Die Nacht verlief absolut ruhig, nur draußen konnte man ständig einige Frösche hören, welche die ganze Nacht gequakt haben. Na ja, es gibt schlimmeres. Frühstück gab es – wie gesagt – fast direkt am Strand … der Tag fängt also schon mal gut an, so könnte das eigentlich immer sein! Was steht denn heute eigentlich so auf dem Programm? Pura Kehen, einer der schönsten Tempel Balis (irgendwie scheint jeder Tempel hier einer der schönsten zu sein), ein Reistempel im Barock-Stil und der Mount Batur samt gleichnamigen See. Klingt ganz gut, lassen wir uns also mal überraschen.
Die ersten Kilometer fallen allerdings buchstäblich ins Wasser, es schüttet nämlich wie aus Eimern. Wir haben inzwischen ja schon oft sturzflutartige Regenschauer erlebt, aber DAS hier übertrifft echt alles. Es ist, als wenn einer oben irgendwo eine Schleuse aufgemacht hat und man die ganze Zeit unter einem Mega-Wasserfall fahren würde. Sofort sind die Verkehrsstraßen und Gehwege mehr als Knöcheltief unter Wasser und man kann kaum 50 Meter weit gucken vor Regen. Das scheint hier aber niemanden zu beeindrucken, alles geht bzw. fährt irgendwie seinen geregelten Gang … zumindest kommt es uns so vor.
An einigen Reisfeldern kommen wir natürlich auch wieder vorbei, die sehen kurz nach dem heftigen Schauer aber ziemlich mitgenommen aus …
Pura Kehen
Inzwischen hat irgendjemand das Leck am Wasserhahn gefunden und es hört wieder auf zu regnen. Wir halten kurz an einer kleinen Schule, die zufällig am Wegesrand liegt. Einige Kinder versuchen mit uns zu kommunizieren … was aber irgendwie nicht so richtig gelingen möchte, da wir natürlich kein indonesisch sprechen und sie kein englisch. Im Nachhinein frage ich mich, wer sich da wohl in dem Moment blöder vorgekommen ist … ich glaube, wir werden es wohl gewesen sein. Immer diese blöden Touris aber auch, das die überall einfach so halten müssen.
Unsere Fahrt bringt uns dann im Laufe des Vormittages nach Bangli zum Pura Kehen, dem Tempel des Schatzhauses. Wir sind gespannt, da diese als eine der sehenswertesten und auch größten Tempelanlagen von ganz Bali gilt. Sie wurde im 11. Jahrhundert errichtet und liegt an einem Hang in einer terrassenförmigen Anlage.
Auch hier bei diesem Tempel gefällt mir persönlich wieder sehr gut, dass er recht vergammelt aussieht auf den ersten Blick. Wobei „vergammelt“ sich nicht so nett hört, man könnte ersatzweise auch „naturbelassen“ sagen dafür!
Ganz im Gegensatz zu Thailand zum Beispiel, wo ja jeder Stein eines Tempels manuell abgeleckt worden zu sein scheint. So wie es hier auf Bali ist, kommt das irgendwie wesentlich authentischer rüber! Am beeindruckendsten hier in dem großen Komplex ist aber ein riesiger Waringin-Baum im inneren des ersten Vorhofs.
Oben im Baum gibt es noch einen sogenannten Kulkul-Turm, das ist eine Art Glockenturm. Dieser darf allerdings nur von Priestern bestiegen werden. Interessanterweise sind wir hier fast vollkommen alleine, keine Touristen, keine Prozessionen … eine fast unheimliche Stimmung. Einige Teile der Anlage wurden zu unserer Zeit übrigens wieder instand gesetzt, da sie wohl ZU baufällig gewesen sind! Nichts hält eben ewig. Die Anlage bedarf aber wohl generell ständiger Fürsorge und Pflege, da sie sonst von umgebenen Dschungel überwuchert würde.
Den inzwischen tagtäglichen Dämon gibt es natürlich auch hier wieder … grimmig dreinschauend wie üblich.
Zeitaufwand für den Pura Kehen: Eine Stunde sollte reichen, um sich einen Überblick zu verschaffen.
Gunung Batur
Knappe 90 Minuten nach unserem Tempelbesuch erreichen wir dann das Lakeview Restaurant hoch oben auf einer Anhöhe vom Batur-See. Von der Terrasse aus hat man einen traumhaften Ausblick auf den See und den Gunung Batur („Gunung“ heißt nichts anderes als „Berg“) …
Wir dachten erst, die schwarzen Stellen VOR dem Vulkan wären Wolkenschatten … es handelt sich hierbei aber um verbrannte Erde und Lava, die von einigen Ausbrüchen des aktivsten aller Vulkane auf Bali her rührt. Alleine 20 große Ausbrüche haben hier in den letzten 200 Jahren stattgefunden, was – wenn ich in Mathematik früher gut aufgepasst habe – einen Schnitt von einem Ausbruch in 10 Jahren macht. Damit findet er weltweit nur wenige größere Vulkan-Gesellen, die ähnlich aktiv sind wie er.
Die den Batur umgebende Caldera misst gut und gerne über 13 km im Durchmesser und lässt darauf schließen, das der Berg früher wesentlich größer gewesen sein muss. Man vermutet, das früher bei einem Ausbruch die komplette Spitze des Vulkans weggesprengt wurde. In dem so neu entstandenen Krater bildeten sich dann der jetzige kleine Berg und eben der Lake Batur, den man gleich nebenan sehen kann.
Vom Batur-See wird gemunkelt, das er von der Seegöttin Ida Betari Dewi Ulun Danu beschützt wird. Der See liegt auf einer Höhe von 800 Meter und ist an den tiefsten Stellen bis zu 100 Meter tief. Er dient den umliegenden Dörfern und Bauern unter anderem als Bewässerungsgrundlage.
Der Ort in dem wir hier zu Mittag essen ist leider zur völligen Touristenfalle mutiert, es ist fast völlig unmöglich den fliegenden Händlern auch nur annähernd auszuweichen. Und hat man einmal einen am Bein kleben, wird man den auch so schnell nicht mehr los. Sicher von den recht nervigen Gesellen ist man wirklich nur IM Restaurant!
Es mag ja Leute geben, die sowas gut finden oder sogar ein paar „typisch handgefertigte balinesische“ Dinge kaufen die hier oben vermutlich eh alle zu tausenden aus irgendeiner Fabrik kommen, ich mag so etwas allerdings nicht so gerne. Aber gut, das gehört wohl nun mal dazu …
Dewi Sri Pura Beji
Nach dem Mittagessen fahren wir weiter nach Sangsit, bei Jagaraga. Hier fand 1849 eine Schlacht zwischen Balinesen und Holländern statt … der Ausgang ist bekannt, Holland hat gewonnen. Wenigstens hier sind die mal erfolgreicher als im Fußball gewesen. Lag vermutlich daran, das die Balinesen gerade geschlafen haben oder so … Unser Ziel hier ist aber der Dewi Sri Pura Beji, der Tempel der Reisgöttin (Dewi Sri). Er ist berühmt für seine Ornamente und den barocken Baustil, der wohl in dieser Form recht selten zu finden ist.
Ein bisschen zu kämpfen haben wir jetzt mit den hohen Temperaturen. Vorhin auf 1000 Metern Höhe war es recht kühl, hier aber dürften gerade so um die 32°C im Schatten sein und es ist absolut wolkenlos und windstill! Die Stimmung als wir hier sind, ist übrigens mal wieder absolut faszinierend. Außer uns befindet sich nur noch ein älteres balinesische Ehepaar in der Anlage, welches gerade Opfergaben niederlegt und betet.
Es sind solche Momente, die den Urlaub für uns irgendwie ganz besonders machen. Absolute Ruhe, Räucherstäbchengeruch in der Luft, eine faszinierend verzierte Tempelanlage und ein paar wenige einheimische, die keinerlei Notiz von uns nehmen, obwohl sie uns längst bemerkt haben. Wen interessieren schon Touristenaufläufe oder fliegende Händler … DAS ist das Bali was wir sehen und kennenlernen wollten!
Unsere Fahrt geht weiter nach Lovina Beach zu unserem Hotel für heute, dem Aneka Lovina. Es ist wieder eine kleine Anlage mit gerade einmal 60 Zimmern und nur einem einzigen Restaurant, was allerdings sehr gute balinesische Küche bietet und auch preislich absolut günstig ist. Auch dieses Mal haben wir wieder ein Himmelbett mit Moskitonetz im Zimmer … unsere Zimmertüre wird kurioserweise von außen nur mit einem Vorhängeschloss und von innen lediglich mit einer Art Holzschieber verriegelt … mal was Neues.
Der Name der Stadt Lovina bedeutet übersetzt übrigens „Ich liebe Indonesien“. Wir erfahren noch, dass der Mond hier besonders eindrucksvoll sein soll, wenn Vollmond ist. Und wie der Zufall so will ist natürlich genau DAS heute der Fall, deshalb hab ich mal versucht das ganze fotografisch festzuhalten. Da ich vorher noch nie den Mond fotografiert habe weiß ich allerdings nicht, ob das Bild gut oder schlecht ist … urteilt selbst.
Theoretisch hätten wir noch die Möglichkeit, morgen früh bei Sonnenaufgang mit einem der kleinen Holzboote raus aufs Meer zu fahren und Delphine zu beobachten … da wird das aber nun bereits ein paar Mal gemacht haben verzichten wir darauf.
Morgen geht es dann zu zwei ebenfalls recht bekannten Tempeln, zum Ulun Danu im Batur See und nach Tanah Lot. Lassen wir uns mal überraschen, was uns da so erwartet, beide sehen ja zumindest auf Fotos einfach einzigartig aus.
Bis morgen dann …
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