Heute Morgen dürfen wir am Wagen erst einmal die Scheiben frei kratzen, es ist nämlich saukalt. Dafür scheint aber die Sonne von einem fast wolkenlosen Himmel … das verspricht ein schöner Tag zu werden. Gerade für Mammoth Hot Springs wäre das natürlich optimal.
Ab heute haben wir auch einen neuen Mitfahrer, der Biber-Ranger treibt ab sofort sein Unwesen. Der stand gestern in einem Souvenirladen und wollte unbedingt mit. Das hat er jetzt davon …
Wieder vorbei am Weißkopfadlerbaum machen wir uns auf, den nördlichen Teil des Parks zu erkunden. Es sollte einer der schönsten Tage des gesamten Urlaubs werden. Doch der Reihe nach.
Bereits auf der westlichen Zufahrtsstraße begegnen wir wieder einigen Bisonherden, die gemächlich quer über die Straße schleichen. Die wenigen Autos die zu dieser frühen Stunde unterwegs sind scheinen sie nicht großartig zu stören, zumindest haben wir den Eindruck.
Norris Geysir Basin
Erster Stopp heute ist das Norris Geysir Basin, wo sich unter anderem der mächtige Steamboat Geysir befindet. Er ist der größte aktive Geysir der Welt, seine Fontänen können im Schnitt 90 Meter hoch werden. Allerdings kann man den Zeitpunkt seines Ausbruchs nicht vorhersehen.
Der letzte war zum Beispiel am 23. Mai 2005, er hat aber auch schon mal 50 Jahre Pause gemacht zwischen zwei Eruptionen. So lange wollen wir dann doch nicht warten …
Wir wandern noch ein wenig die restlichen Trails entlang, bevor wir uns wieder auf den Weg machen. Vorbei am Nymph Lake und den Twin Lakes, führt uns die Fahrt als Nächstes zur Sheepeater Cliff. Diese quaderförmigen Steine sind durch erkaltete Lava entstanden und haben Ihren Namen von den Indianern bekommen, die seinerzeit hier gelebt haben.
Mammoth Hot Springs
Nächster Stopp ist dann auch schon Mammoth Hot Springs, die inzwischen leider fast ausgetrockneten Sinterterrassen. Nur vereinzelt sprudelt und plätschert es noch und man kann ansatzweise erahnen, wie faszinierend es hier mal ausgesehen haben muss.
Nichtsdestotrotz übt dieser Ort wieder eine ganz andere, eigene Faszination auf einen aus. Ähnliches gibt es schließlich nicht allzu oft auf dieser Welt … Pamukkale in der Türkei lässt sich wohl als einziges damit vergleichen.
Wiki-Wissen: Die Sinterterrassen und heißen Quellen bei Mammoth Hot Springs wurden 1871 offiziell durch eine geologische Expedition unter Ferdinand V. Hayden entdeckt. Noch im selben Jahr benannte der Goldsucher Harry Horr die Quellen. Bereits bevor Hayden auf sie gestoßen war, dürften sie einigen Indianer-Völkern bekannt gewesen sein
Das Areal hier ist recht groß und wir halten als Erstes an der Upper Terrace Area und laufen einmal den kompletten Holztrail ab. Dieser Bereich ist für Wohnmobile und Busse übrigens gesperrt. Schade eigentlich, denn den Leuten entgeht unter anderem der Orange Spring Mound, an dem man auf dem Rückweg zur Durchgangsstraße vorbeikommt.
Außerdem sieht es hier noch schön tot aus, ein unwirkliches Bild was man sich eigentlich gar nicht so richtig vorstellen kann, wenn man es nicht selbst gesehen hat …
Weiter geht es zur Lower Area, wo sich einem erst das gesamte Ausmaß der Terrassen erschließt. Auch hier laufen wir wieder überall herum wo es erlaubt ist und staunen über die unglaubliche Farbenvielfalt. Dabei ist das eigentliche Farbspektrum an sich gar nicht so riesig. Es bewegt sich alles irgendwo im weiß-braun-sandfarbigen Bereich …
Wir lassen die Mammoth Hot Springs ganz gemächlich auf uns wirken, bevor wir dem angrenzenden General Store noch einen Besuch abstatten.
Übers Blacktail Plateau und vorbei am Petrified Tree (den kann man sich getrost klemmen) nähern wir uns dem Tower Fall. 40m stürzt das Wasser hier in die Tiefe. Von einem Scenic Point – den man auf einem kurzen Trail erreicht – hat man eine recht gute Aussicht auf diesen Wasserfall. In Anbetracht der Tatsache, das wir aber später noch an den Lower und Upper Falls vorbeikommen, hält sich die Dauer unseres Aufenthaltes hier eher in Grenzen.
Wir fahren weiter Richtung Canyon Village, wo der Drive zum Grand Canyon abgeht. Unterwegs stehen plötzlich wieder ein Dutzend Autos und zwei Dutzend Menschen am Wegesrand. Zwei Ranger mit neongelben Warnwesten lotsen uns weiter und wir halten natürlich an der nächstbesten Stelle. Im Dickicht raschelt irgendwo etwas. Als wir sehen WAS dort raschelt, läuft uns das Wasser direkt bis Oberkante Unterlippe im Mund zusammen.
Es ist ein Schwarzbär, genauer gesagt ein Schwarzbär-Teenager. So einen zu sehen soll laut Ranger noch seltener vorkommen als einem Grizzly zu begegnen. Leider verkrümelt sich der Kleine aber sehr bald so weit in den Wald, dass man kaum noch was von ihm erkennen kann. So ein Spielverderber.
Der Menschenknubbel am Straßenrand entknotet sich langsam und auch wir fahren weiter zum Grand Canyon of Yellowstone. Der gesamte Canyon ist fast 32 Kilometer lang, 800 Meter breit und knapp 300 Meter tief. Jeder Scenic Point wird ausgiebig von uns erkundet, und wirklich jeder einzelne von ihnen lohnt auch einen Stopp.
Die Bilder, die wir im Vorfeld hiervon gesehen haben, lügen nicht. Die ganze Szenerie ist kaum zu übertreffen und wirkt schier überwältigend auf uns!
Wir tasten uns Meter für Meter an die Lower Falls heran. Erst von einigen weiter entfernten Aussichtspunkten, bis wir schließlich am Trail ankommen, der sich Uncle Tom’s Trail nennt und direkt bis runter zur Sturzkante führt. 150 Höhenmeter überwindet man auf den U-Turns nach unten.
Und jeder einzelne Meter davon lohnt sich. Unten angekommen ist das Geräusch des herabstürzenden Wassers geradezu ohrenbetäubend schön. 93,3m fällt es hier tief in den Yellowstone River.
Je nach Sonnenstand hat man dann auch das Glück einen Regenbogen zu sehen. Als i-Tüpfelchen vor dem eh schon farbenprächtigen Canyon ist das ein Anblick, der für mich persönlich zu den schönsten des gesamten Urlaubs zählt.
Hier will man am liebsten gar nicht mehr weg. Auch in Anbetracht des mühsamen Aufstieges der einem ja schließlich irgendwann wieder bevorsteht. In guter alter Kraxelhuber-Manier lesen wir dem Berg aber die Leviten und bezwingen ihn in gerade einmal knapp 12 Minuten. Na also, geht doch! Auf jeden Fall ein absolutes MUST-DO, wenn man hier im Yellowstone ist!
Mittlerweile ist es später Nachmittag und wir machen uns auf den Weg zurück nach Norris und im weiteren Verlauf nach Madison. Plötzlich muss ich aber hart in die Eisen steigen, der Wagen vor mir zieht plötzlich auf den Grünstreifen. Die Erklärung dafür kommt umgehend – überall stehen Autos, der ganze Randstreifen wird quasi als Parkplatz missbraucht. Da muss definitiv wieder irgendwas Besonderes irgendwo links in dem Felsberg sein.
Schätzungsweise 30 Fotografen, alle mit mehr oder weniger aufgebauten Raketenabschussrampen und darauf montierten Panzerabwehrgeschossen (könnten aber auch Stative mit Kameras gewesen sein, ich bin mir nicht ganz sicher) belagern die Straße und starren ins Leere.
Auf die Nachfrage was es denn dort zu sehen gibt, sagt uns ein Ranger (der muss den Verkehr regeln, weil es hier so chaotisch zugeht) das hier irgendwann mal vor einiger Zeit heute eine Coyotenfamilie samt Babys gesehen worden sind, wie sie sich oben in den Felsen verkrochen haben. Jetzt würden allerdings seit 2 Stunden alle ins Nichts gucken.
Er grinste neckisch dabei und eigentlich war klar, das er nicht unbedingt mehr damit rechnen würde das dort oben heute noch was passiert. Wir warten trotzdem eine knappe halbe Stunde bevor wir wieder weiter fahren.
Im Ort angekommen schauen wir uns noch kurz im IMAX-Theater um, ein lustiges Shirt muss auch noch dran glauben. Abschließend machen wir was, was wir auch noch nie gemacht haben drüben: Wir holen uns im Supermarkt Menüs für die Mikrowelle und essen auf dem Zimmer – genial!
Der Wetterbericht für morgen sieht „so lala“ aus, hoffentlich haben wir am letzten Tag hier nochmal ein wenig Glück diesbezüglich. Wie auch immer, der Tag heute wird uns auf jeden Fall noch lange im Gedächtnis bleiben …
Gute Nacht, bis morgen … dann ist „Pooltag“. Es geht zum West Thumb Basin und zum Old Faithful.
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