Der Blue Canyon in Arizona ist einer DER Orte auf der Reise, auf den wir uns beide mit am meisten gefreut haben glaube ich. Auf der Tag heute fiebern wir schon lange hin. In den letzten Jahren gab es ja immer wieder im Internet diverses Gerede über diesen Ort. Ob zu Recht oder Unrecht, darüber lässt sich wohl streiten. Dieser ist eigentlich „nur“ ein Seitenarm des Coalmine Canyons.

 

 

Blue Canyon

Zwei Anfahrtsmöglichkeiten gibt es. Wir entscheiden uns heute für die östliche. Im Nachhinein möchte ich meinen, eine bessere Gravelroad wird man wohl kaum irgendwo finden um zu einem solchen Ort zu kommen, der immer noch recht abseits der üblichen Touristenströme liegt. Man fährt teilweise jenseits der 40 mp/h.

Gegenverkehr sieht man bereits von weitem und eigentlich gibt es – selbst bei schlechtem Wetter am Vortag – nur eine wirklich haarige Stelle auf den gesamten 13 Meilen (ca. 21 km). Nämlich ein Gefälle auf der letzten Meile und einen kurz dahinter nicht zu unterschätzenden Wash. Das Gefälle kann man inzwischen auf einer flacheren und alternativen Piste seitlich „umfahren“.

Bei dem Wash sieht das schon schlechter aus. Hier sollte man den Wagen dann vorher besser irgendwo parken und den Rest zu Fuß laufen. Von dort aus ist es noch eine knappe Meile zu laufen bis zum Ziel. Links auf dem unteren Foto sieht man in einiger Entfernung bereits das rot-weiße Band vom Blue Canyon. Rechts erkennt man das Gefälle mit einigen sandigen Stellen an dessen Ende der Wash wartet.

Blue Canyon Area

Blue Canyon Area

 

Zum Glück war die komplette Strecke inklusive Gefälle und Wash aber furztrocken bei unserem Besuch. Die wenigen sandigen Abschnitte stellen somit kein Problem dar. Da es auch noch recht früh ist als wir eintreffen sind wir mutterseelenallein hier. Wie schon so oft, wenn man früh losfährt und zeitig irgendwo ankommt.

Hoodoos im Blue Canyon

Hoodoos im Blue Canyon

 

Einziger Nachteil bei einem Besuch am frühen Morgen: Die bekannteste Formation hier, die Five Padres, liegen im Gegenlicht. Da haben wir nun schon fast perfektes Fotowetter und dann so etwas. Na ja, man kann ja nicht alles haben und irgendwann könnte man ja auch noch einmal zum Sonnenauf- oder Untergang hierher kommen.

Das tut dem ganzen aber keinen Abbruch. Das zu erkundende Gebiet ist groß genug für reichlich Bildmaterial, die Five Padres sind nur ein winziger Bruchteil davon.

Die Five Padres im Gegenlicht des frühen Morgen

Die Five Padres im Gegenlicht des frühen Morgen

 

Immer wieder ist davon die Rede, dass für dieses Gebiet hier eine Permit benötigt wird. So richtig präzise Informationen kann einem jedoch nicht wirklich jemand geben. Weder das ach so schlaue Internet, noch irgendjemand vor Ort. Wir haben keine gehabt, auch wenn wir aus Deutschland kommen und das Permitgeschwafel ja eine rein deutsche Untugend für diesen Ort hier zu sein scheint.

Wir haben den Tag ohne Fluch irgendeines Indianer-Häuptlings, ohne Strafzettel an der Windschutzscheibe irgendeines Officers und ohne Kratzer an der Türe irgendeines Kommunisten überlebt. Scheint also alles seine Ordnung gehabt zu haben.

Selbstverständlich haben wir auch keinen Fuß auf die Erde gesetzt, sondern sind wie alle anderen die hier hinkommen, über den Boden geschwebt! Wie DAS geht? Nun, frag doch Mr.Google oder Community-Leute, die wissen das bestimmt!

Im Blue Canyon

Im Blue Canyon

 

Gesteinsformation

Gesteinsformation

 

Der Zeitaufwand für den Blue Canyon beträgt – je nach Fotolaune und Wetterverhältnisse – gut und gerne zwischen 1 und 5 Stunden. Ich denke aber, dass man sich unter Garantie auch einen ganzen Tag hier aufhalten kann.

In Sichtweite rechts neben den Blue Canyon ist zudem noch ein weißes Felsgebiet sichtbar, welches unter Umständen ebenfalls noch darauf wartet, entdeckt zu werden. Wer also unterwegs vom Grand Canyon zum Canyon de Chelly oder umgekehrt ist, der sollte den Abstecher zum Blue UND Coalmine Canyon nicht scheuen. Beide sind im Prinzip recht gut zu erreichen. Die genaue Anfahrt dürfte inzwischen kein Geheimnis mehr sein.

Blue Canyon Panorama

Blue Canyon Panorama

 

 

Fazit Blue Canyon

Ich persönlich kann den Hype um diesen Ort hier nicht ganz nachvollziehen. Rückbetrachtend gefallen mir die Fotos eigentlich sogar besser als der Ort selber. Sicherlich macht es Spaß hier herumzulaufen und die „Zipfelmützen“ abzulichten. Woher DER Name wieder kommt, ist mir allerdings ein größeres Mysterium als der Ort selber.

Wären die Steine blau und hätten weiße Kappen auf, DANN kämen wir dem schon näher. Aber DANN wären wir auch in Schlumpfhausen und nicht im Blue Canyon. Egal! Just my 2 cents. Die Fahrt über die Dirt Road zurück zur asphaltierten Straße dauert knapp 30 Minuten und fast schon in Dirt-Road-Lichtgeschwindigkeit sind wir wieder zurück in der Zivilisation.

 

 

Canyon de Chelly

Unsere Fahrt geht nonstop weiter über die US191 nach Chinle, wo wir direkt schon mal im Hotel einchecken und einen heftig einsetzenden Regenschauer aussitzen. Schon komisch, davon war im Wetterbericht eigentlich keine Rede. Nachdem es aufgeklart hat fahren wir schließlich zum nahegelegenen Canyon de Chelly

Entering Canyon de Chelly ... "nur" ein National Monument

Entering Canyon de Chelly … „nur“ ein National Monument

 

Kurze Zeit später hat der Wettergott sich beruhigt. Die Wolken werden heller und hier und da blinzelt sogar die Sonne durch. Zeit sich auf den Weg zum Eingang des National Monuments zu machen. Dieses teilt sich eigentlich in zwei Bereiche auf. Biegt man hinterm Eingang links ab, gelangt man auf die North Rim Road entlang des Canyon del Muerto zu den einzelnen Overlooks der diversen Caves.

Fährt man geradeaus weiter, kommt man auf die oneway Park Road des South Rim Drives, an deren Ende sich auch der bekannteste Felsen hier, der Spider Rock, befindet. Nach einem kurzen Abstecher im Visitor Center entscheiden wir uns heute für letztere Variante.

Den etwas merkwürdig anmutenden Namen hat der Park im Übrigen den Navajos zu verdanken. „Chelly“ wurde nämlich in deren Sprache vom Wort Segi abgeleitet was soviel wie Felsschlucht bedeutet. Davon gibt es hier derer zwei. Genau genommen sind es eigentlich vier, allerdings sind nur zwei für die Öffentlichkeit zugänglich. An der tiefsten Stelle gräbt sie sich bis zu 300m ins Colorado Plateau hinein.

Auf dem South Rim Drive erwarten einen sieben Scenic Points, allesamt mehr oder weniger sehenswert. Im Grunde genommen bekommt man immer wieder Einblicke in die einzelnen Felsenschluchten und auf diverse Ruinen.

Scenic Point entlang der Park Road

Scenic Point entlang der Park Road

 

Als schönste Ruine hier im National Monument gilt die White House Ruin. Zu Ihr kann man auch als einziges ohne einen indianischen Führer gelangen. Der Trail dorthin ist 2.5 Meilen lang (oneway) und führt hinunter auf den Boden des Canyons bis kurz vor die Ruine. Mangels Sonne, Zeit und einem geschätzten Zeitaufwand von 3 Stunden klemmen wir uns das aber heute.

Stattdessen fahren wir recht zügig weiter bis zum Ende der Park Road. Hier befindet sich der 244 Meter hohe Spider Rock. Mit 300 Meter Höhe befindet man sich hier zudem am höchsten Overlook des gesamten Parks. Natürlich ist das dann auch der überlaufendste Punkt, nirgendwo sonst waren mehr Leute gleichzeitig anzutreffen wie hier. Trotzdem wirkt es nie wirklich überfüllt, irgendwie verläuft sich das alles recht schnell.

Spider Rock

Spider Rock

 

Gut eine Stunde haben wir darauf gewartet, dass die Sonne sich zeigt und die beiden Felsnadeln eventuell einen fotogenen Schatten werfen. Leider wurden wir aber an der Nase herumgeführt. Die meiste Zeit war es bewölkt, obwohl es ständig so ausgesehen hat, als wenn es jede Minute aufklaren müsste.

Aber Fehlanzeige. Die einzigen Sonnenstrahlen, die auch nur ansatzweise in die Nähe der Felsnadeln gekommen sind, zeigt das Panorama oben. Kurz darauf war der Spaß allerdings auch schon wieder vorbei.

Schade eigentlich, dabei soll eigentlich der späte Nachmittag die optimale Zeit sein für ein Foto hier. Früh morgens kann man ganz vergessen – totales Gegenlicht. Erst 2012 war der Wettergott gnädig und wir konnten den Spider Rock bei anderem Licht bewundern.

Na ja, mal schauen wie es morgen früh ausschaut. Der Wetterbericht sieht eigentlich ganz gut aus und in Richtung Moab trübt auf der Wetterkarte kein Wölkchen den Himmel. Eventuell machen wir einen kurzen Abstecher über 4 Corners nach Mesa Verde. Fahrtechnisch ist das kein großer Umweg. Lassen wir uns überraschen.

Relativ zeitig verkriechen wir uns jedenfalls auf unser Zimmer im Days Inn unweit des Parkeingangs. Bis dann!