Erster Stopp heute Morgen war der Slide Rock State Park. Die meisten Bilder, die man von diesem Ort findet, sind immer überfüllt mit halb nackten Menschen im Hochsommer aufgenommen wie sie die Felsen herunterrutschen. Heute sollte ich einen völlig anderen Eindruck dieses Parks bekommen. Ich war nämlich der absolut einzige Besucher die ganze Zeit!
Slide Rock State Park
Teilweise war auch hier noch alles vereist und ich musste wieder höllisch aufpassen nicht einen Abflug zu machen ins bestimmt recht „warme“ Wasser.
Es fällt mir schon relativ schwer, mir aufgrund der Leere heute vorzustellen, wie es hier aussieht, wenn der Slide Rock State Park total überfüllt ist. Ich bin aber froh, dass ich es SO erleben darf, wie es heute der Fall ist. Der Park ist nämlich echt schön und bietet einige tolle Fotomotive.
Fast 1,5 Stunden bleibe ich hier im Slide Rock State Park und bin hinterher am Auto fast so durchgefroren wie das jamaikanische Bobfahrerteam. Trotzdem hat es sich gelohnt! Vorbei am West Fork Oak Creek Trail fahre ich zum bekannten Scenic Point Overlook am Oak Creek Vista.
Dieser ist jedoch (noch) geschlossen. Ob es am Schnee oder etwas anderem liegt weiß ich nicht genau. Die Schranke zum Parkplatz ist jedenfalls unten! Also mache ich mich ohne Stopp hier auf die Weiterfahrt in Richtung Walnut Canyon. Dort bin ich bisher noch nicht gewesen und das National Monument liegt quasi fast auf dem Weg zum South Rim.
Walnut Canyon
Dort angekommen bin ich anscheinend der erste Besucher des Tages. Zumindest reiße ich die anwesenden Ranger im Visitor Center fast schon aus einer Art Wachschlaf, so erschrocken wie die sich haben, das auf einmal jemand in der Tür gestanden hat.
Sorry, hätte ich das geahnt, dann hätte ich vorher kurz gehupt. Nach einem kurzen Blablubb was das hier überhaupt für ein Ort ist und das der östliche Trail gesperrt ist wegen Schnee, mache ich mich auf den Weg nach unten. Etliche Stufen gilt es dabei zu überwinden, was wiederum zur Folge hat das die eigentlichen Ruinen wohl niemals von konditionsarmen Menschen oder der McDonalds-Generation erreicht werden.
Vereinzelt lässt sich erahnen das bis vor kurzem hier noch alles schneebedingt gesperrt sein muss. Anscheinend wurde nur der Trail erst einmal für die Besucher freigeräumt und sonst nichts. Irgendwann komme ich an den ersten Ruinen bzw. einem Bergüberhang an, soweit so gut.
DAS ist allerdings nicht die eigentliche Ruine, wegen welcher man hierherkommt. Diese kommt erst noch, wenn man ein bisschen weiter läuft. Gesagt, getan … jedoch ist wenige Meter vor dem Ziel Schluss, weil hier gearbeitet wird und Bauarbeiter den Weg gesperrt haben.
Ungläubig und mit einem leichten Zähneknirschen in Richtung Ranger oben im Visitor Center (der mir ja sagte, es sei „nur“ der östliche Weg gesperrt, der westliche ist frei) hole ich tief Luft und mache mich auf den Rückweg. Es warten schließlich wieder einige Stufen darauf erklommen zu werden.
Eine halbe Stunde später bin ich schließlich oben, ich komme mir vor, als wenn ich einen 10000 Meter Lauf hinter mir habe. Wie alt war ich nochmal gleich? :-(
Auf dem Weg nach oben kommen mir noch vier amerikanische Rentner entgegen und fragen mich, ob die Ruinen den Weg wert sind, es wär ja doch recht steil. Ich kann zwar kaum sprechen, nicke aber lächelnd und denke an den Ranger der mir nichts gesagt hat vorhin.
Also keuche ich ein leises „Absolutely“ und fliege schnell von dannen. Manchmal macht Urlaub auch Spaß, hoffentlich gilt das Sprichwort hier nicht „Man sieht sich immer zweimal im Leben.“
Ich gucke mir noch kurz den Overlook oberhalb des Canyons an und habe danach genug gesehen.
Grand Falls of the little Colorado
Zurück am Auto mache ich mich nun auf den Weg in Richtung Grand Falls of the little Colorado. Letztes Jahr haben wir das aufgrund des extrem niedrigen Wasserstandes ja einfach gestrichen. Dieses Jahr habe ich aber genügend Zeit und der Wasserstand ist mir ehrlich gesagt egal.
Die Anfahrt zieht sich weniger als gedacht, die 11 Meilen (ca. 18 km) Gravel Road ist im gesamten in einem recht guten Zustand und ich komme zügig voran. Dann ist es so weit, ich parke einfach irgendwo im nirgendwo und marschiere die letzten paar Meter los.
Im Volksmund haben die Wasserfälle auch den Beinamen Chocolate Falls. Warum das so ist lässt sich unschwer erahnen, wenn man vorne an der Abbruchkante steht. Eine braune Brühe ergießt sich über zwei mehr oder weniger fotogenen Stufen schätzungsweise 40 Meter in die Tiefe.
Leider ist die Wassermenge heute nicht sehr hoch. Das war mir aber auch vorher schon wieder klar, nachdem ist mir gestern den aktuellen Wasserstand auf einer Seite im Internet angesehen hatte.
Nichtsdestotrotz, einen Wasserfall sieht man hier inmitten roter Felsen nicht allzu häufig. Alleine DAS ist eigentlich Grund genug hier einen Abstecher hin zu machen, wenn man in Flagstaff oder Umgebung ist!
Kurzer Hinweis: So breit die Grand Falls auch sind, so schlecht bekommt man sie allerdings auch auf Speicherkarte gebannt. Die Mitnahme eines Weitwinkels ist als recht empfehlenswert! Irgendwie kommt man übrigens wohl auch nach unten zum Wasser, wie und wo genau habe ich aber nicht herausfinden können und so ganz alleine wollte ich nichts riskieren.
Route #180
Die Fahrt zurück geht wieder relativ flott, ich mache mich langsam auf nach Tusayan. Dabei fahre ich ein Stück der alten Route 66 und mache in Flagstaff eine kurze Pipipause. Mir fällt auf, in Flagstaff bin ich noch nie vorher gewesen. Jetzt weiß ich auch wieso. Es ist ein hässliches Kaff, mehr nicht.
Über die Route 180, der North Fort Valley Road, fahre ich schließlich weiter. Diese Strecke hat mir letztes Jahr schon recht gut gefallen und ist auch dieses Mal wieder ein landschaftlicher Traum. Teilweise ist alles noch in Schnee gehüllt.
Ein kleiner Spaß am Rande darf nicht fehlen …
Grand Canyon South Rim
Anscheinend geht mein Plan auf. Am South Rim könnte es noch leicht weiß sein, wenn hier schon recht viel Schnee noch liegt. Kurioserweise wird dieser ab weniger je höher und näher ich dem Grand Canyon komme. Verrückte Welt!
Nach dem kurzen Check-Inim Hotel, ich wohne wieder einmal im Best Western Premier Squire Inn, fahre ich zügig weiter bis zur Zufahrt nach Hermits Rest. Dort startet auch der 8 km lange Hermits Trail, für den ich aber heute keine Zeit eingeplant hatte,
Sämtliche andere Scenic Points vorher interessieren mich heute nicht. Es ist jetzt 14 Uhr, die Sonne geht um etwas nach 18 Uhr unter. 4 Stunden sollten also reichen, um dieses Stück ein wenig näher kennenzulernen. Ich lasse einfach mal ein paar Bilder sprechen, was soll ich zum Grand Canyon noch großartig schreiben, was ich nicht schon zig andere Male irgendwann geschrieben hätte.
Die Straße nach Hermits Rest, dem letztmöglichen westlichen Punkt hier am South Rim, ist nur von Dezember bis zum 28. Februar überhaupt für normale PKWs geöffnet. Das restliche Jahr über kann man diese Strecke nur mit den Shuttle-Bussen zurücklegen.
Auf Ihrem Weg zum Endpunkt halten diese immer wieder an den Haltestellen bei diversen Scenic Points um Leute aufsammeln oder auch rauslassen. Mit dem eigenen Auto macht so etwas aber natürlich weitaus mehr Spaß. Man kann einfach immer dort anhalten, wo man gerade möchte!
Es ist schon irgendwie ein tolles Gefühl hierher zu fahren. Ich war zwar inzwischen bereits zwölfunddreißig Mal hier am Grand Canyon, aber eben noch nicht HIER. Ein kleines bisschen privilegiert fühlt man sich da schon. Nicht viele fahren schließlich zu dieser Jahreszeit hierher und haben die Möglichkeit mit dem SUV diese Strecke zu fahren.
Ich nehme jeden einzelnen Scenic Point und jede noch so kleine Möglichkeit mit irgendwo am Rand zu parken. Man könnte ja eventuell eine gute Fotolocation oder ein Motiv verpassen. Die 4 Stunden vergehen somit fast wie im Flug.
Zum Sonnenuntergang finde ich mich am Hopi Point ein – von dem ich noch wusste, dass mir mal ein Ranger gesagt hatte, dies sei der definitiv beste Sunset–Spot hier am gesamten South Rim. Ob er Recht damit hat weiß ich nicht, ich kenne nicht so viele. Rein subjektiv haben mir andere Spots aber schon besser gefallen hier.
Da leider kaum Wolken vorhanden sind, gibt es auch einen eher „bescheidenen“ Sonnenuntergang. Etwas mehr Dramatik hätte es gerne sein dürfen. Aber das ist klagen auf hohem Niveau, ich könnte schließlich auch immer noch in Sedona sein. Dieses Mal lasse ich mich zudem auch nicht mehr veräppeln vom Sonnenuntergang.
Bisher bin ich jedes Mal drauf hereingefallen und habe mich zum Auto verpieselt, nachdem die Sonne hinterm Horizont verschwunden war. Heute bleibe ich aber noch ein paar Minuten hier. Und tatsächlich verfärbt sich auch dieses Mal wieder der Himmel – das hatte ich sonst immer nur im Auto sitzend auf dem Rückweg zum Hotel gesehen.
Auf dem Rückweg besuche ich kurz noch den Souvenirshop und mache mich schließlich auf den Weg ins Hotel.
Dort sortiere ich wieder ein wenig Bilder und döse irgendwann – ohne es zu merken – bei laufendem Laptop ein. Wach werde ich erst wieder um kurz nach 4 Uhr morgens.
Der Plan für Morgen sieht vor, unter anderem den Coal Mine Canyon nahe Tuba City zu besuchen. Bis dann …
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