Die Nacht verlief absolut ruhig, außer uns waren eh nur noch 3 andere Zimmer belegt … obwohl im Internet damit „gedroht“ wird, dass der Schuppen fast ausgebucht ist. Na ja, so kann man sich auch künstlich wichtiger machen als man ist – aber gut, vermutlich machen andere das genauso. Man merkt, dass es in Richtung Mývatn geht, hier im Norden ist halt deutlich weniger los im Gesamten. Mit uns hat übrigens das Team von „Landscape Photography Iceland“ hier übernachtet, denen werden wir auch gleich noch am Wasserfall begegnen.
Während wir in wenigen Minuten alles abgegrast haben fummeln die ewig lange an einer einzelnen Einstellung und ihren Filtern herum. Na ja, jeder wie er meint. Das Frühstück hier in der Pension hat es jedenfalls wieder etwas rausgerissen, was den Gesamteindruck angeht. Aber das ist hier in Island eh immer überdurchschnittlich gut, soweit ich das bis jetzt beurteilen kann. Wir checken aus, schnüren unser Gepäck und machen uns auf in Richtung Mývatn … allerdings nicht ohne noch einmal am östlichen Viewpoint des Godafoss zu halten. Eigentlich liegt dieser eher unvorteilhaft, weil man den kompletten Wasserfall gar nicht auf ein einziges Foto bekommt.
Warum der Parkplatz also hier und nicht auf der anderen Seite errichtet worden ist, entzieht sich eigentlich jeglicher Logik. Aber nun gut, man muss zum Glück nicht alles verstehen. Vielleicht will man die ganzen verrückten Massentouristen auch von der anderen Seite etwas fernhalten, wo sonst unter Umständen noch jemand zu nah ans Wasser geht und nasse Füße bekommt.
Seit 2016 gibt es auch auf der anderen Seite einen großen, asphaltierten Parkplatz und eine Aussichtsplattform. Wie auch immer … so schaut das Ding von der anderen Seite aus.
Theoretisch könnte man bis ziemlich weit vorne an die Sturzkante gehen hier auf der Seite, praktisch war das aber durch recht viele und ziemlich große Pfützen (bedingt durch Schneeschmelzwasser) kaum möglich ohne einige riskante Sprünge abzuliefern die von Stein zu Stein gegangen wären. Da uns das beiden zu riskant gewesen ist und wir vermutlich auch beide einfach nicht bis zum letzten Gehen für ein Foto, klemmen wir uns das.
Der Step zum Mývatn ist heute jedenfalls relativ kurz und so können wir dort wunderbar früh bereits vor Ort sein. Als wir die Hochebene Mývatnsheiði erreichen schaut das Wetter allerdings erst einmal gar nicht soooo vielversprechend aus – allerdings soll sich das laut einem norwegischen Wetterbericht heute um 12 Uhr ändern. Ich hab keine Ahnung, wie der das auf die Stunde genau vorhersagen will, aber warten wir es einfach mal ab.
Hverfjall Krater
Wir nehmen die südliche Route um den Mývatn, unser erstes Ziel ist nämlich der Krater Hverfjall. Der 160 Meter hohe Krater hat oben einen Durchmesser von knapp 1 Kilometer und entstand vor etwa 2500 Jahren während eines einzigen Ausbruchs. Das Bild hier unten wurde zwar erst abends gegen 23 Uhr aufgenommen, verdeutlicht aber schön, dass der eigentliche Krater an jeder Seite unterschiedlich hoch ist!
Die kurze Gravel Road zum Parkplatz am Fuße des Kraters ist in relativ gutem Zustand, von oben können wir später sogar einen Grader beobachten wie er die Strecke noch einmal ausbessert. Der Aufstieg entpuppt sich als relativ harmlos, wobei die 160 Meter den Hang hinauf aber auch erst einmal bewältigt werden wollen. Hier unten auf dem Foto sieht man ein paar Leutchen gerade hinunterwandern. Verfolgt man die Spur, erkennt man unten den kleinen Parkplatz, wo geschätzt 12 Auto stehen.
Das folgende Bild war eines einer Serie, welche ich mit der iPhone-Kamera immer wieder mal zwischendurch gemacht habe. Vielleicht sollte ich mir angewöhnen des Öfteren diese Möglichkeit der „Schnappschüsse“ offenzuhalten zwischendurch. Die Ergebnisse sind in der Tat mittlerweile recht brauchbar.
Das hier unten ist jetzt bereits das sechste von knapp 30 Bildern die es letzten Endes in den Bericht geschafft haben. Solltet ihr nicht herausfinden, welche Bilder überhaupt mit dem iPhone gemacht wurden, überlege ich mir zukünftig mein Equipment komplett zu verticken und nur noch mit Smartphone zu knipsen *lach*
Lässt man den Blick nach links schweifen überblickt man das Gebiet um den Mývatn, wenn die Sonne kurz durch die immer größer werdenden Wolkenlücken blitzt, kann man das türkisgrüne Wasser erahnen … was für ein Rundumblick, einfach unbeschreiblich!
Oben angekommen setzen wir uns erst einmal die Kapuzen auf. Nicht, weil es anfängt zu regnen oder dergleichen, sondern weil es hier oben einfach extrem windig ist. So etwas hasse ich ja, gehört aber hier in Island einfach sehr oft mit dazu. Der erste Blick in den Krater ist irgendwie anders als man ihn sich vorstellt.
Irgendwie stellt man sich ja typischerweise Wasser unten drin vor, hier findet man aber „nur“ ein kleiner Hügel. Es existieren Bilder im Netz wie sich einige Personen dort oben auf den Hügel positionieren für einen Größenvergleich, ich finde aber ehrlich gesagt auf Anhieb noch nicht einmal einen Trampelpfad, der nach unten führt.
Ich glaube, unseren ursprünglichen Plan den Krater einmal zu umrunden verwerfen wir beide wortlos wieder als wir die schiere Größe und die kleinen Punkte am anderen Ende sehen. Das Ding ist mit 1 km Durchmesser doch viel größer als man ursprünglich glaubt und der fiese Wind trägt nicht gerade zur Wanderlust bei.
Grjotagjá
Wieder zurück am Auto vergesse ich völlig das Lavagebiet Dimmuborgir anzusteuern mit seinen bizarren Formationen, leider merke ich das erst beim tippen dieser Zeilen hier *grübel* So ist unser nächster Stopp die Grotte Grjotagjá, die man immer wieder auf Bilder sehen wird, wenn es um das Mývatn-Gebiet geht. Auch bei Game of Thrones Fans ist dieser Spot ein häufiges Ziel.
Früher war der Flecken hier eine recht beliebte Badestelle, inzwischen hat sich durch die warme Erde hier in der Ecke das Wasser aber auf 60° erwärmt, so das baden darin nicht mehr wirklich möglich und daher bei Gesetz verboten wurde.
Der Abstieg hinein in die Grotte ist etwas kniffelig und erfolgt über große Steinklumpen, von denen einige auch recht rutschig sind und wackeln. Auch unten am Wasser müsste man einen großen Schritt oder gar Sprung machen um zur fotografisch besten Ausgangsposition zu gelangen. Ich begnüge mich aber hiermit und robbe dabei schon auf dem Hosenboden herum.
So wirklich zufrieden bin ich wieder einmal nicht mit dem Ergebnis hinterher, irgendwie ist kameratechnisch echt der Wurm drin dieses Mal und es wäre bestimmt auch ein deutlich besseres Foto möglich. Aber ich fühle mich in der Höhle überhaupt nicht wohl und ich bin irgendwie froh als ich wieder raus bin! Sei es drum.
Draußen wird das Gebiet hier an einigen Stellen von mehreren Spalten durchzogen, welche den Verlauf der Kontinentalplatten kennzeichnen. Jedes Jahr können sie hier mehrere Zentimeter auseinander driften. Im Hintergrund links kann man wieder den Hverfjall erkennen. Von dort könnte man theoretisch auch zu Fuß hier hin wandern, es existiert ein Trail welcher dort vom Parkplatz aus hierher führt.
Wir verlassen die Grotte und die großen Spalten wieder und machen uns auf in Richtung Namaskard Pass. Als Erstes sticht uns ein kleiner Parkplatz mit einem Scenic Point ins Auge, der ziemlich praktisch an einer guten Aussichtsposition an den Hang getackert wurde. Ein Wohnmobil steht hier, es gibt deutlich schlechtere Übernachtungsörtlichkeiten, würde ich meinen.
Námaskard Geothermal Area
Nach dem Pass geht es wieder bergab, wir steuern auf das Geothermalgebiet Námaskard beim Vulkan Námafjall zu. Zu Beginn der Planung dachte ich, dass das eigentliche Geothermalgebiet hier so heißt, tatsächlich ist es aber der Name des (aktiven) Vulkans hier. Das eigentliche Solfatarenfeld hört auf den Namen Hverarönd. Für alle denen das zu viele Fremdwörter sind, folgt wieder etwas Wiki-Wissen: Solfataren sind 100 °C bis zu 250 °C heiße postvulkanische Exhalationen (Ausströmungen) von Gasen, die hauptsächlich Schwefelwasserstoff (H2S), Kohlenstoffdioxid (CO2) und Wasserdampf enthalten.
Bei Kontakt mit Luftsauerstoff oxidiert der Schwefelwasserstoff und bildet elementaren Schwefel und Schwefeldioxid, das sich in Wasser löst und Schweflige Säure (H2SO3) bildet. Diese Säure greift das Gestein und den Boden an und bewirkt zusammen mit dem heißen Wasserdampf die Zersetzung der mineralischen Bestandteile. Durch diese Zersetzung und Kondensation von Wasserdampf bilden sich häufig Schlammkessel, in denen die Gase unter Blasenbildung austreten.
Wer jetzt nicht mehr weiß, wo oben und unten ist, für den kommt das ganze hier noch einmal auf neudeutsch: Cooles, qualmendes, nach Schwefel stinkendes Blubbergebiet. Fotoalarm!
Als Erstes muss die fotogene S-Kurve hinab zum Geothermalgebiet dran glauben …
Leider ist um die Mittagszeit recht viel los hier und so muss man immer ein wenig warten, um halbwegs vernünftige Bilder zu machen, wo mal keine Männlein oder Weiblein mit auf dem Foto sind. Aus fotografischer Sicht wäre die ganze Stimmung hier spät abends oder früh morgens vermutlich wesentlich genialer, wenn man quasi alleine hier und nur umzingelt von Qualm und Blubbergedöns ist. Aber das ist jammern auf hohem Niveau, die ganze Umgebung hier ist schon faszinierend genug eigentlich – wen interessiert da schon, ob noch mehr Leute hier sind oder nicht.
Flipflop-Träger und Stöckelschuhakrobaten können getrost im Auto sitzen bleiben, der ganze Boden hier ist so lehmig das man das Gefühl hat, mit jedem Schritt werden die Schuhe wieder ein paar Gramm schwerer, weil immer mehr Lehm oder sonstiges Zeugs an ihnen kleben bleibt. Als Erstes folgt mal wieder ein iPhone Knipsknaps-Schuss.
Wie man mit etwas Phantasie erkennen kann blubbert es in diesem … Ding … fröhlich auf und ab. Für alle mit ohne Phantasie habe ich mal versucht dieses Schlammgehopse fotografisch festzuhalten. Dabei passiert lustigerweise dasselbe wie mit der Blase am Strokkur Geysir – man versucht immer eine NOCH bessere Schlammskulptur zu knipsen. Mir gelingt das eher schlecht als recht, daher kommen hier einige wahllos aneinander gereihte „Skulpturen“. Frozen on SD quasi …
Na ja, irgendwie nix halbes und nix ganzes, aber man kann sich vielleicht in etwa vorstellen was hier so passiert … dazu steigt dann immer noch ein lustig beißender Schwefelgeruch in die Nase – ich kann mir nichts Schöneres vorstellen. Oder doch, den Geruch von einem frischen saftigen Hundehaufen eventuell :-) Es ist jedenfalls nichts was man auf Dauer ertragen möchte unbedingt.
Trotzdem, der Faszination dieser Location tut das keinen Abbruch und wir laufen umher und knipsen was das Zeug hält … und die Nase aushält. Deswegen folgen ein paar Bildchen …
Toll, oder? Ne im Ernst, das sieht alles schon recht fotogen aus und die Menge an Autos, die sich inzwischen hier am Parkplatz eingefunden hat, spricht offensichtlich für sich. Wir versuchen hier dann noch geschätzte 10x die Abschlussszene vom Trailer zu filmen, wo ich im Nebel verschwinde. Irgendwas passiert aber ständig was dann nicht so ist wie es sein soll. Rauchschwaden zu klein, zu groß, andere Menschen mit im Bild, falscher Knopf an der Kamera gedrückt, Clip verwackelt etc.pp. Filmen ist echt lustig.
Noch mehr coole Aufnahmen von dem Geothermalgebiet findest Du bei Marc von phototraveler.ch
Angeblich gibt es übrigens auch einen markierten Trail hinauf auf den Vulkan, mit bloßem Auge können wir aber leider keinen finden und daher vertagen wir das einfach. Irgendwann ist man ja bestimmt noch einmal hier. Nachdem wir schließlich der Meinung sind hier alles gesehen zu haben machen wir uns auf den Weg zur Krafla und zum Viti Krater. Der Abzweig von der Ringstraße ist nur wenige Meter weiter als der Parkplatz vom Geothermalgebiet wo wir gerade sind, also bietet sich das an.
Auf dem Weg dorthin blicke ich wieder in den Rückspiegel … der Übergang von dunklen Wolken hin zum schönen Wetter sieht irgendwie mal wieder ZU interessant aus. Ein inzwischen eingespieltes Ritual wird abgespult. Hart bremsen, irgendwo stehenbleiben, wo es eventuell keine anderen Verkehrsteilnehmer stören könnte (in dem Fall mitten auf der Straße, hier ist eh nix los gerade), Synchronhopsing aus dem Auto, hoffen das man nicht überfahren wird und schließlich Fotofeuer olé. Ich wollte immer schon mal wissen wie man sich als Asiate auf einer „Europa-in-6-Tagen-Tour“ so fühlen muss.
Gedanklich bereits beim Viti Krater und die Bilder aus dem Internet davon im Kopf abspulend, glaube ich wenige Kilometer weiter, ich habe entweder zu viel Kaffee getrunken oder Burckhard hat mir heimlich Halluzinationen auslösende Mittel in die Kekse gemischt. Hätte ich jetzt noch Duschgel dabei, das Leben wäre toll.
Ich hab weder eine Ahnung warum das Ding hier steht oder ob sich evtl. sogar irgendein Künstler hier austoben durfte. Ist es vielleicht sogar eine Art Gag für Touristen und man hat sich einfach nur gedacht „Hm, da kommt eh heißes Wasser aus dem Boden gesprudelt, machen wir was draus“. Früher stand noch ein WC neben der Dusche, das konnte aber anscheinend jemand für seinen Rucksack oder fürs Gästeklo gebrauchen. Ist ja auch praktisch, braucht man nicht die Wildnis zu düngen. Man baut sein Klo auf, fertig.
Wie auch immer … je näher wir dem Krater kommen, umso mehr Schnee liegt plötzlich noch am Straßenrand. Das gipfelt darin, dass der eigentliche Parkplatz am Ende der Straße nur teilweise freigeschaufelt gewesen ist und hier ein ziemliches Chaos geherrscht hat. Ein Reisebus versucht sich rückwärts in eine bessere Parkposition für die Abreise zu manövrieren. Halleluja, das kann ja lustig werden hier oben.
Viti Krater
Wiki-Wissen: Der Viti-Krater liegt am Rande des Krafla Vulkans und entstand im Jahr 1724 bei einer Dampfexplosion zu Beginn einer ca. fünfjährigen Ausbruchsserie die man Mývatnfeuer nennt. Der See hat einen Durchmesser von 320 Meter und ist circa 33 Meter tief. In der isländischen Mythologie wurden an dieser Stelle Eingänge in die Hölle vermutet.
Es folgen ein paar Bilder in loser Reihenfolge die wir auf der „Besteigung“ des Kraters gemacht haben. Das typische türkisgrüne Wasser leuchtet auch heute in einem unbeschreiblichen … öhm, WEISS! Der See ist noch komplett zugefroren! Uff !!
Eigentlich hatte ich erst gedacht „Mist, Schnee hier oben“. Das hat sich aber recht schnell geändert zu einem „Geil, Schnee hier oben!“. Die typischen Bilder hiervon sehen ja alle recht ähnlich aus und ich bin froh, dass wir die Szenerie hier mit dem letzten Schnee des Jahres noch erleben dürfen. Das ist schon etwas ganz besonderes, wen interessiert es da schon großartig das der Boden über weite Teile wieder lehmartig und siffig ist.
Lustige Beobachtung am Rande: Eine Gruppe von 5 oder 6 Amis (zumindest vermute ich das es welche gewesen sind) stapft durch den wadentiefen Schnee oben am Kopf des Viti. Darunter ist eine lehmartige Schicht. Irgendein Mädel der 5er-Gruppe bleibt mit einem Schuh im Lehm stecken und fläzt sich daher, das jeder Schiedsrichter sofort eine rote Karte für den Gegner gezückt hätte. Mensch Meier, der arme Lehm !!!
Zurück am Auto hat sich der Parkplatz zum Glück wieder etwas geleert. Das nächste Vorhaben, das Lavafeld Leirhnjúkur samt Solfatarengebiet quasi gleich nebenan, mussten wir leider buchstäblich auf Eis legen, der Trail war nämlich noch komplett zugeschneit! Das Lavafeld ist erdgeschichtlich betrachtet noch ein Säugling, entstanden ist es nämlich beim großen Krafla Feuer von 1975 bis 1984. Na ja, aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Also gilt auch hier: Nächstes Mal :-)
Früher als gedacht fahren wir somit weiter zum Dettifoss. Wer aufgepasst hat weiß inzwischen, dass es sich dabei um einen Wasserfall handelt, leicht zu erkennen am „foss“ im Namen. Der Dettifoss ist allerdings nicht irgendein Wasserfall, mit einer durchschnittlichen Wassermenge von rund 200 m³/s gilt er als der mächtigste Wasserfall Europas. Nach der Schneeschmelze können es sogar 1.500 m³/s sein. Zusätzlich befördert dieses Monster auch noch an die 120 Tonnen Schutt. In einigen Hollywood-Filmen hat der gute auch schon mitgespielt, so zum Beispiel in der Anfangssequenz des Alien-Prequels Prometheus.
Hinweis: Zum Einbinden dieses Videos wird WP YouTube Lyte verwendet! Dadurch wird erst NACH dem Mausklick auf das statische Vorschaubild das eigentliche Video geladen. Mehr Infos, siehe Datenschutzerklärung.
Der Wasserfall kann von beiden Seiten aus besucht werden, eine östliche und eine westliche Zufahrt gibt es nämlich hier. Leider war der Winter in diesem Jahr hier in Nordisland relativ hartnäckig und somit ist die östliche Zufahrt immer noch ab der Ringstraße komplett unpassierbar. Dabei wäre dies eigentlich die augenscheinlich attraktivere Seite, da man quasi direkt bis an die Sturzkante herankommt zu Fuß.
Wie müssen uns somit mit der westlichen Zufahrt begnügen, diese ist seit kurzem komplett asphaltiert was nicht bei jedem Einheimischen hier auf Verständnis gestoßen ist. Selbst diese Straße war bis 2 Wochen vor unserer Ankunft heute noch gesperrt und ist erst seit kurzem vom Schnee geräumt, dort wo der Abzweig zum neu angelegten Parkplatz ist und sie weiter nach Norden in Richtung Åsbyrgi führt ist sie auch weiterhin noch nicht passierbar. Wer weiß wie lange das noch dauert in diesem Jahr.
Dettifoss
Somit fallen einige „Things-to-do“ auf unserer Liste der Streichliste zum Opfer, da diese alle auf diesem gesperrten Teilstück liegen würden. Hljóðaklettar, Rauðhólar und die eben schon erwähnte Asbyrgi-Schlucht können wir somit nicht besuchen. Ebenfalls entfällt die Möglichkeit für uns zum Hafragilsfoss zu wandern, was vom Dettifoss eigentlich problemlos möglich wäre. Allerdings haben wir die Rechnung ohne den Schnee gemacht, denn die Zufahrt bis zum Parkplatz ist zwar freigeräumt, der eigentliche Trail aber noch nicht.
Und so erwartet uns auf der 800 Meter kurzen „Wanderung“ bis zum Wasserfall vom Parkplatz aus ein stapfen durch mal mehr mal weniger tiefen Schnee. Alleine die ersten Meter vom Parkplatz aus lassen erahnen was uns erwartet, eine wilde Konstruktion aus mehreren aneinander gelegten Holzplanken wurde hier über riesige Pfützen von geschmolzenem Schnee gespannt damit man wenigstens halbwegs trockene Schuhe behält und überhaupt erst einmal zum Trail-Beginn gelangt. Einen anderen Weg als über diese Planken gab es in der Tat auch nicht, außer man möchte durch die nicht enden wollenden Pfützen „schwimmen“.
Vorne angekommen herrscht schon ein wenig Ernüchterung, es ist nur eine einzige Möglichkeit überhaupt zugänglich um einen Blick auf den 45 Meter hohen Wasserfall zu erhaschen. Normalerweise gibt es hier noch angelegte Wege samt Aussichtsplattformen und man könnte viel weiter nach unten gegen, aber auch daran war durch meterhohen Schnee nicht ansatzweise dran zu denken. Das Wetter heute war trotzdem immer noch perfekt und es gibt Schlimmeres als zugeschneite Wanderwege.
Standard-Spruch inzwischen: Nächstes Mal macht man halt den Rest. Eine große Auswahl an unterschiedlichen Perspektiven oder Bildern gibt es dementsprechend von hier auch nicht, die meiner Meinung nach aussagekräftigsten haben es in den Bericht geschafft. Irgendwann kam – bedingt durch die Gischt und der allgegenwärtigen Sonne heute – noch ein Regenbogen zum Vorschein. Erst nur relativ schwach, hinterher aber recht kräftig. WOW!
Von hier oben sieht der Dettifoss eigentlich gar nicht so unglaublich mächtig aus, ich bin also schon sehr gespannt wie das sein wird, wenn man irgendwann einmal gegenüber auf der anderen Seite stehen wird.
Selfoss
Den Trail zum Hafragilsfoss oben am Rim, entlang dem Fluss Jökulsá á Fjöllum folgend, kann man von hier aus leider nicht einmal erahnen durch die schieren Schneemassen. Anders ist es allerdings mit dem Weg zum Selfoss, welchen man ebenfalls von hier durch einen kurzen Spaziergang erreichen kann. Querfeldein, über Schnee, Stock und Stein, folgen wir einigen Fußspuren und nähern uns dem ebenfalls sehr fotogenen Wasserfall.
Auf einem Luftbild bei Wikipedia kann man gut erkennen, dass der Wasserfall ähnlich Hufeisenförmig aufgebaut ist wie zum Beispiel die Niagarafälle … nur viel kleiner und mit 10 Meter Falltiefe natürlich nicht ganz so hoch. Bei niedrigerem Wasserstand könnte man ziemlich weit bis nach vorne gelangen, heute ist dies aber leider nicht möglich da sich – wieder einmal bedingt durch den abschmelzenden Schnee – recht viel Wasser im Zulauf befindet.
Ein Blick in die Gegenrichtung, hinter der Kurve würde der Fluss Jökulsá á Fjöllum nach wenigen Meter im Dettifoss landen … die Entfernungen hier sind also kurz und überschaubar, trotzdem ist der Weg heute durch den Schnee echt „lästig zu laufen“ um es mal so auszudrücken.
Da ich bisher, glaube ich, noch kein einziges hochkantes Bild gemacht habe, soll sich das jetzt ändern … die Stelle bietet sich aber auch quasi dafür an. Irgendwie muss ich mir die Verwendung des bei mir ständig an der Kamera angebrachten Batteriegriffes noch einmal gründlich überlegen, ein Hauptgrund dafür ist ja unter anderem das die Haptik der Kamera besser sein soll und sie bei Hochkantfotografie besser in der Hand liegt. Da dies bei mir merklich kaum zum Einsatz kommt, verzichte ich zukünftig eventuell einfach darauf und schon ist mein Equipment wieder um einiges leichter.
Wir hampeln jedenfalls hier eine ganze Zeit lang über die Steine, hüpfen über kleine Bäche und arbeiten uns weiter nach vorne. Irgendwann ist dann aber Schluss, es gibt kein Weiterkommen mehr. Der zu überquerende Wasserzulauf wäre zu breit, um selbst mit Anlauf auf die andere Seite zu gelangen. Und auch dort sieht es so aus, als wenn es relativ schnell eh nicht mehr weiter geht.
Aber wir haben trotzdem wundervolle Eindrücke vom Selfoss bekommen, welchen man übrigens ebenfalls auch von der anderen Seite her ansteuern kann. Ein letzter Blick noch …
… dann machen wir uns auf den Rückweg zum Auto. Den ursprünglichen Trail verlieren wir irgendwann aus den Augen, vermutlich weil wir zwei Mädels folgen die in einiger Entfernung querfeldein vor uns herwandern. Die werden schon wissen, wo es lang geht. Aber, frei nach dem Motto „vertraue niemals blind einer Frau und Zweien schon mal gar nicht“, sind wir irgendwann völlig woanders rausgekommen als gedacht. Trotzdem finden wir den Trail und somit auch den Rückweg zum Auto.
Da wir uns hier – bedingt durch die zahlreichen Sperrungen – nichts weiter mehr anschauen können, machen wir uns auf den Rückweg zum Mývatn um langsam in unserer Unterkunft einzuchecken. Die Wahl ist auf das Guesthouse Dimmuborgir gefallen, wieder einmal ein Volltreffer! Eigenes Bad, angrenzende Küche, direkt am See, inklusive Frühstück und perfektes WLAN auf dem Zimmer und davor – so muss das sein.
Als wir an der Unterkunft ankommen ist es fast 20 Uhr, die Zeit ist heute irgendwie vergangen wie im Flug. Niemals hätte ich gedacht das es schon so spät ist. Da es noch angenehm warm und ziemlich windstill ist beschließen wir uns erst einmal vor dem Zimmer niederzulassen und zu Abend zu essen. Hätte mir DAS jemand SO vorausgesagt, ich hätte ihm einen Vogel gezeigt.
Ich denke, solch ein Wetter hier am Mývatn ist ähnlich einem 6er im Lotto. Da wir das deshalb noch ein wenig ausnutzen wollen fahren wir nach dem Essen noch einmal los nach Höfdi. Dort hatten wir morgens schon einmal kurz gehalten, sind aber nicht ausgestiegen. Und wie sich herausstellen sollte war diese Entscheidung von uns das i-Tüpfelchen für den heutigen Tag.
Durch ein Tor, welches geöffnet werden muss, betritt man einen Weg der nach kurzer Zeit in einer Art „Zauberwald“ endet um es mal vorsichtig auszudrücken. Anscheinend werden hier auch des Öfteren Hochzeiten abgehalten, denn die Kulissen deuten teilweise darauf hin.
Lake Myvatn
Verwunschene Pavillons, moosbewachsene Steine … ich frage mich bei unserem Aufenthalt hier, wieso ich darüber rein gar nichts gelesen hatte im Rahmen der Planung. Ist aber auch egal, die Entscheidung hierherzukommen erwies sich als goldrichtig. Wir sind vollkommen alleine – die Millionen von Mücken einmal ausgenommen. Diese werden tatsächlich unverhältnismäßig mehr je näher man dem Wasser kommt. Im Wald selber waren gar keine, sobald man aber in Richtung Wasser geht, ist es nicht mehr feierlich.
Damit man eine ungefähre Vorstellung davon hat WIE man sich „nicht mehr feierlich“ vorzustellen hat, folgt hier ein Bild von Burckhard, welches er gemacht hat …
Ja, die Punkte sind tatsächlich alles Mücken! Jetzt wird auch schnell klar, wieso der Mývatn den Beinamen „Mückensee“ trägt. Mensch, behaltet Euren See, ich will ihn gar nicht *grins*… Anders als Burckhard, der anscheinend mit den Viechern eMail-Adressen austauscht die ganze Zeit und jedes einzelne Stechvieh persönlich begrüßt, flüchte ich wieder in Richtung Wald, nachdem ich so gerade eben noch folgendes Bild machen konnte bevor ich aufgefressen wurde – Leben am Limit …
Nachdem Burckhard mit den Dingern Brüderschaft getrunken hat (ihm scheinen die Viecher nichts auszumachen) verlassen wir den Wald wieder, beschließen aber den Loop einmal komplett herum zu laufen und nicht wieder zurückzugehen. Kurz vorm Auto zweigt links dann ein Trampelpfad ab der nach oben führt, wohin genau kann man an diesem Punkt noch nicht erahnen. Da aber gleich irgendwann Sonnenuntergang sein muss und wir eh noch nicht müde sind gehen wir dort auch noch kurz hoch.
Und DA war es, das erwähnte i-Tüpfelchen, als Erstes wieder festgehalten mit der iphone-Kamera durch die integrierte Panoramafunktion. Bei direktem Schuss in die Sonne merkt man dann aber doch die Unterschiede zu einer normalen Kamera, trotzdem braucht sich das Ergebnis nicht zu verstecken, finde ich.
Ich habe etliche Sonnenuntergänge gesehen bisher, nur wenige haben mir solch eine Gänsehaut beschert wie dieser hier und auch Burckhard ist anscheinend hin und weg. Die Kameras werden quasi einem regelrechten Dauerfeuer unterzogen, immer gepaart mit Momenten des Innehaltens, weil man einfach nur da gestanden und zugeschaut hat!
Da es anscheinend bisher keinen offiziellen oder ausgewiesenen Sonnenuntergangs-Spot hier am See zu geben scheint (zumindest habe ich nichts darüber gefunden) ernenne ich den Platz damit zum Mývatn Sunset-Point. Die kleinen Inselchen im See, die Geräusche der Vögel, der 360° Rundumblick … ich habe kaum Worte dafür und würde am liebsten vor Ehrfurcht erstarren. Einfach nur schööööööön !!
Da es bis zum eigentlichen Sonnenuntergang noch etwas dauert beschließen wir irgendwann aufzubrechen. Ich glaube, ich habe gefühlte 500 Bilder hier gemacht … auch wenn es hinterher nur ein Zehntel sein werden laut Kamerazähler. An einer kleinen Parkbucht am See halten wir dann trotzdem noch einmal, die Spiegelung im Wasser ist zu schön um einfach weiterzufahren.
Wir bleiben hier an der Stelle stehen bis uns die Sonne am Horizont ein letztes Mal zuwinkt, wohl wissend das dies keine Garantie ist sie morgen früh wieder begrüßen zu dürfen. Nach einer kurzen Beratschlagung, ob wir noch ein bisschen warten sollten, weil sich die Wolken eventuell verfärben könnten, entschließen wir uns aber zur Rückfahrt. Wird schon nix mehr dolles passieren.
Und dann kam das, was ich am Grand Canyon schon mindestens 3x erlebt habe. Man sitzt im Auto und hinter einem passiert ein Himmelsfeuer, was man vorher nicht einmal ansatzweise erahnen konnte, weil minutenlang eigentlich nichts mehr passiert ist. Bilder davon gibt es heute keine, außer in unserer Erinnerung … ich könnte mal versuchen sie irgendwann aufzuzeichnen, aber vermutlich gibt es dafür nicht genügend Farben im Wasserkasten.
Zurück auf dem Zimmer checken wir noch kurz das Wetter und beschließen bereits morgen die Rückfahrt anzutreten. Bedingt durch die schneebedingten Sperrungen und weil wir heute zügiger mit allem fertig gewesen sind als gedacht, würde der Tag morgen hier nur bedingt Sinn machen. Kurz also noch eine Unterkunft direkt neben dem Strokkur gebucht, fertig.
Gute Nacht Mývatn … Du hast Dich uns wirklich von Deiner besten Seite präsentiert.
Hinterlassen Sie einen Kommentar