Heute: Vicki von vickiviaja.com
„Ich würde mich selbst eher als Reisender und nicht als Tourist bezeichnen. Ich entdecke gerne Orte fernab von den Touristenpfaden und lerne dabei Einheimische und deren Kultur kennen. Ich bin meistens mit kleinem Budget unterwegs und versuche immer neue Wege zu finden, während meiner Reisen Geld zu sparen, ohne dabei auf etwas verzichten zu müssen oder etwas zu verpassen.“
Erzähl doch mal ein bisschen was über Deinen Reiseblog, wann hat er das Licht der Welt erblickt und wie hat sich das dann alles entwickelt?
Mein Reiseblog hat im Mai 2017 das Licht der Welt erblickt. Er war eigentlich eher dafür gedacht, um Familie und Freunde während unserer 7-monatigen Asienreise auf dem Laufenden zu halten. Als internationales Pärchen sprechen unsere Familien und Freunde jedoch drei verschiedene Sprachen, weswegen der Blog zunächst bilingual und später sogar trilingual wurde (Deutsch, Englisch und Spanisch).
Während der Reise dann gab ich den Link zu meinem Blog immer häufiger an andere Reisende weiter, die vorhatten, die Orte zu besuchen, über welche ich bereits geschrieben hatte. Es tat gut, zu sehen, dass meine Erlebnisse anderen bei ihrer Reiseplanung helfen konnten und so wurde aus unserem kleinen privaten Blog ein echter Reiseblog.
Während ich die Texte schreibe, ist mein Mann Eduardo, der als Web- und Grafikdesigner arbeitet, für das Design und die technischen Details zuständig. Inzwischen folgen rund 40.000 Reisebegeisterte jeden Monat unseren Abenteuern und Tipps.
Wie bist Du damals eigentlich auf den Namen für den Blog gekommen?
Da der Blog ja eigentlich eher als privater Blog gedacht war, habe ich nicht wirklich viel Zeit in die Namenswahl gesteckt. Ich hatte erst an „Vicki travels“ oder „Vicki reist“ gedacht, fand den Namen auf Spanisch jedoch irgendwie passender, da ich in Spanien lebe, viele unserer Freunde kein Englisch oder Deutsch sprechen und es außerdem eine Alliteration bildet – „Vicki viaja“. Da ich heute aber überwiegend auf Deutsch und Englisch schreibe, merke ich, dass viele meiner Leser den Blognamen gar nicht verstehen.
Da Japan unser erstes Reiseziel war, dachten einige meiner Deutschen oder Englisch-sprachigen Freunde sogar, dass mein Blogname für „Vicki via Ja(pan)“ steht. Häufig wird mein Blogname daher falsch geschrieben: „Vicky viaja“ ist dabei wohl die beliebteste Version. Hätte ich gewusst, wie sich mein Blog in der Zukunft entwickeln würde, hätte ich wohl einen einfacheren Namen gewählt…
Welcher Deiner bisherigen Artikel liegt Dir besonders am Herzen?
Der Artikel, in den ich wohl am meisten Zeit und Arbeit gesteckt habe, ist mein Barcelona Sehenswürdigkeiten Artikel. Ich lebe nun seit mehr als 3 Jahren in Barcelona und kenne die Stadt deswegen gut.
Viele der Artikel, die bei Google auf der ersten Seite zu finden sind, wurden von Leuten verfasst, die sich vielleicht einmal 1-2 Tage in der Stadt aufgehalten haben und enthalten daher viele veraltete oder sogar falsche Informationen. Ich habe aber noch eine ganze Menge weiterer Informationen und Artikel über Barcelona – wer also eine Reise in meine Wahlheimat plant, ist auf meinem Blog genau richtig.
Welcher Reisetyp bist Du, wie reist Du am liebsten? Hotels oder Camping? Mietwagen oder Wohnmobil? Teuer oder günstig etc. ?!
Für mich ist das wichtigste beim Reisen, Einheimische zu treffen und die Kultur des Landes kennenzulernen – Resorts und Luxusurlaub fernab der Einheimischen ist daher gar nichts für mich. Es kommt immer darauf an, auf welche Art man am besten ins Land eintauchen und die Locals treffen kann. Couchsurfing ist da nur eine von vielen großartigen Möglichkeiten.
Ganz nach dem Klischee, das viele von uns Deutschen oder Katalanen (mein Mann ist Katalane) haben, geben wir nicht gerne unnötig Geld aus und reisen deswegen in der Regel günstiger. Das heißt nicht, dass wir uns nicht auch mal etwas gönnen oder aus Prinzip jeden Cent zwei-mal umdrehen, sondern einfach nur, dass wir in der Regel den günstigsten Weg finden, um bestimmte Reisen oder Erlebnisse zu verwirklichen – ohne dabei etwas zu verpassen natürlich.
Dein beeindruckendstes oder verrücktestes Erlebnis bisher auf Reisen war…??
Es ist gar nicht mal so einfach, mich da für eins zu entscheiden. Meine erste Solo-Reise nach China mit 20 Jahren werde ich zum Beispiel nie vergessen. Im darauffolgenden Sommer während unserer Semesterferien, couchsurften eine Kommilitonen und ich uns durch einige Städte Südeuropas. Dort lernten wir auch meinen Mann kennen, der uns in Barcelona gratis auf seiner Couch übernachten ließ. Nur 14 Tage später reiste ich bereits mit ihm nach Amsterdam.
Ist auf einer Reise auch schon einmal etwas so richtig schiefgelaufen? Hast Du es vielleicht sogar schon einmal mit der Angst zu tun bekommen?
Wenn man viel unterwegs ist, geht natürlich immer mal etwas schief, aber in der Regel kommen wir noch mit einem blauen Auge davon ;) Unseren größten Travel Fail erlebten wir in Bordeaux als wir unseren Flug nach einem Wochenende in der Stadt verpassten, weil die Namen der Terminals etwas verwirrend waren und wir uns daher am falschen Terminal anstellten (Die Namen der Terminals lauten A, B und Bili – wir hätten zu Bili gemusst, stellten uns aber bei B an).
Obwohl wir noch 45 Minuten vor Abflug am richtigen Gate ankamen, durften wir nicht mehr mitfliegen. Ich brauche wohl nicht zu betonen, dass unsere Chefs nicht gerade glücklich waren, dass wir am nächsten Tag erst gegen 12 Uhr Nachmittags bei der Arbeit ankamen. :)
Dein schönstes Erlebnis mit Tieren war…??
Wir lieben Tiere – Jedoch sieht man auf Reisen nur zu häufig, dass Tiere nur als Touristenattraktionen verwendet und schlecht behandelt oder sogar gequält werden. Das wollen wir natürlich nicht unterstützen. Bestes Beispiel dafür ist das Elefantenreiten in Südostasien. Eine wirklich schöne Erfahrung im Gegensatz dazu, war jedoch ein Tag, den wir in einer ethischen Elefanten-Organisation verbracht haben, in der wir die Elefanten füttern und mit ihnen im Matsch spielen durften.
Ein weiteres atemberaubendes Erlebnis war das Schnorcheln mit Mantas und Schildkröten auf den Malediven. Während meines Praktikums auf den Malediven, durfte ich den Schnorchelausflug einige Male begleiten. Es ist wirklich beeindruckend diese eleganten Tiere unter Wasser zu beobachten und mit ihnen zu schwimmen (ohne sie zu berühren oder zu bedrängen natürlich).
Gibt es etwas, was Dich auf Reisen auch mal so richtig nervt?
Was mich richtig nervt auf Reisen ist, wenn sich Touristen respektlos den Einheimischen und der Kultur gegenüber verhalten. In meiner Wahlheimat Barcelona sehe ich jeden Tag Touristengruppen, häufig Junggesellen-Abschiede etc., die sich total danebenbenehmen – betrunken und laut grölend, manchmal in Strandkleidung fernab vom Strand, durch die Straßen laufen, häufig bereits schon am Vormittag.
Im Allgemeinen nerven uns Reisende, die ihren Müll liegen lassen, erwarten, dass man immer und überall ihre Heimatsprache spricht oder dass alles dem Standard ihres Heimatlandes entspricht und die Kultur und Regeln des Reisezieles ignorieren. In Südostasien sieht man, z.B. in fast jedem Tempel Touristen, die in Shorts und Tops durch die Tempelanlagen laufen, auch wenn Schilder für jeden verständlich darauf hinweisen, dass man sich respektvoll kleiden solle.
Hast Du eine Art Herzensziel, einen sogenannten „Happy Place“? Also eine bestimmte Location, wo Du dich besonders wohl fühlst und wo es Dich immer wieder hinzieht?
Ich habe zwar so einige Reiseziele auf meiner Liste, an die ich unbedingt irgendwann zurück möchte, jedoch siegt am Ende meist die Neugierde nach neuen Orten. Vielleicht kann man an dieser Stelle meine wunderschöne Heimat, den Harz, nennen. Hierhin reisen wir mindestens einmal im Jahr, um Familie und Freunde zu besuchen. Meine Heimatstadt Goslar ist irgendwie so das komplette Gegenteil meiner Wahlheimat Barcelona – hier findet man immer Ruhe und Entspannung.
Gab es auch schon mal einen Ort, der Deine Erwartungen NICHT erfüllen konnte oder wovon Du sogar schon einmal richtig enttäuscht gewesen bist?
Der Ort, der mich wohl am meisten enttäuscht hat, war definitiv Paris. Ich kam mit sehr hohen Erwartungen, nachdem diese Stadt ja überall in den höchsten Tönen gelobt wird. Mich konnte Paris jedoch irgendwie einfach nicht überzeugen.
Die für Dich persönlich beste Unterkunft bisher, ganz gleich welcher Art, war…??
Die besten Unterkünfte während meiner Reisen habe ich alle über Couchsurfing und Airbnb gefunden. Nicht, weil sie überaus gemütlich oder luxuriös waren, sondern eher für die Erlebnisse, die ich mit ihnen verbinde und die Menschen, die ich durch diese Art zu reisen kennenlernen durfte. Allen voran natürlich mein Mann, Eduardo, der ja auch mal unser Couchsurfing-Gastgeber war. Inzwischen ist diese „Unterkunft“ sogar mein Zuhause geworden.
Wenn Geld und Urlaubstage keine Rolle spielen würden, wohin würdest Du dann gerne einmal reisen?
Es gibt so viele Reiseziele, die ich unbedingt noch einmal besuchen möchte. Allen voran China. Nachdem ich mich während meines Praktikums in China in Peking verliebt habe, möchte ich einfach mehr von diesem einzigartigen Land entdecken. Südafrika, Namibia, Madagaskar und Island stehen aber auch ganz oben auf meiner Liste.
Wenn Du Deine Reisen planst, wie genau gehst Du da eigentlich vor und wie viel Zeit steckst Du dann in die Vorbereitungen? Oder bist Du eher spontan und legst gar nicht so viel Wert auf Planung?
Das kommt immer ganz aufs Land an. Vor unserer Japanreise, haben wir alles genau durchgeplant. Besonders, weil Japan nicht gerade günstig ist, lohnt es sich im Voraus zu planen, um eine Menge Geld zu sparen. Besonders, wenn wir mit Couchsurfing unterwegs sind, brauchen wir vorher eine ungefähre Reiseroute, um Gastgeber anzufragen. Wenn wir längere Zeit unterwegs sind, entscheiden wir jedoch in der Regel ganz spontan. Am Ende kommt ja bekanntlich sowieso immer alles anders als geplant ;)
Mit welche Foto-Equipment bist Du unterwegs? Oder brauchst Du das gar nicht und fotografierst überwiegend mit dem Smartphone?
Mein Mann ist viel besser, was das Fotografieren angeht und hat vor allem viel mehr Geduld als ich. Wenn du also schöne Bilder auf meinem Blog entdeckst, ist die Chance groß, dass er das Foto geschossen hat. Unsere Kamera ist immer mit dabei, jedoch geht es mit dem Smartphone manchmal einfach schneller. Häufig haben wir aber auch eine GoPro und unsere Drohne mit im Gepäck.
Deine Lieblingsfotos von unterwegs sind…??
Du hast Dein Herz 2010 an New York verloren. Was genau fasziniert Dich denn an dieser Stadt so? Und könntest Du Dir vielleicht vorstellen, irgendwann von Barcelona komplett dort hin zu ziehen?
Genau, ich habe ich 2010 auf einem Schüleraustausch total in New York City verliebt. Es war das erste Mal für mich außerhalb Europas und auch das erste Mal in einer Metropole außerhalb Deutschlands. Alle Eindrücke waren so neu und beeindruckend für mich. Deswegen ist New York für mich viel mehr als nur ein Reiseziel, sondern eher ein Symbol für den Anfang meiner Leidenschaft fürs Reisen.
Im Oktober geht es für mich wieder nach New York und ich bin gespannt, ob der Big Apple mir wieder das gleiche großartige Gefühl gibt, wie das letzte Mal.
Dort leben möchte ich aber trotzdem nicht. Selbst Barcelona wird mir so langsam zu laut und anstrengend. In der Zukunft sehe ich mich eher in einer Kleinstadt irgendwo in Strandnähe.
Du reist ja seit 2015 nun auch zusammen mit deinem Mann Eduardo. Wer von Euch hat denn immer die Ideen zu den Reisen? Oder entscheidet Ihr immer gemeinsam, wohin es als nächstes gehen soll?
Meist entscheiden wir, indem wir schauen, welches Reiseziel am praktischsten ist. Amsterdam besuchten wir z.B., weil es einfach, schnell und günstig mit dem Bus von Hannover (dort in der Nähe lebte ich zu dem Zeitpunkt) aus zu erreichen war. Südostasien war gut mit einem kleinen Budget zu bereisen und wir beide waren bereits vorher schon einmal alleine in Asien gewesen. Für unsere Hochzeitsreise geht es nach Südamerika, da wir die Sprache sprechen und daher hoffentlich einfach und schnell mit den Einheimischen in Kontakt treten können.
Außerdem befinden sich viele Länder, die wir sehen möchten, an einem Ort, so dass wir per Land reisen können und außer bei An- und Abreise keine Flüge nehmen müssen. Da es sich um eine mehrmonatige Reise handelt ist natürlich das Budget auch ein wichtiger Faktor, wenn es um die Auswahl des Reisezieles geht.
Stichwort Bucket List: Über 30 Länder rund um die Welt hast Du jetzt schon besucht – aber gibt es auch Ziele, die dich so rein gar nicht interessieren, obwohl sie vielleicht sehr beliebt bei anderen sind?
Länder, die mich gar nicht interessieren, würden mir jetzt spontan keine einfallen. Es sind eher die typischen Partyorte, die ich meide. Deswegen haben wir z.B. Phuket während unserer Thailandreise ausgelassen. Auch am Ballermann auf Mallorca oder in Lloret de Mar, wird man mich wohl eher nicht finden und das obwohl die beiden ja quasi direkt bei mir „um die Ecke“ liegen.
Du versuchst ja nach Möglichkeit immer die Finanzen beim Reisen in einem erträglichen Rahmen zu halten. Welche Tipps kannst Du anderen geben, um bei der Buchung einer Reise oder hinterher vor Ort vielleicht ein bisschen zu sparen??
Es gibt so viele einfache Möglichkeiten, Geld zu sparen. Als Tourismusmanagerin habe ich da natürlich, gerade was das Buchen von Flügen angeht, eine Menge Tricks auf Lager. Am meisten Geld kann man sparen, wenn man flexibel ist. Ob es nun um Uhrzeit, Abflugort oder sogar den Reisezeitraum geht. Vor Ort hilft es meist, ein paar Schritte aus dem Zentrum, bzw. dem Touristengebiet hinauszugehen, da gibt es in der Regel bereits viel günstigere Preise.
Gibt es etwas, was Du abschließend den Lesern sagen und mit auf den Weg geben möchtest?
Man braucht keinen riesigen Kontostand, um zu reisen, sondern man muss einfach nur Prioritäten setzen und ein bisschen Mut haben, um loszugehen, ob allein, mit Freunden, dem Partner oder als Gruppenreise – mach, was sich richtig anfühlt. Also statt weiterhin nur Reise-Zitate im Internet zu lesen und von der großen weiten Welt zu träumen, buch einfach deine Reise und du wirst es nicht bereuen.
Wenn Dir das Interview gefallen hat, dann besuche Vicki doch mal auf Ihrem Blog und stöbere ein bisschen in den Seiten dort!
vickiviaja.de findest Du hier im Internet:
Ganz lieben Dank von meiner Seite aus an Vicki, die mir Rede und Antwort gestanden hat. Wenn Ihr selber noch ein paar Fragen haben solltet, dann gerne ab damit in die Kommentare.
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