Die Nacht war viel zu kurz irgendwie, als mir der morgendliche Kaffeeduft aus der Küche in die Nase kriecht kann ich es kaum glauben. Aber wir sind ja hier bei Martina und Jon, daher weiß ich das kurz nach dem Aufstehen direkt das erste Highlight des Tages ansteht … nämlich das Frühstück. Egal wo du bist auf Island, nur selten wird dir ein Besseres serviert werden als hier.
Danach hieß es wieder Gerödel zusammenpacken und Abschied nehmen. Ich glaube, inzwischen kann ich sagen, es ist ein Abschied von Freunden. Darum fällt er mir hier immer besonders schwer. Wenn sich irgendwann einmal die Gelegenheit bietet würde ich hier auch mal eine ganze Woche oder länger bleiben. Der Aufenthalt bei Martina und Jon ist mit Geld gar nicht zu bezahlen. Es war wieder einmal einfach nur Spitzenklasse hier in Vik und Jon zeigt uns – bevor wir fahren – noch eine Höhle oben im Berg von irgendwelchen alten Siedlern. Schon beeindruckend wie das Leben früher so gewesen sein muss.
Jetzt aber nichts wie los, auch wenn es schwer fällt. Meine Kamera bleibt heute bereits im Rucksack, sämtliche Aufnahmen von mir – bis auf eine – wurden mit dem Smartphone gemacht. Daher auch der krasse Kontrast zu Roberts Fotos an diesem letzten Tag. Die einzige Nicht-Handy-Aufnahme ist das erste der folgenden Bilder, wo ich vom Strand aus die Vikurkirkja rangezoomt habe.
Reynisfjara und Dyrholaey
Skogafoss
Da er auf dem Weg liegt und wir ihn bisher außen vor gelassen haben, stoppen wir heute auch kurz am Skogafoss. Wie immer ist hier alles völlig überlaufen und für ein Foto ohne Menschen muss man schon reichlich lange belichten und stempeln hinterher. Aber es funktioniert …
Keldur
Nächstes Ziel heute ist Keldur. Die Farm liegt nicht weit von Hvolsvöllur entfernt. Das Haupthaus Keldnaskálinn soll das älteste Haus der Insel sein und aus dem 12.Jahrhundert stammen. Genauer lässt sich das wohl nicht eingrenzen denke ich, zumindest habe ich keine präzisere Angabe gefunden. Zwischen dem 12.und 13.Jahrhundert war Keldur in Besitz einer der mächtigsten Familien der Insel, dem Oddi Clan. Das Vulkangestein der in der Nähe gelegenen Hekla wurde unter anderem übrigens zum Bau der Häuser verwendet. Der Vulkan list an klaren Tagen wie heute wunderbar im Hintergrund zu sehen.
Auch direkt an einer Quelle gibt es hier ein kleines Turf House. Es ist eine Mühle und das einzige auf der Insel was in solch einer Lage gebaut wurde. In der Nähe dieser Quelle wurde bei Ausgrabungen seinerzeit ein 25 Meter langer Tunnel entdeckt, bei keiner anderen Farm auf Island ist das der Fall gewesen. Es wird vermutet das er als Fluchttunnel gedient hat im Zeitalter der Sturlungs, einer mächtigen Familie durch die es hier kurzzeitig sogar einen Bürgerkrieg gegeben hat.
Keldur ist auch Bestandteil der Njáls Saga, einer der größten und beliebtesten Sagen hier in Island. Es ist zudem die längste aller Sagen und findet hauptsächlich im Süden der Insel statt.
Krysuvik
Um ein wenig Boden gut zu machen und weil wir heute Morgen bei Jon erst so spät weg gekommen sind, fahren wir jetzt schnurstracks nach Reykjanes. Unser erstes Ziel dort ist das Geothermalgebiet bei Krysuvik.
Es ist so gut wie nichts los hier, weiß Gott nicht mehr selbstverständlich seitdem auch die Busrundreisen den Ort für sich entdeckt haben. Heute kann man aber schön genüsslich – sofern das in Anbetracht des Geruchs in der Nase möglich ist – und relativ alleine hier über den angelegten Holzpfad vorbei an Schlammtöpfen und heißen Quellen wandern.
Blaue Lagune
Da keiner der anderen bisher an der blauen Lagune gewesen ist fahren wir als nächstes dort hin. Unterwegs ändert sich plötzlich schlagartig der Straßenzustand. Von eben noch trocken und alles okay nach nass, glatt und plötzlich wieder alles weiß. Ich weiß nicht WIE lange und stark es hier gestern oder vorhin noch geschneit haben muss, aber der Schnee liegt geschätzte 30 – 40 cm hoch neben der Straße und geräumt ist hier auch nicht großartig etwas. Kurios anzusehen, wie an einer unsichtbaren Linie gezogen ist plötzlich wieder Winter dahinter.
Am Parkplatz der blauen Lagune angekommen herrscht ziemliches Chaos. Nur jede zweite Reihe ist überhaupt halbwegs freigeräumt für Fahrzeuge und die Parksituation dadurch ist nicht wirklich optimal. Mit dem Hilux finden wir trotzdem noch eine Ecke wo wir stehen können und machen uns auf den Weg um uns wenigstens mal kurz den Außenbereich anzuschauen.
Dort kommt man ja auch ohne zu bezahlen hin und bekommt einen Eindruck davon wie es im Inneren so aussehen könnte. Durch den starken Schneefall zuvor ist es allerdings recht mühselig hier lang zu laufen, der Schnee liegt teilweise Kniehoch. Das ich in diesem Urlaub überhaupt nochmal was Weißes sehen würde hab ich nach den letzten Tagen Kaiserwetter fast schon verdrängt gehabt.
Keflavik
Für mehr reicht unser Elan heute irgendwie nicht mehr aus, wir entscheiden uns das wir als nächstes nur noch ins Hotel Bed and Breakfast KEF Airport fahren und uns ein wenig an die Bar setzen später. Die Taschen müssen ja auch mal vernünftig umgepackt werden, in 10 Tagen schmeißt man ja doch alles einfach nur noch da rein irgendwann. Beim abendlichen Schlummertrunk lassen wir schließlich die letzten Tage alle zusammen Revue passieren und philosophieren über eventuelle nächste Reiseziele. Mehr dazu verrate ich aber noch nicht.
Die Abgabe des Mietwagens am nächsten Morgen verlief unspektakulär und zügig, es gab nichts zu beanstanden für den guten Mann der den Hilux kontrolliert hat. Und auch der Rückflug war irgendwie “wie immer“. Ich hab ausnahmsweise mal die Hälfte der Zeit verschlafen, was eher ungewöhnlich ist für mich. Flugzeuge und schlafen, das ist ja irgendwie nicht so meins.
Unten folgt jetzt noch das obligatorische Fazit, lies es dir gerne noch durch wenn du ein paar Sekündchen Zeit dafür erübrigen kannst.
Fazit
Ach Island, was machst Du bloß immer mit Deinen Besuchern? Als ich vor vier Jahren zum ersten Mal hier gewesen bin sollte es ein einmaliger Ausflug in den Norden werden. Inzwischen kenne ich Dich fast besser als die USA … mein liebstes Reiseziel bisher. Dein Winter ist speziell, in jederlei Hinsicht. Ich habe Nichts erwartet und Du hast uns alles gegeben was möglich ist. Blaues Eis in einem Gletscher, grünes Licht am Himmel, 8 Tage lang Traumwetter, zwei Tage Naturgewalten pur, herzliche Menschen die man sich nicht ausdenken kann und eine Natur die wieder einmal Ihresgleichen sucht.
Ich war von den letzten beiden Urlauben hier schon verwöhnt, eigentlich konnte es gar keine Steigerung mehr geben. Du hast das Unmögliche möglich gemacht. Wieder einmal hast Du mich umgehauen. Im positiven Sinne natürlich. Ich verneige mich vor Deiner grandiosen Natur. Takk fyrir!
Den ‚Island-ist-ausgebucht‘-Mythos kann ich ehrlich gesagt nach diesem Urlaub nicht so ganz nachvollziehen. Sicherlich ist es deutlich voller als früher und inzwischen ist die Insel tatsächlich zum Ganzjahresziel mutiert. Zu Recht, wie ich finde. Du kannst hier hin kommen wann du willst. Ganz gleich zu welcher Jahreszeit, Island wird dich jedes Mal aufs neue verzaubern. Egal ob blauer Himmel, Regen, Sturm, Schnee oder Eisregen.
Egal ob 20 Grad und Sonne oder -3 Grad und Schneetreiben … niemand verlässt die Insel ohne das sie sich in sein Herz geschlichen hat. Auch wenn nicht alles immer so klappt wie man sich das vorgenommen hat. Unser Plan, die Insel einmal zu umrunden, ist auf Grund der schieren Schneemassen und lang anhaltendem Dauerschneefall im Osten der Insel leider nicht ganz aufgegangen. Das ist aber ganz egal. Sicher, ich hatte mich schon sehr drauf gefreut mal einige neue Sachen zu sehen.
Speziell Arctic Henge wäre ein kleiner Wunsch von mir gewesen. Aber es macht halt auch Sinn sich ein wenig von den eigenen, strikten Vorgaben zu lösen die man sich vorgenommen hat. Letztlich ist es doch völlig egal ob alle Punkte auf einer Liste auch abgehakt werden die man sich vorgenommen hat. Wir sind schließlich nicht auf der Flucht!
Die Entscheidung, den Osten zu streichen und stattdessen via Westen in den Süden zu fahren, hat sich als goldrichtig erwiesen. Intuition ist manchmal eben doch ein guter Berater. Es war ein Urlaub der Extreme. Hoffen und Bangen in Akureyri ob man überhaupt noch aus der Stadt raus kommt, Augen reiben nur einen Tag später ob des traumhaften Wetters im Süden der Insel. Solche Geschichten werden nur auf Island geschrieben.
Highlight für uns alle war sicherlich die Gletscherwanderung und der Besuch der zwei Eishöhlen. Ich habe einiges bisher gesehen auf den ganzen Reisen, dieser Tag wird sich trotzdem bis ans Lebensende in meinen Erinnerungen feste verankern. Wir sind fast an unsere Grenzen gekommen, obwohl wir – außer laufen – ja eigentlich gar nicht wirklich viel machen mussten.
Auroramäßig können wir uns eigentlich auch wieder nicht beklagen, aber besser geht ja irgendwie immer und natürlich wäre es auch mal toll wenn wir irgendwann einmal das richtige Timing haben und einen Solar Storm erwischen würden. Den haben wir leider um wenige Tage verpasst dieses Mal. Aber irgendwann werden auch wir diesbezüglich einfach mal Glück haben. Es ist und bleibt halt ein Naturphänomen und gerade das macht es ja auch zu so etwas Besonderem.
Japaner glauben ja daran das Polarlichter mythische Kräfte besitzen und man dadurch fruchtbar wird wenn man sich ein Kind wünscht. Ich hingegen glaube, das es einfach nur eines der beeindruckendsten Dinge ist die man auf diesem wunderschönen Planeten live miterleben kann.
Für mich war es nun die sechste Reise hier her und das erste Mal in all den Jahren hab ich die Gelegenheit gehabt Islandpferde im Galopp zu sehen. Man entdeckt halt jedes Mal noch neue Sachen. Krisztina und Robert waren jetzt zum zweiten Mal hier und für Mario ist es das erste Mal gewesen. Hätte ich bei meinem ersten Besuch solch ein Wetterchen gehabt, ich hätte gar nicht gewusst was das eigentlich bedeutet. Es ist für Island wie ein Sechser im Lotto mit Zusatzzahl.
Aus fototechnischer Sicht betrachtet ist blauer Himmel für mich allerdings immer der absolute Super-GAU, es gibt nichts langweiligeres! Wenn ich mir die Aufnahmen querbeet so betrachte aus den vergangenen 10 Tagen passt es teilweise gar nicht zum wilden, rauen Klima der Insel. Da sind halt Fotos mit tief hängenden, bedrohlich wirkenden Wolken deutlich netter anzusehen hinterher. Das klingt jetzt fast so als könne man mir nichts recht machen, das ist aber natürlich Quatsch.Wir alle können glaube ich guten Gewissens sagen das es (wieder) nicht das letzte Mal hier gewesen sein wird. Dafür ist Island einfach zu schön, zu einmalig, zu beeindruckend und zu unvergesslich.
Das isländische Hochland steht ja auch immer noch auf der To-do-Liste, ich schätze mal das ich mich nicht mehr lange davor drücken kann dort mal einen oder zwei Fußabdrücke zu hinterlassen. Natürlich nur dort wo es auch erlaubt ist und getreu dem Motto von Chief Seattle: „Take only Memories, Leave Only Footprints“. Ich will wieder zurück !!
Basierend auf dieser Reise gibt es noch den ein oder anderen Blogbeitrag, so habe ich zum Beispiel aktuell bereits einen Artikel online, welcher sich mit einer Reise im Winter nach Island beschäftigt. Was gibt es zu beachten wenn du so etwas planst, womit musst du vor Ort rechnen und welche Dinge sollte man unbedingt bei der Planung mit einbeziehen !? Auch ein Beitrag zu Eishöhlen in Island ist bereits fertig.
In diesem Sinne, bis zum nächsten Mal und DANKE das du den Bericht gelesen hast.
Jetzt habe ich es endlich geschafft den Reisebericht zu lesen. Großartig!!! Beeindruckende Landschaft, klasse Bilder, tolle Truppe, super Auto und in meinem nächsten Leben will ich auf Island geboren werden.
Liebe Grüße, Michaela
Huhuuu … das unterschreibe ich alles genau SO! Ich darf mir die Berichte nicht allzu oft mit Abstand anschauen, sonst will ich direkt wieder einen Flug buchen ;-)
top
DANKÖ !!