Das Abendessen gestern scheint keine merkbaren Spuren bei uns hinterlassen zu haben, zumindest geht es uns beiden ganz gut. Um 8.30h werden wir dann auch endlich vom Hotel abgeholt, unser Fahrer stellt sich kurz vor und erzählt uns in der ersten halbe Stunde auf der Fahrt nach Klungkung in einem fließenden Kauderwelschdeutsch allerhand interessante und weniger interessante Dinge über die Insel, zum Beispiel …

  • das hier zum Beispiel Monogamie ein Fremdwort ist,
  • der Sprit aktuell etwas über 30 Cent/Liter kostet,
  • ein durchschnittlicher Reiseleiter pro Monat umgerechnet circa 200€ verdient,
  • man nicht unbedingt einen Führerschein machen muss um hier Auto oder Moped zu fahren,
  • die Besucherzahlen nach dem Bombenattentat in Kuta 2002 kurzzeitig fast völlig zusammengebrochen sind,
  • 32°C für einen Balinesen heiß ist, 28°C hingegen schon wieder kalt
  • und, und, und …

 

 

Klungkung

Irgendwann schalten wir zwangsweise ab und genießen einfach das wahnsinnige Grün der Insel, was an unserem Kleinbus vorbeizieht und uns von Anfang an mächtig beeindruckt. Erster Scenic-Stopp ist dann irgendwann die historische Gerichtshalle Kerta Gosa in Klungkung.

Gerichtshalle in Klungkung ... hier: der schwimmende Pavillon Bale Kembang

Gerichtshalle in Klungkung … hier: der schwimmende Pavillon Bale Kembang

 

Als Erstes fällt einem jedoch der schwimmende Pavillon auf, der inmitten von einem kleinen See anmutig vor sich hinzuschwimmen scheint. Kuriosum am Rande: Auf sämtlichen Bildern und in Reiseführern wird die kleine Anlage immer SO geschickt fotografiert, das man die Hauptverkehrsstraße direkt daneben nicht sieht – so idyllisch wie es also manchmal auf den Fotos aussieht, ist es hier also eigentlich gar nicht. Parkt man auf dem kleinen Besucherparkplatz direkt gegenüber, wird man auch innerhalb weniger Sekunden von zahlreichen Händlern umlagert, die man am besten schlicht und ergreifend ignorieren sollte. Augen zu und durch!

Bereits im 18. Jahrhundert wurde dieser Gerichtshof hier errichtet, neben dem Pavillon gibt es noch die eigentliche Gerichtshalle Bale Kerta Gosa, die neben dem Pavillon aber irgendwie recht unscheinbar wirkt und in der man sich anhand zahlreicher Deckenmalereien nur düster vorstellen vermag, welche Strafen hier früher vollzogen wurden. Manche Bilder hätten durchaus das Zeug für einen Splatterfilm, deshalb hab ich hier unten mal einen eher harmlosen Ausschnitt ausgesucht.

Deckenmalerei

 

Kerta Gosa ... der Pavillon

Kerta Gosa … der Pavillon

 

Die Anlage darf man übrigens nur mit einem Sarong betreten, den man am Eingang gegen einen kleinen Obolus ausleihen kann. Zeitaufwand für die Anlage: Maximal 45 – 60 Minuten, das ganze Gelände ist recht klein und man ist ziemlich schnell einmal um die Anlage herumgelaufen.

Nach einer Weile verlassen wir Klungkung und fahren wir weiter, nächster Stopp ist ein Scenic-Viewpoint auf einer Anhöhe des Gunung Agung. Mit 3.142 m ist er der höchste Berg der Insel und ein eigentlich immer noch aktiver Vulkan. Bereits von hier aus hat man einen fantastischen Blick auf die hinter uns liegende Strecke.

Aussichtspunkt am Fuße des Gunung Agung

Aussichtspunkt am Fuße des Gunung Agung

 

Leider sind die wenigen Reisterrassen hier im Moment vertrocknet, aber man kann halt nicht alles haben. Aber vielleicht kommen ja noch ein paar andere …

 

 

Pura Besakih

Unsere Fahrt geht weiter und bringt uns als Nächstes auf knapp 1000m Höhe zum Muttertempel Pura Besakih. Er ist das zentrale hinduistische Heiligtum in Indonesien und quasi der „Obertempel“ hier auf Bali. Die weitläufige Anlage ist verteilt auf 7 Terrassen und besteht aus über 200 kleineren und größeren Bauwerken. Alleine der größte Tempel hier, der Pura Penataran Agung, besteht aus knapp 60 einzelnen Bauwerken.

Rein von der Optik her ist hier alles eine absolute Augenweide, das wissen allerdings auch die ganzen Nepper, Schlepper und Bauernfänger am Eingang der Anlage, die einen – wenn man ohne Führer bzw. Guide unterwegs ist – richtig auf den Keks gehen können. Da wird einem zum Beispiel erzählt, die Anlage kostet Eintritt … das ist totaler Blödsinn. Spenden sind zwar willkommen, mehr aber auch nicht. Ein Guide, wie oftmals behauptet wird, MUSS auch nicht zwingend sein. Also nicht voll quatschen lassen von diesen selbsternannten „Tempel-Keepern“. Aber das nur als Hinweis am Rande.

Prozession

Prozession

 

Pagoden

Pagoden

 

Direkt als Erstes sehen wir eine der hier häufig stattfindenden Prozessionen, selbst unser Guide konnte uns allerdings nicht genau sagen was da gerade gefeiert wird. Die lustigen Pagoden hier unten auf den Bildern heißen übrigens auf Fachbalinesisch MERUS. Sie bestehen ausschließlich aus Holz und Palmfasern, stehen jedoch immer auf einem Sockel aus Stein.

Meru in Besakih

Meru in Besakih

 

In Besakih

In Besakih

 

Ein Weg führt einmal quasi um den ganzen Komplex herum, genau diesem folgen wir auch und kommen zwischendurch immer wieder an einigen Zeremonien vorbei. Jeder einzelne Komplex hier hat dabei einen eigenen Rhythmus, was den Abstand dieser Feiern angeht … alle 10 Jahre allerdings findet hier das Panca Wali Krama statt … das heißt, sämtliche Zeremonien finden gemeinsam statt. Damit soll eine Reinigung der gesamten Insel Bali erreicht werden!

Besakih

Besakih

 

Besakih

Besakih

 

Jeder einzelne Tempelkomplex hat übrigens eine eigene Außenmauer … und jedes Mal muss man durch ein gespaltenes Tor, dem Candi Benta, um einen Tempel zu betreten. Hat man das getan, steht man allerdings erst auf dem Vorhof der Anlage, hier werden in aller Regel die Opfergaben dargereicht und Versammlungen abgehalten. Den mittleren Hof einer Tempelanlage erreicht man dann ebenfalls durch ein Tor … dieses ist zwar nicht gespalten, dafür findet man aber an den Seiten jeweils ein paar – meistens düster dreinschauende –

 

Steindämon

 

Steindämon

Steindämon

Steindämonen. Sie sollen das Böse vom Tempel fernhalten und sehen deshalb auch immer besonders fies aus.

Zeitaufwand für Besakih: Meiner Meinung nach reichen 60 – 90 Minuten, will man sich einige Prozessionen länger ansehen ist die Grenze nach oben natürlich offen. Eine Sarong muss man sich hier ebenfalls wieder ausleihen, falls man sich nicht eh schon irgendwo einen eigenen gekauft hat inzwischen.

Tempelanlage in Besakih mit Aussemauer

Tempelanlage in Besakih mit Aussemauer

 

Unsere Fahrt geht weiter und bringt uns als Nächstes an eine Stelle, an der gerade an einem Abgrund ein Restaurant gebaut wird … warum gerade hier wird uns schnell klar, als wir einen Blick über die Kante nach unten wagen. Man hat schlicht und ergreifend eine tolle Aussicht auf noch tollere Reisterrassen.

Reisterrassen

Reisterrassen

 

Am meisten wird auf Bali übrigens weißer Reis angebaut, es gibt aber natürlich auch einige andere Sorten … so zum Beispiel den schwarzen Klebereis. Zu unserer Verwunderung erfahren wir, das Reis nicht nur Grundnahrungsmittel der meisten Balinesen ist, früher (und heute manchmal auch noch) wird sogar der Lohn für Arbeiter in Reis ausbezahlt. Schon allerhand irgendwie !! Unsere Reise geht nach diesem kurzen Zwischenstopp weiter in Richtung Goa Lawah, dem Fledermaustempel. Aus dem fahrenden Auto heraus kann man unterwegs eigentlich ständig irgendwo irgendwelche Reisterrassen sehen …

Eine knappe Stunde später sind wir dann angekommen, als Erstes zieht es uns allerdings zum dunklen Sandstrand gegenüber des Tempels, der irgendwie seinen ganz eigenen Reiz auf uns ausübt. Allerdings auch nur solange bis wir erfahren, das die Asche von Verstorbenen, welche zuvor gegenüber im Tempel geweiht wurde, üblicherweise hier im Meer verstreut wird. Vielleicht erklärt DAS ja den dunklen Strand? *kopfkratz*

Ist aber auch egal, ich hab dann nämlich kurzerhand mal wieder einen Wurzelarch entdeckt.

Schwarzer Strand bei Goa Lawah

Schwarzer Strand bei Goa Lawah

 

 

Goa Lawah

Wir überqueren die Straße und mir fällt wieder einmal unbewusst auf, dass ich mich irgendwie nur schwer an den Linksverkehr gewöhnen kann … ständig blicke ich beim Überqueren der Straße zuerst in die falsche Richtung. Drüben angekommen müssen wir uns zuerst wieder einen Sarong ausleihen, gekauft haben wir nämlich immer noch keinen eigenen. Es heißt, von der Fledermaushöhle hier führt ein unterirdischer Gang ins Innere des Berges bis nach Besakih und er verbinde somit die Oberwelt mit der Unterwelt.

Tatsache ist, aus der Höhle kommt ein derartig übler Gestank, das vermutlich eh niemand hineingehen und das nachprüfen würde … also glauben wir einfach mal das es stimmt.

Warum man es hier mit einem Fledermaustempel zu tun hat erfährt man spätestens, wenn man sich dem Eingang der Höhle nähert. Links und rechts davon hängen nämlich einige dieser putzigen Tierchen rum und feiern eine Party. Die Geräusche, die sie dabei von sich geben, hören sich ziemlich schrill an und klingen uns auch noch einige Zeit nach dem Besuch in den Ohren. So ähnlich hatte ich mir persönlich das aber auch virtuell und visuell immer vorgestellt, wenn man mal Fledermäuse zu sehen bekommt.

Goa Lawah ... die Fledermaushöhle

Goa Lawah … die Fledermaushöhle

 

Fledermäuse

Fledermäuse

Zeitaufwand für die Anlage: Eine knappe halbe Stunde reicht!

 

Candi Dasa

Nachdem wir auch hier genug gesehen haben fahren wir weiter, nächster und finaler Stopp für heute ist unser Hotel Candi Beach Villas etwas außerhalb von Candi Dasa. Es ist eine recht kleine Anlage mit gerade einmal 65 Zimmern irgendwo im nirgendwo. Beim Betreten unseres Zimmers gehen uns erst einmal die Augen auf, denn solch ein Himmelbett und so eine Aussicht haben wir bis jetzt auch noch nie gehabt … guck mal ….

Zimmer im Candi Beach Cottage

Zimmer im Candi Beach Cottage

 

Blick zum Meer

Blick zum Meer

 

Beide Pools sind zwar recht klein, dafür hat aber einer von beiden eine dieser lustigen Sturzkanten, wodurch es auf Bildern immer so aussieht, als wenn solch ein Pool unmittelbar IM oder AM Meer liegen würde …

Einer der beiden Pools

Einer der beiden Pools

 

Das Hotel ist perfekt für ein oder zwei Zwischenübernachtungen, danach sollte man aber auch tunlichst sehen das man weiterkommt. Denn hier ist sprichwörtlich „der Hund begraben“, es gibt weit und breit absolut nix was man unternehmen kann. Also irgendwie nichts für uns und falls wir hier für eine komplette Woche gestrandet wären hätten wir vermutlich schon nach kurzer Zeit das Hotel gewechselt.

So negativ wie sich das jetzt vielleicht anhören mag ist es aber natürlich nicht gemeint, denn die eigentliche Anlage ist traumhaft schön und der Service wirklich hervorragend. Das einzig vorhandene Restaurant bietet gute balinesische Küche zu fairen Preisen und das Frühstück am Strand ist auch ein echtes Highlight. Wer also mal die Seele baumeln lassen möchte, ist hier genau richtig. Und da wir ja eh nur für eine einzige Nacht hier sind lassen wir die eventuell vorhandenen negativen Aspekte einmal völlig außer Acht.

Wobei das ja auch eigentlich immer Ansichtssache ist und ich persönlich im Urlaub nicht wirklich das Haar in der Suppe oder ähnlichen Quatsch suche … im Gegensatz zu manchen anderen Leuten, bei denen man meinen könnte, sie fahren nur irgendwohin in den Urlaub um sich hinterher schön drüber aufregen zu können, wie scheiße alles gewesen ist. Na ja, jeder Jeck ist anders *hust*

Fast so etwas wie eine Art Infinity Pool

Fast so etwas wie eine Art Infinity Pool

 

Ein langer Tag neigt sich auf jeden Fall langsam dem Ende und wir versinken auf unserem Himmelbett langsam ins Reich der Träume …

Morgen geht es dann – unter anderem – weiter zum Batursee … bis denn.