Heute möchten wir unbedingt auf den CN Tower, daher hatte ich gehofft, dass mein Pfeiffen im Ohr über Nacht wieder verschwunden ist. Und in der Tat, nach dem Aufstehen was das Geräusch futsch! Genauso wie der Druck und das damit verbundene dumpfe Hörgefühl. Ein Stein im Größenformat eines Armageddon-Asteroiden plumpst mir vom Herzen. Die CN Tower und Cheltenham Badlands können also kommen. Das sind Badlands hier in der näheren Umgebung … „hä, Badlands … hier?“ wird sich jetzt vielleicht der ein oder andere fragen? Ja, Badlands … hier!

In den Caledon Hills, in Cheltenham genauer gesagt, weshalb sie eben auch genau SO heissen (manchmal auch Caledon Badlands). Klar soweit? Da heute ja eh irgendwann ein Umzug ins Radisson Hotel auf dem Plan stand haben wir also einfach alles erst einmal ins Auto gepackt und sind los gefahren. Wir hatten zwar eine Beschreibung der ungefähren Lage ausgedruckt, wo wir genau hin musste wussten wir aber eigentlich nicht. Old Baseline Rd. near Creditview Rd war die präziseste Angabe die wir hatten.

Eigentlich KANN man die Location gar nicht verfehlen laut Infoquelle. Nur: Die Old Baseline Road war elendig lang und „near“ kann alles mögliche bedeuten. Es kam dann eigentlich wie es kommen musste, es waren weit und breit keine Badlands in Sicht.

Hier unten mal eine kleine Übersichtskarte zur besseren Orientierung, man kann ganz gut erkennen wie nah sich die Location eigentlich bei Toronto befindet. Beim Klick auf die Karte gelangt man direkt zur Googlemaps – Übersicht.

Ungefähre Lage der Cheltenham Badlands außerhalb von Toronto

Ungefähre Lage der Cheltenham Badlands außerhalb von Toronto

 

 

Cheltenham Badlands

Eine vorbeilaufende Frau – die gerade mit ihrem Hund spazieren ging – fragen wir schließlich, ob sie uns weiterhelfen kann. Eigentlich ein Wunder, das wir überhaupt jemanden angetroffen haben in dieser verlassenen Gegend hier, und dann auch noch zu Fuß. Normalerweise legen Amis ja kürzeste Strecken im Auto zurück, sind Kanadier da etwa anders?

In der Tat wusste sie auch sofort wo wir hin wollten, kurioserweise waren wir gar nicht mehr sooo weit vom Ziel entfernt. Kurze Zeit später sind wir dann tatsächlich angekommen, ein Fleckchen Badlands dort, wo man es niemals vermuten würde. Ringsherum ist eigentlich nur Waldgebiet.

Cheltenham Badlands

Cheltenham Badlands

 

In den Cheltenham Badlands

In den Cheltenham Badlands

 

Freigelegter Felsen in den Cheltenham Badlands

Freigelegter Felsen in den Cheltenham Badlands

 

Die Badlands sind Teil von Ontario’s Niagara Escarpment, welches seit 1990 zum UNESCO Weltkulturerbe gehört. Erst in den 1930er Jahren hat dieser Fleck angefangen sich allmählich zu Brachland bzw.Badlands zu formen. Grund dafür war die Nutzung als Weideland für Rind zuvor. Die Tiere haben die schützende Oberfläche des darunter liegenden Schiefergestein im Laufe der Jahre abgeweidet, die Erosion tat im Laufe der Zeit Ihr übriges dazu.

Die grauen Streifen in den Hügeln kommen durch zirkulierendes Grundwasser zustande, welches abwechselnd immer rotes Eisenoxid und grünes Eisenoxid an diesen Ort bringt.

Beeindruckende Formationen in den Cheltenham Badlands

Beeindruckende Formationen in den Cheltenham Badlands

 

Hinweisschilder an der Parkbucht sprechen eigentlich eine deutliche Sprache und weisen darauf hin, das man nach Möglichkeit die Cheltenham Badlands gar nicht erst betreten soll weil sie so fragil sind. Warum diese Location aber gleichzeitig als Ausflugstipp überall in Toronto angepriesen wird verstehe dann wer will !?

Vorsichtig und leicht schwebend bewegen wir uns über das Gelände. Ganz SO, wie es jeder am Blue Canyon immer macht weil man die fragilen Gesteinsschichten ja nicht einmal anhauchen darf weil man sonst sofort den Zorn der Urukai heraufbeschwört. Zum Glück sind neben uns nur noch zwei Kanadier vor Ort. Die beiden haben aber gerade nichts besseres zu tun als an einer Stelle mitten in den Badlands Kampfsport zu üben. Es ist manchmal fast ein Anblick wie in einem Karate Kid – Film, fehlt eigentlich nur noch „der Kranich“. Seltsame Dinge erlebt man manchmal.

Eine knappe Stunde halten wir uns hier auf. Mehr Zeit braucht man vermutlich hierfür auch nicht einplanen. Wer jetzt hier Blut geleckt hat und selber dort einmal vorbeischauen möchte, jedoch einen ähnlichen faux-pas wie wir bei der Anfahrt vermeiden will, bekommt jetzt zur Abwechslung einmal von mir GPS-Koordinaten …

Parkbucht Cheltenham Badlands: N 43.46.452, W 79.56.662. Eventuell kommen demnächst hierzu noch ein paar mehr Fotos, ich muss da nochmal näher aussortieren. Irgendwann machen wir uns schließlich wieder auf den Rückweg in Richtung Toronto.

 

Blick aus dem Eaton Center hinaus nach draussen

Blick aus dem Eaton Center hinaus nach draussen

 

Bevor wir im Hotel einchecken wollen wir noch ein wenig ins Eaton Center zum shoppen. Geparkt wird im angrenzenden Parkhaus, 15 CAD werden hinterher für den 2-stündigen Aufenthalt hier fällig … langsam bekommen wir Schnappatmung bei den Preisen hier.

Abercrombie, Oakley, Esprit, Apple, der Disney Store und alles was sonst noch so halbwegs interessant ist wird von uns heimgesucht … so wirklich in Kaufrausch kommen wir hier allerdings nicht.

Gegen Mittag verlassen wir die Mall schließlich wieder und fahren zum Hotel, inzwischen sollte es möglich sein einzuchecken. Genau so ist es, auch hier gab es weder verwunderte Gesichter noch irgendwelche Fragen wegen dem f&f-Tarif, wir haben ein schönes Zimmer mit Blick zum Pool und Meer bekommen. Nachdem der Wagen in der Tiefgarage untergekommen ist und wir alles Nötige auf’s Zimmer gebracht haben machen wir uns auf den Weg zum CN Tower.

 

 

CN Tower

Dieser ist nur wenige Minuten Fußweg von hier entfernt, die Karten dafür hatten wir bereits von zu Hause über das Internet gekauft und ausgedruckt – eine Art E-Ticket halt! Der große Vorteil davon zeigt sich wenn man in die Nähe des Kassen kommt – man braucht sich nämlich nicht mehr anstellen sondern kann direkt durchgehen.

CN Tower

CN Tower

 

Der Fahrstuhl von außen gesehen

Der Fahrstuhl von außen gesehen

 

Auf dem Weg zum Fahrstuhl wird wieder ein obligatorisches Foto vor einem Blue Screen gemacht, hinterher kann man das dann mit tausend verschiedenen Motiven im Hintergrund beim Ausgang für geschmeidige 20 CAD$ kaufen. Keine schlechte Gewinnspanne, bedenkt man das die Selbstkosten vielleicht 10 Cent betragen!

Der Fahrstuhl zur Plattform ist nichts für schwache Nerven. Die Decke, ein Teil des Bodens und die komplette Rückwand sind verglast – dadurch hat man jederzeit freie Sicht nach allen Seiten und man kann sowohl sehen wohin man fährt, als auch woher man kommt. Eine tolle Sache.

Knappe 58 Sekunden später ist man bereits oben auf der ersten Aussichtsplattform in 342 Meter Höhe. Die Aussicht von hier ist heute gigantisch, maximal soll man 129 Kilometer weit sehen können. Bei noch perfekteren Wetterbedingungen kann man angeblich sogar die Gischt der Niagarafälle erkennen.

Panorama von Toronto, oben vom CN Tower aus gesehen

Panorama von Toronto, oben vom CN Tower aus gesehen

 

Ein Angestellter erklärt uns WO diese sind bzw.in welche Richtung man schauen muss, und in der Tat kann man die hohen Gebäude der Hotels schemenhaft erkennen. Der Versuch davon ein Bild zu machen scheitert allerdings kläglich. Auch Finley scheint es hier oben ziemlich beeindruckend zu finden, solch einen Gesichtsausdruck kannten wir bisher noch gar nicht von ihm …

Na da macht aber einer große Augen *grins*

Na da macht aber einer große Augen *grins*

 

Beeindruckend liegt Toronto zu unseren Füßen

Beeindruckend liegt Toronto zu unseren Füßen

 

Beeindruckend liegt Toronto zu unseren Füßen

Beeindruckend liegt Toronto zu unseren Füßen

 

Die Überbelichtung im Hintergrund bitte ich zu entschuldigen aber „Schnappschüsse“ erfordern es halt manchmal so zu fotografieren wie die Kamera gerade eingestellt ist. Mit DER Variante der Tickets die wir haben (Observation Experience, beinhaltet Look Out & Glass Floor) kann man noch eine Etage tiefer gehen, hier hat man die Möglichkeit nach Außen zu gelangen.

Die unteren Besucherebene

Die unteren Besucherebene

 

… oder aber – und irgendwie scheint das ganz toll zu sein – sich auf die dicken Glasplatten im Boden zu stellen die vereinzelt dort eingelassen wurden. Für den ein oder anderen scheint das eine richtige Mutprobe zu sein, auch Danielle tastet sich anfangs eher vorsichtig an das ganze heran. Irgendwann ist die anfängliche Skepsis aber verflogen und plötzlich sitzt sie auf dem Glas als wenn es das normalste der Welt wäre. Ist es ja eigentlich auch, als ehemaliger Aufzugsmonteur kann mich so etwas ja nicht wirklich mehr schocken *gähn*

Mutig, mutig ...

Mutig, mutig …

 

Blick nach unten

Blick nach unten

Ich frage mich was die ganzen ängstlichen Leute wohl sagen würden wenn ihnen jemand erzählt, das noch viel mehr Glasböden hier eingelassen sind als man sieht. Diese sind nur mit Teppich abgedeckt worden.

Glasboden

Glasboden

 

Eines der seltenen Father&Son Bilder

Eines der seltenen Father&Son Bilder

Zwei andere Ticketvarianten gibt es noch. Namentlich sind dies die Observation Plus Experience (Look Out + Glass Floor + die Wahl zwischen Sky Pod, Film or Motion Theatre Ride) und/oder die Total Tower Experience (Look Out + Glass Floor + Skypod + Movie + Motion Theater Ride). Die Preisdifferenz von Ticket zu Ticket sind immer 6 CAN$. Nachzulesen ist das auch noch einmal hier.

Und auch wenn es im Prinzip NIE großartig Ermäßigungen für den Turm gibt, wir haben trotzdem eine Möglichkeit herausgefunden reduzierte Tickets für den CN Tower zu bekommen. Als Promocode einfach GBC05 eintippen. Wie lange dieser Code noch gültig ist kann ich allerdings nicht mit Bestimmtheit sagen.

CN Tower zur Blue Hour

CN Tower zur Blue Hour

 

Gute 90 Minuten haben wir uns hier oben aufgehalten. Sicherlich ist das noch ausbaufähig wenn man spät nachmittags kurz vor Sonnenuntergang hochfährt und dann sowohl im Hellen als auch im Dunklen oben ist. Die Fahrt zurück nach unten geht genauso schnell wie nach oben. Wegen der Geschwindigkeit macht sich dabei leichter Druck auf den Ohren breit wie beim Starten eines Flugzeugs. Den Rest des Tages verbringen wir eigentlich nur damit ein wenig durch die Gegend zu laufen, etwas bestimmtes stand dabei nicht auf dem Plan. Okay, wir hatten ja auch gar keinen.

Ein wenig müssen wir uns ja auch immer nach Finley richten. Das bekommt der definitiv alles wieder irgendwann einmal. Bei einbrechender Dunkelheit haben wir jedenfalls noch versucht ein paar Bilder vom illuminierten CN Tower zu knipsen. Das ist gar nicht so einfach, da man ihn fast nirgends ohne störende Häuser auf’s Bild bannen kann.

Aber auch der Hafen ist einen Blick wert am Abend. Genauso wie das beleuchtete Rogers Centre, was durch die Beleuchtung teilweise anmutet wie ein startendes Raumschiff. Hier tragen sowohl die Baseballer als auch die Footballer der Stadt Ihre Partien aus.

Der Hafen von Toronto zur Blue Hour

Der Hafen von Toronto zur Blue Hour

 

Rogers Centre

Rogers Centre

 

Zurück im Hotel schauen wir uns noch kurz die Route für Morgen an. Es geht wieder zurück in die Staaten – genauer gesagt nach Rochester. Den Ort hatten wir uns wegen seiner Nähe zu den Chimney Bluffs ausgesucht. Wobei „Nähe“ eher relativ ist, die Fahrt dorthin dauert von Rochester aus gute 45 Minuten. Aber auch Kayenta liegt ja in der „Nähe“ vom Monument Valley.

Das war es für heute wieder. Ich glaube wir sind unterm Strich beide etwas enttäuscht von Toronto gewesen und haben uns mehr davon versprochen. Ist mir persönlich alles zu baustellig hier mit viel zu viel Verkehr. Und irgendwie ist es auch sehr hochpreisig finde ich.

Vielleicht hätten wir eine der Trolley-Touren machen sollen wo man jede Menge von der Stadt zu sehen bekommt. Aber dafür hat die Zeit nicht mehr gereicht. So sind wir eigentlich nicht traurig Morgen schon wieder in Richtung Finger Lakes Region aufzubrechen. Mal gucken, ob das Wetter sich weiterhin von seiner guten Seite zeigen möchte … gudde Nacht.