bögen des Horizontobservatoriums

Die beiden gewaltigen Bögen des Horizontobservatoriums

 

Das Horizontobservatorium, man erkennt gut die beiden Stützen, die einen der Bögen zusätzlich halten

Das Horizontobservatorium, man erkennt gut die beiden Stützen, die einen der Bögen zusätzlich halten

 

Im Frühjahr und Sommer erblüht die Halde und es bieten sich tolle Fotomotive an

Im Frühjahr und Sommer erblüht die Halde und es bieten sich tolle Fotomotive an

 

Der Obelisk

Etwas weiter unten findet man einen 8.50 Meter hohen Obelisken, der bei Sonnenschein einen Schatten in Form eines Zeigers auf einer weißen Sonnenuhr erzeugt, deren Durchmesser stattliche 62 Meter beträgt.

Dieser Obelisk besteht komplett aus Edelstahl und musste aufgrund seines Gewichtes von 1.5 Tonnen seinerzeit von einem Helikopter dort abgesetzt werden, wo er sich heute befindet.

Der Obelisk fungiert bei der Sonnenuhr als Zeiger. Mit seiner Hilfe lässt sich an den Stunden- und Datumslinien aus schwarzem Naturstein, welche in die sonst mit weißen Betonsteinen befestigten Ebene eingelassen sind, die präzise Uhrzeit ablesen.

Netter Spaß am Rande: Auf dem Obelisken befindet sich noch eine Kugel. An bestimmten Tagen im Jahr kann man durch einen bestimmten Blickwinkel von unten dann eine Sonnenfinsternis „simulieren“, indem man die Kugel quasi von unten blickend vor der Sonne platziert. Übrig bleibt dann nur noch die Korona der Sonne, eben genau, wie es auch bei einer Sonnenfinsternis der Fall wäre.

Der Obelisk auf der Halde Hoheward, im Hintergrund blickt man in Richtung Herne. Aufnahme aus dem Sommer.

Der Obelisk auf der Halde Hoheward, im Hintergrund blickt man in Richtung Herne. 

 

Blick aus der Luft in Richtung Obelisk, aufgenommen im Herbst. Im Hintergrund das STEAG Heizkraftwerk Herne

Blick aus der Luft in Richtung Obelisk, aufgenommen im Herbst. Im Hintergrund das STEAG Heizkraftwerk Herne

 

Zeche Ewald

Die Zeche Ewald liegt ebenfalls im Landschaftspark Hoheward und war vorübergehend mit 624 Metern sogar der tiefste Bergbauschacht im Ruhrgebiet. Von 1877 bis 2000 wurde hier Steinkohle in rekordverdächtigen Mengen gefördert. Der Standort entwickelte sich sogar zeitweise zur produktivsten Zeche im ganzen Ruhrgebiet.

Die goldenen Zeiten sind bekanntermaßen inzwischen vorbei und leider nur noch ein Relikt der Vergangenheit. 2006 wurde die Zeche Ewald schießlich stillgelegt.

Heute hat das RVR-Besucherzentrum Hoheward in der ehemaligen Lohn- und Lichthalle seinen Sitz. Dort befindet sich auch die Ausstellung Neue Horizonte – Auf den Spuren der Zeit, wo unter anderem die Jahreszeiten und Planeten erklärt und an anschaulichen Exponaten Interessante Fakten zum Horiziontobservatorium und der Sonnenuhr dargestellt werden.

Das weitläufige Gebiet der Zeche Ewald bietet für Fotografen eine Unmenge an Fotomotiven und man kann sich alleine dort garantiert mehrere Stunden aufhalten.

Der Turm der Zeche Ewald, von der Halde Hoheward aus fotografiert

Der Turm der Zeche Ewald, von der Halde Hoheward aus fotografiert

 

Reflexion des Förderturms der Zeche Ewald im Wasserkanal

Reflexion des Förderturms der Zeche Ewald im Wasserkanal

 

Sunset Picknick Halde Hoheward 2020

Seit 2010 gibt es das Sunset Picknick auf der Halde Hoheward, eine der meiste besuchten, ausgelassensten und zugleich entspanntesten Veranstaltungen im Ruhrgebiet. Jedes Jahr pilgern dafür rund 10.000 Menschen auf die Halde Hoheward. Familien, feiernde Jugendliche und tanzwütige Rentner vermischen sich zu einem bunt gemischten Publikum und lauschen den Klängen von bekannten DJs.

Aufgrund von Corona und dem Verbot von Großveranstaltungen hat das Sunset Picknick 2020 nicht oben auf der Halde, sondern als rein digitales Event stattgefunden. Es gab einen Livestream von international bekannten DJs, unter anderem mit Phil Fuldner, den man zu Hause online mitverfolgen konnte.

Infoseite Sunset Picknick

Die Sitzgelegenheit um den Obelisk herum ein wenig in Szene gesetzt

Die Sitzgelegenheit um den Obelisk herum ein wenig in Szene gesetzt

 

Joggen und Wandern auf der Halde

Würde man als Jogger die Halde auf der sogenannten Balkonpromenade einmal umrunden, so ist man 6.4 km unterwegs. Die Balkonpromenade führt ungefähr auf halber Höhe einmal um die Halde und bietet auf 11 Balkonartigen Auslegern immer wieder Blicke nach unten, daher auch der Name.

Auch ausgedehntere Wanderungen sind möglich. So kannst Du zum Beispiel über die Halden Hoheward und Hoppenbruch zum Ewaldsee und wieder zurück laufen. Diese Wanderung führt vorbei an den Naturschutzgebieten Resser Wäldchen und Emscherbruch westlich Kleinweg. Diese Wanderung hat eine Gesamtlänge von 16 Kilometern und der Zeitaufwand dafür sollte mit 4-5 Stunden einkalkuliert werden – je nachdem, wie häufig man zwischendurch pausiert.

Einer der Balkone, die dem Wanderweg ihren Namen geben

Einer der Balkone, die dem Wanderweg ihren Namen geben

 

Wandern auf der Balkonpromenade zum Sonnenuntergang

Wandern auf der Balkonpromenade zum Sonnenuntergang

 

Mit dem Mountainbike / MTB auf der Halde Hohward

Auf der Halde Hoheward gibt es seit einiger Zeit auch einen 6.5 Kilometer langen Cross Country-Rundkurs (XC), der vom Regionalverband Ruhr (RVR) angelegt wurde. Auf dem separat geführten Rundkurs hat niemand anderes Zutritt, als Mountainbiker ist man dort also relativ ungestört. 140 Höhenmeter müssen auf dem Kurs überwunden werden.

Auf der Halde Hoppenbruch gibt es zudem auch noch einen 4.41 Kilometer langen Enduro-Rundkurs. Er beinhaltet drei Downhill-Sektionen in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden (inkl. Gaps, Drops, Tables und Doubles), die sowohl kombinierbar, als auch einzeln befahrbar sind.

Beide Rundkurse sind auf dieser PDF-Karte zu besseren Orientierung dargestellt.

 

Silvester auf der Halde

Ein ganz besonderes Erlebnis ist es, den Jahreswechsel oben auf der Halde Hoheward zu erleben. Der Blick auf das Feuerwerk, welches einen quasi 360 Grad umgibt, ist schon recht beeindruckend.

Verabschiede Dich allerdings von dem Gedanken, dort oben dann relativ alleine zu sein. Die Halde ist ein beliebter Treffpunkt für Jung und Alt in dieser Nacht, sodass es dort vermutlich recht voll sein wird.

 

Parken an der Halde Hoheward

Vier größere, offizielle Parkplätze gibt es, gut verteilt auf jeder Seite der Halde.

Parkplatz P1 (GPS: 51°34’20.6″N 7°08’55.3″E) befindet sich direkt an der Zeche Ewald. Falls Du über die A2 kommen solltest, biete sich dieser Parkplatz an. Von dort aus kommst Du problemlos über mehrere Stufen quasi „von hinten“ hoch auf die Halde.

Parkplatz P2 (GPS: 51°34’23.0″N 7°10’14.4″E)  bietet sich an, wenn Du über die A43 kommst und dort abfährst. Von dort starten unter anderem auch die 500 Stufen der Himmelsstiege. Auch den Tunnel, welcher unter der Halde durchführt, erreichst Du innerhalb weniger Gehminuten von dort aus.

Parkplatz 3 (GPS: 51°33’51.3″N 7°10’33.0″E) befindet sich an der sogenannten Drachenbrücke. Dort befindest Du Dich quasi im südöstlichen Teil der Halde und gelangst über ein kurzes Stück der Balkonpromenade und einem serpentinenartig angelegten Weg nach oben.

Parkplatz 4 (GPS: 51°33’50.4″N 7°09’39.7″E) befindet sich im südlichen Teil der Halde Hoheward und schräg gegenüber der Halde Hoppenbruch. Auch von diesem Parkplatz aus ist ein serpentinenartig angelegter Weg angelegt, der nach oben führt.

Karte der Halde samt Verzeichnis der Parkplätze

Bei Parkplatz Nummer 3 befindet man sich an der sogenannten Drachenbrücke

Bei Parkplatz Nummer 3 befindet man sich an der sogenannten Drachenbrücke

 

Die Drachenbrücke in Recklinghausen-Herten befindet sich etwas versteckt im Osten der Halde Hoheward

Die Drachenbrücke in Recklinghausen-Herten befindet sich etwas versteckt im Osten der Halde Hoheward

 

Halde Hoheward im Schnee

Am 17. Januar 2021 gab es ungewöhnlicherweise etwas Schnee im Ruhrgebiet. Das habe ich natürlich genutzt und unter anderem der Halde Hoheward erneut einen Besuch abgestattet. Die Impressionen dazu findest Du hier.

Der Aussichtsturm auf der Seite der Zeche Ewald im Winter

Der Aussichtsturm auf der Seite der Zeche Ewald im Winter

 

Fast schon mystische Stimmung auf der Halde Hoheward bei Schnee

Fast schon mystische Stimmung auf der Halde Hoheward bei Schnee

 

Die beeindruckenden Bögen des Observatoriums verschwinden im Nebel

Die beeindruckenden Bögen des Observatoriums verschwinden im Nebel

 

Sonnenaufgang auf der Halde Hoheward

Auch zum Sonnenaufgang bietet sich die Halde wunderbar. Der Blick gen Osten in Richtung Datteln ist bei guten Bedingungen wirklich einmalig schön. Und meistens ist mal ziemlich alleine dort oben.

Kurz nach dem ersten Licht, der Sonnenaufgang scheint vielversprechend zu werden.

Kurz nach dem ersten Licht, der Sonnenaufgang scheint vielversprechend zu werden.

 

Das Kraftwerk in Datteln muss ausnahmsweise mal als Fotomotiv für diesen Sonnenaufgang herhalten.

Das Kraftwerk in Datteln muss ausnahmsweise mal als Fotomotiv für diesen Sonnenaufgang herhalten.

 

Der Moment, wo die Sonne den Horizont küsst.

Der Moment, wo die Sonne den Horizont küsst.

 

Weiterführende Links zur Halde Hoheward

Erlebnis Hoheward Infoseite

Ein weiteres lohnenswertes Ziel ganz in der Nähe der Halde Hoheward ist übrigens die ZOOM Erlebniswelt in Gelsenkirchen.

Noch mehr Inspiration für Ausflugsziele im Ruhrgebiet findest Du im Artikel Ausflugsziele und Sehenswürdigkeiten im Ruhrgebiet

 

Und jetzt Du

Bist Du schon auf der Halde Hoheward gewesen? Vielleicht hast Du ja auch schon eine der anderen Halden im Ruhrgebiet besucht? Dann hinterlasse mir doch einen kurzen Kommentar, ich würde mich sehr darüber freuen.