Mittlerweile werde ich zu ganz normalen Zeiten wach morgens, erst um halb 6 Uhr öffne ich die Äuglein und lasse den Tag ganz gemütlich angehen. Das Frühstück im noch recht neuen Comfort Inn&Suites ist recht gut, und somit verbringe ich mehr Zeit mit heißen Würstchen und Omelettes als ich vorher eingeplant hatte. Aber was soll’s, es ist ja eh nicht wirklich was geplant für heute.

Der Lower Antelope Canyon und die Rimrock Hoodoos schwirrten mir zwar die ganze Zeit schon im Kopf herum, aber beides läuft ja nicht weg. Sicher, ich hätte schon um vier Uhr aufstehen und zum Sunrise an den Waheap Hoodoos sein können, aber darauf hatte ich nicht wirklich Lust.

So mache ich mich gemütlich auf in Richtung Staudamm, ich hatte gestern im Vorbeifahren aus dem Augenwinkel einen Arch gesehen, der mir noch nie aufgefallen war bisher. Eigentlich sieht man ihn auch NUR am äußersten Zipfel der Brücke, quasi dort wo der Zaun links aufhört, wenn man von Page kommend in Richtung Visitor Center des Damms fährt.

Die Lichtverhältnisse sind aber SO blöde hier morgens, dass man ihn so gut wie nicht vernünftig ablichten kann. Das geht im Prinzip nur Nachmittags, wenn die Canyonwand dahinter von der Sonne erleuchtet ist und man somit auch das Loch des Archs erkennen kann.

 

 

Lake Powell Beach

Als Nächstes fahre ich aber erst einmal nur wenige Meter weiter zum „Strand“. Zumindest suggeriert das Holzschild diesen ja, wenn man oberhalb des Damms in eine Schotterpiste abbiegt. Ich war dort schon einmal irgendwann, wusste also, dass mich nicht unbedingt DAS erwarten würde, was man sich allgemein hin unter einem Strand auch vorstellt. Vielmehr kraxelt man auf den weißen oder roten Felsen am Wasser entlang und hat an diversen Stellen die Möglichkeit auch dort hineinzugehen.

Ein kurzer Test mit dem Finger reicht aber um zu wissen, dass das heute eine blöde Idee wäre. Damals stand ich wenigstens noch bis zu den Knien hier drin. Fast zwei Stunden laufe ich hier herum. Immer mit der Hoffnung, irgendeine tolle Formation zu entdecken, die vielleicht noch niemand sonst entdeckt hat bisher.

Leider war meine Suche erfolglos, es gibt hier eigentlich nichts Weltbewegendes. Bis auf das man immer wieder tolle Motive mit Wasser und Felsen unterschiedlichen Farben bekommt.

Lake Powell ... mal ganz nah unten am Ufer

Lake Powell … mal ganz nah unten am Ufer

 

Steinformationen am Lake Powell

Steinformationen am Lake Powell

 

Weiße und braune Gesteintöne beherrschen das Ufer

Weiße und braune Gesteintöne beherrschen das Ufer

 

 

Lower Antelope Canyon

Am späten Vormittag folgt dann schließlich ein erneuter Besuch des Lower Antelope Canyon. Der Kerl am Kassenhäuschen meint, ich hätte das passende Equipment um die „Selfguided Fototour“ zu machen. Na okay, wenn er meint – mir soll es recht sein. Vermutlich hatte gerade nur keiner der Guides Bock mitzugehen.

So eine Fototour hat ja Vor – und Nachteile. Vorteil: Man hat zwei Stunden Zeit um ganz alleine durch den Slot zu laufen, niemand stört einen! Nachteil: Man muss sämtliche Motive selber suchen! Das ist mitunter gar nicht so einfach und mit Sicherheit habe ich (obwohl ich ja schon einmal hier gewesen bin 2009) etliche übersehen. Trotzdem würde ich es nicht anders machen wollen im Nachhinein. Die Möglichkeit sich völlig unabhängig hier drin auszutoben ist einfach toll!

Ich nutze logischerweise die kompletten zwei Stunden komplett aus. In der ganzen Zeit ist mir nur einmal ein Guide mit zwei Asiaten über den Weg gelaufen. Hätte ich vorher wetten müssen OB und WEN ich hier drin treffe hätte ich also gewonnen *hust* Da ich keine Ahnung habe was ich noch großartig zu diesem Juwel der Natur schreiben soll, ohne das es nicht schon irgendwo anders bereits steht, lasse ich einfach mal Bilder sprechen …

Formation "The weird corner" im Lower Antelope Canyon

Formation „The weird corner“ im Lower Antelope Canyon

 

Kleiner Arch in knapp3 Metern Höhe

Kleiner Arch in knapp3 Metern Höhe

 

Die Fotos sind dieses Mal allesamt mit einem 10-24 mm Weitwinkel gemacht worden. Wobei es meistens tatsächlich 10 mm sind. Wenn ich überlege, dass ich beim ersten Mal hier noch mit 18 mm unterwegs gewesen bin. Der Unterschied ist schon gewaltig.

Wer hier noch nicht gewesen ist, für den ist vielleicht überhaupt erst einmal der „Eingang“ interessant. Hier durch diesen engen Spalt muss man nämlich runter …

Hier geht es zu Beginn hinunter ...

Hier geht es zu Beginn hinunter …

 

Gleich zu Beginn landet man bei dieser Stahltreppe hier

Gleich zu Beginn landet man bei dieser Stahltreppe hier

 

Den Photo Pass bekommt übrigens so ziemlich jeder der das – zumindest in Navajoaugen – richtige Foto-Equipment für den Slot Canyon dabei hat. Wie GENAU hier „richtig“ definiert wird weiß ich nicht wirklich, eventuell spielt aber auch ein bisschen Sympathie eine Rolle.

Passt ihnen die Nase des Besuchers oder nicht … aber ich hab nix gesagt *flöt*

Aber zurück zur Definition von „richtig“ … ich vermute mal, es sollte mindestens eine halbwegs vernünftige DSLR-Kamera sein, Bridge-Cams gehen angeblich definitiv nicht.

DANN ist auch das Stativ von entscheidender Bedeutung. Ministative oder billig aussehende Tripods fallen angeblich durch.

Was mit Monopods, also Einbeinstativen ist, kann ich nicht genau sagen.

Zwei Stunden hat man mit dem Pass Zeit, DIE braucht man aber auch um wirklich jeden Winkel abzulichten, wenn man sich nicht wirklich in so einem Slot auskennt und weiß, wo welche Formationen sind!

Den "Photos Pass" habe ich am Kassenhäuschen bekommen

Den „Photos Pass“ habe ich am Kassenhäuschen bekommen

 

Überschreitet man übrigens seine vorgegebene Zeit, muss man nachzahlen. Mir wurde zwar gesagt wie viel das ist, ich hab es aber vergessen. Wozu gibt es Uhren !?

Farbspiel im Lower Antelope Canyon

Farbspiel im Lower Antelope Canyon

 

Noch ein kleiner Arch, ziemlich am Ende des Lower Antelope Canyons

Noch ein kleiner Arch, ziemlich am Ende des Lower Antelope Canyons

 

Versuch eines Selfies im Lower Antelope Canyon

Versuch eines Selfies im Lower Antelope Canyon

 

Beeindruckende Formationen im Lower Antelope Canyon

Beeindruckende Formationen im Lower Antelope Canyon

 

Lower Antelope

Lower Antelope

 

Immer wieder werde ich angeschrieben und mir wird die Frage gestellt, welchen der beiden Slots ich mehr empfehlen würde, Lower oder Upper. Ich war inzwischen mehrmals in beiden und finde, das kann man nur schwer miteinander vergleichen. Obwohl beide quasi in Wurfweite zueinander liegen und ähnlich heißen, sind sie doch völlig unterschiedlich.

Beide sind völlig faszinierend, wobei man beim Upper leider definitiv sagen muss das dort seit mehreren Jahren bereits die Touristenmassen regelrecht durchgeschleust werden. In Ruhe ein paar Aufnahmen machen ohne Menschen ist quasi ein Ding der Unmöglichkeit! Die Faszination von vor 10 oder 15 Jahren ist daher deutlich getrübt.

Allerdings muss man sagen, das auch die Jahreszeit eine entscheidende Rolle spielt. Bei meinem Besuch hier im Februar und März war ich 2 Stunden fast völlig alleine im Lower Antelope Canyon. Trotzdem standen am Upper wieder zahlreiche Autos. Letztlich fällt es mir schwer einen halbwegs vernünftigen Ratschlag zu erteilen, es lohnen sich halt beide auf ihre ganz eigene Art.

 

 

Horseshoe Bend

Zurück am Auto fahre ich noch kurz zum Navajo Point, hier laufen anscheinend die Vorbereitungen auf die kommende Saison … überall wird gebohrt, gehämmert und geschliffen. Die Hausboote werden auf Vordermann gebracht. Ansonsten ist hier aber rein gar nichts los, der einzige Tourist vor Ort bin ICH. Da ich null Ahnung habe was ich als Nächstes anstellen soll fahre ich einfach nochmal zum Horseshoe Bend – mal gucken ob der tagsüber anders aussieht *hust*

Nochmal Horseshoe Bend, fast schon ein Postkartenmotiv

Nochmal Horseshoe Bend, fast schon ein Postkartenmotiv

 

So, was nun? Ich mache mich auf in Richtung BLM-Office, dort gegenüber soll ein kleiner, kaum ersichtlicher Parkplatz sein von wo ein Trail zu den Rimrock Hoodoos startet.

 

 

Rimrock Hoodoos

Den Parkplatz habe ich schnell gefunden, das ist aber auch das einzige. Ich bin fast 2 Stunden durch das Gelände gelaufen, ohne auch nur annähernd etwas von den Hoodoos zu sehen, die ich mir vorher auf Bildern angeschaut habe. Stattdessen sehe ich ein paar andere Steinformationen …

Unterwegs zu den Rimrock Hoodoos

Unterwegs zu den Rimrock Hoodoos

 

… und habe wenigstens von einem Plateau aus eine schöne Aussicht auf die Gegend.

Tolle Aussicht, auch wenn ich dort oben eigentlich gar nicht sein wollte

Tolle Aussicht, auch wenn ich dort oben eigentlich gar nicht sein wollte

 

 

Alles Scheiße

Als ich merke, das ich vermutlich ein Seitental zu früh abgebogen bin passiert mir allerdings etwas, was mir bis dato auch noch nie passiert ist! Ich muss aufs Klo! Und zwar „richtig“, na klasse. Und das mitten in der Pampa, mindestens 30 Minuten oder mehr weg vom Auto. Meine Begeisterung hält sich gerade in Grenzen und ich lote einige Optionen aus … merke jedoch schnell, dass es eigentlich gar keine gibt. Also mache ich mich zurück auf den Weg zum Parkplatz.

Unterwegs bekomme ich langsam aber sicher Magenkrämpfe und frage mich, WIE weit ich eigentlich gelaufen bin. So lange kam mir das vorhin noch gar nicht vor. Endlich am Auto angekommen packe ich den Bleifuß aus (soweit das für USA-Verhältnisse überhaupt möglich ist) und mache mich auf den Weg zurück in Richtung Page.

Unterwegs kommt ja eigentlich nicht viel wo man mal auf Toilette gehen könnte. In Gedanken sehe ich mich also schon in Page im McDonalds oder vielleicht auch direkt im Hotel – das ist ja quasi gleich gegenüber, je nachdem was der Magen so sagt. Doch plötzlich, irgendwo auf der US89, geht hinter mir eine Weihnachtsbaumbeleuchtung an. Irgendein Cop (oder war es ein Sheriff?) hält mich an.

Boah, das darf echt nicht wahr sein. Immer, wenn man es mal eilig hat. Ich bin immer schön penibel 5 mp/h über der Geschwindigkeit geblieben im Urlaub, aber jetzt wo im Prinzip die Kacke am dampfen ist, wird man auch noch angehalten … grmpf! Sekunden werden zu Minuten, die 17 Grad draußen kommen mir vor wie 30 – ich schwitze und habe feuchte Hände!

Wann steigt der blöde Kerl endlich mal aus seinem Auto aus ??? Fast meint man, der Typ weiß was los ist und lässt mich extra schmoren. Eventuell steht er drauf, was weiß ich. Page liegt mitten in der Pampa und komische Kauze gibt es überall. Irgendwann steigt er endlich aus. Wir führen einen kurzen Smalltalk, in welchem ich versuche mir nichts anmerken zu lassen. Die Wahrheit würde er mir eh nicht glauben.

Anschließend fragt er mich noch, ob ich Drogen oder illegale Sache im Auto habe. Klar, ich schmuggle Kokain, die Karre ist geklaut, ich bin ein illegaler Einwanderer und überhaupt habe ich noch ’ne Leiche im Kofferraum, die ich gleich noch unbemerkt irgendwo vergraben muss, nachdem ich die Extremitäten vorher abgehackt und in einem Weber One Touch Premium Kugelgrill mit 57cm Durchmesser gegrillt habe. Die passenden Briketts dazu habe ich eben bereits im Wal Mart besorgt! Lülülülülü …

Ich denke mir meinen Teil und will einfach nur noch weiterfahren, bevor ich noch „Besuch“ aus der Wurstabteilung bekomme. Mit einem Dauerblick in den Rückspiegel fahre ich schließlich weiter nach Page und erlebe den genialsten Toilettenbesuch aller Zeiten danach. WAS für ein scheiß Thema *lach*

Da der Tag sich inzwischen wieder dem Ende neigt und ich nicht genau weiß WO ich mir heute den Sonnenuntergang ansehen soll, beschließe ich  – 2kg erleichtert – zum selben Punkt zu fahren wie im letzten Jahr. Meiner „personal golden Wall“ unten am Staudamm. Da die original Fotos von diesem Abend dem Festplattencrash letztens zum Opfer gefallen sind, müssen hier welche aus dem alten Reisebericht her halten.

 

Eine weitere kleine "Golden Wall" bei Page

Eine weitere kleine „Golden Wall“ bei Page

 

Die Farben der Steine leuchten wieder einmal in fast unbeschreiblichen Farben.

Blick auf den Staudamm bei Page

Blick auf den Staudamm bei Page

 

Morgen verlasse ich dann Page wieder und es geht in Richtung Arsch der Welt. Den Cathedral Gorge State Park würde ich nämlich gerne einmal besuchen. Mal sehen …