Entgegen der Annahme vieler Leute ist das Ruhrgebiet nicht nur grau und langweilig. Es gibt inzwischen einige schöne Dinge hier zu entdecken. Eines davon ist die 90 Meter hohe Halde Beckstraße in Bottrop. Dort, wo sich ehemals die Schachtanlage Prosper befand, steht heute die vermutlich ungewöhnlichste Pyramide im gesamten Ruhrgebiet, der Tetraeder. Oder heißt es DAS Tetraeder?

Der gewaltige Stahlkoloss hat eine Höhe von beachtlichen 60 Metern und ist frei begehbar für Besucher. Bereits wenn man in die Zufahrtsstraße zum Parkplatz Beckstraße fährt und ihn das erste Mal oben auf der Halde erblickt, bekommt man einen ersten Eindruck davon, wie viel größer als ursprünglich angenommen dieses „Ding“ eigentlich ist.

Der / Das Tetraeder Bottrop ist, wie viele andere Halden im Ruhrgebiet auch, Bestandteil der Route Industriekultur. Das „Haldenereignis Emscherblick“, so der offizielle Titel, wurde übrigens vom Architekten Prof. Dipl-Ing. Wolfgang Christ entworfen und 1994 mit dem Bau begonnen. Eröffnung war schließlich 1995 am Tag der Deutschen Einheit.

Der Tetraeder war seinerzeit die erste Landmarke auf einer Halde. Mit ihm hat also quasi alles erst begonnen. Sämtliche anderen Bauwerke, wie zum Beispiel das Horizontobservatorium in Herten (2008) oder auch Tiger & Turtle in Duisburg (2011) folgten erst viele Jahre später. Heutzutage ist das Bauwerk zu einer Art Wahrzeichen Bottrops geworden und nicht mehr wegzudenken aus dem Stadtbild.

Der markante Tetraeder in Bottrop

Der markante Tetraeder in Bottrop

 

Tetraeder in Bottrop » Der Aufstieg

Der Aufstieg auf die Halde Beckstraße kann über zwei unterschiedliche Varianten geschehen. Entweder man nimmt die südlich gelegenen 385 Stufen der Direttissima-Treppe in Kauf, die einen auf den kürzesten Weg nach oben führen. Oder man parkt im Westen der Halde am Parkplatz Beckstraße und folgt dem angelegten Weg, der einmal um die halbe Halde führt.

Wenn Du vom Parkplatz kommend den rechten Weg wählst, bist Du gefühlt übrigens ein wenig schneller oben, da hier auf engen Serpentinen mehr Höhenmeter in kürzerer Zeit überwunden werden. Auch zur Direttissima-Treppe gelangst Du von dort aus, wenn Du einfach immer weiter geradeaus gehst.

Die Dauer für den Aufstieg auf die Halde vom Parkplatz aus nach oben beträgt – je nach Fitnessgrad würde ich mal sagen – zwischen 10 und 25 Minuten.

Beim Aufstieg kann man ihn erst relativ zum Ende hin das erste Mal ansatzweise sehen

Beim Aufstieg von der Westseite kann man ihn erst relativ zum Ende hin das erste Mal ansatzweise sehen

 

Das Tetraeder Bottrop

210 Tonnen Stahl wurden für den Bau des Tetraeders benötigt, alleine die Rohre der Konstruktion haben eine beachtliche Gesamtlänge von 1.5 km. Die vier Stahlbetonsäulen, auf welchen der Tetraeder angebracht ist, sind bereits 9 Meter hoch. Durch diese Säulen erweckt die Konstruktion nachts übrigens den Eindruck, als würde sie frei über der Halde schweben. Die Lichtskulptur Fraktal, welche ganz oben in der Spitze angebracht wurde und bei Dunkelheit leuchtet, verstärkt diesen Eindruck noch. Der Tetraeder ist ganzjährig zugänglich, Tagsüber genauso wie Nachts. Dann ist die Spitze sogar noch beleuchtet.

Falls Du übrigens glaubst nicht schwindelfrei zu sein, dann kannst Du hier prima testen, wie weit Du Dich nach oben trauen würdest. Wir haben schon des Öfteren Personen gesehen, die es nicht einmal bis zur ersten Aussichtsplattform in 18 Meter Höhe geschafft haben. Für wieder andere ist dort dann Schluss, wenn sie diese erreicht haben.

Ganz unverständlich ist das nicht, die Treppen und Plattformen auf unterschiedlichen Höhen sind nämlich lediglich an dicken Stahlseilen eingehängt und bestehen aus Lichtgittern oder Lochplatten, sodass man immer einen freien Blick nach unten hat. Das ist natürlich nicht jedermanns Sache. Dazu kommen noch leichte bis starke Schwankungen der Konstruktion, je nachdem, wie stark der Wind weht. Schwammige Knie sind dann keine Seltenheit.

Erste Plattform (18m)

Zur ersten Plattform in 18 Meter Höhe führt eine Art leicht ansteigende Hängebrücke. Diese Etappe ist für die meisten Besucher noch relativ problemlos zu meistern. Die Aussicht von dort in Richtung Westen ist bereits nicht von schlechten Eltern und man kann sehr gut das Alpincenter Bottrop, die Arena auf Schalke und – in rund 15 Kilometer Entfernung Luftlinie – die Halde Hoheward mit dem imposanten Horizontobservatorium sehen.

Aufstieg zu ersten Plattform in 18 Meter Höhe

Aufstieg zu ersten Plattform in 18 Meter Höhe

 

Blick von der ersten Plattform in Richtung Alpinecenter und Ruhrgebiet

Blick von der ersten Plattform in Richtung Alpinecenter und Ruhrgebiet

 

Zweite Plattform (32m)

Deutlich steiler hinauf führt die Treppe zur zweiten Plattform in 32 Meter Höhe, welche zugleich auch die größte ist. Höher ist Sohnemann dann auch nicht mehr gegangen.

Auf der zweiten Plattform angekommen war er nicht dazu zu bewegen, noch weiter auf die dritte Plattform zu gehen. Das ist aber egal, auch von der zweiten, die in Richtung Westen ausgerichtet ist, hat man bereits einen genialen Blick in Richtung Essen, Duisburg und Düsseldorf, wo man bei klarer Sicht sogar den Rheinturm erkennt.

Aufstieg zu zweiten Plattform in 32 Meter Höhe

Aufstieg zu zweiten Plattform in 32 Meter Höhe

 

Dritte Plattform (38m)

Die dritte Plattform in 38 Meter Höhe ist schließlich nur noch über eine Wendeltreppe zu erreichen. 204 Stufen hast Du insgesamt bewältigt, wenn Du hier oben ankommst.

Die Plattform besteht aus einem Ring mit 8 Meter Durchmesser, welcher zur Belustigung aller eine Neigung von 8° aufweist. Alleine rein optisch betrachtet ist das von unten gesehen schon recht kurios und schaut aus, als wenn irgendwo ein paar Seile gerissen sind, welche die Plattform eigentlich waagerecht halten sollen.

Pünktlich zum Sonnenuntergang wird es in aller Regel etwas voller oben auf der Halde, wobei es trotzdem nie wirklich überfüllt ist. Zahlreiche Bänke und natürlich der Tetraeder selbst locken täglich Besucher nach oben, die von dort aus die Sonne verabschieden und den Tag ausklingen lassen wollen.

Gerade zum Sonnenuntergang ist die oberste Plattform recht beliebt

Gerade zum Sonnenuntergang ist die oberste Plattform recht beliebt

 

Halde Beckstraße mit dem Fahrrad

Die Halde Beckstraße ist keine typische Fahrradhalde, wie es zum Beispiel die Halde Hoheward ist. Dazu ist sie nämlich schlicht zu klein. Wege hinauf gibt es im Prinzip nur einen, wenn man diesen fährt ist man in wenigen Minuten oben und auch wieder unten.


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Parken am Tetraeder

Im Prinzip gibt es nur einen offiziellen Parkplatz beim Tetraeder. Dieser befindet sich in der Beckstraße im Stadtteil Batenbrock (GPS: 51°31’36.9″N 6°57’15.5″E). Sollte der Parkplatz voll sein, findest Du entlang der Beckstraße auf dem Seitenstreifen ebenfalls noch genügend Parkplätze. Beide Parkmöglichkeiten sind kostenlos, genauso wie der Tetraeder selbst.

Egal, ob Du von der A2 oder von der A42 kommst, der Parkplatz ist von beiden Seiten aus gut zu erreichen und ausgeschildert.

Zwei weitere Parkmöglichkeiten würde es noch am Alpincenter in der Prosperstraße geben. Diese sind aber in meinen Augen nur als Notlösung zu betrachten, da man erst einmal ein gutes Stück zu Fuß laufen muss, bis man erst einmal überhaupt die Halde bzw. die Direttissima-Treppe erreichen würde.

Karte der Halde samt Verzeichnis der Parkplätze

Hinweis: Ein paar Meter neben dem Parkplatz, an der Beckstraße 57a, liegt der Imbiss am Tetraeder. Dort soll es angeblich die beste Currywurst der Stadt geben. Ob es stimmt? Keine Ahnung, bei unserem Besuch war leider geschlossen.

Tetraeder Bottrop in der Abenddämmerung

Tetraeder Bottrop in der Abenddämmerung

 

Kostet der Tetraeder in Bottrop Eintritt?

Da die Frage anscheinend des Öfteren auftaucht hier noch einmal ganz klar der Hinweis: Der Besuch ist kostenlos, Du musst für den Aufstieg auf den Tetraeder nichts zahlen. Und wie bereits erwähnt, auch der offizielle Parkplatz ist gratis.

Der Tetraeder ist ganzjährig und rund um die Uhr geöffnet. Lediglich bei Eis und Schnee kann es gut sein, das das Tor unten verriegelt wird aus Sicherheitsgründen. 2020 war der Tetraeder aufgrund der Einschränkungen durch Corona vorübergehend geschlossen.

 

Tetraeder Bottrop Nachts

Sobald es dämmert geht die Beleuchtung oben in dem Stahlkoloss an, welche auch die ganze Nachts lang durch leuchtet. Die 6.50 Meter langen LED-Röhren haben früher nur am Wochenende gestrahlt, mittlerweile haben Besucher aber 7 Tage die Woche Gelegenheit, diese im Dunklen spacig anmutende Konstruktion zu erleben. Trotz alledem solltest Du eine Kopf- oder Taschenlampe mit einpacken, denn der Rückweg nach unten ist stockdunkel.

Selbst bei dichtem Nebel bietet der Tetraeder Bottrop in der Nacht coole Fotomöglichkeiten

Selbst bei dichtem Nebel bietet der Tetraeder Bottrop in der Nacht coole Fotomöglichkeiten

 

Tetraeder Treppenlauf

Für Sportbegeisterte findet seit 2013 einmal im Jahr der sogenannte Tetraeder Treppenlauf statt. Auf unterschiedlich schweren Strecken können Läufer vom Schüler über den Profi bis hin zu Feuerwehrleuten hier Ihr Können unter Beweis stellen. Die Strecken sind dementsprechend unterschiedlich schwer.

Folgende Distanzen sind in aller Regel möglich:

1,0 km Power Hill Run | 1 km, davon 250 m bergauf / +28 m Höhenmeter

1,8 km Ultra Hill Run | 1,8 km, davon 500 m bergauf / +56 m Höhenmeter

5,0 km Power+Crazy Stairway Run | 5 km / 387 Treppenstufen / +128 m Höhenmeter

6,5 km Ultra+Firefighter Stairway Run | 6,5 km / 752 Treppenstufen / +189 m Höhenmeter – Feuerwehrleute mit Schutzjacke/ -hose/ -helm, Sicherheitsstiefel, Druckluftflasche ohne Maske

11 km Extreme Empire Run | 11 km / 1847 Treppenstufen / +372 m Höhenmeter – 271 Stufen und +52 Höhenmeter mehr als beim New York Empire State Building Run-Up

Vor dem Tetraeder steht der Schweiß beim Aufstieg über die Direttissima-Treppe

Vor dem Tetraeder steht der Schweiß beim Aufstieg über die Direttissima-Treppe

 

Weitere Sehenswürdigkeiten in Bottrop und Umgebung

Ein weiteres lohnenswertes Ziel für den Familienausflug ist das Alpine-Center In Bottrop, welches man vom Tetraeder aus auch sehen kann. Dort befindet sich außen auch eine Sommerrodelbahn. Auch die Zeche Zollverein ist ein super Tipp für Familien und eines der beliebtesten Ausflugsziele überhaupt im Ruhrgebiet.

Für Fotografen ist sicherlich die Halde Haniel an der Grenze zu Oberhausen ganz interessant, die sich ebenfalls nur wenige Kilometer entfernt befindet. Die Rundumsicht vom Kopf der Halde sucht Ihresgleichen. Auch das fotogene Wasserschloss Wittringen befindet sich etwas weiter nördlich ganz in der Nähe.

In der Näheren Umgebung befinden sich außerdem noch fotografisch interessante Locations wie der Zauberlehrling oder Slinky Springs to Fame. Diese Orte sind alle innerhalb weniger Fahrminuten zu erreichen.

Noch mehr Inspiration für Ausflugsziele im Ruhrgebiet findest Du im Artikel Ausflugsziele und Sehenswürdigkeiten im Ruhrgebiet.

 

Und jetzt Du

Bist Du schon beim Tetraeder Bottrop gewesen? Vielleicht hast Du ja auch schon eine der anderen Halden im Ruhrgebiet besucht? Dann hinterlasse mir doch einen kurzen Kommentar, ich würde mich sehr darüber freuen.

Das Ruhrgebiet ist Dir nicht groß genug? Wie wäre es dann mit über 100 Sehenswürdigkeiten in Nordrhein-Westfalen, die auf Dich warten?

 

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