Heute Morgen scheint der Wettergott sich wieder beruhigt zu haben. Sie Sonne strahlt uns von einem fast wolkenlosen Himmel entgegen. Schade das der Tag gestern nicht genauso angefangen hat. Wir möchten uns heute gerne den Lower Coal Mine Canyon anschauen und auf dem Weg dorthin fahren wir ja gen Osten am South Rim vorbei.

Dabei nehmen wir wieder so ziemlich jeden Aussichtspunkt mit der uns über den Weg läuft. Durch die extrem klare Luft heute Morgen kann man sogar den Colorado vom Mather Point aus hervorragend erkennen.

Grand Canyon vom Mather Point aus gesehen ... rechts am Bildrand der Colorado River

Grand Canyon vom Mather Point aus gesehen … rechts am Bildrand der Colorado River

 

Wie schon die letzten Male als wir hier waren, ist es heute Morgen allerdings irgendwie frostig. Ich glaube selbst im Hochsommer herrschen hier am Tagesbeginn einstellige Temperaturen bis die Sonne so langsam ihre Kraft entfaltet! Da wir aber natürlich nur Shorts, Shirts und Latschen anhaben ist uns recht … öhm … kühl am Körper.

Unsere Fotostopps ähneln deshalb eher denen der asiatischen Reisebusse … halten, husch-husch, Fotos, Fotos, husch-husch, Auto, weiter! Wenn einer von uns jetzt noch einen lustigen bunten Regenschirm in der Hand halten würde wäre das Bild perfekt. Themawechsel …

Steinfenster am Mather Point

Steinfenster am Mather Point

 

An dem alten Gebäude am Mather Point entdecke ich etwas abseits trotz der „Kälte-Hektik“ noch ein Steinfenster. Solche „Rahmenbedingungen“ für ein Foto KANN man sich ja unmöglich entgehen lassen! Als Souvenir muss in diesem Jahr ausnahmsweise mal kein T-Shirt, sondern ein sogenannter Traumfänger dran glauben. Den hängt man im Schlafzimmer auf und nach indianischem Glauben werden böse Träume in der Nacht damit eingefangen und durch die Sonnenstrahlen am nächsten Morgen verbrannt. Tolle Sache, aber was ist, wenn es regnet ?!

Zurück im Auto machen wir zum ersten und letzten Mal in diesem Urlaub die Sitzheizung an. So etwas hab ich eigentlich auch nicht für möglich gehalten vorher. Bereits kurze Zeit später (wir müssen in Cameron tanken) sind wir froh über unsere Wahl bei der Kleidung. Draußen sind es gefühlte 30°C inzwischen und wir kaufen uns im Shop an der Tanke noch ein paar kühle Getränke und Eis. So schnell kann sich das hier ändern, aber das haben wir ja schon öfter erleben dürfen, wenn wir hier im Südwesten unterwegs gewesen sind.

 

 

Lower Coal Mine Canyon

Vorbei an Tuba City passiert bis zur kleinen Stichstraße zum Lower Coal Mine Canyon erst einmal nicht wirklich viel, bis auf das wir den Abzweig zuerst trotz Navi verpassen. Zwar konnte man links bereits die typischen Abbruchkanten erkennen die wir schon so oft auf diversen Fotos im Netz gesehen hatten, trotzdem kam zum verrecken kein noch so kleiner Weg, der darauf schließen ließ, das man hier abbiegen könnte.

Als wir schon viel zu weit waren und uns das Gefühl nicht losließ, das wir den Abzweig oder das kleine Tor verpasst haben, durch das wir hätten fahren müssen, drehen wir um und ich ärgere mich über mich selber, dass ich mir keine genaue Wegbeschreibung im Vorfeld mitgenommen habe. Vermutlich hatte ich gedacht, es wäre alles gut ausgeschildert hier – aber Pustekuchen.

Wie auch immer. Mit gedrosselter Geschwindigkeit fahren wir die Strecke ein paar Meilen zurück und gucken ganz genau auf jede Reifenspur, die wir am Straßenrand erkennen können. Bei einer Schotterpiste mit Cattlegard am Anfang sind wir uns dann fast sicher, dass wir richtig sind. Eine mittelgroße Matschpfütze hat es sich aber auf der sandigen Zufahrt schön gemütlich gemacht. Überreste von gestern vermutlich als es noch so stark geregnet hat in der Gegend.

Unter dem Motto „Augen zu und …“ fahren wir einfach mitten durch, der bis dato äußerlich saubere Wagen sieht danach aus wie schon mal gegessen. Langsam tasten wir uns die Piste weiter. Am Abzweig wo es rechts nach unten zum Canyon geht halten wir und nehmen erst einmal den aufgeweichten Weg unter die Lupe …

Piste zum Coalmine Canyon

Piste zum Coalmine Canyon

 

Wanderschuhe so wie sie aussehen sollten .... :-)

Wanderschuhe so wie sie aussehen sollten …. :-)

 

Im selben Moment kommt uns von links ein Auto mit drei Franzosen entgegen. Sie informieren uns kurz darüber das die aufgeweichte Piste im weiteren Verlauf nicht wirklich besser wird und wir es uns gut überlegen sollen, ob wir den Weg mit dem Auto wirklich hinunterfahren wollen oder – wie sie auch – lieber zu Fuß gehen.

Im ersten Moment denke ich noch „Memmen“, als wir die Piste ein paar Meter testweise weiter gehen und sehen, dass uns ein Gefälle erwarten würde beschließen wir aber die letzte Meile(n) dann DOCH zu Fuß zurückzulegen.

Hinunter wären wir ja vielleicht noch ganz gut gekommen. Ob wir allerdings auch die Steigung hinterher wieder hinauf gekommen wäre weiß ich nicht wirklich. Und so rüsten wir uns also für eine ungeplante Wanderung zur Abbruchkante aus. Über die Zeit, die uns dadurch verloren geht, machen wir uns in dem Moment nicht wirklich Gedanken. Alleine die Vorstellung gleich dort unten zu stehen vertreibt uns sämtliche Sorgen diesbezüglich …

Abbruchkante des Lower Coalmine Canyon

Abbruchkante des Lower Coalmine Canyon

 

Die weißen Hoodoo-ähnlichen Säulen sehen von weitem völlig unwirklich aus und passen eigentlich gar nicht zur restlichen Umgebung und selbst den eigentlichen „Canyon“ würde man hier mal so überhaupt nicht vermuten. Vorbei an einigen Badlands, die uns aus dem Auto heraus wahrscheinlich gar nicht aufgefallen wären …

Badlands beim Coalmine Canyon

Badlands beim Coalmine Canyon

 

… machen wir uns also auf, selbst zu Fuß ist der matschige Weg nicht ohne und wir müssen oft aufpassen nicht auszurutschen oder mit den Schuhen im Schlamm zu versinken.

Die zu laufende Strecke können wir von der Entfernung her schwer einschätzen. Meistens vertut man sich ja eh und denkt, dass der Weg viel kürzer zu sein scheint, als er hinterher dann tatsächlich ist. Wir glauben aber, das wir so circa eine Stunde brauchen bis wir unten sind, dann vielleicht nochmal eine halbe Stunde unten und wieder eine Stunde zurück.

Hinterher sollte sich herausstellen, dass wir damit genau richtig gelegen haben. Allerdings auch nur, weil wir unten an einer Kreuzung den rechten Weg und nicht den linken genommen haben. Da keine Reifenspuren zu sehen waren, wussten wir nicht genau, welcher Weg nun der richtige ist. Entschlossen haben wir uns für die kürzere rechte Variante. Eigentlich war ja klar, dass das genau der falsche Weg sein würde *lach* …

Nach mühsamen 55 Minuten erreichen wir schließlich das Ende des Weges. Zumindest das, was man noch so als „Weg“ identifizieren konnte. Und es erwartet uns ein Bild, was wir so eigentlich noch nicht gesehen haben. Da normalerweise ja alle, die mit dem Auto hinunterfahren, den linken Abzweig nehmen, kommt HIER HER vermutlich kaum jemand. Das 08/15-Foto vom Lower Coal Mine Canyon entfällt also, was man überall im Netz sehen kann. Dafür gibt es das hier …

Frauchen am Lower Coalmine Canyon

Frauchen am Lower Coalmine Canyon

 

In einem Wash unten am Boden des Lower Coal Mine Canyon lassen einige Reifenspuren darauf schließen das man hier sogar mit dem Auto hinunterkommt. Wie und wo – keine Ahnung! Irgendwann wird aber vermutlich der erste die Zufahrt hierher entdecken und auch die ersten Bilder dazu ins Netz stellen. Ich freu mich schon drauf!

Lower Coal Mine Canyon Panorama

Lower Coal Mine Canyon Panorama

 

Der Rückweg gestaltet sich genauso mühsam wie der Hinweg. Jeder Schritt durch Lehm und Matsch fällt nach kurzer Zeit irgendwann doppelt so schwer wie normalerweise. Mit einem Sonnenbrand und leicht geplättet kommen wir schließlich knapp 2.5 Stunden nach Beginn der Wanderung wieder am Auto an. Die ganze Zeit haben wir weder menschliches noch tierisches Leben hier gesehen.

Hätte jemand unseren Wagen oben an diesem menschenleeren Ort geklaut wären wir vermutlich aufgeschmissen gewesen. Natürlich würde das aber niemals jemand machen, hier sind ja alle nett. Zumindest DACHTE ich das, im Nachhinein hab ich erfahren, dass wir hier nämlich gar nicht am Upper, sondern am Lower Coal Mine Canyon gelandet und Besucher eher unerwünscht sind. Die Zufahrt soll teilweise sogar durch Nägel auf der Gravelroad erschwert werden, hier ist also Vorsicht angesagt!

Zurück am Auto entschlacken wir erst einmal mit etwas Wasser aus einem Gallonenkanister unsere Schuhe ein wenig und wechseln über zu Badelatschen. Die Wanderschuhe verschwinden bis auf Weiteres in Abteilung „U wie Unbrauchbar“ …

Auf dem Weg zurück nach Tuba City statten wir noch dem komisch anmutenden Big Ball und den irgendwie völlig deplatzierten Elefantenfüßen einen Besuch ab.

Und hier zeigt sich wieder einmal die Verkaufsgenialität der Einheimischen. Denn selbst HIER befindet sich inzwischen ein Verkaufsstand. Weit und breit ist rein gar nichts, dann plötzlich zwei merkwürdig dreinschauende Steinsäulen und schwupp, schon wird ein Stand aufgebaut. Verübeln kann man es wohl niemanden. Auch, wenn ich persönlich dieser Stände an so ziemlich jedem halbwegs fotogenen Ort irgendwann überdrüssig werde!

Die beiden "Elefantenfüße"

Die beiden „Elefantenfüße“

 

Was gäbe es sonst noch zu sehen hier? Ein Navajo Museum sowie die alte Tuba City Trading Post aus dem Jahre 1905. Und ein paar Dinosaur Tracks. Alles drei interessiert uns aber nicht wirklich. Viel mehr gibt die etwas über 9000 Einwohner fassende Stadt am westlichen Rande der Najavo Nation allerdings auch nicht her.

Zu beachten wäre vielleicht noch, dass hier – genau wie ich Kayenta – die Uhren anders ticken bzw. umgestellt werden im Vergleich zur sonst üblichen Arizona-Zeit. Morgen schauen wir uns dann den bekannteren Upper Coal Mine Canyon an. Übernachten werden wie heute im Quality Inn Navajo Nation. Bis denn.