Der Tag heute beginnt frostig, die Außentemperaturanzeige im Auto zeigt flockige 30° Fahrenheit, das sind gerade einmal 3 Grad. Dazu weht ein eisiger Wind, na toll. Trotzdem ändern wir nichts an unserer ursprünglichen Planung. Wir wollen unbedingt zu den Lower Calf Creek Falls wandern.
Lower Calf Creek Trail
Die Wanderung zu den Wasserfällen und zurück ist gute 9 Kilometer lang (2.75 Meilen oneway). Als Zeitbedarf werden im Internet 3 – 5 Stunden angesetzt. Eine Zeitspanne die viel Platz für Spekulationen lässt.
16 Meilen (ca. 26 km) ist der Parkplatz von Escalante aus entfernt, wir sind die ersten die ihn morgens befahren (außer zwei Campingmobilen, die hier anscheinend übernachtet haben) und deponieren die 2 US$ Eintritt in die dafür vorgesehene Box. Eine Broschüre nehmen wir uns auch noch mit. 15 Punkte sind darin aufgeführt, an denen man unterwegs vorbeiläuft.
Zu Beginn des Trails tragen wir uns wieder in die obligatorische Registerbox ein, bereits nach wenigen Metern wandern kommt dann auch schon die erste Überraschung – es gibt jede Menge kleiner Mini-Ärche am Wegesrand !! Ich hab mal versucht eine kleine Collage von einigen zu basteln … auch eine Art „Kugel-Windstone-Arch“ in einer kleinen ausgewaschenen Höhle gibt es, der sieht sehr interessant aus.
Der weitere Verlauf des Trails führt eigentlich immer relativ ebenerdig durch den Canyon. Hier und da geht es mal etwas nach oben oder unten, im Großen und Ganzen lässt es sich aber angenehm laufen und nur einige sandige Passagen erschweren den Weg etwas.
Oft haben wir gedacht, dass wir das Rauschen des Wasserfalls bereits „hören“ können hinter der nächsten Biegung. In den meisten Fällen war das aber ein Trugschluss und man biegt um die nächste Kurve und dort ist nichts. Aber nicht verzagen, spätestens wenn man an dem komisch anmutenden Fels unten auf dem Foto angekommen ist weiß man, das man es fast geschafft hat.
Lower Calf Creek Falls
Hier wird der Canyon enger, die Bäume höher und das Geräusch des Wasserfalls wird nun auch nicht mehr von der Umgebung „verschluckt“ … und plötzlich sind sie da. 40 Meter hoch und wunderschön – die Lower Calf Creek Falls.
Wir sind – wie erwartet zu dieser frühen Stunde – wieder mutterseelenallein und können uns an diesem Anblick kaum satt sehen. Beide wuseln wir aufgeregt umher und versuchen jeder für sich irgendwie „andere“ Perspektiven zum Fotografieren zu finden … was sich nach Ansicht der vielen Fotos als nicht erfolgreich herausstellte.
Irgendwie knipsen wir beide immer aus den gleichen Winkeln. Wäre es nicht so kalt könnte man glatt dazu animiert werden in den kleinen Teich zu springen und sich abzukühlen, heute wäre uns beiden aber ein Glühweinstand irgendwie lieber *lach*
Nachdem unsere Hände vom fotografieren eisklumpenartige Zustände angenommen haben beschließen wir langsam umzugehen und uns auf den Rückweg zu machen. Unterm Strich haben wir beim Austragen aus der Register Box hinterher knapp etwas über 2Std.15Min gebraucht für die Wanderung zu den Lower Calf Creek Falls und zurück.
Ich hab also keine Ahnung, wie man hier auf 5 Stunden kommen möchte. Vielleicht mit Badeaufenthalt am Wasserfall selber. Ansonsten gibt es aber in meinen Augen keinen Grund, hier mehr als maximal 3,5 Stunden einzuplanen. Und das beinhaltet schon viele Fotostopps meiner Meinung nach!
Cottonwood Canyon Road
Zurück am Auto machen wir uns auf den Weg in Richtung Cottonwood Canyon Road. Auf Nachfragen im Visitor Center bei Cannonville sagte man uns, die Straße sei mit High Clearance und 4WD kein Problem. Danke lieber Wettergott, somit bleibt uns ein Umweg über die US89 vorbei an Long Valley Junction erspart.
Bereits nach wenigen Metern auf der Cottonwood Canyon Road erreicht man einen ersten Wash, den Hackberry Creek. Dieser führt zwar auch Wasser, nach einer ersten „Begehung“ nehmen wir aber etwas Anlauf und kommen problemlos hindurch. Schade, das wäre eigentlich „foto-tauglich“ gewesen, haben wir aber irgendwie nicht dran gedacht.
Der weitere Verlauf ist dann erst einmal sandig, waschbrettig, steinig und ruckelig … es ist alles dabei, was die Verdauung fördert und bei überhöhter Geschwindigkeit zu Magenverstimmung führen könnte – auch wenn es immer wieder tolle Aussichten zwischendurch gibt …
Nach gut 13 Meilen (ca. 21 km) staubiger Fahrt erreichen wir dann den Abzweig zum Grosvenor Arch. „Eigentlich unmöglich, das man es bis hier hin mit einem normalen PKW schafft“ denk ich noch so, aber weit gefehlt.
Zwei Franzosen sitzen am Picknick-Tisch und essen gemütlich Frösche. Oder waren es Butterbrote !? Ich weiß es nicht mehr genau. Wir kommen kurz ins Gespräch und ich denke noch so bei mir, das es völlig egal ist in welche Richtung sie gleich noch weiterfahren – es wird auf jeden Fall lustig für die beiden mit DEM Auto *hust* Aber na ja, die Verrückten sterben halt nicht aus. Und die verrückten Franzosen sowieso nicht, also who cares?
Bei dem Arch handelt es sich eigentlich um eine Doppel-Arch. Auf der linken Seite befindet sich nämlich noch ein weiterer kleiner Bogen. ZUM Arch selber führt ein kleiner Rollstuhltauglicher Weg, der bis wenige Meter vor dem Bogen asphaltiert ist. Verlässt man diesen Weg am Ende, kann man sogar bis UNTER den Arch selber gehen. Ein wahnsinniger Anblick und erst hier wird einem klar, wie groß dieses Ding überhaupt ist.
Nach einer kurzen Pinkelpause machen wir uns schließlich auf die Weiterfahrt …
Die Straße wird unterwegs mal besser mal schlechter, im Großen und Ganzen haben wir aber bis zum sogenannten Cockscomb keine Probleme. Der Cockscomb hat seinen Namen von den vielen zackenförmigen Felsen erhalten, die in diesem Bereich teilweise tatsächlich wie ein überdimensionaler Hahnenkamm aussehen!
Auf dem Bild oben sieht man einen der schönsten Abschnitte der gesamten 46 Meilen (ca. 74 km) …
Nach dem Cockscomb wird die Straße zusehends schlechter, hier und da müssen wir kurz anhalten und checken, wo wir am besten herfahren, um nicht vorne aufzusetzen.
Diverse Geröllabgänge der letzten Monate erschweren einem zusätzlich das Vorankommen. Zwar wurde das meiste bereits auf Seite geräumt, trotzdem gibt es immer wieder einige fiese Stellen dabei und man muss mitunter ganz schön vorsichtig manövrieren!
Irgendwann erreichen wir schließlich wieder den Bereich der Brigham Plains Road. Bis hier hin sind wir ja bereits von der anderen Seite von Big Water aus gefahren als wir beim Yellow Rock gewesen sind – den weiteren Verlauf der Straße können wir also ganz gut einschätzen.
Nach knapp 3 Stunden erreichen wir schließlich wieder den Asphalt der US89 und wir sind schon beide ein kleines bisschen erleichtert, dass wir die Strecke ohne ein einziges Problem bewältigen konnten. Irgendwo in der Pampa einen Platten oder ähnliches zu haben muss ja nun auch nicht wirklich sein.
Rundflug Lake Powell
Da mittlerweile später Mittag ist beschließen wir erneut unser Glück am Flughafen von Page zu versuchen. Immerhin schwirrt ja immer noch der Rundflug in unseren Köpfen herum. Und in der Tat können wir einen Platz in einer Maschine ergattern, die in einer Stunde startet. Na also, geht doch. Die Zeit bis zum Flug verbringen wir kurz noch mit shoppen, bis wir dann frühzeitig zurück am Rollfeld sind und uns die Maschine aus der Nähe schon einmal angucken.
So wirklich vertrauenerweckend sehen diese kleine Dinger ja nicht aus. Und es ist für uns beide das erste Mal das wir NICHT in einem Airbus oder ähnlichem fliegen.
Aber kneifen kommt für uns beide nicht in Frage. Und wer einen Heliflug am Grand Canyon überlebt hat, wird das hier wohl mit links schaffen !! Mit uns im Flieger sitzen nur noch zwei Ungarn. Der Pilot – nennen wir ihn der Einfachheit halber mal Quax – scherzt spontan, dass er gerade ziemlich hungry ist. Lustiger Typ. Kaum abgehoben ziehen wir eine große Schleife vorbei am Kraftwerk bei Page. Unter uns erkennen wir den sich öffnenden Slot des Lower Antelope Canyon.
Bereits nach der nächsten Kursänderung können wir erahnen, wohin es als Nächstes geht – zum Horseshoe Bend. So schaut das Teil also von der anderen Seite aus, ganz interessant. Sämtliche Versuche mit dem Auto oder zu Fuß dorthin zu kommen scheinen ja bisher nicht erfolgreich gewesen zu sein ?!
… bis es dann weiter geht über den Lake Powell, der einen immer wieder faszinierende Ansichten von oben eröffnet. Man erkennt während des Fluges die unzähligen Seitenarme und hier und dort auch Hausboote.
Rainbow Bridge
Nach knapp 30 Minuten ist es dann so weit und wir erreichen den Bereich rund um die Rainbow Bridge. Der Bogen ist selbst aus der Luft noch riesig!
Quax dreht einige Schleifen mit dem Flieger, damit auch jeder wirklich was sehen kann. Das hat er gut gemacht, auch wenn uns beiden nach diesen 45°-Schleifen irgendwie „anders“ wurde in der Magengegend. SO anders, das ich selbst erst einmal vorsichtshalber nachgesehen habe, ob sich in der Tasche des Vordersitzes tatsächlich auch diese kleinen lustigen Tüten befinden die so manch einer schon einmal braucht.
Knapp eine Stunde später und mit einem flauen Gefühl im Magen erreichen wir schließlich wieder den Flughafen. Die Tüten sind zum Glück nicht benutzt worden von uns und wir freuen uns einfach nur das es mit dem Rundflug dann doch noch geklappt hat.
Wer nähere Details zu Flügen am Lake Powell haben möchte, der schaut einfach auf der Homepage von Westwind vorbei. Zum Sunset fahren wir noch einmal einige Aussichtspunkte an, morgen geht es dann als erstes weiter in Richtung Coral Pink Sand Dunes. Mal sehen was uns auf dem Weg dorthin noch so einfällt.
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