Als der Wecker dann mitten in der Nacht wieder klingelt, torkele ich schlaftrunken zum Fenster, um erst einmal die Wetterlage zu checken. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge krieche ich zurück ins Bett, es ist nämlich am Regnen. Der Canyonlands National Park kann also getrost noch warten.
Es wird auch heute wieder nichts mit dem erhofften Sonnenaufgang. Tja, soll wohl anscheinend nicht sein dieses Mal. So schlafen wir noch ein wenig weiter und gehen um 7 Uhr erst frühstücken.
Canyonlands National Park
Wir beratschlagen kurz was wir machen sollen und entschließen uns, trotzdem zum Canyonlands National Park zu fahren. Den haben wir zwar letztes Jahr ebenfalls bei schlechtem Wetter schon besucht, aber man kann ja nie wissen. Vielleicht klart es ja wirklich noch auf hinterher.
Den Abzweig zum Dead Horse Point lassen wir erst mal links liegen, da wir ja noch auf ein wenig Sonne hoffen wollen wir den dann lieber auf dem Rückweg mitnehmen. Wir fahren deshalb weiter bis zum Shafer Trail Overlook …
… und danach zum Mesa Arch, einem der heimlichen Stars hier im Canyonlands National Park. Erfreulicherweise sind kaum Leute vor Ort, also wir eintreffen.
Eine russische Familie muss anscheinend wieder zeigen, wie toll sie sind. Einer von denen klettert oben fast bis in die Mitte des Archs. Mut und Irrsinn liegen eben dicht zusammen. Gut heißen muss man so etwas auf jeden Fall nicht.
Ich werfe ihm ein paar böse Blicke zu und wünsche mir eigentlich eine Windhose herbei in dem Moment. Dann denke ich: Vorsicht, manchmal werden Wünsche ja wahr.
Wir halten uns trotz Bewölkung eine ganze Zeit lang hier auf und können jedem Blickwinkel wieder etwas Neues abgewinnen. Besonders Frauchen hat anscheinend Spaß daran gefunden, alles Mögliche hier zu knipsen. Wir beobachten eine anscheinend professionelle Fotografin, die sich eine ganze Zeit lang einer Pflanze vor einem Baum widmet.
Ich kann an diesem Anblick erst gar nichts Besonderes finden. Erst hinterher auf dem Foto merke ich, das es ein eigentlich recht nettes Motiv ist … an dem ich bestimmt wieder achtlos vorbeigegangen wäre.
Upheavel Dome
Als Nächstes nehmen wir den Abzweig zum Upheavel Dome, den wir beim letzten Besuch völlig außer Acht gelassen haben. Über diesen knapp 360m tiefen Krater existieren unterschiedliche Theorien über seine Entstehung. Die einen sagen, er wäre durch einen Meteoriteneinschlag entstanden. Die anderen sprechen von einem eingestürzten Salzstollen. Nun, wir wissen letztendlich nicht, was da vor uns liegt.
Einen Meteoritenkrater könnte ich mir aber durchaus in dieser Form vorstellen. Zwar etwas unsymmetrisch. Müssen solche Einschläge immer wie mit dem Zirkel gezogen aussehen?
Man kann hier zwei Trails laufen, wir entscheiden uns nur für den kürzeren zum unteren View Point. Dass der obere eine bedeutend bessere Aussicht auf diesen eigentlich recht trostlosen Flecken Erde hergibt, wage ich zu bezweifeln. Ich lasse mich aber natürlich gerne auch vom Gegenteil überzeugen!
Zurück am Parkplatz testet Frauchen erst einmal wieder den Zustand der dortigen Pit Toilet. Ihrem Gesicht nach zu urteilen als sie zurückkommt, ist dieses Erlebnis auch wieder ziemlich toll gewesen – wie immer auf solchen Toiletten.
Grand View Point
Wir fahren die Stichstraße wieder zurück … und werden mittlerweile mit einer ziemlich bedrohlich aussehenden Wolkenfront in Richtung Grand View Point konfrontiert. Na hoffentlich bleibt es wenigstens trocken!
Wir stoppen unterwegs aber erst einmal am Green River Overlook, der auch dieses Mal wieder ziemlich beeindruckend aussieht! Außer uns sind nur noch 3 andere Leute am Scenic Point. Es ist eine kleine Gruppe Harley-Fahrer, die augenscheinlich sehr überwältigt von der Aussicht sind.
Okay, bei schönem Wetter ist das hier bestimmt NOCH überwältigender. Aber auch SO wirkt man als einzelner hier oben schon ziemlich klein.
Ich würde trotzdem AUCH gerne irgendwann endlich mal bei Sonnenschein vor Ort sein, aber heute ist nicht aller Tage. Schließlich erreichen wir den letzten und südlichsten Punkt in dieser Sektion des Canyonlands Nationalparks, den Grand View Point. Hier ist es – wie erwartet – auch am vollsten. Trotzdem erwische ich noch eine Parklücke nicht allzu weit weg.
Wir gehen ein bisschen an der Abbruchkante auf und ab und suchen uns Stellen heraus, die nicht allzu überlaufen sind. Diese findet man, wenn man sich bereits auch nur ein kleines Stück vom Hauptaussichtspunkt entfernt. Dort steht gerade ein Park Ranger inmitten einer Menschentraube und erklärt den gespannt lauschenden Zuhörern die Entstehung dieses Canyons.
In einiger Entfernung geht der Entstehungsprozess anscheinend gerade in diesem Moment weiter. Dort können wir nämlich den Regen sehen, wie er in schönen Bindfäden gen Boden fällt. Anscheinend haben wir aber wenigstens hier an Ort und Stelle im Park Glück und es bleibt trocken heute.
Nachdem wir uns im Canyonlands National Park genug umgesehen haben machen wir uns auf den Rückweg. Der Dead Horse Point State Park steht nämlich für uns noch auf dem Plan. Den haben wir letztes Mal ausgelassen, was ich damals bereits unheimlich bereut habe. Heute liegen wir aber gut in der Zeit und deshalb ist der Abstecher dorthin kein Problem.
Dead Horse Point State Park
Am Visitor Center vom Dead Horse Point State Park zahlen wir die seinerzeit 7 US$ Gebühr und können uns entscheiden. Von hier aus zu Fuß zum Overlook gehen? Oder doch direkt mit dem Auto dorthin fahren? Da wir natürlich bequem sind fahren wir die kurze Strecke und zu unserer Freude sind wir wieder einmal fast alleine an einem Scenic Point.
Zumindest waren wir das so lange, bis ein Reisebus voller amerikanischer Touristen angekarrt wurde. Ab diesem Zeitpunkt war es erst einmal vorbei mit der Ruhe und wir sind immer dorthin geflüchtet, wo gerade nicht so viel los gewesen ist.
Hier soll ja angeblich auch die Anfangs-Sequenz von Mission Impossible 2 mit Tom Cruise gedreht worden sein. Die Suche nach der richtigen Location gestaltet sich allerdings schwierig bis unmöglich. Da es glaube ich genügend 4:3 Bilder von dem Punkt gibt, stelle ich einfach mal ein Panorama hier rein.
Ich war ja erst ein wenig skeptisch, ob der kleine Umweg und die seinerzeit 7 US$ Gebühr sich lohnen würden für (eigentlich) nur einen einzigen Aussichtspunkt. Im Nachhinein würde ich sagen JA. Wir haben es nicht bereut.
Laut Reise Know-How gibt es hier im Park auch eine der schönsten Picnic-Areas des gesamten Südwestens. Das würde ich so zwar nur halb unterschreiben, die Aussicht ist aber definitiv nur schwer zu toppen. Zumindest bei ein paar der Plätze, die hier wirklich zahlreich vorhanden sind. Am frühen Nachmittag verlassen wir den Park wieder und überlegen kurz, wie es nun weiter geht.
Als wir wieder auf dem Rückweg runter nach Moab sind, schwirrt uns kurz ein Abstecher zum Corona Arch durch den Kopf. Da die Wolken dort in diese Richtung allerdings nichts Gutes verheißen schenken wir uns das kurzerhand und beschließen, den Rest des Tages in Moab selbst zu verbringen … und bummeln endlich mal in aller Ruhe durch die Geschäfte auf der Suche nach ein paar Souvenirs.
Morgen verlassen wir dann langsam das Gebiet der roten Steine und machen uns auf den Weg nach Denver. Neuland für uns. Dort in dieser Ecke waren wir schließlich noch nicht.
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